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NRW-Wahl: Armin Laschets größte Sorge heißt Lindner

Angela Merkel in Haltern.

Es läuft gut für Armin Laschet.  Vor der nordrhein-westfälischen Landtagswahl am morgigen  Sonntag, ist alles offen: Laschet könnte der künftige Ministerpräsident von NRW und Hannelore Krafts Nachfolger werden.

Auf Halterns Marktplatz drängeln sich Tausende in der warmen Nachmittagssonne. Ein Blasorchester spielt volkstümliche Musik und in den Seitenstraßen der pittoresken Altstadt stehen in kleinen Gruppen die Beamten eines Sondereinsatzkommandos. Die Läufe der schussbereiten Maschinenpistolen sind auf das Kopfsteinpflaster gerichtet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht gemeinsam mit Armin Laschet Haltern. Die beiden werben mit den örtlichen Landtagskandidaten der Union um Stimmen für die CDU. Vor fünf Jahren waren Auftritte von Merkel im Landtagswahlkampf eher entspannt und unterhaltsam. Sowohl der damalige CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen als auch Merkel wussten, dass Hannelore Kraft die Wahl gewinnen wird. Die Kanzlerin hielt charmante, kluge Reden voller Witz, aber sie kämpfte keinen Kampf, der schon verloren war.

Diesmal ist das anders. Merkel redet ernst, beschreibt die Probleme von Nordrhein-Westfalen und macht die rot-grüne Landesregierung für die Dauerkrise NRWs verantwortlich: “Sie sind doch nicht dümmer als die Menschen in Bayern” Wenn es Ihnen in NRW schlechter geht, liegt das daran, dass die Politik das Problem ist”, ruft die Kanzlerin über den Platz am Nordrand des Ruhrgebiets. Die NRW-Landesregierung gebe für jedes Schulkind weniger Geld aus, als die Regierungen der anderen Bundesländern. Diesmal ist die Kanzlerin nicht nach NRW gekommen, um einem aussichtslosen Kandidaten beizustehen, sie will siegen.

Und der Mann neben ihr auf der Bühne scheint plötzlich wirklich eine Chance zu haben, am Sonntag Ministerpräsident des einwohnerreichsten Bundeslandes der Republik zu werden. Der Aachener Armin Laschet hat in den vergangenen Jahren auf den Wahltag hingearbeitet: Der ehemalige Integrationsminister der Regierung Rüttgers ist Landesvorsitzender der CDU und Chef der Fraktion im Landtag. Er ist anders als sein Vorgänger, der damalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen, vollkommen auf NRW konzentriert. Sein Ziel ist die CDU wieder in die Regierung zu führen, in eine Regierung, die er im Idealfall als Ministerpräsident führt; aller Wahrscheinlichkeit nach eine große Koalition. Die Frage, ob SPD oder CDU am Ende vorne liegen, entscheidet deshalb über den Ministerpräsidenten. Und auch ein wenig darüber, ob der Schulz-Zug der Bundes-SPD schon auf dem Abstellgleis angekommen ist und die Sozialdemokraten die kommende Bundestagswahl im September schon im Frühling abhaken können.

Laschet ist ein typischer Vertreter der nordrhein-westfälischen Christdemokraten, er ist kein konservativer Hardliner und in der Bundespartei eher links einzuordnen. Merkels Flüchtlingspolitik hat er aus Überzeugung unterstützt: Als 2006 viele in der Union stramm behaupteten, Deutschland sei kein Einwanderungsland, sagte Laschet der “taz”, diese These sei schon immer falsch gewesen und eine Lebenslüge. Das Verhältnis zu den Grünen, vor allem zum Aachener Grünen Reiner Priggen, war schon lange gut. Priggen war es, der 2010 für die Grünen einen Wechsel zu Schwarz-Grün vorbereiten wollte. Sein Partner auf Seiten der Union war Laschet. Am Ende reichte es weder für Rot-Grün noch für Schwarz-Grün, das Duo Kraft/Löhrmann ließ sich als Minderheitsregierung im Landtag von den Linken tolerieren.

Wenn Laschet die Landesregierung in der Bildungspolitik angreift, wirkt er ganz bei sich: Die geringsten Ausgaben pro Schüler bundesweit, das relativ schwache Abschneiden von Kindern und Jugendlichen aus NRW im Vergleich mit Schülern anderer Bundesländer, zu wenige Professoren für die hohe Zahl der Studenten – es sind ideale Themen für Laschet. Zwar setzte die Regierung Rüttgers, dem damaligen Zeitgeist folgend, wie fast alle Bundesländer, auf Studiengebühren und eine Verkürzung der Schuldauer bis zum Abitur, aber ihr Markenzeichen war die Gründung zahlreicher Fachhochschulen in kleineren Städten, die oft ein Studium neben dem Beruf ermöglichten. Unter Laschets Vorgänger als CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag, Karl-Josef Laumann, schloss die Union mit Rot-Grün sogar einen “Schulfrieden”. Gemeinsam einigten sich die drei Parteien 2011 darauf, die Sekundarschule einzuführen, aber grundsätzlich bei einem gegliederten Schulsystem zu bleiben.

Solche Vereinbarungen respektiert Laschet, die bescheidenen Ergebnisse der NRW-BildungsSchulpolitik nicht. Und die ist eines der beiden wichtigsten Wahlkampfthemen. Das Zweite, die Innere Sicherheit, liegt Laschet nicht. Laschet ist zu jovial für einen Scharfmacher. Nicht dass der nötig wäre, um NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) zu stellen – die Bilanz seiner fast siebenjährigen Tätigkeit dürfte auch im Vergleich aller bisherigen Innenminister in der Geschichte der Bundesrepublik einzigartig sein, aber Laschet entschloss sich zu einem Coup: Er holte den CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach in sein Team. Einen Law and Order Typ, der allerdings nicht als Innenminister bereit steht. Bosbach soll nach der Wahl eine Kommission leiten und Vorschläge für eine neue Innenpolitik in Nordrhein-Westfalen erarbeiten.

Vielleicht war der Ruf an Bosbach eine Wende in Laschets Kampagne, genauso der abflauende Hype um den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz. Der Herausforderer in NRW gewann jedenfalls an Dynamik. Mittlerweile liegen SPD und CDU in Umfragen gleichauf, in einer Umfrage führt die Union sogar vor der SPD. In Haltern war bei Laschet jedenfalls keine Verunsicherung zu spüren, wenn er sich mit der Bilanz der rot-grünen Landesregierung beschäftigte. Zahlreiche Artikel und Faktenchecks der vergangenen Wochen und Monate haben die Problemzonen des Landes und seiner Regierung ja offengelegt.

Die SPD reagiert derweil nervöser. Die Attacken, auch gegen Laschet, werden aggressiver. “Wackeldackel” nennt Kraft ihn in ihren Reden, weil er angeblich seine Positionen ändert. Als ob das ein Problem wäre, seine Meinung zu ändern, wenn neue Fakten auf den Tisch gekommen sind. Krafts Das Problem der Ministerpräsidentin: Laschet eignet sich nicht als Schreckgespenst. Niemand glaubt ernstlich, dass mit dem Aachener ein konservatives Rollback in NRW drohen würde, und in vielen Punkten liegen beide auch nicht weit auseinander. Nur hat Kraft viele Politikfelder den Grünen überlassen und sich selbst wohl darauf verlassen, dass das Image der gütigen Landesmutter schon zum Sieg reichen würde. Und so könnte Laschet derjenige sein, der im Bereich von Bildung, bei Kinderbetreuung, Jugendhilfe einiges durchsetzen wird, was Kraft nur angekündigt hat. Man glaubt ihm, der nicht der Mann des großen Effektes ist, dass es ihm darauf ankommt, das Land erfolgreich zu führen und es nicht nur herzlich zu repräsentieren.

In den letzten Tagen vor der Wahl scheint ohnehin nicht mehr die in den Umfragen fallende SPD Laschet die größten Sorgen zu machen. In Haltern wendet er sich an mögliche FDP-Wähler: „Viele sagen mir, “Ich finde die CDU gut, aber ich werde FDP wählen, weil ich die im Parlament sehen will”. Ich möchte auch, das im Bundestag ab dem Herbst mit der FDP wieder eine liberale Partei sitzt. Aber in NRW liegt die FDP in den Umfragen über zehn Prozent. Es geht am Sonntag nicht darum, die FDP zu retten. Die CDU braucht jede Stimme. Wer am Sonntag FDP statt CDU wählt, muss damit rechnen, dass er damit dafür sorgt, dass Hannelore Kraft Ministerpräsidentin bleibt.”

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Yilmaz
Yilmaz
6 Jahre zuvor

Mich würd ja schon freuen, wenn Ralf Jäger am Sonntag seinen Job verliert…

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Stefan Laurin,
"wenn Laschet die Landesregierung in der Bildungspolitik angreift wirkt er ganz bei sich".

Ja, in diesem Politikfelde ist er ja höchst fachkompetent:

Als (ehemaliger?)- Dozent/Lehrbebauftragter an der TH Achen:

Er verlor Klausuren!
Er vergibt freihändig "Ersatznoten".
Er vergibt Ersatznoten auch an Studenten, die die Klausur gar nicht mitgeschrieben hatten.

"Typisch" für eine rheinische Frohnatur?
Bruder Leichtfuß?

Und wenn er 'mal ausgestattet mit diesen Fähigkeiten Ministerpräsident ist , dann……?

Stefan Laurin,
was hättest Du und was hätten mit Dir politiisch gleichgesinnte Journalisten im Wahlkampf wohl aus dieser Affäre gemacht, wenn Laschet SPD-Mann wäre?

ke
ke
6 Jahre zuvor

Ein Regierungswechsel ist aus meiner Sicht notwendig. Ein paar weitere Jahre SPD Innenministerium sind für mich unvorstellbar.

Wer den Regierungswechsel will, hat nur 2 Alternativen:
FDP
oder
CDU

Was bekommt man mit Herrn Laschet?
Die Schröder SPD? Einen Taktierer?

Was ist mit der FDP? Sie tauchte eigentlich kurz vor den Wahlen aus dem Nichts auf. Sie spricht Probleme an, hat aber auch keine Personen, die zeigen konnten, dass sie etwas umsetzen konnten.
Natürlich fehlte hier auch die Möglichkeit.

Das Bauchgefühl wird entscheiden, ob der Wähler Herrn Laschet mit seinem Team zutraut, das Land besser führen zu können. Dass er Ministerpräsident wird, ist für einen Regierungswechsel erforderlich.

Die Entscheidung ist dann, ob man eine starke FDP an seiner Seite will oder ihn direkt wählt.

Davbub
Davbub
6 Jahre zuvor

@ 2: "Stefan Laurin,
was hättest Du und was hätten mit Dir politiisch gleichgesinnte Journalisten im Wahlkampf wohl aus dieser Affäre gemacht, wenn Laschet SPD-Mann wäre?"
Ja, ist schon furchtbar, wie die Medien in NRW mit "Ihrer" SPD umgehen.

Davbub
Davbub
6 Jahre zuvor

@ 3: Warum lachen Sie denn so? In RP wird eine Grüne ohne Abschluß mit Segen & Hilfe der SPD Rektorin einer Hochschule.

der, der auszog
der, der auszog
6 Jahre zuvor

Auf Bundesebene wollte Hannelore Kraft 2013 mit allen Kräften ihres Landesverbandes eine Große Koalition in Berlin verhindern. Jetzt kommt dieses bei NRW-Sozialdemorkaten scheinbar am wenigsten beliebte Regierungskonstrukt nach Düsseldorf, was die kleineren Parteien auf Dauer wieder stärken und die SPD in NRW weiter schwächeln lassen wird. Einen wirklichen Wechsel von rotgrün nach schwarzgelb wird es erst 2022 geben.
Die SPD wird morgen marginal vor der CDU liegen, Kraft wird ein letztes Mal zur Ministerpräsidentin gewählt und ihr Amt dazu nutzen, ihren Ruhestand nach 2022 vorzubereiten.
CDU und SPD beide um die 32% mit einer Sackhaaresbreite Vorsprung für die SPD.

Grüne und FDP machen morgen eine Rochade, was die drittstärkste Kraft in NRW betrifft. Die zukünftige Oppositionsarbeit in Düsseldorf wird nach wie vor von der FDP dominiert werden und die Grünen dürften es schwer haben, als klar abgewählte ehemalige Regierungspartei das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen. Bei Themen wie innere Sicherheit, Schule und Bildung oder Verkehrsinfrastruktur dürfte es ihnen schwer fallen zu punkten. Ob in Zukunft unter Umständen auch Dreierkoalitionen wie Ampel oder Jamaica für NRW interessant werden könnten, hängt davon ab, ob die geschrumpften Grünen mit neuem Personal aufwarten, und ihren Kurs korrigieren oder weiterhin von Löhrmann, Remmel und Steffens dirigiert werden.
FDP 13%, Grüne 7%.

Die AfD könnte unter Umständen Platz 4 für die Grünen gefährden. mehr aber nicht. AfD: 6%

Das es in NRW am linken Rand annähernd genauso viele Bekloppte gibt wie am rechts, wird die Linke der AfD hart auf den Fersen sein. Linke: 5%

An die Piraten wird man sich bei der Wahl 2022 kaum noch erinnern, weil sie untergehen und irgendwo bei den Sonstigen verschwinden.

Die Wahlbeteiligung wird leicht steigen, weil CDU und FDP im Vergleich zur letzten Landtagswahl Nichtwähler mobilisieren konnten und die AfD den ein oder anderen Protestwähler aus der Versenkung holt.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Stefan,
ich habe sehr , sehr viele Freunde und Bekannte, die nicht "nur" Dozenten an einer Hochschule sind, sondern Uni-Professoren mit SPD-Parteibuch!!!

Wie nicht anders zu erwarten, gehst Du, so wie bereits bisher durch die CDU/FDP getreue Journalistenschar parktiziert, auf den Inhalt meines Beitrages, meiner Bemerkung zum "Tricksen und Täuschen" eines möglichen MP in NRW nicht weiter ein; macht aber nichts.

Stefan Laurin,
im übrigen habe ich die "Klausuren Affäre des Herrn Laschet" nicht nutzen wollen, um "wahlbeeinflussend" aktiv zu werden, sondern sie sollte ehe als Versuch für eine Satire über die "rheinischen Frohnatur" Latschet herhalten; scheinbar ist mir das nicht geglückt.

Im übrigen:
Der Rheinländer Laschet, diese rheinische Frohnatur, ist mir als "gestandenem Westfalen" durch aus sympathisch. Ich könnte mir gut vorstellen, mit ihm 'mal einen schönen Abend, mit gutem Wein und ebenso guten Gesprächen zu verbringen, jeweils lieber als mit der Genossin X und dem Genossen Y.

kE
Um Jäger los zu werden, bedarf es nicht zwingend einer CDU/FDP (Grüne?) Koalitionsmehrheit im Landtag.
Ich gehe 'mal davon aus, daß auch in einer SPD/FDP Koalition der Innenminister nicht mehr Jäger heißen wird, wahrscheinlich gar nicht der SPD angehören wird, sondern von der FDP "gestellt" würde.
Aber…"das Fell des Bären" verteilen, bevor er…..-warten wir den Wahlsonntag ab.

PS
Solange die AFD unter 1o % bleibt, würde sich meine Enttäuschung als SPDler über eine Wahlniederlage der SPD "in Grenzen halten".

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

D ER, DER
zur Prognose für morgen im wesentlichen meine Zustimmung; so könnte es kommen.
Ich würde allerdings nicht darauf wetten wollen, wer von den beiden "großen Parteien" vorne liegen wird.

Im übrigen: sh. Schußsatz -PS unter -8-.

Und wie wird es langfristig weitergehen mit den Parteien in NRW, in Deutschland, in Westeuropa, eben auch oder sogar im besondere mit den sozialdemokratischen und den sog. sozialistischen Parteien?
"Ein weites Feld", das zu beackern wäre und das bekanntlich bereits seit einiger Zeit i in Westeuropa -sh.u.a. in Frankreich- heftig und fleißig beackert wird; was wird da wachsen?

der, der auszog
der, der auszog
6 Jahre zuvor

Habe gerade festgestellt, dass ich meinen Kommentar unter den verkehrten Artikel geschrieben habe. Macht aber nix…

Was Lindner angeht wird sich Laschet keine Sorgen machen müssen. Der wechselt im Herbst in die Bundespolitik, wird die FDP vorher im Bundestagswahlkampf ähnlich professionell hochzujazzen wissen wie derzeit bei der Landtagswahl und ist dann weg.
Das einzige Problem, was ich derzeit bei der FDP sehe, ist die Konzentration auf Christian Lindner. Bislang ist er das einzige Gesicht der FDP, zumindest in NRW. Die anderen Freien Demokraten kennt man kaum und Lindner hat in seiner Rolle als Oppositionsführer den Massstab für seine Parteifreunde recht hoch gesetzt. Ob sie das Niveau der Oppositionsarbeit so hoch werden halten können, wird sich erst noch zeigen.

@Walter
Die sozialistischen/sozialdemokratischen Parteien sehe ich in Europa zwar noch nicht am Ende, aber doch in einer Sinnkrise. Von Labour in GB hört man gar nix mehr, in Italien bricht der PD der linke Flügel weg, die PvdA in den Niederlande ist fast ganz verschwunden und seit dem Ende von Mitterand ist die PS in Frankreich im Dauerchaos. Hollande holte bei seiner Wahl zum Ministerpräsidenten im ersten Wahlgang auch schon keine 30% mehr.
Die Zeit der Ideologen ist vorbei und Sozialismus etwas, das ins 20. Jahrhundert verortet wird. Der moderne Sozialdemokrat, der sich in den letzten Generationen aus dem Arbeitermilieu heraus entwickelt und sich eine gehörige Portion Wohlstand erkämpft hat, ist dem Arbeiter des 21. Jahrhunderts nur noch durch Tradition verbunden. Aber er bewegt sich längst schon nicht mehr in dessen Lebenswelt.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

"Hauchdünn"…..
der Wahlausgang morgen?

Den meine ich jetzt gar nicht, sondern den Kampf um den 3. Tabellenplatz in der Bundesliga, also um die sog. Direktqualifikation zur Champ.lig und damit den Kampf "um's große Geld" zwischen "meinem BVB" und der SG Hoffenheim. Beide trennt derzeit nur ein Plus des BVB von 4 Toren in der sog. Tordifferenz. Wer hier letztendlich vorne liege wird -in jedem Fall hauchdünn- erst am letzten Spieltag, also am 2o..5 entschieden.
Insofern muß ich mich um anhaltende Spannung über den Wahlsonntag hinaus keine Gedanken machen.

Der, Der…..
Ich habe mich vor längerer Zeit (?) hier bei den Ruhrbaronen schon 'mal darüber ausgelassen, ob und wie sich die sich radikal verändernden Lebens- und Arbeitsbedingungen in den "modernen Gesellschaften der sog. westlichen Welt" nicht zwangsläufig dazu führen werden, "aus sich heraus" dazu führen müssen, daß sich politische Willensbildungsprozesse in den Gesellschaften und in den Staaten fundamental ändern werden, ändern müssen, dh. folglich auch die Rolle der Parteien in solchen Prozessen bis hin zu ihrer Infragestellung als verfassungsrechtlich gewährleistete , institutionell garantierte Organisationen, die an der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken, mitzuwirken haben .sh.Art. 21 GG-. Erst sekundär stellt sich dann für mich die Frage, also erst dann, wenn es denn weiterhin Parteien im Sinne des derzeitigen Verständnisses von Parteien und von ihrer Funktion in einer Demokratie geben sollte, nach welchen Zielen/Inhalten sie sich definieren und wie sie sich zukünftig zu organisieren hätten. Bezogen auf die SPD und auf im weitesten Sinne demokratisch-soziale bzw. demokratisch-sozialistische Parteien in Europa habe ich dazu konkret angemerkt, daß sie sich wie alle anderen Parteien auch jetzt und hier mit ihrer Existenzberechtigung, mit ihren Zielen und mit den Inhalten ihrer Politik kritisch auseinanderzusetzen haben -auch, um sich im Jetzt und Hier zu bewähren, aber vor allem mit Blick auf das was sich z.B. n den nächsten 2o Jahren, also bis zum Jahre 2o37 tun könnte, tun wird.
Ich weiß nicht, ich kann nicht einmal mutmaßen, ob es in 2o-3o Jahren noch "herkömmliche Parteien " geben wird und wenn, ob und wie dann zu ihnen noch sozialdemokratische Parteien, z.B. die SPD, zählen werden und dann ggfls mit welchen Zielen und Inhalten.

Schon heute ist in der westlichen Welt, wie von Dir -DER,DER-angesprochen, festzustellen, daß das derzeitige Parteiengefüge, ja sogar das Selbstverständnis ihrer Existenz in jeder Demokratie und ihre bisherigen politische Grundausrichtung erheblich ins Wanken geraten sind.
Im kleinen, aber immerhin, hat Merkel es geschafft, die CDU mit bemerkenswerter Radikalität und bis vor kurzen undenkbar loszulösen von bisher als unantastbar geltenden Grundprinzipien ihrer Partei. Ich denke u.a. an die Anerkennung aller denkbaren Lebensgemeinschaften von Menschen, an die Akzeptanz nicht christlicher Glaubensgemeinschaften, an die Zustimmung zu Mindeslöhnen u,ä.mehr -sh. dazu auch das Schlagwort von der "Sozialdemokratisierung der CDU" durch Merkel.

"Meine SPD" hat nicht, hat noch nicht hinreichend genug, nicht radikal genug, sich diesen Veränderungsnotwendigkeiten gestellt -weder bezogen auf das jetzt und hier Notwendige und schon gar nicht bezogen aus das "Morgen und Übermorgen". Verwundern kann das allerdings niemanden, der um die mehr als 15o jährige Geschichte der SPD weiß, um eine gewisse ideologisch geprägte politische Enge und Unbeweglichkeit -z.B. im Gegensatz zu einer relativ jungen CDU, die zudem stets ehe ausgerichtet war auf den politischen Machterwerb denn auf die Beachtung/Durchsetzung ideologischer (religiöser) Prinzipien.
Aktuell äußert sich dieses Dilemma , dieses "Nicht -so recht-Wissen" über den für sie "besten Weg" zum Ziel (zu welchem?), in den Wahlkämpfen, in den Wahlergebnissen, in dem permanenten "Auf und Ab" der Umfragewerte und vor allem darin, daß die Partei, die Parteimitglieder, ihre sog.
Stammwählerschaft auszurichten, zu orientieren versucht an einer Person, an einer Persönlichkeit, die fähig und die willens zu sein scheint, dieses Dilemma zu überdecken. Ob das kurzfristig dazu führen wird, daß die SPD in der Wählerschaft -z.B.in NRW- Zustimmung über die 3o % Marke hinaus gewinnen wird? Abwarten.
Zu der derzeitigen Verfaßtheit der SPD, zu den daraus resuliterenden Chancen und Risiken in ihren Wahlkämpfen, vor allem mit Blick auf die morgige NRW-Wahl und die Bundestagswahl, gibt es heute im Spiegel einen interessanten, einen zum Nachdenken animierenden Bericht -jedenfalls bezogen auf die Nachdenklichkeit von SPD-Mitgliedern und ihren Anhängern-: DER SPIEGEL, 20/2017, S. 52, Beitrag von Barbara Supp : "Aufwachen"! Genossen -Wunden lecken , Hoffnung schöpfen -und dann? Was wird aus der SPD? Eine Reise zur deutschen Sozialdemokratie in Zeiten von Martin Schulz. Ich empfehle, zumindest das letzte Kapitel zu lesen mit der Überschrift "Lazarus"!!!

Und was wird "übermorgen" sein -mit der Parteiendemokratie in Deutschland generell, mit der SPD im besonderen, mit sozialdemokratischen, mit sozialistischen Ideen in Westeuropa, mit alten -und reformierten- oder mit neuen Parteien, die sich klassischen oder eben neuen Ideen von gerechten , von sozial gerechteren Gesellschaften verpflichtet fühlen? Darüber gibt es bekanntlich viele und vielschichtige Mutmaßungen in Westeuropa, keine -selbstverständlich keine- Gewissheiten. Mutmaßungen, die sich u.a. damit befassen, ob und wie in einem "demokratisch organisierten europäischem Vielvölkerstaat, Parteien existieren sollten, existierenden müßten, die in einer sich radikal verändernden Welt -u.a. angesichts des Wegfalles vieler, vieler "klassicher Arbeitsplätze und des Anwachsens von Reichtum in den Händen einiger Weniger- dafür einsetzen, daß es für jedermann möglich sein wird, menschenwürdig leben zu können.

DER,DER…
spannende Zeiten -heute, morgen und übermorgen-.
Spannende Zeiten vor allem für diejenigen Menschen, die sich als "politische Wesen" verstehen und als solche zu agieren fähig und bereit sind.
Wobei stets zu bedenken ist – auch um die Wichtigkeit des Jetzt und des Hier zu relativeren-, daß es in Deutschland schon oftmals vergleichbar spannende Zeiten gegeben hat, die nicht immer gut endeten.

Yilmaz
Yilmaz
6 Jahre zuvor

@#8 Walter Stach:

so wie sich die AfD im WDR und der ARD bei den wichtigen NRW-Wahlsendungen gezeigt hat, ist nicht mal die 5-6% sicher. Solche Witzfiguren wählt doch keiner.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Yilmaz -13-
vorausgesetzt, die Vernunft bestimmt das Wahlverhalten, der Wähler verfügt über ein gewisses "Grundwissen" in wesentlichen Politikfeldern, ist trotzt aller individuellen Probleme weiterhin überzeugter Demokrat und gehört nicht zu denjenigen, die gegen Alle und gegen Alles sind, wozu sie sich selbst nicht zählen bzw. was ihnen fremd ist.
Da das für "einige Wähler " nicht unterstellt werden darf, wird……………….

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