Gabriels vertane Chance

Sigmar Gabriel Foto PR

Ich lese gerne und viele Bücher über Politik, Bücher von Politikern indes lese ich eher selten. Weil ich mich zur Zeit viel mit der SPD beschäftige, kam es zu einer der eher seltenen Ausnahmen: Ich las Sigmar Gabriels Buch „Zeitenwende in der Weltpolitik“. Es  besteht aus zwei Teilen: Einer ist so etwas wie das aussenpolitische Vermächtnis Gabriels, der ja von Januar 2017 bis März 2018 Aussenminister war. Der andere beschäftig sich mit der SPD und zieht sich durch das ganze Buch, das sich gut liest und ausgesprochen flott zu lesen ist.

Die aussenpolitischen Kapitel des Buches sind weitgehend überraschungsfrei: Gabriel spricht sich für Verhandlungen in Konflikten aus, ist auf einen Ausgleich mit Russland bedacht, warnt vor Trump und beschreibt den Aufstieg Chinas. Einiges ist widersprüchlich: Er ist gegen die Besetzung der Ukraine durch Russland, aber es schimmert durch, dass er bereit ist sie auf mittlere Sicht zu akzeptieren. Der Iran ist für ihn eine den

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Letzte Schicht: Bottrop, damals …

Zeche und Kokerei, von der Halde Schurenbach aus gesehen Foto: Arnold Paul Lizenz: CC BY-SA 3.0


Die letzte Zeche schließt, nach Jahrhunderten geht die Ära des Bergbaus zu Ende. Ruhrbarone-Autoren erzählen in den kommenden Wochen in loser Folge darüber, was sie mit der Welt der Zechen verbindet.  Heute schreibt unser Gastautor Werner Streletz über seine Kindheit in Bottrop.

Eine Erinnerung

Das Bottrop der 1950er/1960er Jahre, Stadt am grünen Strand der Emscher (die damals pechschwarz war): die Zechen Prosper I, II, III, ZK gleich Zentralkokerei, ZW gleich Zentralwerkstatt; Kirmes (rund um die Karnevalstage und im Herbst): Es gehörte zur festen Tradition, sie abends mit der Familie zu besuchen. Dort trafen sich alle, die Nachbarn, die Verwandten. Damals legten es Väter und Onkel hartnäckig darauf an, an der Losbude für die Kinder die „Freie Auswahl“ zu ergattern. Als wäre es eine hehre Verpflichtung. Die Männer gaben manches Scheinchen aus, öffneten Dutzende von Papierlosen, um ihr Ziel zu erreichen. Und stolz trugen die Kleinen den Riesen-Teddybären nach Hause, der dort einen Ehrenplatz in der Sofaecke bekam. Ich habe als Kind (also in den 1950er Jahren) nie so ein Riesenplüschtier besessen, aus welchem Grund auch immer. Rock ‘n‘ Roll an der Raupe, Halbstarke, von mir aus der Ferne bewundert.

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Demokratischer Feudalismus : Wie die Welt von heute funktioniert

Darstellung der mittelalterlichen drei Ständeordnung Lizenz: Gemeinfrei


Die Macht von Gottes Gnaden ist in den heutigen westlichen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften begrenzt. Die Macht durch ererbte Vermögen hat dagegen ungeahnte Ausmaße erreicht. Einzelne Familien und ihre in der Regel männlichen Oberhäupter verfügen über mehr Macht und Geld als die früheren Königshäuser, obwohl wir in einer Demokratie leben. Einzelne Menschen können per Medieneinfluss und -besitz die Meinung von Millionen in ihrem Sinne beeinflussen, ohne die Demokratie selbst abschaffen zu müssen.

Diese Kombination aus ungehinderter Machtausübung und Demokratie nenne ich des Weiteren Demokratischen Feudalismus. Im Kern hat dabei der Feudalismus, jenseits dessen, dass er in großen Teilen der Welt nie abgeschafft wurde, auch im Westen nie gänzlich aufgehört. Schon allein durch die Weitergabe feudaler Vermögen, die im aufkommenden Kapitalismus ein großer Startvorteil waren.

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Die Saints sind der neue Favorit

Kein anderer Quarterback hat so viele Yards erworfen wie die Nummer 9 der New Orleans Saints, Drew Brees – hier beim Handout. Foto: Skeeze/Pixabay.com CC0 1.0

 

Von Mario Thurnes

Die Hälfte der regulären NFL-Saison ist vorbei. Die Kandidaten für die Playoffs zeichnen sich ab. Der amerikanische Sportsender ESPN sieht einen neuen Favoriten für den weltweit wichtigsten Football-Titel.

Der neunte Spieltag hat eines der bisher besten Aufeinandertreffen dieser Saison erlebt: Die New Orleans Saints besiegten zuhause die Los Angeles Rams mit 45:35. Gut möglich, dass die zwei Teams sich in den Playoffs wieder treffen. Im „Conference Game“, also dem Endspiel um den Titel in der NFC.

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Der Ruhrpilot

Herbert Grönemeyer Foto: Siebbi Lizenz: CC BY 3.0


Ruhrgebiet: 
Herbert Grönemeyer mag keine Currywurst…WAZ 
NRW: 
Unterkunftspersonal soll Flüchtlinge misshandelt haben…Stern
Debatte: Alarmierende Befunde zum Fremdenhass – mit Hang zur Dramatisierung…Welt
Debatte: Wie man mit der Armutsquote Politik macht…NZZ
Debatte: Politik nur für Alte…FAZ
Debatte: Die faschistische Gefahr besteht…Jungle World
Debatte: Gegenentwurf zum Partei-Apparatschik…NWZ
Debatte: Von Plastiktellern droht keine Gefahr…Novo
Debatte: Ist die Städte-Maut gerechter als ein Fahrverbot?…Welt
Debatte: Der Vater, das Internet und seine Problemkinder…FAZ
Ruhrgebiet: RWI-Chef Schmidt erläutert Wege zur Stabilisierung des Euro-Raums…NZZ
Ruhrgebiet:
 Wie WAZ-Chef Tyrock die Zukunft des Lokaljournalismus durchspielt…Kress
Ruhrgebiet: Verhandlung zu Fahrverboten…WAZ
Ruhrgebiet: Die letzten Kohlelieferanten…KStA
Ruhrgebiet: Technologiecluster schwer planbar…Standard
Bochum: Obdachlose kommen bald im neuen Fliednerhaus unter…WAZ
Bochum: Erinnerungskultur…Bo Alternativ
Dortmund: Wohnungsbauförderung –  140 Millionen Euro vom Land…Nordstadtblogger
Dortmund: Einigen Tankstellen ist der Sprit ausgegangen…Ruhr Nachrichten
Dortmund: Nordstadt entdecken…Nordstadtblogger
Duisburg: Wohnungsleerstand geht zurück…RP Online
Duisburg: Gebag baut Penthouse- über Sozialwohnungen…WAZ
Duisburg: Das Museumsschiff Oscar Huber und der Gummistiefel-Effekt…WAZ
Essen: Ein Katernberger will CDU-Bundesvorsitzender werden…WAZ
Essen: Polizei nimmt die „Steeler Jungs“ an die Kandare…WAZ

Women´s March: Friedrich Ebert Stiftung sagt Preisverleihung nach Antisemitismusvorwürfen ab

Nachdem verschiedene Gruppen, darunter auch das Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V (JFDA) gegen die Verleihung des Menschenrechtspreises der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) an den Women´s March protestiert haben (Wir berichteten), hat die FES nun bekannt gegeben, die Preisverleihung abzusagen.  In einem offenen Brief in einem offenen Brief aktueller und ehemaliger Stipendiaten an die FES, welchen die  JFDA veröffentlichte, wurde der Umnut über die Preisverleihung öffentlich gemacht:

Der Women’s March USA ist seit Beginn seiner Existenz 2017 durch Antisemitismus der Vorstandsmitglieder und Vorsitzenden aufgefallen. Linda Sarsour, ein Vorstandsmitglied und frühere Präsidentin des Women’s March USA, ist insbesondere dadurch zum Vorschein getreten israelbezogenen Antisemitismus zu verbreiten. Dies geschah nicht nur durch die Aussage im März 2017, dass Feministinnen keine Zionistinnen sein können und Zionisten Nazis seien, sondern auch durch die Dämonisierung und Delegitimierung Israels sowie die Anwendung doppelter Standards. Sie bezeichnete sich als „sehr überzeugte Anhängerin der BDS Bewegung“.

 

Letzte Schicht: Glück auf!

Bergabau-Denkmal in Bochum: Glück auf!
Bergabau-Denkmal in Bochum: Glück auf!
Bergabau-Denkmal in Bochum: Glück auf! / Foto: Peter Hesse

Die letzte Zeche schließt, nach Jahrhunderten geht die Ära des Bergbaus zu Ende. Ruhrbarone-Autoren erzählen in den kommenden Wochen in loser Folge darüber, was sie mit der Welt der Zechen verbindet. 

Im Zuge der Montanindustrie ist das Ruhrgebiet zum größten Ballungsgebiet Europas geworden. Doch die Kohlekrise ab 1958 läutet das Ende dieser bedeutenden Ära ein. Im direkten Umfeld meiner Kindheit und Jugend war der Bergbau allerdings kein großes Thema. Meine Eltern absolvierten beide eine Ausbildung in Straßenbau-Unternehmen, mein Vater als

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Jan Böhmermann, die Nicht-Juden und ich

Jan Böhmermann am red carpet der Romyverleihung 2018 in der Hofburg in Wien, Österreich Foto: Manfred Werner (Tsui) Lizenz: CC BY-SA 4.0

Von unserer Schweizer Gastautorin Anastasia Iosseliani

Liebe Nicht-Juden

Ihr mögt es ja nicht Goyim genannt zu werden, oder?

Wisst ihr, was mir auf den Geist geht? Wenn Nicht-Juden mich nach Feierabend vor der Buchhandlung, in dem ich arbeite abpassen und mit mir eine Diskussion darüber haben wollen, ob Jan Böhmermann ein Antisemit ist, oder nicht. Wobei: Eine richtige Diskussion war das nicht, eher versuchte mich der Herr davon zu überzeugen, dass Jan Böhmermann, den wir übrigens

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