Unstatistik des Monats: Krebserkrankungen nehmen dramatisch zu

Walter Krämer
Walter Krämer

Die Unstatistik des Monats Februar sind die mehr als 20 Millionen an Krebs erkrankten Menschen, die nach dem Weltkrebsbericht der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2025 weltweit zu erwarten sind.  Vor allem in deutschen Medien hat dieser Bericht zu den üblichen hektischen Panikreaktionen und Forderungen nach staatlichen Eingriffen geführt. So titelte die „Zeit Online“ am 3. Februar beispielsweise „Krebserkrankungen steigen weltweit drastisch an“.

Die Zahl als solche sei hier auch nicht angezweifelt, wohl aber deren Interpretation. Denn in den Berichten wird meist bestenfalls am Rande erwähnt, welch bedeutenden Einfluss die steigende Lebenserwartung auf die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung hat.  Je länger aber die Menschen leben, desto höher ist ebendiese Wahrscheinlichkeit und auch die Wahrscheinlichkeit eines Todes durch Krebs. Das Beispiel Prostatakrebs zeigt dies: Von den unter 50-jährigen Männern in den USA hat etwa einer von fünf Prostatakrebs. Wenn diese zehn Jahre länger leben, sind es schon zwei von fünf. Werden sie über 70 Jahre alt, dann sind es drei von fünf. Und falls Männer das Glück haben, über 80 Jahre alt zu werden, haben etwa vier von fünf Männern Prostatakrebs. Dennoch sterben nur etwa 3% aller Männer an dieser Krebsart.

Wenn es nicht so zynisch klänge, könnte man geradezu sagen: je mehr Menschen in einer Region an Krebs erkranken, desto höher ist dort die an der Lebenserwartung gemessene Umweltqualität und der Standard der Hygiene und Medizin. Die weltweit höchste Lebenserwartung unter allen größeren Nationen meldet man in Japan und Island. Gleichzeitig ist dort die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, maximal. Auf diesen Zusammenhang wird im aktuellen Weltkrebsbericht durchaus auch hingewiesen. Aber wie leider so oft werden diese Hinweise von angstmachenden Medien beiseite geschoben oder nur beiläufig erwähnt.

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.

„Es gibt eben viele, denen die Nähe zum Staatsgeld mehr bedeutet, als die Freiheit.“

David Schraven
David Schraven

Viele Leser dieses Blogs werden sich noch an David Schraven erinnern. David gehörte zu den Gründern der Ruhrbarone und arbeitet seit 2010 als Leiter der Rechercheabteilung für die WAZ. Neben seiner journalistischen Arbeit engagiert sich David im Bundesvorstand des Netzwerks Recherche, einem der renommiertesten Zusammenschlüsse von Journalisten in Deutschland. Ich sprach mit David über die Pläne der Landesregierung, mittels der Stiftung Partizipation und Vielfalt Recherchen und lokale Online-Angebote zu finanzieren.

Ruhrbarone: Das Netzwerk Recherche, in dessen Vorstand Du sitzt,  hat nach einem Papier der Landesanstalt  für Medien die Unterstützung der Stiftung Partizipation und Vielfalt signalisiert. Wie passt das Zusammen – sind die Streiter für unabhängigen Journalismus auf einmal dafür, dass sich die Politik mit Geld mehr Einfluss bei Journalisten und Medien kauft?

David Schraven: Ganz sicher wollen wir vom Netzwerk nicht, dass sich Politiker mit Geld Einfluss kaufen. Tatsächlich ist mir schleierhaft, wie wir als Netzwerk Recherche als Unterstützer der Stiftung genannt werden können. Fakt ist, die Landesanstalt für Medien hat uns angefragt, ob wir bei der Stiftung mitwirken wollen. Fakt ist auch: Wir sind noch in einem Meinungsbildungsprozess und solange der nicht abgeschlossen ist, wollen wir auch nicht im Zusammenhang mit der Stiftung genannt werden.

Ruhrbarone: Wie schätzt Du die Stiftung ein?

Schraven: Ich persönlich finde die Idee der Stiftung unsäglich. Der Staat hat sich grundsätzlich aus dem Mediengewerbe herauszuhalten. Dass es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt ist in Ordnung, aber damit reicht es dann auch.

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Der neue Landesentwicklungsplan – Politische Orientierungslosigkeit oder Stärkung der Regionen?

Dirk Schmidt
Dirk Schmidt

Nordrhein-Westfalen ist ein Bindestrichland. Räumlich treffen die starke Rheinschiene, das gebeutelte Ruhrgebiet und das ländliche Westfalen mit wirtschaftlich erfolgreichen Siedlungszentren aufeinander. Das Land ist heterogen. Einige Regionen weisen bereits schrumpfende Bevölkerungszahlen auf, in 10 Jahren wird das ganze Land schrumpfen. Wie kann die räumliche Entwicklung eines so großen Landes ausgerichtet werden? Damit befasst sich derzeit die Arbeit an einem neuen Landesentwicklungsplan. Von unserem Gastautor Dirk Schmidt.

Ein Weg die Unterschiedlichkeit der Regionen zu berücksichtigen, wären unterschiedliche Leitbilder und Ziele für die Regionen. Jegliches Fehlen eines solchen Ansatzes kritisierte jüngst der ehemalige Bereichsleiter des Regionalverbands Ruhr (RVR) für Planung, der grüne Politiker Dr. Thomas Rommelspacher. Der LEP-Entwurf sei in seiner Bliebigkeit, einem „anything goes“, keine Hilfe für die Planer in den Regionen des Landes. Aber er sei auch kein Hindernis. Anderweitig wird bedauert, dass das Ruhrgebiet im LEP nicht gesondert behandelt werde.

Die Kritik, dass keine Teilräume ausgewiesen werden und dass alles möglich sei, beklagt eine vermeintlich fehlende Steuerungswirkung des LEP, der in seinen Zielen und Grundsätzen zu vage bleibe.  Dieser große, einheitliche Plan ohne Teilräume kann so nur vage sein.  Er muss allen und allem gerecht werden. Der Planentwurf trifft in der Landeshauptstadt auf rot-grüne Konfliktlinien zu Themen wie Flächenverbrauch, Braunkohletagebau und Kraftwerksstandorte. Die Flucht ins Vage

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Frühstück

nazis20130501do1Nazis: Rechtsextremisten nicht links liegen lassen…Der  Westen

Wetter: Milder Winter sorgt für niedrige Gebühren…Radio91.2

RVR: So fährt es sich auf der geplanten Radschnellweg-Route…Der Westen

Wirtschaft: Sparkasse Dortmund legt starke Bilanz vor…Der Westen

Pop: Jeden Monat bis zu 700 Jugendliche bei Anime- und Manga-Convention im Fritz-Henssler-Haus…Nordstadtblogger

Kultur: Opernhäuser kooperieren bei Kinderproduktionen…Musik Heute

BVB: Dortmund glaubt an ein „Kampfspiel“ in Bremen…RP Online

BVB: Sokratis mit Baby-Power nach Bremen…Bild

BVB: Klopp rechnet mit Sokratis-Einsatz…Sport1

BVB: Gegen Dortmund mit allen Mitteln…ran

Der Ruhrpilot

Garrelt Duin Foto: SPD Niedersachsen Lizenz: CC
Garrelt Duin Foto: SPD Niedersachsen Lizenz: CC

NRW: Seehofer ein „energiepolitischer Irrläufer“…Merkur

Ruhrgebiet: Bessere Bildungs-Chancen für alle Schüler…Der Westen

Ruhrgebiet: Wirtschafts-Aussichten besser – aber von Euphorie keine Spur…Der Westen

Bochum: Peter-Petersen-Schule umbenennen…Bo Alternativ

Dortmund: Rechtsextremisten nicht links liegen lassen…Der Westen

Duisburg: Staatsanwaltschaft erhebt nächste Woche Loveparade-Anklage…Der Westen

Duisburg: Opernhäuser kooperieren bei Kinderproduktionen…Musik Heute

Duisburg: CDU-Mitglied bemängelt Kandidatenaufstellung…Der Westen

Essen: Wie Christin gegen die Abschiebung ihres Freundes kämpft…Der Westen

Oberhausen: In Germany’s Rust Belt, a Polished but Ailing City…New York Times

Energiewende: „Ökonomie, Ökologie und Versorgungssicherheit in Einklang bringen“

Guntram Pehlke
Guntram Pehlke

Aus heutiger Sicht mutet es an, als erstrecke sich der Rückblick über Jahrzehnte: Ein Ausstieg aus der Atomenergie lag noch in weiter Ferne, Gaskraftwerke boomten und neue Kohlekraftwerke wurden auch noch geplant und gebaut. Dann ereignete sich die Reaktorkatastrophe von Fukushima und nichts war mehr wie es vorher war. Tatsächlich liegt der Anlass der bislang größten Zäsur in der deutschen Energiewirtschaft aber gerade einmal drei Jahre zurück. Von unserem Gastautor  Guntram Pehlke.  Guntram Pehlke ist Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) und Aufsichtsratsvorsitzender der STEAG GmbH.

Die Unglücksserie im japanischen Kernkraftwerk, die am 11. März 2011 ihren verhängnisvollen Lauf nahm, hat in Deutschland einen energiepolitischen Bewusstseinswandel nach sich gezogen, dessen Auswirkungen bis heute andauern – und das aller Voraussicht nach noch Jahre tun werden.

Nun ist Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angetreten, Ordnung in die verworren anmutende Energiepolitik zu bringen. Mit seiner Ankündigung, das in zentralen Punkten überarbeitete Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bis zum 1. August dieses Jahres in Kraft zu setzen, hat sich der Vize-Kanzler ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Zumal seine beiden Vorgänger Peter Altmaier und Philipp Rösler ebenfalls viel angekündigt hatten, aber kaum etwas davon umsetzen konnten.

Der Bundeswirtschaftsminister muss jetzt viel heilen. Und fast scheint es, als seien die Ansprüche an seine Reform so hoch, dass deren Umsetzung nicht realistisch ist. Dabei ist sein Konzept grundsätzlich durchaus als gerecht zu bezeichnen: Die gute Idee der Ökostrom-Förderung wird weiterhin verfolgt, allerdings kontrolliert. Denn mittlerweile hat Energie aus Wind, Sonne und Biomasse einen so hohen Marktanteil, dass sie auch weitgehend ohne Förderung funktionieren müsste. Deshalb soll deren bislang geradezu üppige Subventionierung beschnitten werden, moderne Gas- und Kohlekraftwerke sollen eine Chance am Markt bekommen und die Industrierabatte bei der Ökostrom-Umlage sollen sinken. Und zu guter Letzt sollen Unternehmen, die für ihre Produktion selbst Strom produzieren und damit der Ökoumlage entgehen, ebenfalls einen finanziellen Beitrag leisten.

Die Zielsetzung dieses Konzept ist angemessen nüchtern: Alle Marktteilnehmer werden schlechter gestellt, aber in der Konsequenz soll der Strompreis ab Ende dieses Jahres langsamer steigen als zuletzt. Das mag zwar Realpolitik pur sein – aber exakt die haben Verbraucher und Energieunternehmen jetzt bitter nötig.

Denn die durch das EEG in seiner bisherigen Fassung verursachten Auswirkungen sind fatal. Für die Energieunternehmen auf der einen Seite ebenso wie für die Verbraucher auf der anderen Seite.

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Düsseldorf: Bürgerbeteiligung beim neuen Landesentwicklungsplan läuft

Blich von Waltrop-Oberwiese in Richtung Datteln. Foto: Robin Patzwaldt
Blick von Waltrop-Oberwiese in Richtung Datteln. Foto: Robin Patzwaldt

Kleiner Hinweis am Rande: Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit wird in Düsseldorf gerade ein neuer Landesentwicklungsplan (LEP) aufgestellt. Auch wenn ein solcher Plan kein faktisches ‚Verfallsdatum‘ hat, wird üblicher Weise alle 15 bis 20 Jahre ein neuer LEP aufgestellt. Aktuell ist das nun wieder einmal der Fall.

Im Raumordnungsrecht wird vorgeschrieben, dass jedes Bundesland einen zusammenfassenden, überörtlichen und fachübergreifenden Raumordnungsplan für sein Landesgebiet aufzustellen hat.

Dieser neue LEP spielt u.a. bei der Planung neuer Kraftwerke eine Rolle. Und gerade in diesem Bereich gibt es in der aktuellen Version dann auch einige Änderungen, welche beispielsweise auch in der Debatte um das juristisch im Jahre 2009 gestoppte Kohlekraftwerk ‚E.On Datteln 4‘ eine Rolle spielen.

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bodo: Von wirklichen Roma und erfundenen „Zigeunern“

bodo_Titel_02Von wirklichen Roma und erfundenen „Zigeunern“, besonderen Kindern, Obdachlosigkeit à la Hollywood, kulinarischen Kleiderschränken,  Feuermachern, sprechenden Kaugummis, Möglichkeitsräumen in der Dortmunder Nordstadt, „Superpennern“ und Unsichtbaren.
„bodo“-Titelthema ist der Tatortschauspieler und Gefängnisarzt Joe Bausch.

Von wegen Doc Hollywood: Joe Bausch spielte bereits 54 Mal den Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth im Kölner Tatort. Im wirklichen Leben ist der Ex-Bochumer Arzt in der Justizvollzugsanstalt Werl und ein engagierter Kämpfer für die Menschen am Rand der Gesellschaft.

Erfinden, fürchten, verachten: Klaus-Michael Bogdal hat in zwanzigjähriger Forschung herausgearbeitet, wie über 600 Jahre aus Geschichten, Gerüchten, in Literatur und bildender Kunst ein Bild der Roma entstand, das wir für Wissen halten: „Europa erfindet die Zigeuner“. Ein Interview.

Oktav Ganea studierte Foto- und Filmografie, arbeitet als Fotograf für Presse- und Fotoagenturen und ist rumänischer Rom: „Als Kinder lernten wir von unseren Eltern, dass jeder alles werden kann, was er sich wünscht. Gleichzeitig erfuhren wir in der Darstellung der Medien, dass „Zigeuner“ Menschen leichten Herzens sind, mit einem unerschöpflichen Appetit auf die Besitztümer anderer und einem Hochschulabschluss im Betteln.“
Seine Fotoreportage „Roma jenseits der Schlagzeilen“ zeigt das Familien-, Arbeits- und Hochschulleben bulgarischer Roma.

Keine Flip-Flops im Winter: Marie und Sophie leiden an FAS, dem Fetalen Alkoholsyndrom, ausgelöst durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Jeder Lernfortschritt kostet Kraft, ist jedoch aller Mühe wert, wissen ihre Pflegeeltern.

Haben Sie mal Feuer? Die „Evil Flames“ aus Dortmund beeindrucken mit Feuer-Performances zwischen Spektakel und Kunst. Ein Gespräch mit Johannes Lührs über Ästhetik und Risiko, die Kulturgeschichte des Feuers und „erlebnispädagogische Brandschutzerziehung“.

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