Baden-Württemberg: Gesoffen wird immer – Kretschmanns Klassenkampf von oben

Winfried Kretschmann Foto: Grüne Baden-Württemberg Lizenz: CC
Winfried Kretschmann Foto: Grüne Baden-Württemberg Lizenz: CC

 

Ist Baden-Württemberg wegen der ständigen Saufgelage in der Öffentlichkeit mittlerweile schon so vollständig verlottert, dass die Landesregierung jetzt endlich etwas dagegen unternehmen muss? Nein. Natürlich nicht. Ganz im Gegenteil: Baden-Württemberg ist so sauber und adrett, dass die armen Schwaben und Schwäbinnen wegen ihrer sprichwörtlichen Spießigkeit schon von leibhaftigen stellv. Bundestagspräsidenten als Feindbild Berlins präsentiert werden. Von unserem Gastautor Christian Soeder.

Trotzdem verfolgen Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) und die CDU wider alle Vernunft das Ziel, für Kommunen durch ein Gesetz die Möglichkeit zu schaffen, ein Alkoholkonsumerbot für öffentliche Plätze auszusprechen.

„Moment!“, werden jetzt vielleicht die Leser denken, „regiert in Baden-Württemberg nicht Grün-Rot und sind nicht Grüne und Rote gegen dieses Gesetz?“ Das stimmt. Die Grünen haben diese CDU-Idee in ihrem Wahlprogramm abgelehnt. Die SPD hat auf zwei Landesparteitagen (lange Geschichte) mit jeweils breiter Mehrheit gegen entsprechende Anträge gestimmt.

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Mit dumpfen Ressentiments gegen Rösler

Phillip Rösler. Foto: WIkipedia/Fdp nds
Phillip Rösler. Foto: Wikipedia/Fdp nds

Phillip Rösler ist als FDP-Chef erledigt. Er war es von Anfang an. Die Kritik an dem in Vietnam geborenen Kriegswaisen „wegen Inkompetenz“ ist vorgeschoben. In Wahrheit offenbart sie dumpfe Ressentiments gegen den „Vietnamesen“ Rösler.

FDP-Bashing ist einfach. Die Partei bietet viel Angriffsfläche und schießt sich mit Personaldebatten immer wieder selbst ins Abseits. Westerwelle war noch warm, da gab sein frisch gekürter Nachfolger Phillip Rösler die Parole aus: „Ab heute werden wir liefern!“ Es sieht aber nach wie vor so aus, als sei die FDP geliefert.

Wer ist Schuld am Scheitern? Auf dem Dreikönigstreffen der FDP vom vergangenen Wochenende geizte Entwicklungsminister Dirk Niebel nicht mit Munition. Seine Schüsse galten Rösler, dem glücklosen Parteichef. Das Rösler seit seinem Antritt für das Siechtum der Liberalen verantwortlich gemacht wird, ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Unter die Angriffe mischten sich von Anfang an Ressentiments.

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Marc Jan Eumann
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ThyssenKrupp II: Steinbrück hat seinen Auftrag nicht erfüllt

Peer Steinbrück (www.peer-steinbrueck.de)
Peer Steinbrück (www.peer-steinbrueck.de)

Die „Schienenfreunde“ sind eines der übelsten Beispiele für Wirtschaftskriminalität in den vergangenen Jahren: Mit Preisabsprachen haben die Hersteller von Schienen sowohl die Bahn als auch kommunale Nahverkehrsunternehmen betrogen: Weil es keinen Wettbewerb gab, weil der Markt ausgeschaltet war, entstand eine Schaden von mehreren 100 Millionen Euro.

Beteiligt an den kriminellen Machenschaften war auch ThyssenKrupp – der Konzern, in dessen Aufsichtsrat der jetzige SPD-Kanzlerkandidat zwischen 2010 und 2012 saß. Und was machte Steinbrück, als die kriminellen Machenschaften im Aufsichtsrat zur Sprache kamen? Nach einem Bericht der WAZ setzte er auf Vertuschung:

Der Aufsichtsrat diskutierte laut Protokoll über das Kartell. Aufsichtsratschef Gerhard Cromme forderte personelle Konsequenzen, nicht nur bei den Untergebenen, auch bei den Führungskräften. Ex-Henkel-Chef Ulrich Lehner setzte sich dafür ein, das interne Warnsystem bei Thyssen-Krupp zu verbessern, um schneller kriminelle Machenschaften im Konzern enttarnen zu können. Und der Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Peer Steinbrück, wies laut Protokoll darauf hin, „dass es schädlich wäre, wenn der aktuelle Fall in der Pressekonferenz nach der Aufsichtsratssitzung thematisiert würde.“

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ThyssenKrupp: Steinbrück hat seinen Auftrag erfüllt

Peer Steinbrück (www.peer-steinbrueck.de)
Peer Steinbrück (www.peer-steinbrueck.de)

Nach einem Bericht des Handelsblatts hat Steinbrück im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp zugesagt, sich politisch für niedrige Strompreise für die Industrie einzusetzen. 

Peer Steinbrück saß von 2010 bis 2012 im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp. Nach einem Bericht des Handelsblatts hat  der SPD-Kanzlerkandidat versprochen, sich für günstige Energiepreise für die Industrie einzusetzen:

Während der Sitzung kritisierte ein Vertreter der Arbeitnehmerseite die hohen Stromkosten für deutsche Industriekunden. Steinbrück sagte daraufhin laut Protokoll, „wenn aus dem Kreis des Aufsichtsrats eine Initiative (…) ergriffen werde, sei er gerne zur politischen Unterstützung bereit.“ Als energieintensives Unternehmen würde Thyssen-Krupp von einer Senkung der Strompreise massiv profitieren.

Ja und? Peer Steinbrück ist Sozialdemokrat. Nicht wenige Industriearbeitsplätze hängen daran, dass Industriestrom günstig ist. Steinbrück hat sich also für eine ur-sozialdemokratische Klientel eingesetzt: Industriearbeiter – nicht für das Glück flauschiger Eisbären, nicht  für putzige Pinguine und nicht für Ökohysteriker, die ihr Geld im Öffentlichen-Dienst kassieren.

Man kann Steinbrück vieles vorwerfen: Arroganz, Gier  – aber dass er sich für den Erhalt von Jobs einsetzt, für die Wettbewerbsfähigkeit  der Industrie, an der Millionen Jobs hängen, nicht. Wenn er einmal als klassischer Sozialdemokrat auftrat, dann auf jener Aufsichtsratssitzung und in den Tagen und Wochen danach, in denen er sich für günstigen Industriestrom aussprach. Schade, dass er nicht weiter gegangen ist, denn die Milliarden Subventionen für die Erneuerbaren Energien sind nicht nur eine Belastung für die Industrie, sondern auch für die Privathaushalte – vor allem bei den weniger einkommensstarken Schichten.

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BackUp: Offener Brief gegen rechte Gewalt in NRW im Bettina Wulff-Style

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Zum Jahreswechsel hat die BackUp, die Beratungsstelle gegen rechte Gewalt in NRW mit Sitz in Dortmund einen offenen Brief veröffentlicht. 

Sich um die Opfer rechter Gewalt zu kümmern, sie auch bei Prozessen zu begleiten und ihnen einen sicheren Raum zu bieten – das sind die Aufgaben von BackUp, der Beratungsstelle gegen rechte Gewalt in Dortmund.  In einem offenen Brief vom 30. Dezember appelliert die Opferberatungsstelle unter anderem an Neonazis mit einer Naivität, die einer Bettina Wulff gut zu Gesicht gestanden hätte:

„Nutzen Sie bitte die demokratischen Möglichkeiten, um Ihren politischen Protest auszudrücken, und verzichten Sie auf Gewalt gegen Menschen, die Ihnen nicht in den ideologischen Kram passen. Denn durch Gewalt und Menschenfeindlichkeit werden Sie hier in NRW niemanden davon überzeugen, dass Ihr politischer Weg der richtige ist.“

Wäre man böse, könnte man dies als Aufforderung verstehen, in die NPD oder Pro NRW einzutreten: Als Parteien bieten sie klassische Möglichkeiten sich innerhalb innerhalb der Demokratie  zu engagieren. Zum Beispiel als Kommunalpolitiker. Nazi sein ist demnach ok, solange man nicht gewalttätig ist. Kann man so sehen, muss man nicht.

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