Rektor setzt Besetzern Frist bis Freitag

In einer Presseerklärung hat der Ulrich Radtke, der Rektor der Uni Duisburg-Essen, den Hörsaalbesetzern eine Frist zur Räumung gesetzt: Am Freitag um 18.00 Uhr soll der Protest im Hörsaal beendet werden.

Er habe für die Forderungen der Studenten zum Teil Verständis, so Radtke in einer heute veröffentlichen Pressemitteilung, aber in der kommenden Woche müsse der Lehrbetrieb wieder wie gewohnt weiter gehen: "Deshalb sage ich Ihnen zu, dass das Rektorat Ihre friedlichen Protestmaßnahmen bis Freitagabend (13.11.), 18 Uhr im Audimax duldet. Ab der kommenden Woche muss allerdings dafür Sorge getragen sein, dass der reguläre Seminarbetrieb wieder stattfinden kann."

Aber Radtke ist mit den Studenten nicht in allen Punkten einig. Eine Abschaffung der Studiengebühren würde seiner Ansicht nach die Wettbewerbsfähigkeit der Uni Duisburg Essen gefährden: Eine Abschaffung der Studienbeiträge zum jetzigen Zeitpunkt wäre deshalb für die UDE-Studierenden kontraproduktiv, weil die Studienqualität darunter dann massiv zu leiden hätte, und die UDE im Vergleich zu den konkurrierenden Unis deutlich zurückfallen würde."

New York, Rio, Kabul

Das Bild des Tages (klack) kommt vom Hindukusch. Neben Opel-Opa Jürgen Rüttgers ist Freiherr zu Guttenberg längst das Phänomen der Politik, ein neuer Phänotyp des Politischen. Ob am Times Square in der Krise (klick) oder in der Bundeswehrmaschine über Afghanistan, überall macht Gutte "bella figura". New York, Rio, Kabul. Vom Krisen- zum Kriegsminister. Hauptsache die Frisur stimmt.

 illu: ruhrbarone

Enke – was sagt er uns?

Alle Nachrufe sind geschrieben. Weil auf dieser Seite an anderer Stelle immer wieder in Kommentaren gefragt wird, Fan welches Vereins ein ruhrbaron-Autor sei: ich konnte diesen Nachruf auf dem Borussia-Mönchengladbach-Fanblog seitenwahl.de besonders gut nachfühlen.

Vieles spricht dafür, dass der Fall Enke nur die Spitze eines Eisberges ist. Kürzlich hat Sebastian Deisler, ebenfalls ein Ex-Gladbacher, mit einer Buchveröffentlichung, bei der ihm Tagesspiegel-Autor Michael Rosentritt behilflich war, einen tiefen Einblick in seine Krankheitsgeschichte gegeben. Wer das gelesen hat, wird von Enkes Fall weniger überrascht gewesen sein. Deisler/Rosentritt vermittelten das Bild einer archaisch und extrem gestrig anmutenden verschwiemelten Männer-Macho-Gesellschaft, die, verbunden mit dem milliardenschweren Geschäfts- und Profitdenken des heutigen Profifussballs auch weniger zarte Gemüter schnell anwidern kann.

Es gibt Bereiche, in denen Modernisierungs- und Menschlichkeitsfortschritte erkennbar sind, allerdings auch diese nur, weil sie dem strikten Erfolgsdenken Folge leisten.

Da sind zum einen die schwarzen Fußballer, die sich mit wachsendem Selbstbewusstsein aufgrund starker sportlicher Leistungen dem Rassismus entgegenstellen. Namentlich sind da – in schöner Ruhrgebietsausgewogenheit – Gerald Asamoah und Patrick Owomoyela zu nennen, die auch ausserhalb des Platzes eine starke Position beziehen. Unsichtbar hinter diesen Stars bleiben jedoch die zahlreichen afrikanischen Fußballer, die in sklavenähnlichen Verhältnissen – meistens über die Drehscheibe Belgien – nach Europa gebracht werden, um auf diesem Kontinent der unbegrenzten Fußball-Möglichkeiten für sich und ihre zurückbleibenden Angehörigen das Glück zu finden. Weniger als 5% von ihnen sehen wir in den Stadien des Profifußballs. Die andern sehen wir so wenig, wie die Tausenden, die jedes Jahr im Atlantik und im Mittelmeer jämmerlich ersaufen.

Zum andern sind das die deutschen Fußball-Frauen, die, wie in anderen Branchen auch, eine signifikant stärkere Leistung als die Männer liefern, nämlich als Serien-Welt- und Europameisterinnen, und dafür wie üblich entschieden schlechter bezahlt werden. Immerhin habe beide, die Schwarzen, wie die Frauen offizielle Unterstützung durch den DFB und seinen Präsidenten. Das ist noch nicht lange so.

Ein großer Schritt nach vorn war ausserdem das SZ-Interview von Philipp Lahm. Mit einer glasklaren Problemanalyse hat er sich bei seinen Bossen unbeliebt gemacht, deren Sprüche („wird er noch bedauern“) wenige Tage später durch Enkes Selbstmord eine Kodierung bekamen, die sicher nicht beabsichtigt war, und ihre Artikulierer hoffentlich ein wenig beschämt.

Dann ist da noch der Bereich der Homophobie im Fußball, dessen widerliche Ausprägungen in verschwitzten Umkleidekabinen Deisler zu schildern wusste. Auch da will DFB-Präsident Zwanziger ran, aber bisher ist er – zumindest in der Öffentlichkeit – nicht so richtig vorwärts gekommen. Jürgen Klopp ventilierte kürzlich in einem Interview auf ungewohnt zurückhaltende Art eine durchaus gute Idee: nicht ein einzelner Spieler sollte sich als schwul outen. Seit dem Selbstmord des schwarzen Briten Fashanu 1998 traut sich das verständlicherweise sowieso keiner. Sondern eine Gruppe von mindestens 10, besser mehr Spielern sollte es tun, damit sich die Publicity-Belastungen auf viele Schultern verteilen.

Ein frommer Wunsch wird es bleiben, das Rad des grassierenden Milliardenwahnsinns im Fußball, das den jugendlichen Millionären eine materielle Verantwortung für ihr soziales Umfeld aufbürdet, die sie gar nicht tragen können, zurückzudrehen. Ein ebenso frommer Wunsch ist es, dass das Männerbusiness, wie es andere Branchen längst tun, die Relevanz sog. „soft skills“, wie Empathie, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Kompromissbereitschaft etc. anerkennt, und fähige Frauen in die Chefetagen einziehen lässt. In Zeiten des aufrechten Gangs, der Entwicklung von Schrift und Sprache, des Herabsteigens von Bäumen und des Bewohnens von richtigen Häusern müsste das eigentlich möglich sein und könnte das Business sowohl effizienter als auch menschlicher machen. Schauen wir nach Rom: dort wird eine Millionärs- und Vereinserbin, Signora Sensi gerade nach allen Regeln der Berlusconi-Kunst fertig gemacht. Wäre das hier anders? Mangels Versuch wissen wir es nicht.

 

RWE tritt bei CCS-Kohlekraftwerk in Hürth auf die Bremse

Der Bau der ersten großtechnischen Anlage zur Abscheidung von Kohlendioxid in einem deutschen Kohlekraftwerk wird sich erheblich verzögern. Das gab heute RWE bekannt.

Wie der Finanzchef des Konzerns, Rolf Pohlig sagte, würde sein Haus beim Bau des ersten deutschen Kohlekraftwerks mit Kohlendioxid-Abspaltung in Köln-Hürth auf die Bremse treten. Das Planungstempo müsse "gedrosselt" werden, da es bis heute keinen ausreichenden Rechtsrahmen für die Speicherung des Klimagases gebe. Zudem reiche die Akzeptanz für das Projekt in Politik und Bevölkerung nicht ausreiche, um Kohlendioxid-Speicher in Norddeutschland und eine entsprechende Pipeline durch halb Deutschland zu bauen. Weiter seien auch nicht die in Brüssel beantragte Fördergelder für das Zwei-Milliarden-Euro teure Pilotvorhaben bewilligt worden. Auch wenn das Projekt nicht „auf Eis“ liege, sei es offen, wann es realisiert werde. „Das ist ein politisch motivierter Investitionsstau", sagte Pohlig. RWE hatte rund eine Mrd. Euro Staatshilfen für den Bau von Bund und EU gefordert.

Werbung

Fremdschämen auf der „Kü“

Es gibt viele Mögklichkeiten, sich zu blamieren. Die Bochumer Wohnungsbaugesellschaft VBW hat sich entschieden, sich mit einem Transparent lächerlich zu machen.

Kö – für mich klang das immer schon wie eine eklige Erkrankung  (Er: "Ich hag Kö" Sie: "Mein Gott, daran ist mein Vater gestorben") aber klar, es ist die etwas peinliche Abkürzung der Königsallee in Düsseldorf, dem großen Straßenstrich für Neureiche. Schon in Essen hat mich sich beherzt zum Kasper gemacht in dem man die Rüttenscheider Straße zur "Rü" machte. Nun hat die Bochumer Wohnungsbaugesellschaft VBW noch einen draufgelegt und die beschauliche Küpperstraße zwischen dem Stadtpark und dem Ruhrstadion zu "Kü" gemacht.

Dort werden gerade alte Häuser abgerissen und durch Neubauten ersetzt – und die will man mit dem Slogan "NEUES WOHNEN AN DER KÜ" vermarkten. Da fragt man sich, welche Drogen derjenige genommen hat, der sich diesen peinlichen Unsinn ausgedacht hat. Das untere Bild zeiht übrigens die Küpperstraße – nein, sie erinnert wirklich nicht allzu sehr an die Königsallee.

Piraten regieren ein wenig mit

Die Piraten sitzen in Münster im Rat – und sind jetzt Bestandteil eines lockeren Bündnisses, das über die Mehrheit im Rat verfügt.

In Unistädten haben die Piraten ihr größtes Wählerpotenzial – und in Münster, einer der wenigen Städte in denen die Partei bei der NRW-Kommunalwahl im August antrat, sitzen die Polit-Freibeuter auch im Rat. Nun gehören sie zu einem lockeren Bündnis, dass die Politik in der Stadt mitgestalten will: SPD, Grüne/GAL, Die Linke, ÖDP, UWG und Piratenpartei  haben sich gegen CDU und FDP zusammengeschlossen. Marco Langenfeld, Münsteraner Pirat und Ratsmitglied in einer Erklärung "Wir wollen Münster zeigen, dass man auch ohne eine Festbindung Politik machen kann. Themenbezogene Zusammenarbeit fördert das Wohl der Stadt. Unsere Ziele sind vor allem sozialpolitischer Natur, aber wir werden Münster auch kulturell voranbringen."

Nico Kern, der Spitzenkandidat der Piraten für die NRW-Landtagswahl im Mai kommenden Jahres, sieht die Kooperation nach Münster-Art als Modell: "Wir laden vor diesem Hintergrund auch an anderen Orten und auf anderen Ebenen zur Zusammenarbeit ein, auch außerhalb von Stadt- und Gemeinderäten. Ein offener Dialog mit verschiedenen Interessengruppen wie Parteien oder Nichtregierungsorganisationen hilft, praktische Lösungen zu finden." Ein wenig Vollmundig ist das schon – die Piraten sind in NRW nur in den Räten in Achen und Münster vertreten.  

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Studi-Proteste: Aufruhr an den Universitäten…Tagesschau

Studi-Proteste II: Streiks weiten sich aus…Der Westen

Studi-Proteste III: AStA-Umfrage zur Politik…Bo-Alternativ

Studi-Proteste IV: Zu hohes Tempo an den Unis…Zeit

Kultur: Folkwang eröffnet am 30. Januar…WZ

Kultur II: Claudia Lüke…Hometown Glory

Koalitionen: SPD verbaselt Zusammenarbeit…Bild

Dortmund: Ex-Kämmerin schweigt…Ruhr Nachrichten

SPD: Die Illusionisten…Sprengsatz

Opel: Brüderle gegen Staatshilfe…Stern

Banken: Bund will in die WestLB…Handelsblatt

Jammern: Wendeverlierer tief im Westen…Zeit

Schalke: Frontal tendenziös…Gelsenkirchen Blog

Presse: Ärger bei der Siegener Zeitung…Medienmoral NRW

Eims-Net: Linke Reklamezeitung?…Zoom

Rocker: Duisburg bei Nacht…Zeit

 

 

 

Werbung

Studis unter Druck

Unter ihren Kommilitonen finden die Besetzer der beiden Audimaxe wenig Unterstützung – zumindest im Internet.

Es ist seit Jahrzehnten die Krux studentischer Proteste: Kaum jemand macht mit. So auch diesmal bei den Protesten gegen die Bachelor- und Masterstudiengängen. Die Besetzern der Hörsäle spüren in Online-Foren Desinteresse und Gegenwind. So auch im eigens eingerichteten Protest-Blog: Gerade einmal drei Kommentare zieren den Artikel über die Ziele der Besetzung – und von denen wurde einer entfernt und zwei sprechen sich gegen die Aktion und das Vorghehen der Besetzer aus. Vander: ""wo erstmal die Wiwis in ihrem Streben nach Geld gestört worden sind" Also mal ganz ehrlich, ich finde das ist ne absolute frechheit sowas zu behaupten. Verstehe nicht warum BWLer oder sonstige so pauschalisiert werden müssen. Gehts hier nicht um Zusammenhalt der Studierenden oder hab ich da was missverstanden. Nur weil sich manche beschweren, dass Vorlesungen ausfallen und dadurch weniger gelernt werden kann, gibt das dem Autor hier kein Recht zu sagen, dass Wiwis nur nach Geld aus sind."   

Auch im Webforum der Uni Duisburg Essen wird nicht gerade heiß diskutiert – gerade einmal knapp 20 Postings finden sich zu dem Thema Besetzungen. Und auch dort sind die Reaktionen eher verhalten: Ari sieht die Besetzung kritisch: "Dass grade das Audimax besetzt wurde, finde ich auch nicht so toll, da die meisten Besetzer bestimmt nichtmal Vorlesungen dort haben (das mutmaße ich mal). Es schadet momentan nur den BWLern und Fachverwandten. Vielleicht hätte man einen Ort wie die Mensa auswählen sollen (Hungerstreik), auch wenn das wiederum dem Personal geschadet hätte… schwieriges Thema, da sollte man im Vorfeld mehr drüber nachdenken.", und DkH hat sogar einen Tipp für seine Kommilitonen: "Anstatt zu protestieren sollten die (zumeist politisch linken) Protestanten lieber studieren, dann klappts auch mit der Regelstudienzeit".

Irgendwie scheinen die Proteste die Masse der Studierenden nicht erreicht zu haben – wie fast immer in den vergangenen Jahrzehnten. Eine Ausnahme waren die Proteste gegen Studiengebühren – aber da ging es auch ums Geld.