Rainald Grebe & Das Orchester der Versöhnung, Dienstag, 15. Februar, 20.00 Uhr, Ruhr-Congress, Bochum
Der Ruhrpilot
NRW: Die Linken lenken bei Studiengebühren ein…Der Westen
NRW II: Ex-Minister Laschet Kolumnist bei „Hürriyet“…RP Online
NRW III: Städte fordern mehr Geld von ihren Bürgern…RP Online
Wahlen: SPD Hoffnungsträger Kraft und Scholz…Post von Horn
Essen: Mindestens 1500 Kita-Plätze fehlen…Der Westen
Bochum: Graue Wölfe in Dahlhausen…Bo Alternativ
Bochum II: megaFon2011…Bo Alternativ
Kultur: Tanz im Niemandsland…RP Online
Arabien: Interview mit Slim Amamou über Tunesien, Ägypten und die arabische Welt…Netzpolitik
Gideon Levy: Israel muss Ägypten gratulieren

Die liberale israelische Tageszeitung Haaretz hat heute einen Artikel von Gideon Levy veröffentlicht, der den Titel trägt: „Israel muss Ägypten gratulieren“. Ich habe daraus einige Passagen ins Deutsche übersetzt. Den vollständigen Text in englischer Sprache finden Sie hier.
Die Nachricht aus Ägypten ist eine gute Nachricht, nicht nur für dieses Land und die arabische Welt, sondern für die ganze Welt, einschließlich Israel. Es ist Zeit, mit dem ägyptischen Volk glücklich zu sein, und zu hoffen, dass diese erstaunliche Revolution nicht schief gehen wird. Lasst uns alle unsere Ängste beiseite legen – vor der Anarchie, der Muslimbruderschaft oder einem Militärregime – und lasst uns bei diesem großen Wagnis ein Wort mitreden! Lassen wir uns nicht von den Gefahren trüben! Jetzt ist die Zeit, im Licht, das aus dem Nil scheint, zu sonnen – nach 18 Tagen des demokratischen Volkskampfs. Ironischerweise war es unter allen Ländern Ägypten, das bewiesen hat: Ja, es kann! Dass es möglich ist, eine Diktatur niederzuringen, und zwar mit friedlichen Mitteln.
Lasst uns in das halb volle Glas sehen. Viele der anfänglichen Befürchtungen haben sich als falsch erwiesen. Die von Israel und dem Westen gepflegten unvorteilhaften alten Stereotypen über Ägypten fielen – eines nach dem anderen – in sich zusammen. Abgesehen von einem einzigen Tag der Gewalt verlief diese Revolution friedlich. Das ägyptische Volk hat bewiesen, dass es von Grund auf unbewaffnet und gewaltfrei ist. Kairo ist nicht Bagdad oder gar Nablus. Das ist eine gute Nachricht. Auch die Armee hat gezeigt, dass sie die Grenzen ihrer Macht erkennt, und dass sie – im Gegensatz zu anderen Armeen in der Nachbarschaft – nicht schießwütig ist. Die ägyptische Armee hat bislang – klopf auf Holz – ihre Weisheit, Entschlossenheit und Sensibilität unter Beweis gestellt.
Tausende junger Ägypter, die auf allen Fernsehschirmen der Welt zu sehen waren, haben ebenfalls bewiesen, dass Ägypten noch ein anderes Gesicht als das uns bekannte hat. Die jungen Leute sind nicht nur an Falafel, Filme und Bakschisch interessiert, sondern haben auch ein ernstes soziales und politisches Bewusstsein, das sie auch in englischer Sprache äußern. Sie haben auch bewiesen, dass entgegen dem, was wir ständig erzählt bekommen, Hass auf Israel nicht an der Spitze ihrer Agenda steht.
Die Unkenrufe, denen zufolge jeder demokratische Wandel den Aufstieg des Islam bedeutet, sind ebenfalls weit davon entfernt, realisiert zu werden. Schauen Sie sich die Bilder vom Tahrir-Platz an: da sind relativ wenige offensichtlich religiöse Menschen. Sie beteten leise, umgeben von einer großen Anzahl von weltlichen Revolutionären. Es gab auch eine ganze Reihe ägyptischer Frauen auf dem Platz. Ägypten ist nicht das, was wir dachten.
…
Auch wenn es sehr spät ist, muss das offizielle Israel jetzt mutige und gute Wünsche von Jerusalem nach Kairo an den Westen schicken. Und wenn es das offizielle Israel nicht macht, dann wenigstens wir, die kleinen Leute. Von uns an Euch: Mabruk, herzliche Glückwünsche, Ägypten!
letzte Woche / diese Woche (kw7)
Diese Woche wollen wir mal ganz radikal vorgehen und die Welt auf zwei Zahlen verkürzen: 5 und 500. (So etwas ist doch immer recht griffig.) Denn bald naht die Woche der STUDIENGEBÜHREN! In NRW!! Ja, Mensch. Na, und die 5 bezieht sich natürlich auf die 5 Euro, von denen nicht mehr nur die BILD immer redet. Tja, wer gibt wem was in dieser Gesellschaft?
Haben wir eigentlich mehr HartzIV-Empfänger als Studierende in Deutschland? Oder hält sich das in etwa die Waage? Dann könnten die Studierenden doch quasi mal die Bedürftigen unterstützen, oder? Machen sie ja gerüchteweise später eh, wenn sie mal gutes Geld verdienen, haha. Nun gut. Jedenfalls sprach der Autor dieser Zeilen in der letzten Woche einmal mit einem frisch gebackenen Post-Doktoranden darüber, wie unsereins eigentlich wirken muss auf die jüngere Generation. Wir hatten noch Interdisziplinarität, Humboldtsches Bildungsideal, Langzeitstudium und generell die Einstellung, man könne ja durchaus experimentieren, bis man von der Arbeitsmarktrealität eingeholt wird. (Natürlich hat man auch versucht, sich zu qualifizieren, aber meist für Dinge, die die schnöde Arbeitswelt gar nicht haben will.) Wir also früher immer mehr oder weniger idealistisch voran – und dann sehen wir da plötzlich Generation Praktikum, Bachelor & Co. kommen und sind ganz betroffen: Bachelor ist doch nichts wert (obwohl schon mal was fertigstudieren im überschaubaren Rahmen ja nichts Verkehrtes sein muss – na, und die relative internationale Übertragbarkeit, etc.)! Die sind ja alle voll verschult und schon auf konkrete Jobs fixiert, bevor sie überhaupt wissen, was los ist auf der Welt! Die haben alle so Schiss, das sie schlecht aussehen irgendwann, dass sie mehr vorauseilenden Gehorsam als sonstwas im Gepäck haben! (Nun gut, diese typische Studierenden-Arroganz braucht man wohl schon auch noch, um sich diese unglaubliche Zeitinvestition in eine marginale gesellschaftliche Verbesserung schönzureden.)
Wir sind also die Schnösel von gestern, und die Schnösel von heute sind ja so anders dysfunktional. Haben wir ein schlechtes Gewissen? Kaum. Hätten wir für den Scheiß damals auch noch bezahlt, ohne den Profs jeden Tag zu sagen, dass sie da teilweise Mist lehren? Nein. Denn es ging nicht nur den Studierenden ziemlich gut, sondern den Profs erst recht. Fröhliche Wissenschaften nach der Revolution damals, yo! Und alles schön von Steuergeldern finanziert. Wir brauchen ja „Eliten“ für wasauchimmer werauchimmer bestimmt.
Schön also, dass da alle mit Fachabi oder Abi oder so mitspielen durften bei der großen Party nach der Studentenrevolution. Leider sind wir dann die folgenden 30 Jahre nie mehr zu den Gewerkschaften und ähnlichen Gruppen gegangen – das Leben war ja hart genug und es gab ja so viel auszufechten! Die Geschlechterfrage! Die Ernährung! Recht auf Rausch?! Semesterticket!! Und dann immer diese Kriege irgendwo. Na, und nun rächt sich das halt, und niemand kann mehr jemand so recht weismachen, die Studierenden müssten doch bezuschusst werden. Denn es gibt bedürftigere, die nicht so eigenständige Menschen sind wie unsere zukünftigen Eliten. Gab es diese Menschen nicht zu „unserer“ Zeit auch schon? Hm. Und das zeigt einmal mehr den Unterschied zwischen Demonstrationen, Umfragen und der Realität: Alle sehen immer gern, wenn Leute für ihre Interessen auf die Straße gehen. Das gibt auch gute Medienbilder, und alle drücken David gegen Goliath die Daumen, weil das ja zeigt: Wenn wir wollten – dann würden wir auch! Aber in Umfragen zeigt sich dann, dass die Mehrheit gar nicht auf der Straße war und im Grunde eine andere Meinung vertritt als die letzte „Ich! Mehr!“-Protestwelle. Und in der Realität schließlich verpufft die „Revolution“ dann gen Militär, gen neue Köpfe in alten Strukturen und natürlich zu permanenten Verteilungsdebatten. Vergleicht der Autor hier den Akademikerstand in Deutschland mit dem Militär in Ägypten? Kaum.
Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass die heutige Studierendengeneration bescheidener geworden ist. Sie haben bestimmt alle Peter Hein zugehört: „Im Leistungskurs Leben wird dir nicht beigebracht, dass du alles, was sie dir geben, später doppelt bezahlst.“ Schön war es, letzte Woche von der NRW-Ministerin für Kultur, Familie, Jugend, Sport und Kinder zu hören, sie habe eigentlich das Ministerium für Lebensbildung. Vielleicht hat die auch mal Family 5 gehört (und deshalb – oder trotzdem? – genau den Job)? Schönen Sonntag!
Foto: Jens Kobler (feat. u.a. „The Rules of Attraction“ nach Bret Easton Ellis)
Nachruf auf Peter Alexander

„Sag´ mal, weißt Du, was eigentlich mit Peter Alexander ist?“ fragte ich vor etwa zwei Wochen meine Frau. „Lebt der eigentlich noch?“ Sie blickte mich an, wie sie mich immer ansah, wenn sie sich fragte, ob ich sie veralbern wolle oder ob es nun wirklich um den Verstand ihres Gatten geschehen ist. „Ja, mein Gott! Ich möchte es halt nur wissen.“ Wieso? Weil gerade ein Lied von Peter Alexander im Radio lief. So lautete meine Antwort auf ihre Gegenfrage, warum ich das denn wissen wolle. „Ja, aber warum willst Du das denn wissen?!“ Boah …
Es war klar: sie wusste es auch nicht. Für mich war damit dieses Gespräch beendet. Auf unserem Spaziergang – wir machten gerade ein paar Tage Urlaub im Böhmerwald – nervte ich sie dann damit, den ein oder anderen Schlager von Peter Alexander vor mich hin zu singen. Zu dumm: den Text von „Wie Böhmen noch bei Öst’reich war“ kannte ich im Grunde nicht. Also wiederholte ich ständig: „Wie Böhmen noch bei Öst’reich war – vor finfzig Jahr, vor finfzig Jahr“. Das war´s, Ende der Vorstellung. Dabei war dieser Song – rein situativ betrachtet – der angemessene. Aber wer kennt den schon?!
„Die kleine Kneipe in unserer Straße“ dagegen kennt natürlich jeder – ein paar Jährchen auf dem Buckel vorausgesetzt. Der passte freilich kein bisschen in unsere Situation – so fern der Heimat. War mir aber egal; „die kleine Kneipe“ war (und ist) einfach der Smash-Hit. Sehr gut kenne ich auch „Hier ist ein Mensch“. Erstens war dies in den Jahren, in denen ich den Stand der Hitparaden auswendig kannte, für Wochen in allen deutschen Charts unangefochten der Nummer-Eins-Hit. Das muss 1968 oder 69 gewesen sein, also in den ganz wilden Jahren.
Ein paar Jahre später, Mitte der 70er, war dieses Lied der Stoff eines politisch links stehenden „Junglehrers“ (die hießen damals so), der uns in die Musiksoziologie einführte. So etwas vergisst man nicht. Der Schlager eignete sich in der Tat sehr gut zur musiksoziologischen Unterweisung, und der Umstand, dass nun wirklich alle Schüler „Hier ist ein Mensch“ ohnehin schon kannten, erleichterte dieses Projekt ungemein.
Meine Frage nach Peter Alexanders Befinden beantwortete sich schon auf unserem Spaziergang. Wir suchten nämlich einen Kiosk auf, der auch über ein reichhaltiges Zeitschriftenangebot verfügte. Es war freilich den Lesegewohnheiten der deutschen Urlauber angepasst, deren Altersdurchschnitt wir durch unsere Präsens stark nach unten gezogen hatten. Ich erblickte auf einer Titelseite einer Illustrierten das Konterfei des Entertainers, dazu eine Schlagzeile, dass er sehr krank sei und dass es ihm sehr schlecht gehe.
„Das machen nur die Beine von Dolores“ war Peter Alexanders erste Single. 1951 erschienen, ganz so alt bin ich nun auch wieder nicht. Doch auch in meiner (*1957) Generation kennt eigentlich jeder diesen Evergreen. Jedenfalls seine Melodie. „Das machen nur die Beine von Dolores, dass die Senores …“ – weiter schaffte ich den Text beim besten Willen nicht. Gut, dass mich meine Frau begleitete: „…die Senores nicht schlafen geh’n.“ Na bitte, geht doch.
An dieser Stelle muss auf einen Umstand aufmerksam gemacht werden, der den Unter-Dreißigjährigen nicht stets so gegenwärtig ist. Bis Mitte der 80er Jahre waren nur drei Fernsehprogramme zu empfangen, und da die Dritten Programme der ARD-Anstalten ein Schattendasein führten, eigentlich nur das Erste und das ZDF. Das Farbfernsehen wurde in der Bundesrepublik Deutschland 1967 eingeführt; wir hatten – wie die meisten Leute – erst Mitte der 70er Jahre eins. Die Peter Alexander Show startete bereits 1969 im ZDF.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Peter Alexander Shows ich mir bis Mitte der 70er Jahre reingezogen hatte. In schwarz-weiß, versteht sich. Als wir dann endlich eine Farbglotze bekamen, ließ mein Interesse an dieser Form der Fernsehunterhaltung deutlich nach, auch weil ich altersbedingt länger aus dem Haus bleiben durfte. Aber so im Alter von elf bis vierzehn, in meinem Fall 1969 bis 1972. Das war jetzt nicht so schlecht, wie sich das Jüngere vorstellen mögen: die ganze Familie saß vor der kleinen Schwarz-Weiß-Kiste; irgendwie war das schön.
Zudem: was hätte man auch sonst machen sollen? Die Eltern hatten nicht ständig Lust auf einen Spieleabend oder so etwas, und ich musste auf jeden Fall hätte die Peter Alexander Show sehen. Das wäre ja furchtbar gewesen, in die Schule zu gehen und nicht mitreden zu können. Die Peter Alexander Show wurde von bis zu 38 Millionen Zuschauern allein in Westdeutschland gesehen, also fast zwei Dritteln der Gesamtbevölkerung. 38 Millionen, unter den zehn- bis vierzehnjährigen Kindern geschätzte 98 Prozent. Selbstausgrenzung, nein Danke!
Außerdem war der wirklich klasse, der Peter Alexander. Als wir dann so zwölf bis sechzehn waren, sind wir ins Kino gegangen und haben uns seine Pennälerfilme angesehen. Da hatten uns die Eltern nicht zu gezwungen. Es war immer recht voll, die Filme waren allesamt Kassenschlager.
Na sicher, Peter Alexander war ein Biedermann, ein „Heile-Welt-Apostel“, Österreicher mit einem Küss-die-Hand-Charme. Aber er war auch ein äußerst vielseitiger Unterhaltungskünstler. Auch menschlich ein Typ, gegen den nichts vorzutragen wäre. Wir haben uns aus gutem Grund angewöhnt, sympathische Leute, die sich der seichten Unterhaltung verschrieben haben, unsympathisch zu finden. Ich hatte Peter Alexander gegenüber niemals so empfunden. Es gab und gibt keinen Grund.
Er wisse, sagte „Peter der Große“ einmal, „dass Millionen von Menschen gerne mal die Augen schließen, um einfach nur zu träumen.“ Daran schloss er die rhetorische Frage an: „Ist das nicht unser gutes Recht?“
Am Samstag starb Peter Alexander im Alter von 84 Jahren in seiner Geburtsstadt Wien.
Derrin Nauendorf
Derrin Nauendorf, Montag, 14. Februar, 20.00 Uhr, Cobra, Solingen
Der Ruhrpilot
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Moe Tucker und die Tea Party
Irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, aber ich habe mir auch nie größere Gedanken um Moe Tucker, die Schlagzeugerin von Velvet Underground gemacht. Velvet Underground, das waren für mich vor allem Lou Reed und John Cale und John Cale mochte ich immer lieber. Aber das Tucker eine begeisterte Anhängerin der Tea Party ist, hat mich dann doch gewundert. Liegt das an den Drogen, die die sich damals reingejagt haben? Sind da ein paar Gehirnzellen zuviel geschrottet worden. Ich weiß es nicht
Esben and the Witch
Esben and the Witch, Sonntag, 13. Februar, 21.00 Uhr, Gebäude 9, Köln
Der Ruhrpilot

NRW: Bürger sollen Oberbürgermeister abwählen können…Der Westen
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NRW IV: Linke will Rot-Grün stützen…Spiegel
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Wikileaks: …zur angeblichen Domscheit-Berg–Assange-Schlammschacht…Netzpolitik
