
Im Schlafzimmerfenster von Michael P. hing eine Israelfahne und auf seinem Balkon eine weitere. Zwei gute Gründe für die Polizei, seine Wohnung aufzubrechen.
Duisburg: Zwei Wohnungen gestürmt
Michael P.* sitzt in der Küche seiner Wohnung in der Duisburger Innenstadt und trinkt Kaffee. Draußen an der Tür zu seiner Wohnung sieht man schemenhaft einen Fussabdruck. Die Tür selbst ist intakt. Das gleiche Bild einen Stock tiefer. Am Samstag hatte die Polizei die Wohnung von Michael P. und die Wohnung darunter aufgebrochen, um zwei Israelfahnen, eine aus dem Fenster seines Schlafzimmers und eine vom Balkon, zu entfernen. Die Fahne auf dem Balkon wurde von einem Polizeibeamten bei der Aktion abgerissen. Anti-Israelische Demonstranten hatten auf ihrem Marsch durch Duisburg vor der Wohnung mit den Israelfahnen Halt gemacht, antijüdische Parolen skandiert, das Haus beworfen und versucht, das Haus zu stürmen – bis die Polizei klein bei gab und die Fahnen entfernte.
„Ich stand gegenüber auf der anderen Straßenseite und konnte die ganze Sache nur noch beobachten.“ Der Schilderung des Sprechers der Duisburg Polizei, Ramon van der Maat, er habe feixend am Straßenrand gestanden und sich über das „Theater, das er verursacht hat amüsiert“ widerspricht P.: „Ich hatte Schiss. Es ist kein gutes Gefühl, wenn man sieht, dass ein Polizist auf deinem Bett steht und eine Fahne aus dem Fenster nimmt, während die Menge unten auf der Straße steht und Allah uh Akbar schreit.“
Nicht nur seine Tür wurde von den Beamten mit einem beherzten Fußtritt aufgetreten: Auch die Tür einer leer stehenden Wohnung ein Stockwerk darunter wurde aufgebrochen – die Polizei hatte sich in der Etage geirrt. Als ein Freund von P. später auf seinem Balkon stand, um eine Zigarette zu rauchen, empörte auch das einzelne Gruppen von Demonstranten. Wieder war die Duisburger Polizei hilfsbereit: Der Raucher bekam einen Platzverweis und durfte fortan nicht mehr den Balkon betreten. Wer den Schaden der Polizeiaktion bezahlt, ist bis jetzt auch noch nicht klar – P. ist auf der Suche nach einem Anwalt.
Eine Israelfahne im Fenster zu zeigen, ist für P. nichts außergewöhnliches: Er hat sie zum 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel herausgeholt und zum 27. Januar, dem Tag an dem die 60. Armee der 1. Ukrainischen Front das KZ Auschwitz befreit hat. Und natürlich am vergangenem Samstag, als die radikalislamische Organisation Milli Görüs in Duisburg zu einer Demonstration gegen die Militäraktion Israels in Gaza aufgerufen hatte: „Die Fahne hing an diesem Tag nicht aus Zufall im Fenster. Für mich war es ein Zeichen meiner Solidarität mit Israel. Immerhin ist es die einzige Demokratie im Nahen Osten und die Heimstatt der Holocaust-Überlebenden. Ich habe allerdings nicht damit gerechnet.“ Für P. sind die Demonstrationen gegen die Israelis, die im Moment beinahe täglich in den europäischen Städten stattfinden, die größten antisemitischen Kundgebungen seit dem Ende des 2. Weltkriegs: „Da wird doch nicht gegen die Politik Israels demonstriert, sondern gegen den Bestand des Staates Israel und gegen die Juden.“
Dass die Polizei sich auf die Seite des, wie P. es nennt, „antisemitischen Mobs stellt“ hat ihn erschreckt: „Ich weiß von Freunden aus den USA, dass dort die Polizei dafür sorgt, dass auch Demonstrationen für Israel in der Nähe arabischer Demonstranten stattfinden können und keine israelischen Fahnen verschwinden müssen.“ In Düsseldorf dagegen hätte die Polizei vor wenigen Tagen Gegendemonstranten einer pro-palästinensischen Kundgebung Platzverweise erteilt.
Es hat lange gedauert, bis P. am Samstag in seine Wohnung zurückkehren konnte. Noch Stunden später, die offizielle Demonstration war längst weitergezogen, gingen sie an seinem Haus vorbei und riefen Sprüche wie „Juden raus“ und „Scheiß Juden“ – auch das für die Duisburger Polizei kein Grund einzugreifen.
Nun überlegt P. umzuziehen. Das Haus in der Duisburger Innenstadt ist in den letzten Tage berühmt geworden und sicher fühlt sich P. nicht mehr. „Eigentlich unvorstellbar“, so P., „dass man Angst haben muss, weil man eine israelische Fahne im Schlafzimmerfenster hatte.“
Hier das Video. Man sieht, wie die Polizei die Fahne aus Michael P.s Fenster runterreißt.
* Name geändert
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