Emscherrenaturierung in Dortmund: Aus Scheiße wird wieder Landschaft

Blick auf die renaturierte Emscher im Dortmunder Norden. Foto(s): Robin Patzwaldt

Als Kind des Ruhrgebiets, das seit den 1970er-Jahren in dieser Region lebt, gehörte die verrohrte Emscher zu meinem Alltag. Fast egal, wo man hinkam – dieses verächtlich „Köttelbecke“ genannte Abwasserrohr gehörte irgendwie zum Leben dazu.

Deshalb war es auch für mich eine gute Nachricht, als vor einigen Jahren die Meldung die Runde machte, dass die Emscher – wenn auch für sehr viel Geld – zu großen Teilen renaturiert werden soll. So wohlwollend ich diese Neuigkeit damals auch zur Kenntnis nahm, so wenig habe ich mich in der Praxis über Jahre hinweg darum gekümmert. Immer wieder begegneten einem entsprechende Bauarbeiten, ohne dass ich sie intensiver in Augenschein genommen hätte.

Erstmals entdeckte ich dann vor einigen Jahren ein Stück der renaturierten, das heißt dort in erster Linie wieder offengelegten Emscher im Landschaftspark Duisburg-Nord. Hier hatte das Ganze mit Natur noch nicht wirklich viel zu tun – schließlich präsentierte sich der Fluss dort noch in einem offenkundig künstlichen Bett.

Doch immerhin

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Es wird kein europäisches ChatGPT geben

Stargate – OpenAI Gigafactory in Texas (Symbolbild) Bild: Bild: OpenAI / DALL·E


Im Interview mit der Welt am Sonntag fordert Digitalminister Karsten Wildberger die Entwicklung eines eigenen europäischen Large Language Models (LLM), KI-Modelle, die auf riesigen Datenmengen trainiert wurden und Texte verstehen und generieren können, als Alternative zu ChatGPT, Gemini oder Claude. Vernünftiger wäre es, sich auf KI-Geschäftsfelder zu konzentrieren, auf denen Europa noch eine Chance hat.

Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit hat eine Technologie die Welt so schnell verändert wie künstliche Intelligenz. Nachdem OpenAI im November 2023 ChatGPT, damals in der Version 3.5, für die Öffentlichkeit freigab, setzte ein bis heute anhaltender Boom ein:

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Vom Projektklub zum Mittelmaß – Wie Hoffenheim und Leipzig ihre Startvorteile verspielt haben

Foto: Robin Patzwaldt

Als die TSG Hoffenheim 2008 in die Fußball-Bundesliga aufstieg und ein Jahr später RB Leipzig gegründet wurde, war die Aufregung groß. Zwei „Retortenklubs“, wie sie im Volksmund hämisch genannt wurden, wollten den deutschen Fußball revolutionieren – mit einer Mischung aus enormen finanziellen Ressourcen, modernster Infrastruktur, analytisch geprägtem Management und einer klaren strategischen Vision.

Fast schien es, als könne der sportliche Erfolg gar nicht ausbleiben. Doch während andere Klubs aus weniger privilegierten Verhältnissen über sich hinauswachsen, wirken Hoffenheim und Leipzig heute erstaunlich farblos. Die Frage stellt sich: Wie konnte das passieren?

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Das Panzergrenadierbataillon 112 in Regen: Tag der offenen Türe in der Bayerwaldkaserne

Demonstration für die Zuschauer: Schützenpanzer Puma und Panzergrenadiere (Foto: Peter Ansmann)
Demonstration für die Zuschauer: Schützenpanzer Puma und Panzergrenadiere (Foto: Peter Ansmann)

Das Panzergrenadierbataillon 112 der Bundeswehr in Regen (Bayern) zeigte am 12. Juli 2025, zum Tag der offenen Türe, was es leistet: Zum 65-jährigen Bestehen der Bayerwaldkaserne. 

Etwa 700 Soldatinnen und Soldaten dienen aktuell am Standort.

Die Panzergrenadiere in Regen sind Teil der 10. Panzerdivision und damit ein zentraler Pfeiler in der Verteidigungsstrategie der NATO gegen die imperialen Gelüste des Regimes in Russland. Als Teil der Division 25, die mit rund 20.000 Soldaten über ganz Deutschland verteilt ist, soll sie die Ostflanke Europas vor der russischen Aggression verteidigen.

Grund genug, um sich am Tag der offenen Türe in der Bayernwald-Kaserne umzusehen.

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Grün, sauber, falsch – das China-Bild der Deutschen

Kernkraftwerk Haiyang Foto: WPTO Lizenz: CC BY-SA 4.0


China baut Plug-in-Hybride, Kohlekraftwerke und Kernreaktoren – und dominiert trotzdem den Markt für Solarpanels und Windräder.
Während Deutschland auf reine Lehren setzt und an Technologieverboten bastelt, kombiniert China pragmatisch, was funktioniert. Ein Text über Mobilitätsmythen, mediale Wunschbilder – und die Realität eines Landes, das wirtschaftlich denkt, nicht ideologisch. Von unserem Gastautor Carsten Seifert.

In deutschen Medien ist China ein Zukunftsversprechen: Hightech, Tempo, Transformation. Wenn es um Energie und Mobilität geht, gilt das Land als elektrifizierter Vorreiter in eine emissionsfreie Zukunft. Deutsche Politiker träumen davon, China in puncto Elektromobilität

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100 Jahre Westfalenhalle Dortmund – Symbol einer verpassten Zukunft

Die Westfalenhalle in Dortmund. Quelle: Wikkipedia, Foto: Arne Müseler / www.arne-mueseler.com, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de

2025 feiern die Westfalenhallen in Dortmund offiziell ihren 100. Geburtstag – ein stolzes Jubiläum für eine Einrichtung, die einst ein Wahrzeichen der Moderne war. Doch von dieser Strahlkraft ist heute kaum noch etwas übrig. Was früher ein architektonisches und gesellschaftliches Aushängeschild der Stadt Dortmund war, wirkt inzwischen wie ein Relikt aus einer anderen Zeit: funktional veraltet, städtebaulich isoliert und ohne nennenswerte Relevanz im heutigen Kultur- und Veranstaltungsbetrieb.

Die Westfalenhalle ist längst kein Symbol des Aufbruchs mehr – sondern vielmehr ein Mahnmal für den Stillstand des Ruhrgebiets.

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Ex-BVB-Torhüter Mitchell Langerak: Ein leiser Held sagt Servus

Ex-BVB-Torwart Mitch Langerak. Archiv-Foto: BVB

Es war eine Nachricht, die mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Mitchell Langerak hat seine aktive Laufbahn beendet. Der australische Torhüter, der seine Karriere in Japan bei Nagoya Grampus ausklingen ließ, verabschiedet sich damit von einem Beruf, den er mit Hingabe, Bodenständigkeit und einer selten gewordenen Loyalität ausgeübt hat.

In einer Fußballwelt, die sich zunehmend um Selbstdarstellung, Marktwert und Schlagzeilen dreht, war Langerak ein wohltuender Gegenentwurf – ein Profi alter Schule. Besonders bei Borussia Dortmund bleibt er in bester Erinnerung.

Langerak kam 2010 aus seiner Heimat nach Dortmund – als junger, weitgehend unbekannter Keeper, der hinter dem damals gesetzten Roman Weidenfeller zunächst keine allzu großen Einsatzchancen hatte. Doch er nahm die Herausforderung an, arbeitete still, aber verbissen, und war zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Legendär bleibt vor allem sein Einsatz im DFB-Pokalfinale 2012 gegen den FC Bayern München. Damals musste Weidenfeller verletzt passen, Langerak sprang ein – und spielte groß auf. Dortmund siegte mit 5:2, und Langerak hatte seinen Platz in der Vereinsgeschichte sicher.

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„Viele glauben, dass der Klimawandel das alles bestimmende Umweltproblem ist“


Zustand nach einer Brandrodung südlich von Santa Fé, Panama Foto: DirkvdM Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der Evolutionsbiologe Matthais Glaubrecht befasst sich in seinem jüngsten Buch mit zwei globalen Krisen: dem Klimawandel und dem Artenschwund. Dabei widerlegt er den verbreiteten Glauben, die Klimaerwärmung sei Hauptursache des Aussterbens von Tier- und Pflanzenarten. Natur- und Artenschutz müssten unabhängig von der Klimafrage mehr politisches Gewicht bekommen. Von unseren Gastautoren Ellen Daniel und Michael Miersch.

Frage: Herr Glaubrecht, wie viele Tier- und Pflanzenarten gibt es auf der Welt?

Matthias Glaubrecht: Das weiß niemand. Fundierte Hochrechnungen haben ergeben, dass es zwischen acht und neun Millionen sein könnten. Wissenschaftlich erfasst und beschrieben sind bisher weniger als zwei Millionen. Unter den Unbekannten sind höchst wahrscheinlich nur noch wenige Säugetiere, Vögel und andere größere Wirbeltiere. Das Heer der unbeschriebenen Arten bilden die Insekten.

Warum weiß man so wenig über das Leben auf der Erde?

Dass wir so wenig über die Vielfalt der Natur wissen, hat mehrere Gründe. Winzige Lebewesen nach Arten zu unterscheiden, ist schwierig. Bevor man das Genom lesen konnte, war es noch viel schwieriger. Große

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