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Prof. Edzard Ernst teilt antisemitische Inhalte – Nachfrage dazu empfindet er als Erpressung!

Prof. Edzard Ernst (Foto: wife of Edzard Ernst, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Prof. Edzard Ernst (76) ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Entlarvung von Quacksalberei und Pseudomedizin. Wie kaum ein anderer schlug und schlägt er den Kampf gegen die Homöopathie, und machte auch vor dem damaligen Prince Charles (jetzt: König) nicht halt. Nun verbreitete Ernst antisemitische Posts, und empfindet Nachfragen als Erpressung. Was ist da los?

Prof. Edzard Ernst mag dem einen oder der anderen durchaus bekannt sein. Seit Jahrzehnten kämpft er gegen Quacksalberei, war der erste Lehrstuhlinhaber für Alternativmedizin in Großbritannien. Auch nach seiner Emeritur kämpft Prof. Ernst weiter gegen jede Paramedizin und für den wissenschaftlich-skeptisch-evidenzbasierten Weg. Er ist eine wirkliche Koryphäe und die deutschen Skeptiker der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) können zurecht stolz darauf sein, ihn in ihren Reihen zu wissen, und das sogar als Mitglied des Wissenschaftsrates. All das gilt es ohne jedes „Aber“ anzuerkennen.

Vor einigen Tagen fiel Prof. Ernst mir dadurch auf, dass er folgendes auf Facebook teilte.

Das Zitat stammt dabei von Dr. Israel Shahak, der als Anti-Zionist bekannt ist. Dabei ist das mit dem Antizionismus und dem Antisemitismus eigentlich gar nicht so schwer, manchmal aber doch, wie Prof. Pfahl-Traughber hier kurz darstellt.

Allerdings, in Kombi mit den Aussagen des Accounts „Luigi Grillo“ sieht das durchaus antisemitisch aus. Wieso also teilt Prof. Ernst so etwas? In ihrem aktuellen Artikel zu den Ruhrbaronen, in denen wir als „das vielleicht mächtigste Blog der Republik“ gebrandet wurden, fragte die SZ, wie wir es mit dem Recht der Gegenrede halten. Und genau dieses sollte hier hoch gehalten werden.

Wichtig war mir dabei, Prof. Ernst nichts zu unterstellen, und klar zu machen, dass ich Prof. Ernst nicht als Antisemiten bezeichne, sondern eben verstehen möchte, wieso er ein antisemitisches Posting verbreitet.

Nach der erneuten Nachfrage zur Intention antwortete Prof. Ernst dann recht deutlich, also dem Ton nach, nicht inhaltlich.

 

In der Zwischenzeit war ein anderes Posting von Prof. Ernst aufgetaucht, das er entweder mittlerweile kommentarlos bei Facebook gelöscht hat, oder es, dafür spricht die zu sehende Einstellung, es nur noch für einen kleinen Personenkreis als sichtbar eingestellt hat.

Schließlich teilte ich Prof. Ernst dann mit.

„Ich warte noch bis morgen, Sonntag, 11 Uhr, eine Stellungnahme ab. Danach schreibe ich auch ohne darüber. Stellungnahme ginge auch an Sebastian.Bartoschek@ruhrbarone.de

Prof. Ernst gab eine Stellungnahme ab, per Artikel in seinem Blog

Darin stellt er heraus, dass er sich wiederholt gegen Antisemitismus eingesetzt habe, mit Blick auf das Unrecht des Holocaust. Das stimmt. Auch hat Prof. Ernst Bilder verbreitet, die an das NS-Unrecht erinnern.

Mit Blick auf meine Stellungsnahme-Aufforderung schreibt Prof. Ernst davon, dass er sich „erpresst“ gefühlt habe. Er beschwert sich auch darüber, dass man die WELT auf seine Posts hingewiesen habe.

Mit Blick auf das Posting selbst schreibt Prof. Ernst

„My re-Tweet was meant to make people reflect critical about the horrendous atrocities that is currently happening in Gaza.“

Einen Verweis, dass die Hamas hier das eigentliche Problem ist, und nicht Israel, kommt Prof. Ernst da nicht über die Tastatur. Man mag an Henry Broders Aussagen im Innenaussschuss 2008 denken.

Auf das „From the river to the sea“-Ding ging Prof. Ernst indes in seinem Artikel nicht ein, worauf ihn auch – neben mir – ein Kommentar zu seinem Blogbeitrag hinwies. Seine Antwort darauf sei auch für mich maßgeblich, weswegen ich ihn hier zeige:

Bei X hingegen, „argumentiert“ er dann doch anders, und spricht sich für eine „2-Staaten-Lösung“ aus.

Ich wies Prof. Ernst darauf hin: „“From the River to the sea“ bezeichnet die von der Hamas propagierte 1-Staaten-Lösung bei Auslöschung aller Juden. Ist dir das nicht bekannt, oder stellst du es in Abrede?“ Hierauf kam dann nur Schweigen.

Obwohl, nicht ganz, zum Ende hin erneuerte er noch einmal den Vorwurf, „Erpressung“ ausgesetzt gewesen zu sein.

Es tut weh, wenn jemand, der bisher als wirklich wissenschaftlich-kritisch-denkender Mensch imponierte, hier mit kritischer Selbstkritik nicht wirklich zu dienen scheint.

Noch mehr irritiert aber, dass jemand, der Skeptiker ist, und damit auch gegen Verschwörungserzählungen und Antisemitismus eintritt, sich wundert, wieso Nachfragen gestellt werden, und dann diese sogar als „Epressung“ bezeichnet.

Wir leben in Zeiten, in denen man nicht weg schauen sollte. Diese „Zeiten“ sind immer.

Egal bei wem.

HINWEIS: der Autor dieses Artikels ist, wie Prof. Ernst auch, Mitglied der deutschen Skeptiker-Vereinigung GWUP. Dort tobt derzeit ein Kampf um die Ausrichtung des Vereins (Ruhrbarone berichteten); vorgeblich mit Blick auf das Thema Wokeness. Es gibt zudem auch einen Machtkampf im Wissenschaftsrat des Vereins, in dem Prof. Ernst Mitglied ist. Prof. Ernst steht auf Seiten der „Anti-Woken“ (wobei immer noch unklar ist, ob es überhaupt eine „woke“ Übernahme gab). Mich ordnet Prof. Ernst den „Wokies“ zu. Ich selbst tue es nicht. Für mich ist das Thema des Streits in der GWUP hier aber völlig nachrangig. Es geht um Antisemitismus.

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[…] ist nun mein Artikel bei den Ruhrbaronen her, in dem ich aufzeigte, dass Prof. Ernst bedenkliche, antisemitische Inhalte auf seinem Facebook-Profil teilte. Dies führte zum einen zu einigen Reaktionen Prof. Ernsts: hier, hier und hier. Prof. Ernst ist […]

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