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Ruhrtriennale: „Kulturterror absetzen ist keine Zensur“

Umstritten: Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp Foto: Edi Szekely/Ruhrtriennale 2018

Thomas Wessel, der Pfarrer der Christus-Kirche in Bochum, hat sich mit einem offenen Brief an NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (Parteilos) und Oliver Keymis (Grüne), dem Vorsitzenden des Kulturausschusses des Landtags gewandt. Wessel ist der Ansicht, dass Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp der antisemitischen BDS-Bewegung in Deutschland zum Durchbruch verholfen hat und fordert die Politik auf, einzugreifen.   

Sehr geehrte Frau Ministerin,
sehr geehrter Herr Vorsitzender,

die Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ – Sie haben sich deutlich gegen sie gestellt, dafür möchte ich Ihnen danken – verübt kulturellen Terror. Damit ist die allein entscheidende Grenze benannt: die zwischen Terror und Demokratie. Es ist keine Grenze zwischen „Narrativen“ oder „Perspektiven“: BDS boykottiert nicht Israel, sondern demokratische Kultur.

Mit der Ruhrtriennale geht der BDS jetzt erstmals gegen ein Format vor, das den popmusikalischen Bereich übersteigt: BDS expandiert ins „Festival der Künste“, in die Genres von Theater, ernster Musik und bildender Kunst. Es ist ein Quantensprung, ein politischer.

In dieser Situation hat sich die Ruhrtriennale, das Festival der Künste, auf die Kunstfreiheit berufen, um eine aktiv agitierende BDS-Band erneut einzuladen. Sie nicht einzuladen, bezeichnete die Intendantin – s. Anlage – als „Zensur“. Damit greift die BDS-Logik über in die sog. Hochkultur.

Wir halten daran fest: Boykott von Kunst ist keine Kunst. Boykott von Freiheit ist das Gegenteil von ihr. Terror ist das Gegenteil von Demokratie, Kulturterror absetzen ist keine Zensur: Wir müssen der antisemitischen Logik mit politischer Logik begegnen.

Anders die Ruhrtriennale, sie hat dem BDS jetzt einen weiteren Qualitätssprung offeriert: Hätte sie die BDS-Band nicht wieder eingeladen – das berichtet heute die RHEINISCHE POST – „‘hätten wesentliche internationale Künstlerinnen und Künstler abgesagt‘, sagte Intendantin Carp am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion. Welche Künstler genau, sagte Carp nicht.“

Diese Erklärung ergibt:

– Alle Künstlerinnen und Künstler der Ruhrtriennale dienen dazu, dem BDS geheime Größe anzudichten.
– Alle Künstlerinnen und Künstler geraten in eine Verdachtsspirale.

– Alle werden, wenn die Verdachtsspirale angedreht wird, bedrängt werden, sich zu äußern: BDS kann seine Agenda auf Dauer stellen.

– Dafür genügt es dem BDS, heimlich und inkognito zu agitieren: Wir haben es mit einer neuen Qualität der antisemitischen Agitation zu tun, ein Telefonanruf reicht hin.

– Die Intendanzen aller großen Häuser und Festivals werden erpressbar wie es die Ruhrtriennale ist. Leichter noch werden Private erpressbar, Agenturen, Labels und Veranstalter wie wir es sind: BDS könnte – per Kampagne oder Telefonanruf – die Wirtschaftlichkeit eines Hauses, eines Festivals, eines Jahresprogramms in Frage stellen.

Verehrte Frau Ministerin, geehrter Herr Abgeordneter, ich bitte Sie dringlich, politische Rahmenbedingungen zu schaffen dafür, dass wir als Veranstalter des kulturellen Lebens auf BDS-Agitation reagieren können. Wir verlieren unsere Freiheit, wenn wir die der Kunst verlieren. Wenn wir anfingen, auf BDS zu schielen. Wie Sie und die nordrhein-westfälische Demokratie sich zur BDS-Agitation stellen, wird exemplarische Bedeutung haben für das Kulturleben in Deutschland.

Hochachtungsvoll
Ihr

Thomas Wessel | Pfarrer

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