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Straßennamen: Vom Kriegsverbrecher zum religiösen Judenhasser

lutherIm ostwestfälischen Halle wurde eine nach dem Kolonialoffizier Paul von Lettow-Vorbeck benannte Straße umbenannt. Der  Judenhasser Luther wiederum wurde mit einer eigenen Straße geehrt. Eine rotgrüne Provinzfarce von unserem Gastautor Thomas Weigle.

Seit 1936 gibt es in Halle eine Lettow-Vorbeck-Straße, allerdings nicht mehr lange. Zwei Versuche 1989 und 2012 den peinlichen Namen zu entfernen, waren an der bürgerlichen Mehrheit gescheitert. Nun ist es im dritten Anlauf gelungen, der Kriegsverbrechernamen wird entfernt. Aber um welchen Preis? Statt nun auch durch einen entsprechenden Namen ein politisches und deutliches Zeichen gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus zu setzen, unterwirft sich die rotgrüne Ratsmehrheit dem Willen der Evangelen, die ihr Martin-Luther-Haus auch an der gleichnamigen Straße gelegen wissen wollen, deshalb wurde in der vergangenen Woche ein „religiöser“ Ratsbeschluss herbeigeführt. Man glaubt seine Pflicht in Sachen Nazibarbarei, Antisemitismus und Rechtsradikalismus erfüllt zu haben, hat man doch vor mehr als drei Jahren einen Gedenkstein für die Haller Juden enthüllt, an dem hin und wieder gedacht wird, der aber sonst ein unauffälliges Dasein an der viel befahrenen B 68 fristet und dem Vorbeifahrenden sein gedenkendes Wesen keineswegs enthüllt.

Die zukünftig nach dem Bauern-und Judenhasser Luther benannte Straße ist nur kurz, aber viel befahren im Zentrum der Stadt, so dass ein entsprechendes Straßenschild, etwa „Straße der Haller Juden“ oder nach einem Opfer rechten Terrors gewiss ein echtes Zeichen gegen den wieder erstarkenden Antisemitismus und Rechtsradikalismus gesetzt hätte. Schon allein durch die Diskussion über den Namen, wären Fronten geklärt und Stellung bezogen worden.Wichtig in diesen Zeiten! Warum also haben sie sich dem Willen der Evangelen gebeugt?
Waren die Grünen viele Jahre die politische Speerspitze im Kampf gegen die A33, warf man 2011 das Ruder rum, trat bar jeder Verlegenheit der Initiative „A33 jetzt“ bei. Jetzt macht man sich mit Luther, für den ja jegliche Obrigkeit von Gott war, ausgehfein für den endgültigen Gang ins konservativ-protestantische Lager.

Und die SPD? Statt ordentlich Farbe zu bekennen, sich auf ihre guten antikirchlichen Traditionen zu besinnen, biedert man sich bei einer Kirche an, die nie wirklich Sympathien für die SPD hatte. Vor drei Jahren spuckten die Frontfrauen der Grünen und der SPD, Lange und Sommer, Gift und Galle, als die bürgerliche Mehrheit im Hauptausschuss bei Vorbeck blieb, allerdings war da von Luther bei den Damen noch nicht die Rede.

Klar, hätte ein entsprechender Name im (rechts)bürgerlichen Lager für erheblich mehr Widerstand gesorgt als der Name Luther. Nur, wofür hat man Mehrheiten, auch wenn sie knapp sind? Die SPD hat, betrachtet man ihre Geschichte, keinerlei Grund den Lutheranern in dieser Art und Weise untertänig zu sein. Die sollen sich nix vormachen, wenn es ernst wird, wird ihnen, wie schon öfter, gezeigt werden, was eine lutherische Harke ist, dass Gott, Luther und Kirche mit der SPD unvereinbar sind.

Religion jedenfalls ist Privatsache und hat im öffentlichen Raum und auf Straßenschildern nichts zu suchen, es sei denn es handelt sich um kirchliche Widerständler gegen die nazisozialistische Barbarei beispielsweise. Wenigstens auf einem solchen Namen hätten die Geschichtsvergessenen Haller Sozis bestehen können. Aber nein, es muss ein Name aus den TOP 3 der wirkmächtigsten Antisemiten seit dem Beginn der Neuzeit in Deutschland sein. Martin Luther, Wilhelm zwo, der im Zuge des landesherrlichen Kirchenregimes als preuß. König Chef seiner evangelischen Kirche war und wiederum vom Hofprediger Adolf Stoecker massiv beeinflusst war, der die „verjudete Linke“ als Hauptfeind ausgemacht hatte und eben der antisemitische Massenmörder aus Braunau, für den Luther ein „großer Deutscher“ war, der Luthers Vorstellungen hinsichtlich dessen, was mit den Juden zu geschehen habe, in die Tat umsetzte, dabei teilweise freundlichst unterstützt von den „Deutschen Christen“, die andererseits durchaus auch so ihre Art hatten, wenn es um Sozialdemokraten ging.
In einem unterschieden sich Luther und Adolf Nazi. Letzterer war aus rassischen Gründen Antisemit, Luther war es aus religiösen Gründen. Zunächst Anhänger der „Judenmission“, aber nachdem diese „verstockten Juden“ einfach nicht in seine schöne neue Kirche eintreten wollten, wurde „Bruder Martin“ sehr, sehr hässlich. Und er stellte die Frage:

„Was sollen wir Christen tun mit diesem verdammten, verworfenen Volk der Juden?“ und formuliert in „scharfer Barmherzigkeit“ folgendes:
„ ihre Synagogen niederbrennen,
Ihre Häuser zerstören und sie wie die Zigeuner in Scheunen und Ställen wohnen lassen,
Gebetbücher und Talmudrollen wegnehmen,
ihren Rabbinern bei Drohung des Todes das Lehren verbieten
Händlern das Wegerecht und freie Geleit wegnehmen,
Wucher und Geldgeschäfte verbieten, Bargeld und Schmuck einziehen und verwahren,
jungen und kräftige Juden Werkzeuge geben und sie hart arbeiten und ihr Geld verdienen lassen.“

Alles von den Nazis umgesetzt, bevor sie den finalen Schritt der Endlösung vollzogen, inklusive der Gleichbehandlung von Juden und Zigeunern. Immerhin, die Juden „eigenhändig erwürgen“ war nach Luther einem Christen nicht gestattet. Daran haben sich allerdings während des Holocaustes nicht aller Lutheraner gehalten, sondern eifrig mitgewirkt am „Erwürgen.“ Was wäre passiert, wenn der Kirchengründer in die Hände der Bauern gefallen und diese hätten ihm seine eigene Medizin zu kosten gegeben, denn für diese forderte er ja, man solle „sie hauen, würgen, stechen, wie tolle Hunde totschlagen.“ Deutschland und Europa wären möglicherweise einiges erspart geblieben. Nein, natürlich nicht die „Religionskriege“, diese waren machtpolitisch begründet, da lieferte die Frage der Kirchenzugehörigkeit nur einen fadenscheinigen Vorwand. Aber die Untertänigkeit und Willfährigkeit der Lutheraner gegenüber jedweder staatlichen Obrigkeit hat für viel Unschönes seit 1517 gesorgt.
Wer also heute ohne Not den Namen Luther auf ein Straßenschild schreibt, darf sich nicht wundern, wenn andere von nicht zu entschuldigender Passivität in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus sprechen, von Komplizenschaft gar, wenn man von einem Beobachter der Ratssitzung hört, „dass dies alles nicht interessiert hat.“

Zum Schluss noch eine Unwetterwarnung für 2017: Lutherstürme der ungesündesten Art werden 365 Tage kalt über`s Land fegen. Ziehen wir uns warm an!

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Martin Budich
Martin Budich
8 Jahre zuvor

Der Artikel liefert eine sehr gute Einstimmung auf das drohende Lutherjahr. Nur einer Formulierung muss entschieden widersprochen werden: „Und die SPD? Statt ordentlich Farbe zu bekennen, sich auf ihre guten antikirchlichen Traditionen zu besinnen“.
Die SPD hat kein antikirchliche Tradition sondern eine antiklerikale Vergangenheit, mit der sie abgeschlossen hat.
Als sich z. B. LaizistInnen in der SPD in einer Arbeitsgemeinschaft organisierten, hat der SPD Bundesvorstand einstimmig die Anerkennung dieser AG verweigert. Eine christliche AG gibt es schon lange.
Bevor Hannelore Kraft MP und Peer Steinbrück Kanzlerkandidat wurden, sind sie noch schnell der Kirche beigetreten.
Alle amtierenden SPD BundesministerInnen haben ihren Amtseid mit der klerikalen Formel abgelegt.
In NRW sind 33 Prozent der staatlichen – die Betonung liegt auf staatlichen – Grundschulen Konfessionsschulen. Hier werden LehrerInnen und SchülerInnen nach dem Gesetz getrennt. (Das ist in der Praxis nicht mehr durchhaltbar). So etwas ist in zivilisierten Ländern unüblich. In Rheinland Pfalz wurden staatliche Konfessionsschulen unter MP Helmut Kohl und Kultusministerin Hanna Laurin abgeschafft. Nur in NRW hat Bruder Johannes diese für fundamentalistische religiöse Staaten übliche staatliche Glaubensreglementierung erhalten.
Rot-grün hat in NRW eine Kirchenaustrittsgebühr eingeführt. Wenn ein Verein eine Austrittsgebühr verlangen würde, fiele das unter den Straftatbestand der Sittenwidrigkeit.
Dass die SPD keine antikirchlichen Tradition hat, sondern sich schon lange davon verabschiedet hat, ließe sich noch an viele weiteren Beispielen illustrieren. Die SPD wird im Lutherjahr versuchen, Luther für sich zu vereinnahmen. Dass er der bedeutendste Antisemit vor Hitler war, wird ausgeblendet.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Ja, Martin, so ist das mit den leitenden Sozialdemokraten und Grünen. Sie kriechen der Kirche notfalls auch in den Arsch, wenn es zum Stimmengewinn führt. Bis zur konsequenten Trennung von Religion und Staat ist es in diesem unserem Lande noch ein weiter Weg.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

@ Martin Budich Sie haben Recht. Ich habe tatsächlich die Zeit nach 45 beim Schreiben dieses Artikels ausgeblendet, warum auch immer. ich hatte vor allem die Zeit bis 1918 im Blick. Aber Anbiederung, wie zum Beispiel kurz vor der Vereidigung in die Kirche eintreten, wird von konservativen Lutheranern sicher nicht als überzeugendes „Glaubensbekenntnis“ gewertet, sondern als das was es ist: religiöser Opportunismus, der nichts wert ist, wenn es ernst wird.

Andreas
8 Jahre zuvor

Katrin Göring-Eckardt, Bündnis 90/Die Grünen, und Mitglied im Rat der EKD, hat das Verdienst

Pflugscharen zu Schwertern

gemacht zu haben:

„Als besondere Gewissensentscheidungen während der rot-grünen Phase führte Katrin Göring-Eckardt in späteren Stellungnahmen zwei Wegemarken auf: die Pro-Entscheidung zum Kosovokrieg 1999. In einem Personenportrait des Moderators Hanno Gerwin für eine TV-Sendung des Evangelischen Rundfunkdienstes Baden im Jahr 2012 begründete sie ihre Pro-Stimme zum Kovoso-Krieg unter anderem mit religiösen Motiven. Zitat: „Damals las ich sehr, sehr viel in der Bibel und sprach mit vielen Leuten darüber, was mir sehr wichtig war. Ich sagte mir, wenn es um Krieg und Frieden geht oder um Leben und Tod, kann man nicht gegen den Glauben handeln. Ich stimmte allerdings für den Militäreinsatz, weil ich beim Abwägen fand, dass es wahrscheinlich richtig war. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass es sich als richtig herausgestellt hat.“[36]

http://de.wikipedia.org/wiki/Katrin_Göring-Eckardt#Kosovokrieg

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Thomas Weigle,

1,
eine Straße nach Martin Luther zu benennen, ist das tatsächlich in unserer Gesellschaft und für diese ein erwähnenswertes Problem?
Luther ist nun ‚mal eine der größten deutschen Persönlichkeiten, die die Weltgeschichte ganz wesentlich bis in unsere Tage (mit-)geprägt hat und die wegen ihres Denkens und Handelns weltweite Anekrennung , Wertschätzung, ja Verehrung erfährt.

Insofern verstehe ich ncht, daß eine solche Straßenbennenung über Halle hinaus irgend wie von Interesse sein könnte und schon gar nicht, warum das eine ausdrückliche, negavite Kommentierung über Halle hinaus erfahren muß.
.

2.
Dass nun endlich die Straßenbezeichnung „von Lettow-Vorbeck“ in Halle verschwindet, ist „gut und richtig“, aber auch das ist doch über Halle hinaus unineressant.

3.

Dass dieses “ dörfliche Geschehen“ herhalten muß, gegen SPD und Grüne ‚mal wieder grundsätzlich zu zu agieren,dass diese „dörfliche Geschehen“ herhalten muß, überzeugten und entschlossenen Antisemitismus seitens Grünen und der SPD zu hinterfragen, ist jedem freigestell. Ich wäre jedenfalls in diesem Zusammenhang auf solche Gedanken nicht gekommen.
4.
Unbestritten ist, losgelöst von diesem dörftlichen Geschehen, daß weiterhin, so wie das regelmäßig hier bei den Rurhbaronen geschieht, immer wieder über eine strikte Trennung von Staat und Kirche nachzudenken ist, auch darüber, ob z.B. SPD und Grüne ganz generell und imnmer wieder , vor allem aber auch bei konkreten Entscheidungen, über ihr Verhälnis zu allen Kirchen nachdenken müssen.

Ebenos unbestritten ist es und ebenso unbestritten wird es mit Blick auf das sog.Luther-Jahr sein, daß noch mehr als bisher über das Leben und das Wirken von Martin Luther nachgedacht und öffentlich diskutiert werden wird, eben auch über seine antisemitischen Äußerungen -über das Wann, das Warum, über die Folgen und hoffentlich geschieht dieses dann selbstverständlich auch kritische Nachdenken und Diskutieren dann so, daß es viel mehr Menschen in Deutschland interessieren und erfassen wird als das gemeinhin anläßlich solcher Ereignisse der Fall ist.

5.
Ich halte es für nicht sachdienlich, wenn hier so nebenbei in Sachen Antisemitismus die Brücke geschlagen wird von den antisemitistischen Äußerungen Martin Luthers zum Holocaust der Nazis.
Wenn es denn nur so einfach wäre mit dem Antisemitismus in Deutschland, mit dem Antisemitismus der Deutschen in der Geschichte, in der Gegenwart und, was zu befürchten ist, auch in der Zukunft, vor allem wenn es so einfach wäre mit der Erklärung dessen, was den Holocaust zu dem Meschenheitsverbrechen der Deutschen schlechthin gemacht hat.

Wie viele Deutsche und welche Deutsche waren es denn, denen der Antisemitismus der Nazis gereicht hat, deshalb gegen sie Widerstand zu leisten? Waren das etwas alle „Nicht-Lutheraner“?

Únd wie viele überzeugte Deutsche gibt es denn heute und wo lasen sich diese verorten, wenn es um offenen und öffentlichen Widerstand gegen jede Art von Antisemitismus geht? Ich habe jedenfalls den Eindruck, daß es unter überzeugten evangelischen und kaht.Christen mindestens (!!) so viele engagierte Gegner jedweden antisemitisches Denken und Handeln gibt wie im übrigen Teil der deutschen Bevölkerung.

Also,
eine Martn-Luthestraße in Halle alsl Anlaß für…..-sh.oben…?
Na, ja, Thomas Weigle, für einen (zugezogenen?) Ostwestfalen mag das ja naheliegen, aber überzeugt hat mich der Anlaß als Grund für Deinen „Rumdumschlag“ -sorry-nicht.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

@ Andreas, # 4

Lieber Andreas, gläubige Menschen können pazifistisch sein oder auch nicht. Die kirchlich verfassten Religionen waren es allerdings nie, wenn es um ihre eigenen Interessen ging. 🙂

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

@ Walter Stach # 5

„Luther ist nun ‘mal eine der größten deutschen Persönlichkeiten, die die Weltgeschichte ganz wesentlich bis in unsere Tage (mit-)geprägt hat und die wegen ihres Denkens und Handelns weltweite Anekrennung , Wertschätzung, ja Verehrung erfährt.“

Das gilt im Prinzip auch für Adolf Hitler, Walter. 🙂

Rainer Möller
Rainer Möller
8 Jahre zuvor

Es waren sicherlich zunächst mal Protestanten, die sich an die SPD angebiedert haben, um den Bedeutungsverlust (Wegbrechen der konservativ-deutschnationalen politischen Partner) zu kompensieren. Nicht umgekehrt.
Und sicherlich war es meist so, dass die sozialistische Bewegung durch den Einfluss der Protestanten demoralisiert wurde – nicht andersrum. Eine solide Bewegung für die Klasseninteressen des Industrieproletariats gegen „die da oben“ verwandelte sich unter protestantischem Einfluss in eine Partei der moralisch höherstehenden Wesen (also der Pharisäer) gegen den „die da unten“. Bedauerlich, aber offenbar unwiderruflich – und das Ergebnis lässt sich heute in den Ruhrbaronen nachverfolgen.

Andreas
8 Jahre zuvor

Lieber Arnold,

es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit, ob man als Christ

„Schwerter zu Pflugscharen“

oder

“Pflugscharen zu Schwertern”

macht, wie Frau Göring-Eckardt.

Frau Göring-Eckardt hat aber auch sonst noch so einiges in Sachen „Glaubwürdigkeit“ zu bieten, die Grünen reden ja immer wieder gerne von „sozial“ …:

„Die mit Hartz-IV eingeführten Sanktionsmöglichkeiten wie zum Beispiel Leistungskürzungen seitens der Jobcenter charakterisierte Göring-Eckardt als „Bewegungsangebote“ für die Betroffenen.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Katrin_Göring-Eckardt#Agenda_2010_und_Hartz_IV

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Anrold,
„…weltweite Anerkennung, Wertscchätzung ,ja Verehrung“ im Prinzip.auch für Adoll Hitler?

Arnold,
ich habe in meinem Beitrag lediglich den Versuch gestartet, kritisch zu hinterfragen, ob das „dörfliche Eregnis der Straßenbenennung in Halle „…Martin-Lutherstr…“, als Anlaß geeignet ist, bedenkenswerte Probleme wie Staat -Religion, wie „Wurzeln des Antisemitismus in der christlichen Reliigon im allgemeinen, bei Marthin Luther im besonderen“, wie „Nähe oder Distanz von Grünen und SPD zu den christlichen Kirchen“ aufzugreifen und hier zu diskutieren.

Leider gescchieht es derzeit oft, daß Belanglosigkeiten ge – bzw. benutzt werrden, gesellschaftliche Probleme, ja sogar weltweite Probleme wie Krieg und Frieden, aufzugreifen, um dann zu verrsuchen, stets mit Blick auf die ursächliche Belanglosigkeit, sich daran abzuarbeiten. Ich halte dieses Vorgehen für problematisch, aber -selbstverständlcih- für vertretbar.

Man kann, wenn man will,

den Kommentar von Thomas Weigle

bezogen auf seinen Anlaß ja auch positiv bewerten, zeigt er doch, daß sich bedeutende gesellschaftspolitische Fragen auch aufwerfen lasssen am Beispiel politischer Entscheidungen in einer “ dörflichen Gemeinschaft“.
Sorry,
Thomas Weigle,
ich weiß, daß Halle kein Dorf ist, sondern ein Kleinstadt.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Doch Walter. Nicht so viel wie für Luther, natürlich. Aber weltweit und bis heute. Auch in Deutschland. Und wer weiß, wann es wieder mehr wird. 🙁

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Arnold,
„…auch in Deutschland“….ja, leider kann ich Dir insofern nicht widersprechen!

John Matrix
John Matrix
8 Jahre zuvor

Stimmt alles schon, aber dann dürfte es generell schwierig werden, Straßen nach historischen Persönlichkeit zu benennen.

Martin Budich
Martin Budich
8 Jahre zuvor

@ #3 Thomas Weigle

Auch nach 1918 haben SozialdemokratInnen und KommunistInnen in der Weimarer Republik großartige antiklerikale Aufklärungsarbeit geleistet. Es gab Massenveranstaltungen mit zehntausenden TeilnehmerInnen, die sich gegen den reaktionären Einfluss der Kirchen richteten.
Die beiden Großkirchen waren dann auch – außerhalb der Wirtschaft – die wichtigsten UnterstützerInnen des Faschismus. Fast alle bedeutenden KirchenkritikerInnen wurden ermordet.
Die Kirchen sind die einzige Großorganisationen, die den Faschismus gestärkt überstanden haben. Als Adenauer dann eine Legislaturperiode lang die absolute Mehrheit hatte und den Kirchen mit den Subsidiaritätsprinzip die Verfügung über die Sozialeinrichtungen bei gleichzeitiger öffentlicher Finanzierung beschenkte, waren die Anstrengungen der Aufklärung um 100 Jahre zurückgeworfen. Der gesellschaftliche Einfluss der Kirchen war neu zementiert worden.
Aber die letzten Jahren zeigen, dass die Aufklärung wieder an Fahrt gewinnt. Die Kirchen verlieren immer mehr Schafe, ihre Gebäude werden geschlossen, weil sie nicht mehr aufgesucht werden. MitarbeiterInnen in kirchliche Einrichtungen kämpfen um ihre Rechte, z. B. auf Streik.
Wenn Franz-Josef Overbeck erklärt: „Wir sind eine Minderheit“, dann ist das doch eine schöne Ermutigung.
http://de.radiovaticana.va/storico/2014/09/13/bischof_overbeck_%E2%80%9Ewir_sind_eine_minderheit%E2%80%9C/ted-825025
Wer weiß, vielleicht wird die SPD ja mal diese Minderheit den Christdemokraten überlassen und sich der Mehrheit zuwenden. Wenn es dann die SPD noch als relevante politische Kraft geben sollte.

paule t.
paule t.
8 Jahre zuvor

Na, wenn’s ohne Godwin nicht geht, muss der Rest des Inhalts ja besonders schwerwiegend sein.

Dass eine Paul-Lettow-Vorbeck-Str. für viele nicht mehr akzeptabel ist, eine Martin-Luther-Str. aber schon – könnte das vielleicht daran liegen, dass das historisch wesentliche Handeln bei Lettow-Vorbeck der Kolonialismus ist, bei Luther aber eben nicht – so schlimm sie sind – sein Antijudaismus und das Verhalten in den Bauernkriegensondern, sondern die Reformation, die hier so mal eben völlig ausgeklammert wird? Es ist ja eben nicht so, dass Evangelen auch heute noch Luther wichtig finden wegen dieser zu Recht kritisierten Seiten, sonder trotz ihnen; und sie werden ja auch innerhalb der Kirche kritisiert. Und man vertritt heute eben in diesen Fragen völlig andere Positionen.

So zu tun, als fände die Evangelische Kirche, indem sie sich religiös auf Luther beruft, ausnahmslos alles gut, was er geschrieben hat, und als würde sie zB am liebsten wieder Sozialistengesetze einführen, ist einfach nur albern und ungewöhnlich ignorant. Die Kirche und ihr Verhältnis zum Staat kritisieren – schön und gut, ist auch richtig und wichtig. Aber, wenn man ernst genommen werden will, doch bitte mit etwas weniger Schaum vorm Mund.

Jürgen
Jürgen
8 Jahre zuvor

Weshalb ist es peinlich, dass heute noch eine Straße nach dem Kolonialoffizier Paul von Lettow-Vorbeck benannt ist? Heißt es nicht allenthalben, wir Deutschen müssten uns der Geschichte stellen?
Aber wie sollen wir Deutschen (Wer ist das überhaupt, wir Deutschen?) uns der Geschichte stellen, wenn wir keine Möglichkeit haben, diese überhaupt kennenzulernen? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, über die von Hr. von Lettow-Vorbeck zu verantwortenden Gräueltaten aufzuklären, sei es durch eine Erläuterung am Straßenschild oder eine größere Tafel? Die Umbenennung folgt nur dem Muster aus den Augen aus dem Sinn.
Und hört doch bitte auf, sofort die Antisemitismuskeule zu schwingen und irgend welche Hitlervergleiche aus dem Hut zu zaubern. Diese Argumentationslinie ist jämmerlich.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Martin Budich,
m.E. ist es keineswegs ein zwingender Schluß, aus der Zahl fortwährend wachsener Austritte aus den christlichen Kirchen , was ja nicht bleichbedeutend ist mit zurückgehendem gesellschaftspolitischen Einfluß der Kirchen- zu schließen, daß die Aufklärung wieder an Fahrt gewinnt.

Es gibt zumindest einige Gründe, die dafür sprechen, daß die „Vernunft“ ehe weniger als mehr das Miteinander der Menschen und der Nationen zu bestimmen scheint.
Und wo weder die Vernunft noch die Religion das Miteiander der Menschen und der Nationen leitet, da…………???

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

@Walter Stach Also wirklich, Halle ist nicht nur Kleinstadt, sondern wurde auch im 19.Jahrhundert Kreisstadt( bevor die rotgelbe Koalition damit zum 31.12.72 Schluss machte) und gaaanz wichtig: war lange vor unserer geliebten Hauptstadt eine geteilte Kleinstadt zwischen Frankreich und dem Königreich Westphalen. Von einer Mauer ist allerdings nichts bekannt.
Was Hitler heute angeht, so finden sogar polnische(!!!) und russische Rechtsradikale an ihm Gefallen, und warum? Ja, genau!! Deswegen!!
Im Nahen Osten sollen 10 Millionen Exemplare von Hitlers „mein kampf“ kursieren, vermeldete vor einiger Zeit die Zeitschrift „Konkret“. Man darf mit Sicherheit vermuten, dass die meisten dieser Exemplare nicht während der Kolonialzeit dort verkauft wurden.
@ Martin Budich In meiner erste Replik hatte ich die WR bewusst ausgeklammert, weil dort, wo Sozialdemokraten kommunale und staatliche Macht erlangten , sie gezwungen waren, ihre Haltung zu Kirchen zu modifizieren, denn sonst wäre das, was wir als Weimarer Koalition kennen, recht schnell auseinander geflogen, denn das Zentrum, dessen Mitglied der gute Konrad A. war, hätte eine rigide antikirchliche Politik nicht mitgetragen.
Was Minderheiten angeht. Vor vielen Jahren räsonnierte entweder Schramm oder Belz als alter und enttäuschter Sozialdemokrat. „Wir haben jetzt eine AG Sozialdemokraten in der SPD gegründet!“ Großer Lacherfolg!

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

@ Jürgen 16

„Und hört doch bitte auf, sofort die Antisemitismuskeule zu schwingen und irgend welche Hitlervergleiche aus dem Hut zu zaubern. Diese Argumentationslinie ist jämmerlich.“

Gegen wen sollte man sonst die Antisemitismuskeule schwingen, als gegen ausgewiesene Antisemiten? Und wo haben sie gelesen, dass Luther mit Hitler verglichen wurde?

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

@ Paule T. # 15

Es kommt ganz auf den Blickwinkel an, Paule. Für Menschen für die die Reformation eine große Bedeutung hat, spielt der Antisemitismus Luthers natürlich nicht die Hauptrolle in seinem Leben. Für die, die den Antisemitismus als dauerhafte und bedeutende inhumane Kraft sehen, während ihnen die Reformation relativ egal ist, ist es genau umgekehrt.

Was das Verhältnis der deutschen Kirchen zum Staat betrifft, gibt es übrigens beste Gründe für den Schaum der dir vor den Mündern vieler Kritiker als zu viel erscheint. Aber er hilft natürlich nicht, wenn man sich mit einer so alten und nach wie vor mächtigen Institution anlegt. Wirksamer ist vielmehr der Austritt mit einem Lächeln auf dem Gesicht. 🙂

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

# 14 Martin Budich

Sie schreiben: „Die beiden Großkirchen waren dann auch – außerhalb der Wirtschaft – die wichtigsten UnterstützerInnen des Faschismus. … Die Kirchen sind die einzige Großorganisationen, die den Faschismus gestärkt überstanden haben. “

Das ist nun wirklich Quatsch. Die wichtigsten Unterstützer der Nationalsozialisten war schon in den Jahren 10932/33 die Mehrheit des deutschen Volkes und Hitlers Ermächtigungsgesetz wurde von allen bürgerlichen und reaktionären Parteien der Weimarer Republik unterstützt. Ohne diese Unterstützung hätte Hitler sich als Reichskanzler niemals in der ersten Jahreshälfte 1933 halten, er hätte ohne diese breite Unterstützung in der Bevölkerung niemals die frühe Diktatur errichten und die parlamentarische Demokratie abschaffen können. Erst danach setzte die große Industrie-und Wirtschaftshilfe für die Nazis ein. Und erst danach wuchs der Opportunismus der Kirchenführer gegenüber Hitler, der übrigens von Beginn an durch den passiven und aktiven Widerstand der Bekennenden Kirche und vieler katholischer Priester und Laien konterkariert wurde.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

Man lernt nie aus: in einem bitterbösen Leserbrief an das konservative Westfalen Blatt ist heute u.a. zu lesen, dass für Luther „behinderte Kinder ein vom Satan in die Wiege gelegtes Stück Fleisch seien“, derartige „Kinder seien zu ertränken“. „Heute würden wir Hitler als Hassprediger bezeichnen“, lautete die bittere Bilanz des Schreibers.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Thomas Weigle,
zu der letzten Bemerkung in Sachen Arbeitsgemeinschaften (AG’s) in der SPD:
Ich war ‚mal vor. ca 3o Jahren in meiner Heimstadt Waltrop (kleine Stadt!!; de facto aber immer noch mit hier und da spürbarer dörflicher Tradition, was mich freut) Partei- und Fraktiosnvorsitzender der SPD, die damals zur Überraschung aller in dem an sich tradidionell christ-demokratisch dominierten Ort seit 1974 über die absolute Mehrheit verfügte.
Damals hatte ich oftmals Anlass, in den Arbeitsgemeinschaften-JUSOS, ASF, AFA-„mit gebührender Deutlichkeit“ daran zu erinnern, daß es sich bei diesen Organisiationen um A r b e i t s gemeinschaften in der SPD und für die SPD handelt und um nichts Anderes. Nicht zu bestreiten, daß sich am Beispiel der auch heute noch um möglichst viel Eigenständigkeit bemühten Arbeitsgemeinschaften der SPD ein gravierender Unterschied der SPD zur CDU ausmachen läßt, nämlich der innerparteiliche Drang zu diskutieren, zu polarisieren, zur Abgrenzung gegen „andere Genossen“ einerseits und andererseits eine ehe in Sachen partieiinterner Diskussion und parteiinterner Polarisierungsbemühungen zurückhaltenden und um Geschlossenheit bemühten CDU.
Ich denke aber, daß das nicht entscheidend ist für den heute nur rd. 25% der Wähler überzeugenden Gesamteindruck meiner Partei.

Im übrigen gehörte ich -vor Ort- zu den ersten Genossen, die darum bemüht waren, die Distanz zwischen der SPD und der kath.Kirche abzubauen. Das ist, wenn die Wahlergebnisse dafür ein Maßstab sein können, seinerzeit gelungen . Geholfen hat mir dabei, daß ich nicht nur Genosse bin, sondern zudem kath.Chirst. Und ideologisch geholfen hat mir dabei, daß ich als „Fan“ der kath.Soziallehre -sh.u.a.
Nell-Breuning- relativ problemlos von dort den geistigen Bogen zu den Grundsätzen der SPD schlagen konnte. Was ich damals vor Ort betrieben habe, fand weder bei den Katholiken noch bei meinen Genossen ungeteilten Beifall.Es glich einer Sensation, als auf meine Bitte hin der mit mir befreundete kath.Dechant ein Referat auf einer Mitgliederversammlung der SPD hielt ; es ging um die sog. Kirche von unten mit Blick auf Mittelamerika.
Also, so wie Vernunft und Religion keine unüberbrückbaren Gegensätze sind -sh.Habermas-,so ist es heute im Gegensatz zur mehrheitlichen Meinung von vor ca. 3o Jahren eine Selbstverständlichkeit geworden, SPD-Mitglied und kath.Christ sein zu können.

Und „das ist gut so“, meine ich.

Das ändert nichts daran, daß nach wie vor nach der offziellen Aufassung der kath. Kirche die kath.Soziallehre als nicht vereinbar gilt mit dem Sozialismus, auch nicht mit dem „gemäßigten demokratischen Sozialismus – wer oder was damit auch immer gemeint ist.

Während ich das schreibe kommt mir der Gedanke, ob längst als überholt geltendes Denken nicht wieder auferstehen könnte, etwa in Frankreich, Italien,Portugal, Griechenland, wo die gravierend menschenunwürdigen Zustände einer große Mehrheit der Menschen in eklantantem Widerspruch zum Reichtum einiger Weniger stehen und dieses zunehmend zu gesellschaftlichen, zu gesellschaftspolitischen Verwerfungen zu führen scheint:

So wie in Deutschland, in Europa in den ersten 10-2o Jahren nach Ende des II:Weltkrieges diskutiert wurde über Begriffe wie „christlich-sozial“ -u.a. 1962 auf einer Tagung der der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes NRW- , über Themen wie „Sozialismus aus christlicher Verantwortung“ -sh.Franz Focke “ zur Idee eines christlichen Sozialismus in der kath.sozialen Bewegung und in der CDU“ (Veröffentlichung im Peter Hammer Verlag 1978) oder anhand dessen, was Papst Johannes XXIII in Mater et Magistra vekündet hat und was inhaltlich und in der Zielsetzung wesentlich zu sein scheint für das Pontifikat von Papst Franziskus.

Ich schließe mit Blick auf die Menschen in Italien,in Girechenland, in Spanien, in Portugal, in Frankreich in der Tat nicht aus, daß es hier zu einer politischen Bewegungen kommen könnte, die eine gemeinsame Grundlage findet in dem, was seinerzeit die Repräsentanten der kath.Soziallehrer in Deutschland gefordert haben und was soziale Demokraten und/oder demokratische Sozialisten wollten oder noch wollen und was sich offensichtlich auch Papst Franziskus auf “ seine Fahne geschrieben hat“, nämlich allen Menschen auf dieser Welt ein Leben in Würde zu ermöglichen, also in Gesellschaften leben zu können, die die weltweit wachsende eklantante soziale Ungerechtigkeit ablehnt.

Ich habe, wie gesagt, nur ‚mal aus gegebenem Anlaß laut vor mich hingedacht und das Gedachte „auf die Schnelle „hier im Blog geäußert.

Thomas Weigle,
so hat die neue Luther-Str. in Halle und Dein Kommentar dazu ein „weites Feld“geöffnet.
Ich habe unter -5- gefragt, ob dieses dörfliche Ereignis der „richtige Anlass“ sei für Deinen von mir sog. „Rundumschlag“. Nun bin ich ja viel weiter gegangen mit meinen Überlegungen über Katholizismus und SPD, über kath.Soziallehrer und Grundlagen des demokratischen Sozialismus, über Sozialismus aus christlicher Verantwortung -nebst der Erwägung über eine r politischen Utopie zu einem
s o z i a l e n und demokratisches Europa als Absage an neoliberale-neokapitalistische Gesellschaftsordnungen und an Plutokratien, Oligarchien welcher Art auch immer, an Theokratien, an pseudo-kommunistische Ordnungssystem nach chinenischem Vorbild.

discipulussenecae
discipulussenecae
8 Jahre zuvor

#14 Martin Budich:

Es ist dieser verquere antiklerikale Reflex der deutschen Linken, die Religion im allgemeinen und die Kirchen im besonderen für alles Übel in der Welt und besonders während der Nazizeit verantwortlich zu machen. Wenn mann sich aber auch nur rudimentär in der unseligen Geschichte von 33 – 45 auskennt, sollte jedem klar sein, daß die Nazis stets eine massiv antikirchliche Innenpolitik vertreten haben – mal mehr und mal weniger offensichtlich.

Ich weiß, Sie denken gerade wieder an das ‚Reichskonkordat‘. Aber klingelt bei Ihnen historisch
bei dem Begriff ‚Hitler-Stalin-Pakt‘ etwas?

Und daß „die Kirchen … die einzigen Großorganisationen, die den Faschismus gestärkt überstanden haben“ sind, stimmt zumindest für den damaligen Osten so nicht. Da gab es ganz andere!

Zum Artikel: Ich verstehe, daß Luthers Judenhetze nicht nur für ihn kein Ruhmesblatt war und leider auch historisch einflußreich wurde. Gut. Aber der Mann hat andere Leistungen vollbracht, von denen u. a. jeder Teilnehmer dieses Blogs profitiert: die nachhaltige Entwicklung der deutschen Sprache! Und noch viel mehr! Mann muß Luther doch auch als Kind seiner Zeit nehmen und sollte ihn nicht – wie es die protestantische Heiligenlegendenschreibung zu lange tat und bisweilen immer noch macht – als gleichsam außerzeitliches Religions- und Toleranzgenie verehren. Mann möge sich nur mal anschauen, was er so zu den Türken geschrieben hat!

Wenn jetzt so gegen Luther polemisiert wird, dann stößt mann damit in das Horn der rot-grünen Überkorrekten, die jedes historische Verständnis vermissen lassen. In Berlin wird so etwa gerade ernsthaft eine Umbenennung der ‚Jahnstraße‘ diskutiert, weil der gute Mann ein ‚Nationalist‘ und ‚Militarist‘ war.

Ludwig van Beethoven war eine Zeit lang ein großer Verehrer Napoleons: weg mit der Straße!
Arminius hat als ‚Hermann der Cherusker‘ alle überlebenden römischen Soldaten abschlachten lassen: weg mit der Straße!
Henning von Tresckow hat sich aktiv am Krieg gegen die Sowjet-Union beteiligt: weg mit der Straße!
Heinrich von Kleist wurde häufig von den Nazis gespielt: weg mit der Straße!

Und die Namen von Otto von Bismarcks, Richard Wagners oder auch Karl Marx‘ habe ich dabei noch gar nicht erwähnt. Und viele andere auch nicht.

Geschichtliche Wertungen sind auch immer Wertungen eines historischen Augenblickes. Wenn mann das vergißt, kommt mann mit dem Umbenennen gar nicht mehr nach …

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

„Es konnte in den Reihen unserer Bewegung der gläubige Protestant neben dem gläubigen Katholiken sitzen, ohne je in den geringsten Gewissenskonflikt mit seiner religiösen Überzeugung geraten zu müssen. Der gemeinsame gewaltige Kampf, den die beiden gegen den Zerstörer der arischen Menschheit führten, hatte sie im Gegenteil gelehrt, sich gegenseitig zu achten und zu schätzen“

Adolf Hitler, Mein Kampf, München 1933, 70. Auflage, S. 628 ff.

„In unseren Reihen dulden wir keinen, der die Gedanken des Christentums verletzt … Diese unsere Bewegung ist tatsächlich christlich. Wir sind erfüllt von dem Wunsche, dass Katholiken und Protestanten sich einander finden mögen in der tiefen Not unseres eigenen Volkes“

Adolf Hitler zitiert nach Eberhard Röhm, Jörg Thierfelder, Juden-Christen-Deutsche, fünf Bände, Stuttgart 1990 ff., Band 1, S. 65.

„An der Spitze unseres Programms steht nicht das geheimnisvolle Ahnen, sondern das klare Erkennen und damit das offene Bekenntnis. Indem wir aber in den Mittelpunkt dieser Erkenntnis und dieses Bekenntnisses die Erhaltung und damit Fortsicherung eines von Gott geschaffenen Wesens stellen, dienen wir damit der Erhaltung eines göttlichen Werkes und damit der Erfüllung eines göttlichen Willens, und zwar nicht im geheimnisvollen Dämmerschein einer neuen Kultstätte, sondern vor dem offenen Antlitz des Herren.“

Hitler in seiner Rede zum Reichsparteitag 1938

Hitler live über Gott und Vorsehung: https://www.youtube.com/watch?v=sx5m-qZYqV8

himynameis
himynameis
8 Jahre zuvor

Ich kann mir da nur an den Kopf packen. Mein Urgroßvater hat wie viele andere auch als lutherischer Christ in der Bekennenden Kirche sein Leben riskiert, weil der NS seinen religiösen Überzeugungen zutiefst widersprach, und 75 Jahre später deuten irgendwelche Atheisten den NS um zu einer christlichen (am besten noch lutherischen) Bewegung. Als Beleg dafür Propaganda Hitlers zu nehmen, halte ich darüber hinaus für besonders fragwürdig.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

@Walter Stach Egal wo, der Name des „Hasspredigers“, wie er in dem erwähnten Leserbrief genannt wird, ist unschönes Programm, hat im öffentlichen Raum nichts zu suchen. Wie sagt Herr Jesus: „Was du dem geringsten meiner Kleinstädte angetan hast…..“
Deinen Bemerkungen zur katholischen Soziallehre und den Zuständen im Süden Europas kann ich weitgehend zu stimmen. Welcher vernünftige Mensch könnte das teilweise Elend bestreiten?
In den 70ern, lieber Walter Stach, blickten wir ostwestfälischen Jusos, darunter der spätere Landesminister Horstmann von den Stamokaphöhen aus, fest in unserer marxistischer Sturmkleidung gewandet, geringschätzig auf den Bezirk Westliches Westfalen hinab, für uns wart ihr die „CSU der Gesamtpartei“….
@himvnameis Jeder mag sich an den Kopf greifen, wo und wann er will. Aber vor dem nächsten Mal rate ich Ihnen, das Stuttgarter Schuldbekenntnis zu googeln.
Für alle: FROHES HASENFEST

himynameis
himynameis
8 Jahre zuvor

@27: danke für die wenn auch herablassene Antwort. Ist mir bekannt. Ebenso ist mir bekannt, dass Christen Nationalsozialisten waren. Das macht den Gedanken, der NS sei eine christliche Bewegung gewesen, allerdings nicht weniger konstruiert.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

@ himynameis # 25

In der Zeit von Hitlers Herrschaft und auch in den Jahren davor war Deutschland zu über 90% von christlichen Konfessionen bestimmt. Es muss also sehr viele Christen gegeben haben, die Hitler bis zum bitteren Ende zugejubelt haben, oder? Warum wohl? Weil sie ihn für einen Atheisten hielten?

P.S. Adolf Hitler war übrigens zeitlebens Katholik.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

Die „deutschen Christen“ waren bekennende Hitler Fans, sie bestimmten den Kurs der Amtskirche und konnten sich auf Luther berufen. Daran ändert auch die BK nix.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Thomas Weigle,
ja,ja die Sozialdemokraten aus Ostwestfalen verstanden sich seinerzeit in der Tat als „die fortschrittlichsten Kräfte“ in der SPD in NRW und hielten die Sozialdemokraten im westf.Westfalen, also primär im Ruhrgebiet, für „irgendwie reaktionären Typen“ , und das galt nicht nur für die JUSOS aus OWL.

„So ganz daneben“, Thomas Weigle, lagen die Sozis in Ostwesftalen damals ja nicht in ihrer Selbstwahrnehmung und in der Fremdwahrnehmung von uns Genossen im Revier, jedenfalls was die gorße Mehrheit der SPDler im Ruhrgebiet anging.
Ich habe mir z.B. in Vorstandssitzungen, wenn es um das Thema Asyl ging, Sprüche anhören müssen, zu denen ich dann in der Diskussion angemerkt habe, daß diese nach Inhalt und Diktion ehe in die Vorstandssitzung einer rechtsradikalen als in die einer sozialdemokratischen Partei gehören würden..Und solche Sprüche von Genossen waren damals keineswegs untypisch!

Aber immerhin, wir haben uns seinerzeit in den Vorstandssitzungen des Ortsvereines/des Stadtverbanes über das Kommunale hinaus mit gesellschaftspolitischen Themen befaßt, haben darüber heftig und konrtovers diskutiert und dann und wann auch ‚mal per Mehrheit dazu Beschlüsse gefaßt.

Ich bin heute vor Ort in der Partei nicht mehr aktiv. Was ich also nur von Hörensagen weiß ist, daß die Partei vor Ort sich im wesentlichen mit dem Kommunalen befaßt, daß gesellschaftspoltischen Themen, also Themen, die die Gesamtpartei angehen, gar nciht anstehen, geschweige denn, daß darüber heftig und kontrovers diskutiert wird. Warum das so ist, weiß ich nicht. Jedenfalls war und ist mein Verständnis von einem Ortsverein/Stadtverband der SPD, daß es sich dabei um eine p o l i t i s c h e Organisation handelt, die die Aufgabe hat, zumindest zu versuchen, mit ihren Mitgleidern, letztendlich mit den Bürgern über gesellschaftspoliktisch relevante Themen ins Gespräch zu kommen, zu diskutieren, zu streiten udn so auch zur Meinungsbildung beizutragen -in der Partei und darüberhinaus.
.
Ich habe zudem den Eindruck, daß dieses aus meiner Sicht „unpolitische Dasein“ örtlicher Parteiorganisationen nicht nur für die SPD gilt, sondern auch für die CDU, die Grünen, die FDP………

Warum ist das so?
Welche Folgen hat das -für die jeweilige Partei und damit für die Parteiendemokratei insgesamt?

Möglich wäre es ja, daß die örtlichen Organisationen aller Parteien sich dieser Probelamtik, diesen Fragen ‚mal stellen würden. Chancen, daß das geschehen könnte, erkenne ich leider nciht.

Oder sind diese meine Ansichten lediglich der typischen altersbedingten Nostalgie gescdhuldet, nach der „früher alles besser war“?
Diese Möglichkeit hält mich regelmäßig davon ab, mich vor Ort in meiner Partei und mit meiner Partei allzu heftig anzulegen -schon gar nciht öffentlich -;abgesehen von allgmeinen Bemerkungen wie ich sie vorab gemacht habe.

Arnold,
die Diskussion „Hitler, Antisemitismus, Martin Luther und die Christen in Deutschland“ halte ich aufgrund der vorangegangen Beiträgen mittlerlweile deshalb für zunehmend problematisch, weil hier „so oder so“der m.E. etwas Unmögliches versucht wird, nämliich eine außerordentlich komplexe, eine außerordentlich komplizierte Gemengelange ( bestehend aus historischen, kulturellen,sozialen, religiösen, wirtschaftlichen, weltanschaulichen Fakten einer -bezogen auf die 193oer/194oer Jahre – mehr oder wenig lange zurückliegenden Vergangenheit nebst einer ziwingend gebotenen Analyse der Realitäten in den 193o/194oer Jahren) auf ganz, ganz wenige Aspekte zu reduzieren und diese dann noch in zu vereinfachender Weise zu interpretieren.
Eine solche Diskussion bringt nicht nur nichts, sie ist auch für das Anliegen des jeweils Diskutierenden letztendlich ehe schädlich als nützlich.
Das meine ich sagen zu können. Das ist weder ein Aufruf, die Disk. zu beenden -steht mir gar nicht zu- noch der Auffassung geschuldet, meine Meinung sei „die ojektive richtige“.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Walter, ich hatte mit meinen Kommentaren und Links keineswegs vor, die vor dir angesprochene Komplexität zu reduzieren. Ich bin es nur satt, dass Hitler und seine Vasallen im Rahmen solcher Diskussionen immer wieder als Atheisten eingestuft werden. Das waren sie nämlich auf keinen Fall.

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Arnold Voss schreibt:
„In der Zeit von Hitlers Herrschaft und auch in den Jahren davor war Deutschland zu über 90% von christlichen Konfessionen bestimmt. Es muss also sehr viele Christen gegeben haben, die Hitler bis zum bitteren Ende zugejubelt haben, oder? Warum wohl? Weil sie ihn für einen Atheisten hielten?
P.S. Adolf Hitler war übrigens zeitlebens Katholik.“

Deutschland wurde in den Hitlerjahren nicht von den christlichen Kirchen „bestimmt“, bestimmt wurde das Leben und die Politik im Dritten Reich durch die Diktatur und Terrorherrschaft der Nationalsozialisten, die jeden Tag die christlichen Grundwerte verletzten und mit Füßen traten. Wo bitte haben die Nazis denn im Sinne des christlichen Glaubens gehandelt?

Abgesehen davon, dass die Logik der Beweisführung haarsträubend ist. Weil Hitler Mitglied einer christlichen Kirche war und viele NSDAP-Mitglieder auch, soll also die ideologische Machtbasis der nationalsozialistischen Diktatur und Terrorherrschaft mindestens eine Nähe zum christlichen Glauben gehabt haben. Welch ein Unsinn. Worin bitte soll diese Nähe bestanden haben?

Sagen Ihnen die Namen Clemens Graf von Galen, Dietrich Bonhoeffer, Martin Niemöller und Karl Barth nichts? Das sollten sie.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Arnold,
ja, das ist so.

Kath.Christ war er nach seinem Denken, seinen Worten, vor allem nach dem, was er getan hat, allerdngs und für mich zweifelsohne nicht. Er war vom Sein eines Christen soweit entfernt wie der Teufel davon entfernt ist.
Man kann ihn jedoch im weitesten Sinne „religiliös“ nenen.

Atheist war er jedenfalls nicht. Also insofern gibt es Dir gegenüber nichts zu widersprechen.

Wer will, mag darüber nachdenken, was hätte sein können, wenn Hitler lebenslang überzeugter Atheist gewesen wäre.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Leoluca, warum verstehen sie mich hier bewusst falsch? ich habe nicht von der politischen sondern der moralische-religiösen Bestimmung Deutschlands zu Zeit Hitlers geschrieben. Die war unzweifelhaft ein fast zu Hundert Prozent dominant-christliche. Einen massenhaften christichen Aufstand gegen das von ihnen als zutiefst unchristlich bezeichnete Verhalten der Nazis gab es aber nicht, sondern nur ein vereinzeltetes, und das auch erst dann, als es zu spät war. Daran ändern die natürlich auch mir bekannten Namen der wenigen Mutigen leider nur wenig.

Hitler hat sich, wie sie oben selbst geschrieben haben, nicht an die Macht geputscht. Er wurde an die Macht gewählt. Auch die spätere Terrorherrschaft der Nazis wurde von großen Teilen der deutschen Bevölkerung, also auch der Christen, gebilligt, ja bejubelt. Das gleich galt für die Verfolgung und Vernichtung der Juden. Schon mal was vom christlichen Antisemitismus gehört? Schon mal was von den Deutschen Christen? Schon mal was vom systematischen Schweigen des Vatikans während der Greueltaten der Nazis?

Haarsträubend ist hier einzig und alleine die nachträgliche Verdrängungsleistung vieler Christen in Deutschland, die auch dann noch herrschte, als der Vatikan flüchtigen Nazi-Vebrechern half, ihrer gerechten Strafe zu entkommen. Unsinnig ist einzig und allein die Lebenslüge der Christen Deutschlands, dass Hitler sie verführt hat und in seiner tiefsten Seele eigentlich ein Atheist war.

Hitler war antiklerikal, aber nicht antireligiös, geschweige denn gottlos. Natürlich hat er seine Verbrechen nicht begangen, weil er Katholik war. Davon habe ich auch kein Wort gschrieben. Er ist aber nie aus der katholischen Kirche ausgetreten, noch hat er sie öffentlich angegriffen, geschweige denn wurde er von ihr wegen seiner Taten exkommuniziert. Im Gegenteil, er hat sowohl mit der evangelischen als auch mit der katholischen Kirche eng kooperiert. Dass es auch Christen gab, die das nicht gut fanden, ändert leider nichts daran.Hätte Hitler den Krieg gewonnen, wäre das Siegesgeläut in den meisten deutschen Gotteshäusern auf jeden Fall gewaltig gewesen.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

@ Walter Stach # 34

Wie ich hier schon oft geschrieben habe: Atheisten sind nicht die besseren Menschen. Sie können genauso rassistisch, antisemitisch und antidemokratisch sein wie jeder andere, was das kommunistische System der Sowjetunion drastisch gezeigt hat. Fanatische Atheisten sind genauso gefährlich wie fanatische Gläubige. Von letzteren gibt es nur viel mehr. Für Hitler und die meisten Nazis waren die Bolschewisten, trotz des Hitler-Stalin-Paktes, jedoch ideologische und militärische Todfeinde.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

Für den christlichen Widerstand gilt: eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Und überhaupt:
Galen hat für den Sieg der deutschen Waffen gebetet als die T4-Aktion längst angelaufen und den Kirchen bekannt war, Niemöller sich aus dem KZ heraus „zu den Waffen“ gemeldet.

Thomas Wessel
Thomas Wessel
8 Jahre zuvor

@29 | Das ist interessant, was Sie schreiben, Arnold: „ In der Zeit von Hitlers Herrschaft und auch in den Jahren davor war Deutschland zu über 90% von christlichen Konfessionen bestimmt. Es muss also sehr viele Christen gegeben haben, die Hitler bis zum bitteren Ende zugejubelt haben, oder?“

Wird wohl so sein, ich frage mich, wer hat die Nazis eigentlich besiegt? Kamen sie nicht aus Gesellschaften, die „zu über 90% von christlichen Konfessionen bestimmt“ waren?

Und weiter gefragt, Ihre lustige Logik immer bei der Hand: Wie ist eigentlich der Sozialismus entstanden – wenn nicht in einer Gesellschaft, die zu 90 % christlich bestimmt war? Auch die Demokratie ist entstanden, als 90 % der Bevölkerung usw., der Individualismus, der Pluralismus, die Freiheitsrechte, die ganze Aufklärung mit allem Drum und Dran, ist nicht all das entstanden, weil 90 % der Bevölkerung usw.? Selbst Atheismus konnte wohl nur entstehen, weil 90 % usw.

Gar nicht schwer, sich einen Reim auf die Geschichte zu machen, wenn man einen Abzählreim hat.

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Arnold Voss schreibt:
„Ich habe nicht von der politischen, sondern der moralische-religiösen Bestimmung Deutschlands zu Zeit Hitlers geschrieben. Die war unzweifelhaft ein fast zu Hundert Prozent dominant-christliche.“

Das eben bestreite ich. Das tägliche Leben in den Hitler-Jahren, die Kultur, Bildung und Moral, wurde von Jahr zu Jahr diktatorischer durch die nationalsozialistische Ideologie bestimmt, die alles andere als christlich war, und durch die totalitäre Vereinnahmung selbst kleiner Lebensbereiche durch die sozialen und kulturellen Nazi-Organisationen. Meine Vorfahren waren praktizierende Katholiken, keine Widerstandskämpfer, keine kämpferischen Antifaschisten, aber eben Leute, die ihren Glauben während der Nazi-Zeit nicht mehr offen und nicht mehr öffentlich leben konnten, sondern nur noch in bestimmten Nischen ihrer Kirche.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Thomas Weigle -37-

Wäre es nicht sachgerechter -und fairer gegenüber den Christen- gewesen zu schreiben:
„Für den Widerstand der Deutschen gilt: Eine Schwalbe macht noch keinenSommer“?

Uu dieser Sachgerechtigkeit gehört , sich damit zu befassen, wie die Widerständler des 2o.Juli ihr Recht bzw. ihre Pflicht zum geplanten Tyrannen-Mord begründet haben, nämlich -auch- aus ihrem christlichen Glauben und ihrem darauf fußenden Gewissen.
(Das gilt über die Männer des 2o.Juli hinaus für die meisten unter den insgesamt sehr,sehr wenigen Deutschen, die gegen Hilter Widerstand geleistet haben.)

Arnold, damit Du mich nicht mißverstehst:
Daß der Atheist als Humanist sein Recht und seine Pflicht zum Widerstand gleichermaßen als seine Gewissensentscheidung begründet hat, ist selbstverständlcih.

Ich habe unter -17-im letzten Satz gefragt, was sein kann, was sein wird, wenn es weder die Vernunft noch die Religion noch Vernunft und Religon sind , die als „Leitschnur“ für das Miteiannder der Menschen und Nationn akezptiert werden, wenn es also nichts mehr gibt, was die Menschen, was die Nationen als sie leitend akzeptieren?

-Die besondere Problematik „Vernunft und Islam; Aufklärung und deren Unvereinbarkeit mit dem Islamismus“ spare ich hier bewußt aus-.

So wenig, wie ich akzeptieren kann, daß die zurecht augeworfenen Frage nach derm Warum eines nur minimalen Widerstandes gegen Hiitler und das NS-Regime primär an die Chisten und nicht an alle Deutschen gestellt wird, so wenig gibt es im heutigen Deutschland und in den meisten Staaten der sog. westlichen Welt Anlaß, die Frage nach enem menschengerechten, menschenwürdigen Miteinander, nach einer menschengerechtne, menschenwürdigen Gesellschaft, nach einer menschengerechten, menschenwürdigen Ausübung der Staatsgewalt bzw. nach dem Warum ihres Gegenteiles zu adressieren einerseits an Christen und anderseits und getrennt davon an Atheisten.. So zu differenzieren würde suggerieren, daß zumindest die Möglichkeit bestehen könnte, daß die einen mehr und die anderen weniger der Menschlichkeit verpflichtet sein könnten. Auch rückblickend auf Hitler und das NS-Regime sollte die hier geführte Diskussion nicht einmal ansatzweise als Versuch erscheinen können, einer solchen Differenzierugn das Wort zu reden.

Arnold,
insofern ist es gut und richtig, wenn Du als Atheist immer wieder und eben hier aus akuellem Anlaß betonst, daß der Mensch nicht a priori deshalb ein besser ist, weil er Christ oder weil er Atheiist ist.
Arnold,
um es persönlich zu machen:
Ich kann nicht erkennen, daß es einen Unterschied zwischen Dir als Atheisten und mir als kath.Chisten gibt, wenn es darum geht, für „mehr Menschlichkeit“ einzutreten, konkret z.B. für „mehr soziale Gerechtigkeit“ in dieser Welt.
Und ich unterstelle ‚mal, daß wir uns in unserem Verhalten insofern auch nicht in der NS-Zeit unterschieden hätten. Das gilt dann auch für die Frage, ob wir und wie wir willens und fähig gewesen wären, gegen Hitler und das NS-Regime Widerstand zu leisten.
Ist diese „persönliche Bemerkung“ nicht eine Selbstversändlichkeit für die große Mehrheit der Mensdchen in der freiheitlich-pluraen Gesellschaft der Bundesrepublik? Ich denke, daß das so ist.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

Dass das katholische Milieu in einigen Fällen, eine, nun ja passiv-unlustige Einstellung zum NS hatte, ist nicht ganz unbekannt. Insofern würde ich @ Arnold Voss`auch nicht in dieser Totalität folgen wollen. Auf der anderen Seite sind in Spanien, Portugal, Österreich, Ungarn, nicht zu vergessen Italien, stockkatholische Länder allesamt, ständestaatliche bzw. offen totalitär-faschistische Regimes entstanden. Christen haben an diesen Regimes mitgewirkt, die katholische Kirche war tw. sehr begeistert. Dass die Ausgestaltung der jeweiligen Politik auf wenig Gegenliebe bei dem einen oder anderen gestoßen ist, ändert nichts an der Tatsache, dass Christen fleißig an der „Machtübergaben“ mitgewirkt haben. Wie war das mit Faulhaber und Innitzer bspw?

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Walter, auch die Widerständler des 20. Juli hätten – ob als Christen oder Soldaten – keinen Finger für die Demokratie, für die auch von ihnen unterdrückten Völker, noch gegen den systematischen Judenmord gerührt, wenn Hitler siegreich gewesen wäre, bzw. sie am Sieg der deutschen Wehrmacht nicht gezweifelt hätten. Ich bleibe deswegen dabei: Das Volk das die bislang größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit vollbracht hat, war ein durch und durch christliches Volk, dass zu großen Teilen bis zum Schluß seinem Führer die Treue hielt.

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Und wieder ärgerliches Halbwissen von Arnold Voss:
„Walter, auch die Widerständler des 20. Juli hätten – ob als Christen oder Soldaten – keinen Finger für die Demokratie, für die auch von ihnen unterdrückten Völker, noch gegen den systematischen Judenmord gerührt, wenn Hitler siegreich gewesen wäre, bzw. sie am Sieg der deutschen Wehrmacht nicht gezweifelt hätten.“

Das ist großer Unsinn. Erstens hat keiner der hier Gemeinten jemals den Holocaust gedudelt. Eine üble Unterstellung, die Arnold Voss da raushaut. Und zweitens gehörten zu den Akteuern des 20. Juli nicht nur ehemalige Anhänger der Hitlerschen Außen- und Kriegspolitik wie Graf von Stauffenberg oder Kriegs-Monarchisten wie die Generale von Witzleben und von Brauchitsch, die erst zu Hitlergegnern wurden als sich die Niederlage abzeichnete. Es gehörten zum 20. Juli auch solche Widerstandskämpfer wie Julius Leber (SPD) und Carl Goerdeler (Deutschnational), die schon früh zu den entschiedenen Gegnern des Hitler-Regimes zählten und auch vor 1939 schon danach handelten

Andreas
8 Jahre zuvor

@ Arnold Voss #41

ich verstehe die Heldenverehrung für die Widerständler des 20. Juli sowieso nicht. Das waren ultra-rechte Nationalisten mit elitärem, esoterischen Hintergrund:

http://de.wikipedia.org/wiki/George-Kreis

„(…) Inhaltlich versuchte George unter dem Titel eines „Geheimen Deutschlands“ eine bündische Struktur mit klaren Hierarchien aufzubauen, die sich durch ästhetische Überlegenheit kennzeichnen und von der Realität abgrenzen sollte. Es ging ihm offenbar um eine mystisch fundierte, antimoderne Gesellschaft.

„Das Geheime Deutschland“, Titel eines vielschichtigen Gedichts des letzten, geschichtsprophetischen Zyklus „Das Neue Reich“ und als Begriff zuerst von Karl Wolfskehl im Jahrbuch für die geistige Bewegung verwendet, ist ein geheimes und visionäres Konstrukt. Es liege verborgen unter der Oberfläche des realen Deutschland und soll eine Kraft darstellen, die als dessen Unterstrom geheim bleibe und nur bildhaft zu fassen sei. Nur der Fähige könne es erkennen und sichtbar machen.[11] Es handelt sich um eine mystische Verklärung Deutschlands und des deutschen Geistes, die sich an einem Satz Schillers aus dem Fragment Deutsche Größe orientiert: “Jedes Volk hat seinen Tag in der Geschichte, doch der Tag des Deutschen ist die Ernte der ganzen Zeit.“

Nach 1945 wurde das „Geheime Deutschland“ mehrmals als ein mögliches Widerstandsmodell gegen den Nationalsozialismus bezeichnet. So wird berichtet, dass sich der zum Kreis gehörende Claus Graf Schenk von Stauffenberg, für den Georges Gedankenwelt eine große Rolle spielte, durch das Gedicht „Der Widerchrist“ aus dem „siebenten Ring“ mit seiner Warnung vor dem „Fürst des Geziefers“ in seinem Widerstand gegen Adolf Hitler habe bestärken lassen[12] und es in den Tagen vor dem Attentat mehrfach rezitierte.[13]

Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein: Im George-Kreis wird ein Fundus für die nationalsozialistische Ideologie vermutet. Wegen seiner Naturmystik, seiner Ablehnung der Zivilisation und seines elitären Gestus gehört der George-Kreis auch in den Einflussbereich der konservativen Revolution. Eine eher ablehnende, jedoch ambivalente Rezeption im NS-Sinne erfuhr der George-Kreis in den Dissertationen von Hans Rößner und Max Nitzsche (…)“

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Arnold,
dem sitmme ich zu. Das steht allerdings nicht in einem Widerspruch zu dem, was ich vorab gesagt habe.
PS
Arnold,
wenn die meisten Deutschen Mitglieder einer christlichen Kirche waren, heißt das nicht zwangsläufig,
daß das Volk ein christliches war!
Also…
„die große Mehrheit derr Deutschen, die auch zur NS-Zeit formal einer der christlichen Kirche angehörte,hat zu Hitler und zum NS-Regime bis zum bitteren Ende gestanden….“
-wäre das nicht präziser und damit korreker formuliert?-

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

leoluca -34-
Die Menschen in Deutschland, die gegen Hitler Widerstand geleistet haben…….
Es ist richtig, daran zu erinnern, daß es notwendig ist, bezüglich der Motive für den Widerstand, bezüglich der vielfältigen Formen des Widerstandes -es geht in der Tat nicht nur um die Männer des 2o.Juli- zu unterscheiden und zu bedenken, aus welch unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten der Bevölkerung die Widerständler kamen.

Konkret bezogen auf die Männer des 2o.Juli spricht allerdings Vieles dafür, daß es ihnen primär und im Sinne eines von allen gewollten Zieles nicht darum ging, die Nazi-Dikatur durch eine rechtstaatliche-parlamentarische Demokratie zu ersetzen, sondern darum, den Diktatur zu beseitigen, um so möglichst schnell den Krieg und damit das sinnlose Sterben zu beenden und vor allem zu erreichen, eine drohende bedingunglose Kapitulation Deutschlands zu vermeiden.

Die Vorstellungen dieser Widerständler über das dann „neu zu verfassende deutsche Reich“ waren weder exakt noch waren sie langfristig angelegt noch stimmten sie im wesentlichen unter allen Beteiligten überein.
Zwischen den demokratischen, den rechts- und sozialstaatlichen Vorstellungen z.B. eines Goerdeler und den monarchistisch-nationalkonsvertativ asugerichteten Ideen z.B. von Witzlebens lagen Welten. Umso bemekrenswerter, daß sie sich allesamt darin einig waren, der Nazi-Diktatur mit ihrem Führer Hitler unverzüglich ein Ende bereiten zu müssen;;“und dann würde man sehen, wie es auf Dauer in und mit Deutschland weitgehen würde.“.
Jeder, der aktiv gegen Hitler-Widerstand geleistet hat, ist für mich ein Held, insofern bin ich absolut anderer Meinung als Andreas -44-. Ich benutze allerdings das Wort Held üblicherweise nicht. Ich rede hier ehe von großen menschlichen Vorbildern!

Ich kann -leider- Arnold Voss in Sachen Antisemitismus,riochtigeweise wohl in Sachen des millionfachen Völkermordes im Namen des deutschen Volkes an den Juden (auch durch die Wehrmacht) insofern niicht widersprechen, wenn er andeutet, daß, vorsichtig formuliert, die Widerständler des 2o.Juli hier nicht einen der wichtigsten Gründe gesehen haben, mit der NS-Diktatur, mit Hilter „Schluß zu machen“.

Vielleicht gibt es ja mir unbekannte Belege dafür, daß die Männer des 2o.Juli sich dezitiert, öffentlich und von Anfang an gegen die „Juden-politik“ Hitlers aufgelehnt und vor allem angesichts der Massentötungen in den KZ und der Ermordung von Juden durch die Wehrmacht während ihres sog.. Ostfeldzuges darin einen der wichtigsten Gründe für ihren Widerstand gesehen haben.

Auch in Sachen „Widerstand gegen Hitler -wer hat aus welchen Motiven ,mit welcher Begründung, mit welchen Ziel aktiven Widerstand geleistet-“ verweise ich auf meine abschließende Bemerkung unter -31-, die auch für dieses Thematik gilt.
Zudem frage ich mich, was uns heute berechtigt, über die Deutschen zu richten, die keinen Widerstand geleistet haben, was uns heute berechtigt, so hat es jedenfalls den Anschein, zwischen „guten“ und „schlechten Motiven“ der Widerständler zu unterscheiden und warum wir es uns anmaßen, zwischen „guten“ und „weniger guten“ Widerständler bewertend unterscheiden zu können.
Das schließt die Frage mit ein, was uns heute antreibt, ganz konkret und ganz gezielt die Christen in Deutschland „anzuklagen“, weil ihresgleichen nicht in Massen Widerstand gegen Hitler geleistet haben.
Ein gesdhichtlier Exkurs bzw. ein geschichtlier Diskurs ist etwas Anderes als eine aus eingebildeter moraliischer Überlegenheit geführte Anklage gegen Andersdenkende, gegen Andersfühlenden, gegen Andersgläubige, gegen Ungläubige. Mich stört stets, wenn mit dem hocherhobenen moralischen Zeigefinger auf Andere gezeigt und qua eingebildeter höchster moralischer Instanz über Andere gerichtet wird.

WALTER Stach
WALTER Stach
8 Jahre zuvor

Hinweis:
„Holocaust und Schuld: Der christliche Trick“.
Eine Kolumne von Diez bei SPIEGEL ONLINE Kultur.
Empfehlenswerte Lektüre!!!

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

@ Leoluca # 43

Schon wieder lesen sie etwas, dass ich nicht geschrieben habe, Leoluca. Von Duldung oder nicht Duldung des Judenmordes war bei mir nicht die Rede, sondern von der Tatsache, dass keiner der Widerständler des 20. Juli etwas gegen den Judenmord unternommen hat. Nach dem Krieg waren dann estaunlicherweise fast alle Deustschen gegen den Holocaust, bzw. wollten die meisten nichts gewusst haben.

Ich lese ihre Kommentare bei den Ruhrbaronen imer wieder geren, aber in diesem Fall lügen sie sich was in die Tasche, Leoluca, wenn sie sich auch hier wieder mit einer klitzkleinen Minderheit rausreden, um die Mehrheit zu entschuldigen. Das Stauffenberg-Attentat fand statt, als der Krieg für die Widerständler des 20. Juli als verloren galt, und nicht weil sie den Judenmord nicht geduldte haben. Punkt. Halbwissen, ist in diesem Fall ihre Stärke, nicht meine.

@ Walter Stach

Die Kommunisten und Sozialdemokraten – darunter auch viele Christen – die von Anfang an gegen Hitler waren, sind auch gleich zu Anfang des dritten Reichs eliminiert oder eingesperrt worden. Danach wurden Hitlergegner nicht nur durch den Terrostaat der Nazis sondern auch von seinen Anhängern denunziert und maltetriert. Die Sozialdemokaten und Kommunisten wurden es natürlich schon vorher. Danach war es aber diese besondere Kooperation aus terroristischer Staatsmacht und willigem Volk, dass die Herrschaft der Nazis so umfassend gemacht hat.

Es war das fast komplette Mitmachen auch der geistigen, militärischen, technischen, wissenschaftlichen und auch des größten Teils der religiösen Eliten des Landes, dass den europaweiten Terror und auch den Judenmord ermöglichte. Und wenn sie nicht aktive waren, dann haben sie das System zumindest geduldet. Und auch hier handelte es sich um in ihrer Moral christlich angeleitete Menschen.

Also nochmal: Es war nur eine klitzekleine Minderheit die sich aus christlichen Motiven gegen das Naziregime von Anfang an zur Wehr gesetzt hat, obwohl es so total unchristlich agierte. Sich gegen diesen Vorwurf damit zur Wehr zu setzen, dass sich keiner, der nicht dabei war, trauen dürfte, diese Tatsache festzustellen, weil er wohlmöglich selber nicht anders gehandelt hätte, zeugt bei dir von ähnlichem Selbstbetrug, wie bei Leoluca.

Er wirft mir Halbwissen vor, du mir einen nicht angebrachten moralischen Zeigefinger, anstatt dieses Tatsache als Christ einfach mal hinzunehmen und sich zu fragen wie das möglich war. Nicht ich beanspruche hier die moralische Deutungshoheit sondern die, die sich andauernd auf ihren Glauben als moralische Richtschnur berufen, um dann bei der Frage zu passen, wieso soviele Christen mit dem Naziregime einverstanden waren.

P.S. Nein, Walter, ich weiß nicht wie ich im Faschismus gehandelt hätte. Aber ich lasse mir deswegen nicht von Leuten den moralischen Zeigefinger vorwerfen, die es auch nicht wissen. Erst recht nicht von Leuten, die dabei waren und von denen ich so gut wie nie ein Wort der Entschuldigung zum Judenmord, dafür aber Tausend Ausreden anhören musste, wieso sie davon nicht wussten, und wenn sie es wussten, wieso die dagegen nichts tun konnten.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

Da war eine veritable Gangsterbande jahrelang in Europa unterwegs, raubte, brandschatzte, mordete wie man es bis dato nicht kannte. Die Überfallenen organisierten sich, wehrten sich zunehmend erfolgreich, die Schlinge für die Mörder begann sich zuzuziehen. Einige sahen das böse Ende kommen und dachten, wenn wir den Gangsterboss erlegen, können wir unseren Hals aus der Schlinge ziehen.
So kann man das Geschehen des 20.7.44 auch beschreiben. Für den größten Teil des militärischen Widerstandes dürfte das zutreffen. Nur wenige waren von Anfang an dabei, für diese trifft das nicht zu.

der, der auszog
der, der auszog
8 Jahre zuvor

zum Thema Reformation:

Wer sich zur Aufklärung bekennt, der sollte die Reformation zu würdigen wissen, immerhin wurde mit ihr erstmals das damals herrschende religiöse Weltbild in Frage gestellt und ins Wanken gebracht, auch wenn es den Alternativen zu diesem Weltbild noch sehr an „Vernunft“ mangelte und sie dementsprechend noch nicht ohne einen Gott auszukommen wussten.

Man darf bei der Beurteilung der damaligen Ereignisse nicht vergessen, dass die Menschheit durch den aufkommenden Humanismus, diversen technischen Errungenschaften wie dem Buchdruck, die Entdeckung der Neuen Welt und der Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist, zwar schon mit einem Bein in der Neuzeit stand, sich aber mit dem anderen noch im finsteren Mittelalter befand. Die Zahl der Menschen, die in der damaligen Zeit Zugang zu Bildung hatten, war verschwindend gering, die „Bildungseinrichtungen“, meist Klöster, waren so gut wie alle in kirchlicher Hand und die Schriften in diesen Bildungseinrichtungen in Sprachen (Latein, Griechisch) verfasst, die kaum einer – im gemeinen Volk wohl niemand – zu lesen, geschweige denn zu verstehen vermochte. Wir mit unseren 10 Pflichtschuljahren, häufig sogar mit Hochschulqualifikation und mehr, sollten uns von der Illusion trennen, die Menschen der damaligen Zeit seien irgendwie gebildet gewesen oder hätten sonst wie eine Chance gehabt, ihre Mythen und die damit verbundenen religiösen Vorstellungen mit irgendwelchen wissenschaftlichen Erkenntnissen in Frage zu stellen, so wie es heute für uns alle eigentlich selbstverständlich ist.
————–
Ergänzungen zu Luther:

Luther wagte sich das damals wohl wichtigste Buch der Welt in eine Sprache zu übersetzen, die jedermann verstand. Auch das sollte man nicht unterbewerten, denn zum ersten Mal erfuhren die Untertanen, wovon die da oben in der Kanzel oder vor dem Altar überhaupt redeten. Sie hatten zum ersten Mal die Gelegenheit zu überprüfen, ob das, was die Klerikalen ihnen abverlangten, überhaupt aus dem Wort Gottes abgeleitet werden konnte und in der Bibel waren Sprüche, wie „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“ tatsächlich nicht zu finden.

Als Vorlage für seine Bibelübersetzung diente Luther nicht etwa ein griechisch-sprachiges „Original“, sondern ebenfalls eine Bibelübersetzung und zwar vom Griechischen ins Lateinische, die von niemand Geringerem stammte, als von Erasmus von Rotterdam, dem damals wohl bedeutendsten Vertreter des europäischen Humanismus. Nur das Luther noch radikaler war.

Luthers Antisemitismus ist es sicherlich wert, ihn nicht nur als großartigen Reformator zu sehen, der mit seinen Ideen die religiöse und politische Landschaft in Deutschland und Europa massiv veränderte, sondern auch als religiösen Fanatiker. Aber religiöser Fanatismus war damals der Normalzustand und das Verbrennen, Enthaupten, Rädern, Vertreiben, Verfolgen und Ermorden von Anders- und Ungläubigen (Hugenotten, Ketzer, Katharer, Templer, Täufer etc.) war nichts außergewöhnliches, so bitter das auch ist.
———
Zum Laizismus, der hier in einigen Kommentaren gefordert wird.

Wer meint, dass wir in Deutschland Kirche und Staat stärker trennen müssen, der sollte versuchen Mehrheiten zu organisieren, wie es in einer Demokratie üblich ist, wenn man Veränderungen herbeiführen möchte.
Das Predigen vom Laizismus allein wird aber sicherlich nicht reichen und die vielen Kirchenaustritte, die da als Beleg angeführt werden, sind erst einmal nicht mehr als ein Zeichen der Austretenden, ihren Unmut mit Vorgängen in der Kirche auszudrücken, aber noch lange kein Beleg, dass diese Menschen eine stärkere Trennung von Kirche und Staat fordern. Den meisten Menschen in Deutschland wird das Verhältnis von Kirche und Staat völlig egal sein, weil sie sich weder für den Staat noch für die Kirche interessieren.
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@Arnold (#19)

Du fragst: „Und wo haben sie gelesen, dass Luther mit Hitler verglichen wurde?“

oben im Text steht folgender Satz:

„In einem unterschieden sich Luther und Adolf Nazi. Letzterer war aus rassischen Gründen Antisemit, Luther war es aus religiösen Gründen.“

… wenn das mal kein Vergleich ist.

Sicherlich macht es Qualitativ einen erheblichen Unterschied, ob jemand „nur“ davon redet, Synagogen abzubrennen und die Juden zu vertreiben, oder ob er 6 Millionen von ihnen ermordet. Luthers Judenbild war antijudaistisch geprägt, was nicht bedeutet, dass er kein Antisemit war. Aber seine Annahmen gehen darauf zurück, dass das Judentum die falsche Religion ist. Hitlers Judenbild hingegen war rassistisch geprägt und basiert auf der Wahnsinnsidee, dass es sich bei Juden um eine minderwertige Rasse und um Untermenschen handelt.

Antisemitismus gibt es seit 2500 Jahren und es ist traurig, dass es diese pauschalen, auf Vorurteilen beruhenden Ablehnungen gegen Juden und gegen das Judentum selbst in unserer aufgeklärten Welt heute immer noch gibt. Aber dieses Problem lässt sich sicherlich nicht lösen, in dem wir jeden, der sich antisemitisch äußert, mit Adolf Hitler in einen Topf werfen, oder bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Verbindung zwischen Christentum und Nationalsozialismus herstellen.

Ich gebe Dir insofern recht Arnold, dass man Antisemiten auch als Antisemiten bezeichnen dürfen muss, schlicht und einfach weil sie nämlich Antisemiten sind. Aber ich widerspreche recht heftig, wenn man jeden Antisemiten, wie Luther zweifelsfrei einer war, mit Hitler vergleicht. Es gibt da sicherlich noch wesentlich mehr und vor allem größere Unterschiede, als die im Zitat genannten.

Genauso, wie in der Zeit des Nationalsozialismus die Gesellschaft zu 90% aus Christen bestand, besteht übrigens unsere heutige Gesellschaft in Deutschland immer noch zu 70% aus Christen, die sich – bis auf kaum wahrnehmbare Ausnahmen – alle zu unserer demokratischen Grundordnung bekennen. Deiner Logik folgend (Zitat: „Es muss also sehr viele Christen gegeben haben, die Hitler bis zum bitteren Ende zugejubelt haben, oder?“), wage ich folgende Behauptung aufzustellen: Unsere demokratische Gesellschaft in Deutschland und Europa mit all ihren Werten, wird mehrheitlich immer noch durch Christen gestaltet und getragen, was nicht bedeutet, dass Atheisten sich nicht zu diesen Werten bekennen. Sie sollten allerdings anerkennen, dass sie in Deutschland eine Minderheit darstellen. Ich möchte lediglich aufzeigen, dass es nicht um die Frage gehen sollte, ob nun Christen oder Atheisten die besseren Nazis waren, oder ob nun Christen oder Atheisten die besseren Demokraten sind.

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