Von der in letzter Zeit stark sinkenden Moral in Entsorgungsfragen

Friedhofsuntypischer Abfall wird in Waltrop zum Regelfall. Foto(s): Robin Patzwaldt

Denkwürdige Geschichten spielen sich häufig genug direkt vor der eigenen Haustür ab. Ich zum Beispiel wohne jetzt seit rund 45 Jahren fast ununterbrochen in Sichtweite des örtlichen Friedhofs in Waltrop.

Seit Jahrzehnten ist es hier in der Siedlung eine allgemein bekannte Tatsache, dass einzelne Anwohner aus der Nachbarschaft privaten Grünschnitt auf dem Friedhof um die Ecke, in den dort platzierten Bio-Sammelbehältern entsorgen. Das wurde stets geduldet und war vom Umfang her auch nie ein ernsthaftes Problem.

Gerade im Sommer sah man alle paar Tage mal einen der persönlich bekannten Nachbarn mit einer reich beladenen Schubkarre in Richtung Friedhof schieben und ohne den noch auf der Hinfahrt auf dieser zu sehenden Grünschnitt von dort wieder zurückkehren.

Dafür gab es Gründe. Eine Abfuhr von Gartenabfällen findet hier am Ort seit jeher nur alle paar Monate statt. Biomüll in der Zwischenzeit extra zum Waltroper Ver- und Entsorger ‚V+E‘ zu bringen war in der Regel deutlich umständlicher, kostete zudem eine geringe Gebühr. Ein wirkliches Thema war das Umgehen, wie eingangs gesagt, bisher nie. Es wurde deshalb klaglos geduldet.

Im Laufe der Jahre hat sich hier direkt vor meiner Nase jedoch ein echtes Problem entwickelt. Nicht nur, dass die Anzahl der illegalen Entsorger von Bio-Müll dort augenfällig immer größer wurde, inzwischen dient der örtliche Friedhof unzähligen Mitbürgern offenkundig regelrecht als wilde Müllkippe für Haus- und Sperrmüll. Immer mehr Zeitgenossen kommen inzwischen extra mit Autos von weiter her angereist um hier günstig und schnell ihren nicht mehr gewünschten privaten Krempel regelrecht ‚abzuwerfen‘.

Continue Reading

Städte im Kaufrausch: Stoppt endlich diesen Fördertopf-Wahnsinn!

Gelbe Stadtparkwege in Waltrop. Ein Fördertopf macht es möglich.

Viele Städte im Ruhrgebiet sind bekanntlich längst pleite. Darunter leidet naturgemäß die Infrastruktur. Inzwischen sind viele Stadtteile und Straßenzüge zu regelrechten Schandflecken geworden. Da klingt die Idee, dass öffentliche Fördertöpfe den darbenden Kommunen bei einen oder anderen Projekt aus der finanziellen Klemme helfen könnten zunächst ganz sinnvoll.

Das Problem ist, dass diese Idee in der Praxis zu völlig blödsinnigen Auswüchsen führt, wie auch ich an meinem Wohnort Waltrop gerade wieder einmal leidvoll miterleben muss. Nicht zum ersten, und ich fürchte, wohl auch nicht zum letzten Mal. Warum stoppt eigentlich niemand diesen Quatsch?

Continue Reading

Ruhrbarone-Ausflugstipp: Das LWL-Museum ‚Schiffshebewerk Henrichenburg‘

Das ‚Alte Schiffshebewerk‘. Foto(s): Robin Patzwaldt

 

In der Reihe der Ruhrbarone-Ausflugstipps kommen wir heute einmal kurz auf eine Attraktion des Ruhrgebiets zu sprechen, die früher der Hauptgrund dafür war, dass ich als glühender Lokalpatriot etlichen Leuten mit Stolz von meiner Heimatstadt Waltrop erzählt habe: Das Schiffshebewerk in Waltrop.

Genauer gesagt handelt es sich dabei nicht nur um ein einzelnes Schiffshebewerk, sondern sogar gleich um einen ganzen Schleusenpark, bestehend aus einem neuen und einem alten Schiffshebewerk und einer neuen und einer alten Schiffs-Schleuse.

Angegliedert ist inzwischen zudem ein Museum des LWL. Offiziell fungiert das Ganze daher inzwischen auch unter dem etwas sperrigen Namen: „LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg“.

Am vergangenen Sonntag war ich nach längerer Pause einmal wieder vor Ort und habe für unser Blog ein paar aktuelle Fotos als Appetitmacher für potenzielle Besucher der Anlage mitgebracht.

Continue Reading

Die AfD war in Waltrop: Was vom erwarteten Spektakel am Ende übrig bleibt

Während Gauland in der halbleeren Waltroper Stadthalle noch spricht, tobt auch in der Innenstadt beim Bürgerfest nicht gerade der Bär. Foto: Robin Patzwaldt

Knapp 24 Stunden sind inzwischen vergangen seit die AfD, die im örtlichen Stadtrat gar nicht vertreten ist, ausgerechnet in der provinziellen Waltroper Stadthalle ihre im Vorfeld vielbeachtete, da nach eigener Aussage größte Hallenveranstaltung des Jahres in NRW abhielt und dabei parallel auf ein buntes Bürgerfest gegen Rassismus und für Toleranz traf.

Der Kollege Peter Ansmann, mit dem ich gestern vor Ort war, hat das Erlebte aus seiner Sicht, wie ich finde, sehr schön bei uns hier im Blog der Ruhrbarone zusammengefasst.

Es ist für mich spannend zu sehen, wie unterschiedlich so ein Tag doch auf die Leute wirken kann. Peter war gestern erstmals in Waltrop und hatte für diesen Tag somit völlig andere Voraussetzungen als ich, der ich inzwischen schon seit 1973 in Waltrop lebe.

Peter hat auch die mediale Vorgeschichte hier am Ort naturgemäß nicht mitbekommen können, seinen Blickwinkel auf die Veranstaltungen so natürlich etwas anders positioniert, als das bei mir am Donnerstag der Fall war.

Dementsprechend möchte ich an dieser Stelle jetzt auch noch kurz ein paar Zeilen meinerseits zum Besten geben. Einfach, weil mein persönliches Erleben rund um die Geschehnisse sich etwas anders darstellt

Continue Reading
Werbung
Werbung


AfD: Puh, keine Nürnberger Verhältnisse in Waltrop!

Waltrop: Proteste gegen den Parteitag der AfD! Foto: Peter Ansmann
Waltrop: Proteste gegen den Parteitag der AfD! Foto: Peter Ansmann

Die AfD hatte für den 28. März 2019 zu einer Großveranstaltung in die Ruhrgebietsprovinz geladen! Waltrop ist – aus dem Blickfeld eines Ortsfremden der diesen Ort erstmals besucht – ein gemütliches Kleinstädtchen mit den typischen Sorgen eines diesen. Immer mehr Einzelhandelsgeschäfte kapitulieren vor der Macht des Internets, es gibt merkwürdige Öffnungszeiten bei Lokalgeschäften, wie ich aus dem Newsfeed meines Kollegen Robin Patzwaldt weiß und wirkliche Teilhabe am politischen Tourismus gab es in der Vergangenheit auch nicht:

Events, die Städte wie Mutlangen, Gorleben oder Weiterstadt gegenüber Waltrop bisher voraushatten – und politischen Protesttourismus oder mediale Erwähnung brachten – waren bisher in Waltrop nicht an der Tagesordnung: Keine Pershing-II-Raketen wie in Mutlangen, kein atomares Endlager wie in Gorleben – nicht mal die RAF hat dort irgendwann mal zugeschlagen, wie z.B. beim Gefängnisrückbau in Weiterstadt. Heuer hatte sich Alexander Gauland (AfD) als Stargast bei einer Großveranstaltung der AfD im Gau Münster angekündigt: Immerhin ein Anfang!

Continue Reading

Größte Hallenveranstaltung in 2019 angekündigt: Vom hilflosen Umgang mit der AfD in Waltrop

Zuletzt ging es in Waltrop im Bundestagswahlkampf  sogar handgreiflich zu. Archiv-Foto: Michael Kamps

Die große politische Mehrheit in diesem Lande ist seit Jahren vereint im entschlossenen Kampf gegen die AfD. Viele Parteien sind sich einig in der grundsätzlichen Ablehnung vieler Ziele der selbsternannten ‚Alternative‘ und ihrer Verhaltensweisen. Seit langem kann man fast überall im Lande beobachten, wie auf unterschiedlichen Ebenen versucht wird den Einfluss der AfD in Parlamenten und auf die Gesellschaft gemeinsam zurückzudrängen.
Was jedoch häufig nicht zu erkennen ist, das ist ein wirklich griffiges Konzept dabei. Häufig wirken die Versuche recht ungelenk oder sogar regelrecht kontraproduktiv, kann sich die AfD doch viel zu häufig in eine Art Opferrolle flüchten, profitiert so am Ende vielfach sogar von den regelrecht überfallartigen Angriffen der ‚Altparteien‘ und Organisationen.

Ein Zeugnis von der völligen Planlosigkeit bei der Bekämpfung der AfD konnte man im Bundestagswahlkampf 2017 auch in Waltrop (Kreis Recklinghausen) beobachten. Da tauchte plötzlich und unerwartet ein Wahlkampfstand dieser Partei in der örtlichen Fußgängerzone auf, obwohl sie bis dato vor Ort faktisch noch gar keine Rolle gespielt hatte.
Entschlossen ging ein Parteienbündnis anderer Parteien spontan aktiv gegen den Stand der AfD vor. Im Zuge dieser Auseinandersetzung(en) wurde es zwischenzeitlich sogar handgreiflich. Wir berichteten damals mehrfach.

Die Diskussionen über dieses Verhalten der Lokalpolitiker verschiedener Parteien erhitzten damals im Anschluss die Gemüter in der gesamten Region. Geht man so angemessen mit einem politischen Konkurrenten um? Gebührt es sich nicht vielmehr, dass man sich mit Argumenten auseinandersetzt, statt eine andere Partei auf diese Art und Weise zu attackieren, regelrecht aus der örtlichen Fußgängerzone zu vertreiben?

In dieser Woche entflammte die zwischenzeitlich schon wieder vergessene Debatte wieder ganz neu. Eine Meldung der Lokalzeitung schreckte die Waltroper Politiklandschaft regelrecht auf

Continue Reading

Trotz vieler Proteste: Bau der B 474 n in Datteln hat begonnen

Die ersten Bagger rollen. Foto: Robin Patzwaldt

Noch sieht es nicht nach viel aus, doch mit dem erfolgten Baubeginn der B 474 n in Datteln geht ein Projekt auf die Zielgerade, das bereits seit den 1970er-Jahren in Planung ist.

Die angedachte Bundesstraße soll das bisherige Ende der Autobahn 45 in Dortmund-Mengede besser mit dem Münsterland in Richtung Norden verbinden.

Im Laufe der Jahre wurde die geplante Trasse etliche Male hin und her verlegt. Jetzt werden Fakten geschaffen. Die ersten Bagger rollen.

Continue Reading

Um zu bemerken was mit den ÖPNV im Ruhrgebiet nicht stimmt braucht es keine RVR-Studie

Warten am Flughafenbahnhof in Düsseldorf. Foto: privat

Es ist in den sozialen Medien derzeit eine recht emotionale Diskussion im Gange, seitdem zum Wochenbeginn folgende Meldung landesweit die Runde machte: „Eine am Montag vorgestellte Studie des Regionalverbands Ruhr (RVR) kommt zu dem Schluss, dass vor allem am Rande des Ruhrgebiets mehr S-Bahnhöfe gebaut und das Netz erweitert werden müsste. Nur zehn Prozent aller Wege werden im Ruhrgebiet mit Bussen und Bahnen zurückgelegt. „Das ist für eine Metropolregion ein dramatisch schlechter Wert“, sagte RVR-Planungsdezernent Martin Tönnes. Das dominierende Verkehrsmittel sei das Auto, mit dem 58 Prozent aller Wege zurückgelegt würden.“

Zunächst einmal verwundert es natürlich, dass man es beim RVR offenbar wirklich für nötig hält für diese banal anmutende Aussage eine Studie in Auftrag zu geben. Jeder der im Ruhrgebiet lebt, hätte grundsätzlich zu diesem Ergebnis kommen können, ja fast müssen. Zum Anderen erstaunt der Zeitpunkt, denn neu ist dieser beklagenswerte Zustand des ÖPNV in dieser Region ja nun wahrlich auch nicht.

Continue Reading
Werbung
Werbung


Letzte Schicht: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!

Die letzte Zeche schließt, nach Jahrhunderten geht die Ära des Bergbaus zu Ende. Ruhrbarone-Autoren erzählen in den kommenden Wochen in loser Folge darüber, was sie mit der Welt der Zechen verbindet. 

Als 1971 in Dortmund geborenes Kind des Ruhrgebiets habe ich natürlich gleich etliche Verbindungen zum Bergbau in der Region. Obwohl meine Verwandtschaft Zeit meines Lebens nie besonders zahlreich war, komme selbst ich locker auf ein ganzes Dutzend Verwandte, die einst ganz unterschiedliche Jobs auf den Zechen im Revier ausgeübt haben.

Alle meine persönlichen Beziehungen zum Bergbau in der Region sind jedoch schon seit Jahren Geschichte. Und genau deshalb packt mich auch das offizielle Ende der Geschichte in diesen Tagen emotional nicht mehr sonderlich.

Für mich ist der Bergbau längst schon ein Relikt aus vergangenen Tagen, ein antiquierter Wirtschaftszweig, der sich seit Jahrzehnten komplett überlebt hat. An dem Stolz und Respekt, den ich für meine früher hart arbeitenden, inzwischen größtenteils verstorbenen Verwandten empfinde, die teilweise unter Einsatz von Leben und Gesundheit das tägliche Brot ihrer Familien erschuftet haben, ändert das im Grundsatz jedoch nichts. Und genau deshalb möchte ich hier und heute auch noch einmal kurz von diesen erzählen.

Continue Reading

WSA-Duisburg: Peinliches Brückendesaster treibt Bürger im Kreis Recklinghausen auf die Straße

Die alte Brücke am Schiffshebewerk in Waltrop. Foto(s): Robin Patzwaldt

Verzögerungen bei Bauvorhaben kennt grundsätzlich natürlich jeder von uns. Besonders ärgerlich sind sie immer dann, wenn sie nicht nur das eigene Portemonnaie, beispielsweise in Form von unnötig ausgegebenen Steuergeldern betreffen, sondern auch zusätzlich auf das tägliche Leben direkte, negative Auswirkungen haben.

Über einen ziemlich krassen Fall dieser unsäglichen Reihe von ‚Pleiten Pech und Pannen‘ regen sich in diesen Wochen und Monate tausende Bürger im Kreis Recklinghausen auf. Ein zunächst auf wenige Wochen begrenztes, relativ kleines Projekt des Wasser- und Schiffahrtsamtes Duisburg (WSA), nämlich die Erneuerung der Brücke direkt vor dem Schiffshebewerk in Waltrop bzw. Henrichenburg, wird gerade zu einer Art unendlichen Geschichte. Ausgang noch immer offen. Und das, obwohl die Brücke ursprünglich eigentlich schon seit dem vergangenen Herbst hätte wieder nutzbar sein sollen.

Continue Reading