
Es war ein emotionaler Wahlkampf, wie man ihn in Waltrop schon lange nicht mehr erlebt hat – und das ausgerechnet wegen der scheinbar banalen Frage, ob ein Bauleitverfahren für eine mögliche McDonald’s-Ansiedlung an der Brambauerstraße eingeleitet werden soll, oder nicht. Ein Thema, das auf den ersten Blick ungewohnt unbedeutend für die Entwicklung einer Stadt wirkt, aber hier vor Ort seit den 1980er-Jahren zuverlässig alle paar Jahre die Gemüter erhitzt.
Immer wieder tauchte die Debatte auf, immer wieder verschwand sie ohne Ergebnis. Ein McDonald’s-Restaurant ist bis heute nicht nach Waltrop gekommen, und wer einen Burger vom Franchise-Giganten möchte, muss bisher mindestens bis in das benachbarte Datteln fahren.
Waltrop im Dauer-Blockademodus
Die Argumente gegen eine Filiale waren stets vielfältig: Lärm, Müll, generelle Ablehnung von Fast-Food-Ketten, Sorge um lokale Imbisse – und mindestens genauso oft ein diffuses „Das brauchen wir hier nicht!“.
Und wie so häufig in Waltrop drohte auch die aktuelle Diskussion im Jahr 2025 wieder in diesem altbekannten Reflex zu enden: Die Lokalpolitik schob die Entscheidung weg, drückte sich in diesem Fall vor einer Entscheidung. Ein abermaliger Aufschub in die ferne Zukunft drohte auch diesmal.
Ein unerwartet klares Signal
Doch es sollte anders kommen: Die Beteiligung am Ratsbürgerentscheid lag bei über 50 Prozent, ein Wert, der in Anbetracht der Tatsache, dass wohl nur ein kleiner Teil der Bürgerschaft demnächst tatsächlich regelmäßig dort einkehren dürfte, schon eine kleine Sensation ist. Und das Ergebnis? Deutlich. 14.421 Abstimmungsbriefe gingen ein, es gab 13.572 gültige Stimmen. 9.073 Ja-Stimmen (66,85 Prozent) wurden gezählt und 4.499 Nein-Stimmen.
Rund zwei Drittel der gültigen Stimmen sagten also „Ja“. Das Quorum wurde klar erfüllt. Und plötzlich stellt sich die Frage: Ist dieses notorisch zögerliche, immer wieder nörgelnde Waltrop vielleicht doch noch in der Lage, Entscheidungen zu treffen – und zwar solche, die nicht nur Blockade bedeuten?
Was die Jugend verdient hätte
Denn eines muss man ehrlich sagen: Waltrop ist seit Jahren im Rückwärtsgang. Eckkneipen im Niedergang, das Kino schon viele Jahre verschwunden, die Fußgängerzone viel zu häufig gähnend leer, Projekte von der B474n bis NewPark zerredet, bevor sie überhaupt begonnen haben.
Für junge Leute ist Waltrop oft nur noch Durchgangsstation. Ein McDonald’s würde diese Entwicklung nicht aufhalten – aber er wäre ein Symbol. Ein Zeichen dafür, dass Veränderungen nicht immer sofort im Keim erstickt werden müssen.
Natürlich sind die Sorgen der Anwohner im Osten Waltrops verständlich, ebenso die Kritik von Umweltaktivisten. Aber das Grundsatzargument „Lieber gar nichts als etwas Neues“ hat Waltrop genug gelähmt. Und genau deshalb macht dieses deutliche Ja Mut: Vielleicht ist die Stadt doch noch nicht verloren, vielleicht bewegt sich endlich mal etwas.
Jetzt bin ich wirklich gespannt, wann die Jugendlichen hier erstmals tatsächlich in einen Burger beißen können. Und ob dieses kleine Stück Fortschritt vielleicht sogar der Anfang von ein bisschen mehr Mut in Waltrop ist.
