
Als der FC Bayern München im Sommer 2024 Vincent Kompany als neuen Cheftrainer präsentierte, war die Skepsis groß. Zu unerfahren, zu unerprobt auf höchstem Niveau, zu riskant für einen Klub, der sich traditionell nur mit Titeln zufriedengibt.
Während in München noch über seine Verpflichtung diskutiert wurde, wurde anderswo gelacht – vor allem auch in Dortmund. Dort schien man sich sicher: Der FC Bayern habe nach einer chaotischen Trainersuche die Notlösung gewählt, während Borussia Dortmund mit Nuri Sahin den „Wunschtrainer mit Stallgeruch“ gefunden zu haben glaubte.
Gut ein Jahr später ist das Lachen verstummt. Der FC Bayern hat Kompanys Vertrag nun bis 2029 verlängert – eine klare Ansage, dass man in München eine neue, nachhaltige Ära mit dem Belgier aufbauen will. Und das völlig zu Recht: Nach einem Traumstart in die Saison, einer erkennbaren spielerischen Linie und einer Mannschaft, die endlich wieder als Einheit auftritt, ist Kompanys Handschrift unübersehbar. Er hat geschafft, woran viele seiner Vorgänger gescheitert sind – er hat die Bayern wieder auf Kurs gebracht.
Dabei war sein Start alles andere als einfach. Kompany musste ein Team übernehmen, das nach Jahren voller Unruhe, Fehlentscheidungen und enttäuschter Erwartungen mental ausgelaugt wirkte. Doch anstatt große Worte zu verlieren, setzte er auf Arbeit, Klarheit und Vertrauen. Spieler wie Jamal Musiala oder Joshua Kimmich blühten unter seiner Führung wieder auf.
Der einst belächelte „Premier-League-Absteiger-Trainer“ hat die Bayern modernisiert, ohne ihre Identität zu verraten. Seine Mischung aus taktischer Disziplin, emotionaler Ansprache und menschlicher Nähe kommt an – in der Kabine ebenso wie auf der Tribüne.
Und in Dortmund? Dort hat sich die vielbeschworene Rückkehr zum „echten BVB-Weg“ als Irrweg erwiesen. Nuri Sahin, der Hoffnungsträger mit Vereins-DNA, ist längst Geschichte. Die Schwarzgelben suchen in diesen Tagen erneut nach Orientierung – während der einst verspottete Kompany in München längst geliefert hat.
Das verächtliche Lachen über den Belgier dürfte inzwischen vielen BVB-Fans im Halse steckengeblieben sein. Vincent Kompany hat sich nicht nur Respekt erarbeitet – er hat gezeigt, dass im modernen Fußball manchmal gerade der belächelte Außenseiter die klügste Wahl ist.
