Vom Ur-Schalker zum Problemfall: Fährmanns bitteres Ende

Keine große Abschiedsparty für Ralf Fährmann auf Schalke. Foto: Michael Kamps

Ralf Fährmann und der FC Schalke 04 – das war über zwei Jahrzehnte lang eine besondere Beziehung. Der Torhüter war Identifikationsfigur, treuer Malocher im Schalker Tor und einer der wenigen Spieler, die trotz vieler Rückschläge nie das Band zum Klub durchschnitten.

Eigentlich hätte dieser Weg in einem würdevollen Abschied enden müssen – doch stattdessen zieht Fährmann im Streit aus Gelsenkirchen ab. Und auch wenn die Vereinsführung keinen souveränen Eindruck hinterließ: Der Hauptverantwortliche für das bittere Ende ist der Keeper selbst.

Ein Abgang ohne Applaus

Es passt zur Tristesse der vergangenen Jahre, dass Fährmann seine Abmahnung nicht in einem klärenden Gespräch, sondern per Einschreiben erhielt. Für ihn war das ein Schock, für viele Beobachter ein Symbol dafür, wie unterkühlt das Verhältnis zwischen Klub und Spieler geworden war. Doch es greift zu kurz, diesen Bruch nur der Kälte der Vereinsbosse zuzuschreiben.

Fährmann selbst hatte das Fass geöffnet – mit einem Interview ohne Absprache, in dem er deutlich machte, seinen Vertrag keinesfalls auflösen zu wollen. Ein nachvollziehbarer Wunsch vielleicht, aber öffentlich geäußert und ohne Rücksprache mit den Verantwortlichen war er nichts anderes als eine Kampfansage.

Der „Sündenbock“ als bequeme Rolle

Im Rückblick gibt sich Fährmann als Opfer. Er spricht von Lügen, von Hinterzimmerpolitik, von einer ungerechten Behandlung, die ihn zum „Sündenbock“ gemacht habe. Diese Erzählung mag für ihn persönlich tröstlich sein, doch sie lenkt vom Kern ab: Wer so lange Teil eines Profivereins ist, weiß, wie sensibel interne Abläufe sind. Informationen nach außen zu tragen – ob bewusst oder fahrlässig – zerstört Vertrauen.

Dass ihm intern die Rolle des Maulwurfs zugeschrieben wurde, ist ein schwerwiegender Vorwurf. Statt sich selbstkritisch zu fragen, warum solche Gerüchte überhaupt entstanden, schiebt Fährmann die Verantwortung lieber komplett von sich. Genau hier zeigt sich das Problem: ein Mangel an Selbstreflexion.

Zwischen Legende und Problemfall

Natürlich bleibt unbestritten: Fährmann hat für Schalke Großes geleistet. Er war über Jahre hinweg ein sicherer Rückhalt, stand in Champions-League-Abenden im Rampenlicht und verkörperte das „Kumpel-und-Malocher“-Image wie kaum ein anderer. Doch gerade weil er diesen Status innehatte, wog sein Fehlverhalten schwerer. Von einem Spieler seiner Erfahrung und Bindung zum Klub darf man erwarten, dass er Eskalationen vermeidet – und nicht selbst befeuert.

Mit seiner öffentlichen Kritik, den juristischen Drohungen und dem Festhalten an einer Rolle, die ihm sportlich längst entglitten war, hat er sich selbst ins Abseits manövriert. Wer danach noch auf eine Funktion im Verein hofft, wirkt schlicht realitätsfern.

Eine verpasste Chance

Fährmann hätte die Möglichkeit gehabt, seine Karriere mit Würde zu beenden – als Schalker, der trotz aller Rückschläge immer wieder aufgestanden ist. Stattdessen bleibt nun der Eindruck eines Torhüters, der in den letzten Jahren mehr durch Nebengeräusche als durch Paraden aufgefallen ist.

Das macht seinen Abgang so bitter: Nicht, weil Schalke ihm zu wenig Respekt gezollt hätte, sondern weil er selbst entscheidend dazu beigetragen hat, dass aus einer großen Geschichte ein unrühmliches Kapitel wurde. Fährmann hätte sich einen würdigeren Abschied verdient gehabt – doch er hat ihn sich selbst verbaut.

 

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