Vortrag von Jörg Huber: Kritik der politischen Ökologie

In der vergangenen Woche hielt Jörg Huber auf Einladung der Gruppe Distanz in Tübingen einen Vortrag zum Thema „Politische Ökologie“. Huber ist Physiker und veröffentlicht zur kritischen Theorie der Naturwissenschaften und zur Erkenntniskritik. Aus der Ankündigung:

„Eine von den Vereinten Nationen institutionalisierte Kooperation zwischen Wissenschaft und Propaganda hält das Thema Klimawandel routiniert in einer medialen Endlosschleife. In Deutschland können ökologische Angst-Szenarien die überstürzte und daher kostspielige Umstellung der gesamten Energieproduktion vor den Steuerzahlern fast widerspruchsfrei rechtfertigen. Der Öko-Aktionismus trumpft aktuell immer häufiger mit kopflosen Ge- und Verboten auf, die sich gegenseitig widersprechen.

Aber weder das Chaos, das die politische Ökologie so im nationalen Rahmen stiftet noch die von Deutschland befeuerte offen zynische Öko-Diplomatie, die sogar dem syrischen Giftgas-Regime dazu gratuliert hat, seine Kohlendioxid-Emissionen reduzieren zu wollen, schaden ihrem Image. Ihr Aufstieg zum politisch-moralischen Leitbild wirkt wie unaufhaltsam und es drängt sich die Frage auf, wie ihr noch angemessen begegnet werden kann.

Ihrem eigenen Anspruch nach beruht die politische Ökologie auf allgemein einsichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen und stellt sich damit in die Tradition der Aufklärung. Dafür kann sie kritisiert werden, denn sie genügt ihrem eigenen Anspruch nicht. Zugleich versteht sie sich als Verkünderin des angeblichen Natur-Willens und verbreitet ungeniert abergläubische Apokalypse-Warnungen vom Typus: Mutter Natur braucht unseren Schutz oder wir werden mit ihr gemeinsam zugrunde gehen. Diesen Schwachsinn immer wieder naturwissenschaftlich neu zu widerlegen ist eine fruchtlose Sisyphos-Arbeit. Die entscheidende Frage für die Naturwissenschaft wäre hier vielmehr, welches Einfallstor ihre heutige Praxis diesem modernisierten Aberglauben bietet. Wie konnten sich archaische Mythen von ‘Gaia’ mit Sehnsüchten nach einer widerspruchsfreien Symbiose zwischen Technik und Natur so verbinden, dass aus ihnen eine durchschlagende irrationale politische Bewegung erwächst?

Am Beispiel der Modellbildung in den Klimawissenschaften lässt sich verstehen, wie die Schwierigkeiten der ökologischen Prognostik nicht nur die Öffentlichkeit, sondern zuvor schon die Wissenschaftler selbst irre gemacht haben. Die Ökologie hat als Reaktion auf die methodischen Schwierigkeiten ihrer Vorhersagen eine neue Form dogmatischer Erkenntnis etabliert, die sich gegen jede Skepsis immun machen kann. Ihre Experten sind heute nicht mehr darauf angewiesen, dass ihre Verfahren einer Überprüfung in der Wirklichkeit standhalten. Es reicht jetzt, wenn sich Klima-Experten mit ihren Kollegen über die Zukunftsszenarien der Menschheit einig sind, weil sie mit ihren jeweiligen komplexen Modellen zu ähnlichen Resultaten kommen. Wissenschaftliche Wahrheit und prophetischer Konsens sind jedoch auch dann nicht das Gleiche, wenn er mit Hilfe von Rechenmaschinen hergestellt wird.“

Spannender Vortrag. Man wünscht sich ein Buch von Huber, um alles noch einmal in Ruhe nachlesen zu können:

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