Wenn Panik regiert: Warum der VfL Bochum auf dem Holzweg ist

Das Ruhrstadion in Bochum. Foto: Roland W. Waniek

Der Bundesligaabsteiger VfL Bochum hat sich heute von Cheftrainer Dieter Hecking und Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner getrennt – und damit einen Fehler begangen, der kaum größer sein könnte. Was als „Neuanfang“ verkauft wird, ist in Wahrheit nichts anderes als ein Akt der Selbstsabotage.

Stabilität statt Spektakel

Hecking und Dufner standen zwar nicht für Glanz und Gloria, aber sie standen für Stabilität. Hecking ist einer der letzten verbliebenen Trainer, die Ruhe ausstrahlen und eine Mannschaft über ihre Strukturen zusammenhalten können. Unter ihm war Bochum kein Spektakel, aber immerhin ein Team mit Ordnung. Genau diese Ordnung braucht man im sich abzeichnenden Existenzkampf dringender als jede Marketingparole.

Dufner wiederum mag kein Visionär sein, doch er verstand die Realität des VfL: knapper Etat, harter Konkurrenzkampf, wenig Spielraum für Experimente. Seine Kaderplanung war pragmatisch, unspektakulär – aber solide. Dass genau diese Bodenständigkeit nun abgesägt wurde, sagt viel über die Abgehobenheit der Vereinsführung.

Ein Muster aus Panik und Kurzsichtigkeit

Anstatt an Kontinuität festzuhalten, verfällt der Klub in altbekannte Muster: Panikreaktionen, blindes Austauschen von Köpfen, ohne erkennbare Idee für die Zukunft. Wer glaubt, dass sich auf diese Weise „frischer Wind“ einstellt, hat aus der Vereinsgeschichte der letzten Jahre nichts gelernt. Schon zu oft hat man auf schnelle Lösungen gesetzt – und ist krachend gescheitert.

Die entscheidende Frage lautet: Wer soll es jetzt richten? Ein Wundertrainer, der vom Himmel fällt? Ein Sportchef, der mit leeren Taschen zaubern kann? Die Realität ist: Auf dem Markt gibt es kaum bessere Alternativen. Der VfL hat sich nicht verstärkt, er hat sich geschwächt.

Angst frisst Verstand

Diese Entscheidung offenbart vor allem eines: pure Angst. Angst vor der Tabelle, Angst vor den Fans, Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit. Statt kühlen Kopf zu bewahren, setzt man auf Symbolpolitik. Doch Symbole retten keine Punkte.

Bochum hat sich heute seiner größten Stärke beraubt – Verlässlichkeit. Der Verein taumelt nun in eine ungewisse Zukunft, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man diese Saison nicht wegen der Spieler, sondern wegen der eigenen Führungsetage verspielt. Kurz gesagt: Der VfL Bochum hat sich selbst ein Eigentor geschossen – und zwar ein richtig großes.

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