Wilder Westen: In Laschets Land leben Journalisten gefährlich

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (Foto: Roland W. Waniek)


Journalisten zählen nach der Impfordnung des Bundes zur Gruppe 3 und werden in vielen Ländern zum Teil schon seit Wochen geimpft. In Nordrhein-Westfalen antwortet das Gesundheitsministerium noch nicht einmal auf Schreiben des Journalistenverbandes.

Wie Mitarbeiter von Polizei, Feuerwehr und Einzelhandel zählen Journalisten in der Impfordnung der Bundesregierung als Teil der Kritischen Infrastruktur zur Gruppe 3. Das macht Sinn, denn wer Demonstrationen von  Querdenkern und Islamisten begleitet, Menschen interviewt oder Pressekonferenzen besucht hat ein höheres Infektionsrisiko als diejenigen, die ihrer Arbeit im sicheren Homeoffice nachgehen können. Seit zum Teil mehreren Wochen werden so Journalisten unter anderem in Bayern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Berlin, Baden-Württemberg und Thüringen geimpft. Anders in Nordrhein-Westfalen. Auf Anfrage dieses Blogs verweist das Gesundheitsministerium NRW auf die in der Impfordnung aufgeführten Berufsgruppen: „Darin werden die Personen- und Berufsgruppen genannt, die aktuell innerhalb der Priorität 3 einen Termin in den nordrhein-westfälischen Impfzentren erhalten können. Journalistinnen und Journalisten sind dort nicht aufgezählt.“

Der NRW-Landesverband des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) ist mit dieser Situation nicht zufrieden: „Trotz ihrer Systemrelevanz sind Journalistinnen und Journalisten, die auch zur dritten Gruppe gehören, zum jetzigen Zeitpunkt anders als in verschiedenen anderen Bundesländern noch nicht aufgerufen,“ sagt DJV-Geschäftsführer Volkmar Kah. Nur einzelnen Medienhäusern sei es gelungen, Impfstoff für ihre festangestellten Mitarbeiter zu bekommen und in wenigen Städten hätte der DJV Impfungen für einige Journalisten organisieren  können. Vor allem für Freie Journalisten sei die Lage ungeklärt, beschreibt Kah: „Während in anderen Bundesländern bereits fleißig auch besonders gefährdete Journalistinnen und Journalisten planmäßig und koordiniert geimpft werden, schafft es NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann seit dem 23. April nicht einmal, einen entsprechenden Brief zu beantworten.“ In diesem habe der DJV-NRW angeboten, für den Beginn der Impfung in Gruppe 3 auch für freiberufliche Kollegen und Kolleginnen entsprechende Bescheinigungen für die Impfzentren zur Verfügung zu stellen. „Dieses Procedere wird bereits in zahlreichen anderen Bundesländern erfolgreich praktiziert.“ Der DJV-NRW sei mehr als irritiert, dass Journalistinnen und Journalisten in NRW anscheinend weniger relevant seien als in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und weiteren Bundesländern.

Das Vorgehen verwundert umso mehr, da mit Armin Laschet (CDU) ein ehemaliger Journalist Ministerpräsident des Landes ist, der sich in Interviews gerne diese Zeit erinnert. „Es war damals mein großer Wunsch, journalistisch zu arbeiten, und das habe ich auch sehr gerne gemacht,“ sagte Laschet der Mediengruppe Lensing in einem Gespräch und betonte: „Zu berichten über das, was passiert, ist meiner Meinung nach immer noch ein sehr spannender Beruf. Und wichtig für unsere Demokratie.“ Diejenigen, die diese Arbeit machen, sind in NRW allerdings wohl nicht so wichtig.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
12 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
ccarlton
ccarlton
2 Jahre zuvor

Jemand ist (hoffentlich) selbst schlecht informiert.

Die Wissenschaft, der man bekanntlich folgen soll, hat herausgefunden, daß das Infektionsrisiko draußen praktisch null ist. Ach wenn man keine MNB trägt, was der vorbildliche Reporter sicher trotzdem macht. Dennoch ist der Reporter draußen Gefahren ausgesetzt. Am Wochenende wurden sie bei ihrer Arbeit schwer beschimpft und teils körperlich angegangen. Falls sich jemand wundert, warum er/sie davon nichts in den Medien vernommen hat: die Täter waren keine Kritiker der deutschen, sondern einer anderen Regierung, die von den Medien ebenfalls kritisch gesehen wird. Da sieht man über Übergriffe mal weg.

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

"Die kommunikative Gummiwand",
und die widersteht allen Angriffen bzw. allen Versuchen, sie zu bezwingen.

Stefan Laurin,
die Richtigkeit dieser "Personenbeschreibung" wird "der Armin" auch bezüglich Deiner Kritik beweisen.

"Die kommunikative Gummiwand" -so ist ein Beitrag von Anja Meyer in der ZEIT online vom 18.5. überschrieben, der sich mit dem Laschet – Auftritt bei ProSieben befaßt..
Mir scheint, als "kommunikative Gummiwand" dürfte der Helmut Kohl und Angelia Merkel übertreffen können. Und das spricht ja keineswegs gegen , sondern für eine erfolgreiche Kanzlerkandidatur.

Stefan Laurin,
"Ihr Medienleute" habt allerdings gehörig dazu beigetragen, daß diese Gummiwand bisher unbeschadet Bestand hat.
Ich erinnere mich an mein erstes Erkenntnis über die Existenz dieser Gummiwand im Zusammenhang mit dem Klausuren-Notenskandal des ehemaligen TU-Dozenten Lachet in Aachen, die mir klargemacht hat, wie relativ einfach es zu sein scheint, Journalisten von dem Versuch abzuhalten, diese Gummiwand "auszuhebeln". Da "der Armin" das weiß, spricht alles dafür, daß er sich im bevorstehenden Wahlkampf -und dann als Kanzler?- weiterhin als "die Gummiwand" geben wird.
Stefan Laurin,
Deine Kritik wird folglich an dieser Gummiwand abprallen -wirkungslos, folgenlos, nutzlos.

PS
Wie gefährdet Gesundheit, ja sogar das Leben von Journalsten in Deutschland tagtäglich ist -mit wachsender Tendenz-, hätte ich -bei allem Respekt- heute nicht anhand der Impfproblematik darzulegen versucht, sondern anhand der gesundheits-, ja lebensgefährdenden Angriffe des Mobs in Dresden , nach dem der dortige Fußballclub Dynamo Meister der 3. Liga geworden war.
Erschreckend!!!!.

Benedikt
Benedikt
2 Jahre zuvor

Die einordnung von Journalisten in Prio 3 habe ich von Anfang an nicht verstanden und finde es gut, dass NRW den Impfstoff anders verteilt. Ich vermute, dass es nur ein Bonbon an die Journalisten sein sollte, damit diese besseren Willens gegenüber der Regierung sind.

Peter Panther
Peter Panther
2 Jahre zuvor

Das selbe gilt auch für Rechtsanwälte. Fast überall werden sie in Gruppe 3 geimpft. Nur iin NRW nicht. Dagegen werden Richter und Geschäftsstellen-Personal geimpft, die im Zweifel nur einen Bruchteil an Sozialkontakten haben als Rechtsanwälte. X Schreiben von diversen Rechtsanwaltskammern und Anwaltvereinnen bouncen in Düsseldorf ins Nichts.

ke
ke
2 Jahre zuvor

NRW und seine Impfregeln wird mir ein Rätsel bleiben.
Es sind immer noch große Bereiche der Prioritäten ohne Impfung, aber gleichzeitig wird die Priorisierung freigegeben.
Es kommen wenig kreative Lösungen vom Land, aber gleichzeitig müssen die Ministerien immer alles absegnen.

Insgesamt ein Bürokratiemonster ohne Ideen, das die Prioritäten bei der Corona Bekämpfung ignoriert.

Kujause
Kujause
2 Jahre zuvor

Kritische Journalisten zählt die Landesregierung also nicht zur kritischen Infrastruktur.

In Ougadogu ist das bestimmt genauso.

Doc der Herzen
Doc der Herzen
2 Jahre zuvor

Obwohl ich Ihre Artikel immer sehr schätze, empfinde ich diesen Artikel als schwach, weil er implizit auf 'Impfneid' basiert. Ich arbeite in der Entsorgung und bin auch Prio 3 und komme auch noch nicht dran.
Vermutlich, weil noch zu wenig Impfstoff da ist, nicht weil Journalisten oder Abfallentsorger weniger wert sind. Aber den Impfneid mit kritischem Journalismus zu verbrämen ist uncool.

Also: Popo noch 2-3 Wochen zusammenkneifen und dann wird das schon was mit uns 3ern.

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 Jahre zuvor

Da laufen sich die kritischen Journalisten, die für die Demokratie so dringend gebraucht werden (klar, ist so!) also wegen Impfterminen die Hacken ab und haben wohl deswegen gar keine Zeit mehr zu arbeiten. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass es hinter der Bezahlschranke bei WELT einen Artikel (18.5.2021) gab über einen NRW-Minister, aber das Thema nicht weiter aufgegriffen wurde (andere Zeitungen, Blogs).

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus231158999/Holthoff-Pfoertner-Verbindung-zu-kriminellen-Quecksilber-Schiebern.html

Doc der Herzen
Doc der Herzen
2 Jahre zuvor

@Stefan Laurin:
Beim Versagen der Protagonisten gebe ich Ihnen absolut recht.

der, der auszog
der, der auszog
2 Jahre zuvor

Apropos Protagonisten – Gestern ist Franzska Giffey als Familienministerin zurückgetreten, weil ihre Doktorarbeit nicht ganz koscher zu sein scheint und sie die Illusion hat, durch diesen Rücktritt ihre Bewerbung als Bürgermeisterkandidatin für Berlin retten zu können. Ein ähnliches Schicksal ereilte einst Karl-Theodor zu Guttenberg als Verteidigungsminister oder Annette Schraven als Ministerin für Bildung und Forschung, um nur die zu nennen, die zum jeweiligen Zeitpunkt in Regier7ngsverantwortung standen.

Wenn man sich nun bezüglich des Impfdesasters in Deutschland und Europa überlegt, dass Jens Spahn immer noch Bundesgesundheitsministerin ist, dass Ursula von der Leyen immer noch EU Kommissionspräsidentin ist, dass Angela Merkel immer noch Bundeskanzlerin ist und Lothar Heinz Wieler immer noch Leiter des Robert Koch Institutes, dann muss man unweigerlich zu dem Ergebnis kommen, dass eine tadellose und fehlerfreie Doktorarbeit in unserer Republik wichtiger ist und ein Verstoß gegen entsprechende Statuten auch medial höher bewertet wird, als das Leben gefährdende und auch Leben kostende Chaos bei der Impfstoff- und Maskenbeschaffung, welches die oben genannten Politiker zu verantworten haben…

Ich verstehe allerdings auch nicht, wieso es kaum Journalisten gibt, die den Mut haben, laut den Rücktritt von Spahn, von der Leyen oder der Bundeskanzlerin zu fordern oder zumindest eine Diskussion darüber in Gang zu setzen.

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Der, Der…….
-11-
letzter Absatz ……

"Rücktritt von Spahn, von der Leyen, Bundeskanzlerin"…….

Solange Scheuer als Minister nicht von der Kanzlerin zum Rücktritt gezwungen , dieses nicht von den Koalitionsfraktionen gefordert wird, die Oppositionsfraktionen im Bundestag dieses "mehr oder weniger" stillschweigend hinnehmen ,sich die Medien allesamt -graduell unterschiedlich- in ihrer Scheuer-Kritik zurückhalten und auch in den (a-) sozialen Netzwerken die Thematik " Scheuer-Rücktritt" belanglos ist, sind Rücktrittsforderungen -sh.Kanzlerin pp.- subjektiv erklär-und nachvollziehbar, aber im von mir umschriebenen Kontext unrealistisch.
Leider, leider………..
PS
Der, Der…..

In Anlehnung an Deine Einlassung noch eine m.E. dazu passende Erwägung:

Nicht nur, aber eben auch im Zusammenhang mit Lob und Kritik (und Rücktrittsforderungen) bezogen auf die politische Protagonisten im Bund, im Land, in den Kommunen fehlt es nach meiner Wahrnehmung in den Medien oftmals an Glaubwürdigkeit in der (Sach-)- Argumentation, es mangelt ihnen jedoch nicht an parteipolitisch motivierten Zielsetzungen und den daraus resultieren Forderungen. Das war schon immer so.
Seit einigen Jahren scheint zahlreichen politischen Journalisten selbst das Bemühen um politische Glaubwürdigkeit abhanden gekommen zu sein, u.a. wenn es um ein personenbezogenes Pro/Contra geht. Und das offenkundig deshalb, weil ein solches Bemühen hinderlich für Auflagen, Einschaltquoten, dem stetigen Bemühen um persönliche Aufmerksamkeit und Karriere zu sein scheint.
Wer sich diesbezüglich näher mit dem Agieren in den (a-) sozialen Netzwerken befasst, läuft Gefahr zu verzweifeln..

DER,DER…..
trotz aller persönlichen Erschwernisse (und trotz des angekündigt schlechten Wetters) wünsche ich Dir ein schönes, ein frohes Pfingstfest.. Das Alt- werden und das Alt -sein, das Krank-werden und das Krank-sein sind schwerwiegende Lasten, die zu (er-) tragen leichter fällt, leichter fallen könnte,
"wenn gute Wünsche sie begleiten"; klappt dann und wann jedenfalls oder?
In diesem Sinne meine gute Wünsche an Dich, nicht nur, aber eben jetzt und hier vor allem bezogen auf das bevorstehende Pfingstfest.

Werbung