Zum Jahrestag der Anschläge des 11. September: Eine Liebeserklärung an das World Trade Center in New York

Das World Trade Center in New York im Jahre 1999. Archiv-Foto(s): Robin Patzwaldt

Es gibt Orte, die sich einem unauslöschlich ins Herz brennen. Für mich war es das World Trade Center  – diese beiden gigantischen Türme, die wie ein Tor zum Himmel über Manhattan wirkten und deren Anblick mich schon beim ersten Mal in den Bann zog.

Wer je dort gestanden hat, mitten in diesem pulsierenden Herz von New York, wer die Schatten dieser Zwillinge gespürt und die Menschenmassen beobachtet hat, der weiß: Hier war die ganze Welt zu Hause.

Als ich 1999 zum ersten Mal nach New York kam, war es Liebe auf den ersten Blick. Ich erinnere mich, wie ich nach meiner Landung in Newark direkt mit meinem Gepäck in Richtung Downtown fuhr, nur um dort stundenlang im Schatten der Türme zu sitzen.

Es war ein Staunen, ein tiefes, fast kindliches Glück, einfach dort zu sein, Teil dieses grandiosen Ortes. New York empfing mich mit seiner unvergleichlichen Mischung aus Tempo, Vielfalt und Größe – doch das World Trade Center war für mich das Symbol, die Seele dieser Stadt.

Tage voller Faszination

An jedem Tag meines ersten Aufenthalts in der Stadt zog es mich erneut dorthin. Ich konnte mich nicht sattsehen an dieser Anlage, an den Glasfassaden, die das Licht in unzähligen Nuancen brachen, an der Lebendigkeit des Platzes, wo Banker und Touristen, Straßenkünstler und Geschäftsleute sich kreuzten. In diesen Stunden im Süden Manhattans wuchs eine Verbundenheit, die ich nie mehr verloren habe. Selbst als ich später im Winter zurückkehrte, lag über allem eine Faszination, die ungebrochen blieb – ein Gefühl, irgendwie angekommen zu sein.

Der Tag, an dem die Welt stillstand

Dann kam der 11. September 2001. Die Türme, die ich so bewundert hatte, fielen in sich zusammen, und mit ihnen ein Stück meiner eigenen Geschichte. Ich erinnere mich, wie ich im Büro in Deutschland wie betäubt vor den Bildern saß, unfähig zu glauben, dass dieser mächtige, stolze Ort in Rauch und Asche aufging. Sofort dachte ich an die unzähligen Gesichter, die ich dort einst gesehen hatte, an die Stimmen, die Geräusche, das Leben. Alles ausgelöscht in einem Augenblick. Es war, als hätte man einem Freund das Herz herausgerissen.

Ein Jahr später stand ich an Ground Zero. Ein Krater, wo einst die vielleicht glücklichsten Stunden meines Lebens gelegen hatten. Ich konnte es kaum ertragen, diesen Ort so leer, so still zu sehen. Und doch begann irgendwann der Wiederaufbau, langsam, schmerzhaft, aber unaufhaltsam – ganz wie diese Stadt, die niemals stillsteht.

Erinnerung und Vermächtnis

Als ich 2017 erstmals das neue Trade Center besuchte, empfand ich zum ersten Mal so etwas wie Frieden. Die Narben sind geblieben, aber sie erzählen von Stärke, von Erinnerung, von Leben.

Und dennoch: Mein Herz gehört den alten Türmen. Sie waren für mich mehr als nur Architektur, sie waren ein Versprechen – das Versprechen von Weite, Freiheit, Größe. Sie waren mein persönliches Symbol für die Faszination Amerika, für die Kraft New Yorks. Noch heute, an jedem 11. September, schließe ich die Augen und sehe sie wieder vor mir, majestätisch und unerschütterlich. Ein Bild, das in mir bleibt, solange ich lebe.

Im März 2017.

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Arnold Voss
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2 Monate zuvor

So erinnert sich New York City an 9/11 bei Nacht.

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