100 Jahre Westfalenhalle Dortmund – Symbol einer verpassten Zukunft

Die Westfalenhalle in Dortmund. Quelle: Wikkipedia, Foto: Arne Müseler / www.arne-mueseler.com, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de

2025 feiern die Westfalenhallen in Dortmund offiziell ihren 100. Geburtstag – ein stolzes Jubiläum für eine Einrichtung, die einst ein Wahrzeichen der Moderne war. Doch von dieser Strahlkraft ist heute kaum noch etwas übrig. Was früher ein architektonisches und gesellschaftliches Aushängeschild der Stadt Dortmund war, wirkt inzwischen wie ein Relikt aus einer anderen Zeit: funktional veraltet, städtebaulich isoliert und ohne nennenswerte Relevanz im heutigen Kultur- und Veranstaltungsbetrieb.

Die Westfalenhalle ist längst kein Symbol des Aufbruchs mehr – sondern vielmehr ein Mahnmal für den Stillstand des Ruhrgebiets.

Wer durch andere deutsche Großstädte reist, sieht, was moderne Veranstaltungsarchitektur heute leisten kann: multifunktionale Arenen mit urbaner Einbindung, zeitgemäßer Infrastruktur und internationalem Anspruch. Egal ob Hamburg, Berlin, Köln, Düsseldorf oder selbst Oberhausen, überall gibt es inzwischen modernere und damit attraktivere Hallen, die in einer anderen Liga spielen.

Und Dortmund? Präsentiert noch immer stolz seine Halle von 1952, mit marodem Betoncharme und Flickwerk-Charakter. Zwar wurde die Westfalenhalle in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder saniert bzw. in Teilen modernisiert, doch eine echte Neuausrichtung fand nie statt. Mit Konsequenzen: Die Halle wirkt wie konserviert – als wolle man nicht eingestehen, dass ihre Zeit vorbei ist.

Der bauliche Zustand ist dabei nur das sichtbarste Symptom. Das größere Problem ist struktureller Natur. Die Westfalenhalle ist exemplarisch für das Ruhrgebiet: viel Vergangenheit, wenig Zukunft. Noch immer hängt man hier dem Industriezeitalter nach, glaubt an die Kraft von Tradition und unterschätzt die Notwendigkeit zur Erneuerung.

Die Westfalenhalle hätte ein Ort der Transformation sein können – eine Arena, die Dortmund kulturell, wirtschaftlich und architektonisch in die Gegenwart katapultiert und die man stolz vorzeigt. Stattdessen herrscht Mutlosigkeit und inzwischen leider auch die Tendenz zur Fremdscham, wenn man gegenüber Gästen aus anderen Teilen des Landes vom einstigen Vorzeigeprojekt Dortmunds spricht. Die wenigen Großevents, die man noch bekommt, sind kaum ein Argument für Relevanz, sondern vielmehr Resteverwertung im deutschen Tourneeplan. Internationale Strahlkraft? Fehlanzeige.

Die Westfalenhalle ist damit zugleich auch ein Sinnbild für die strukturelle Rückständigkeit des Ruhrgebiets. Sie zeigt, wie schwer sich die Region mit Wandel tut – und wie sehr sie noch immer im Gestern verhaftet ist. Zum Jubiläum sollte man sich nicht nur an vergangene Glanzzeiten erinnern. Sondern sich fragen, warum man aus 100 Jahren so wenig gelernt hat.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
0 Comments
Älteste
Neueste
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Werbung