90 Minuten fußballerische Zweitliga-Tristesse auf Schalke – und trotzdem Gänsehaut

Die Fans auf Schalke haben Klasse. Foto(s): Michael Kamps

Es gab Zeiten, da stand dieses Duell für große Abende, für volle Stadien, für Bundesliga-Geschichte. FC Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg – das klang nach Malochern und Meistern, nach Europapokal und Mythos. Heute klingt es vor allem nach Vergangenheit. Beide Klubs, einst feste Größen im deutschen Fußball, kämpfen inzwischen im grauen Alltag der zweiten Bundesliga um Relevanz, Stabilität und ein kleines bisschen Hoffnung.

Große Namen, kleine Gegenwart

Sportlich war auch das Aufeinandertreffen an diesem Wochenende in Gelsenkirchen ein Spiegel der Gegenwart. Zähe 90 Minuten, wenig Tempo, kaum Ideen – Unterhaltung sieht anders aus. Vieles erinnerte mehr an Pflichterfüllung als an Leidenschaft. Schalke tat sich schwer, Nürnberg hielt dagegen, aber Glanzmomente waren Mangelware. Es war eines dieser Spiele, bei denen man als Zuschauer mehr Geduld als Euphorie braucht.

Ein Tor reicht – und das Gefühl bleibt trotzdem schal

Am Ende reichte den Gelsenkirchenern ein knapper 1:0-Erfolg. Ein Arbeitssieg, der eher nach Tabellenrechner als nach Fußballromantik schmeckte. Dass Schalke sich damit vorzeitig die „Weihnachtsmeisterschaft“ im Unterhaus sichern konnte, wirkt beinahe ironisch. Es ist ein Titel ohne Pokal, ohne Glanz, ohne große Geschichte – passend zu einer Saison, die oft mehr Pflicht als Kür ist.

Wenn der Fußball plötzlich wieder atmet

Und doch: Dieser Nachmittag in der Arena hatte einen Moment, der alles überstrahlte. Die Choreographie der Schalker Fans verwandelte die Arena in ein emotionales Gesamtkunstwerk. Farben, Bilder, Emotionen – sie erzählten von Stolz, von Tradition, von all dem, was diese Vereine einst groß gemacht hat. In diesen Minuten ging Fußballnostalgikern das Herz auf. Nicht wegen eines Dribblings oder eines Traumtors, sondern wegen echter Emotion und Leidenschaft.

Die Fans als letzte Romantiker

Die Choreo zeigte auch, wie schmerzhaft es ist, dass solche Traditionsklubs aktuell nicht mehr in der Bundesliga spielen. Vor allem aber zeigte sie, wie schön Fußball sein kann, wenn er nicht nur Ergebnisverwaltung ist. In einer Zeit, in der der Sport immer seltener wirklich emotionalisiert, waren es die Fans, die erinnerten, worum es eigentlich geht. Auf sie ist Verlass. Sie tragen den Fußball, wenn er müde wirkt – und genau das tat an diesem Wochenende einfach gut.

 

 

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