Auf Schalke ist alles da, außer einer Mannschaft, die diesen tollen Rahmen verdient

Bei der offiziellen Saisoneröffnung 2025/26 auf Schalke. Foto(s): Michael Kamps

80.000 Menschen am Stadion. Erwartungsvolle Fangesänge, Autogramme, Emotionen. Die Saisoneröffnung des FC Schalke 04 hätte – rein atmosphärisch – kaum stimmungsvoller sein können. Der Verein inszenierte sich wie so oft als große Fußballfamilie, als Mythos, als „Herzensverein“.

Doch am Ende des Tages stand nicht Euphorie, sondern Ernüchterung. Die abschließende Testspielniederlage gegen den FC Sevilla – ein 2:4 (0:2), bei dem das Ergebnis des Hausherren sogar noch geschmeichelt hat – entblößte, was viele schon länger vermuten: Schalke ist sportlich inzwischen sehr weit entfernt von alter Klasse. Erschreckend weit.

Denn was da auf dem Platz gegen den spanischen Erstligisten zu sehen war, hatte mit dem einst auf Schalke regelmäßig zu bestaunenden internationalem Format wenig bis gar nichts mehr  zu tun. Eine fehleranfällige Defensive, ideenloses Aufbauspiel, kaum Tempo, kaum Struktur. Der Klassenunterschied war über weite Strecken unübersehbar – und das, obwohl auch Sevilla sichtlich nicht am Anschlag spielte.

Schalke hatte Mühe, überhaupt Zugriff zu bekommen. Das Spiel wirkte wie ein ernüchternder Beleg dafür, wie weit der Klub in den vergangenen Jahren abgestürzt ist. Dass dieser Verein bis vor wenigen Jahren noch regelmäßig in der UEFA Champions League vertreten war, erscheint heute wie ein Mythos aus grauer Vorzeit – dabei ist das alles keine zehn Jahre her.

Man erinnert sich noch gut an rauschende Europapokalnächte  – an internationale Superstars wie Raul und Huntelaar, an mutigen, mitreißenden Fußball. All das ist Vergangenheit. Heute kämpft Schalke gegen Mittelmaß und Orientierungslosigkeit in der 2. Bundesliga. Und schlimmer noch: Es gibt aktuell kaum Anzeichen, dass sich daran kurzfristig etwas ändern wird. Zu groß sind die finanziellen Altlasten, zu gering die sportliche Substanz, zu wechselhaft das Management.

Was bleibt, ist die Sehnsucht – und die Fans. Diese 80.000 Menschen, die gekommen sind um ihre Lieblinge zu feiern, als wäre es ein Champions-League-Abend. Sie singen, sie hoffen, sie tragen diesen Klub. Ohne sie wäre Schalke längst ein Fall für die Fußballhistorie. So gesehen war der gestrige Samstag trotz aller Begeisterung im Stadion vor allem eines: traurig. Denn er hat einmal mehr gezeigt, dass auf Schalke derzeit noch immer alles da ist – außer einer Mannschaft, die das alles verdient.

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Schalker Jung
Gast
Schalker Jung
4 Monate zuvor

Man darf nicht vergessen das Misswirtschaft und über seine Verhältnisse zu Leben zu all dem geführt hat. Um die Stars und Spieler zu bekommen wurde oftmals zu viel gezahlt von Geld welches Real nicht vorhanden war.

Ebbe Sand
Gast
Ebbe Sand
4 Monate zuvor

Lieber Robin,

es ist unbestritten, dass Schalke sportlich noch nicht dort ist, wo wir Fans den Klub gerne sehen würden. Und ja, das Testspiel gegen Sevilla offenbarte Schwächen, die niemand wegdiskutieren sollte. Aber was dein Artikel daraus macht, wirkt weniger wie eine Spielanalyse und mehr wie ein Abgesang auf unseren Verein – und das ist in dieser Form weder fair noch zielführend.

Wir reden hier von einem Vorbereitungsspiel gegen einen Gegner aus einer der stärksten Ligen Europas – ein Klub mit völlig anderen finanziellen Möglichkeiten und sportlichen Voraussetzungen. Dass Schalke da momentan nicht mithalten kann, ist kein Skandal, sondern eine realistische Momentaufnahme.

Was in diesem Zusammenhang vielleicht tatsächlich ein Fehler war: Ausgerechnet zur Saisoneröffnung vor 80.000 erwartungsvollen Fans einen Gegner wie Sevilla einzuladen. Die Enttäuschung über das sportliche Ungleichgewicht war absehbar. Statt für Aufbruchstimmung zu sorgen, wurde eine emotionale Bühne zur Erinnerung daran, wie groß der Abstand inzwischen ist. Das hätte man bei der Planung berücksichtigen müssen – zumal es andere Wege gibt, das eigene Team selbstbewusst, aber realistisch zu präsentieren.

Trotzdem: Schalke ist im Umbruch. Gerade in der Saisonvorbereitung geht es um Entwicklung, neue Abläufe, Stabilität. Wer in einem Testspiel einen „Beweis für den Niedergang“ sieht, blendet das aus. Der Mythos Schalke lebt nicht trotz sportlicher Krise, sondern gerade deshalb – weil 80.000 Menschen ins Stadion kommen, obwohl sie wissen, dass es sportlich holprig ist.

Die Mannschaft muss sich steigern, ohne Frage. Aber sie verdient auch Zeit und Rückendeckung – nicht Spott und Zynismus bevor die Saison überhaupt begonnen hat. Schalke braucht kritische Begleitung, ja. Aber auch das Verständnis, dass sportlicher Neuaufbau kein Quartalsprojekt ist.

Ein derartiger Artikel hilft niemandem – weder dem Team noch den Fans!

Glück auf!!

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