„Oh, wie ist das schön“ – Schalke verabschiedet sich mit Sarkasmus in einen bitteren Sommer

Ein beeindruckendes Bild: Die Schalker Ultras in der Nordkurve wenden dem Spiel den Rücken zu. Foto: Michael Kamps

Es waren Szenen, wie man sie in dieser Form wohl selten in einem Fußballstadion erlebt. Sonntag, Arena auf Schalke. Die Mannschaft liegt gegen die SV Elversberg zurück, einen Gegner, der bisher eher für belächelten Provinzfußball als für fußballerische Glanzlichter stand – und die Fans? Feiern. Jubeln. Singen „Oh, wie ist das schön“ und lassen die La-Ola-Welle durchs Rund kreisen. Nicht aus Freude. Sondern aus purer Ironie. Aus Frust. Aus Enttäuschung.

Ein symbolträchtiger Abschluss für eine Saison, die für Schalke 04 nichts Gutes bereitgehalten hat. Platz 14 in der 2. Bundesliga. Historisch schlecht. Vom Traum des Wiederaufstiegs blieb nicht einmal ein Hauch übrig. Stattdessen: wochenlanges Zittern um den Klassenerhalt. Und während nach der 1:2-Niederlage der Knappen nun ausgerechnet Gegner Elversberg in die Relegationsspiele um den Aufstieg gegen Heidenheim darf, schauen die Schalker fassungslos auf eine Realität, die sich wie ein wahr gewordener Albtraum anfühlt. Vom Vizemeister 2018 zum Abstiegskandidaten im Unterhaus – der Absturz ist komplett.

Und so zeigte sich am letzten Spieltag 2024/25, was viele lange zurückgehalten hatten: blanke Enttäuschung. Der Anhang, der seine Mannschaft auch in dieser trostlosen Spielzeit bedingungslos unterstützt hatte, kehrte den Spielern bei erneutem Rückstand zunächst demonstrativ den Rücken zu. Die Nordkurve – sonst das emotionale Herz des Vereins – blickte trotzig in die entgegengesetzte Richtung. Minutenlang. Und doch – irgendwann kippt die Stimmung in eine andere Richtung: Die Fans feiern weiter, doch jetzt sarkastisch, verspottend, bitter. Sie machen aus dem Debakel ein Fest. Eines, das die Ironie des Moments kaum besser unterstreichen könnte.

Diese Reaktion ist kreativ, witzig – und eine schallende Ohrfeige für die Verantwortlichen. Denn wenn selbst die treuesten Fans so reagieren, dann ist das mehr als ein Warnsignal. Es ist die Quittung für sportliche Orientierungslosigkeit, Kader-Fehlplanungen, Führungschaos – für all das, was diesen Klub seit Jahren plagt.

Jetzt steht ein Sommer bevor, der lang und schwer wird. Der Kader wird sich erneut verändern müssen. Ein Neuanfang soll her. Wieder einmal. Doch wer glaubt nach dieser Saison noch an eine nachhaltige Wende? Wer glaubt daran, dass Schalke in absehbarer Zeit wieder auf die Beine kommt?

Fest steht: Die Fans – so leidenschaftlich, so treu – haben ihre Liebe zum Verein nicht verloren. Aber sie ist schwer erschüttert. Und diese Liebe muss sich die Mannschaft zurückverdienen. Auf dem Platz. Mit Leidenschaft, mit Charakter, mit Ergebnissen.

Erst dann wird sich in Gelsenkirchen vielleicht auch wieder ein echtes Fußballfest feiern lassen. Ohne Ironie. Ohne Zynismus. Sondern mit Stolz.

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