Euromayday: Made in Common?!

Das diesjährige Motto des Euromayday Ruhr am 30 April in Bochum lautet: »Made in Common«. Dass die Euromayday-Veranstalter damit nicht nur dem Slogan »Made in Germany« der kommerziellen Tanzveranstaltung »Mayday« in der Dortmunder Westfalenhalle widersprechen, liegt auf der Hand. Was sie damit nun genau meinen erklären sie im folgenden Gespräch.

Das Motto »Made in Common« könnte man frei übersetzten mit: »Hergestellt im Gemeinsamen«. Das klingt auf poetische Weise sympathisch bleibt aber etwas abstrakt. Was meint ihr damit genau?

Das was wir unter dem »Gemeinsamen« verstehen hat für uns ganz unterschiedliche Bedeutungen, die jedoch alle miteinander im Zusammenhang stehen. Zunächst bezieht sich das Motto »Hergestellt im Gemeinsamen« tatsächlich ganz unmittelbar auf die Produktion von Dingen, von Waren, Dienstleistungen und Informationen. Im Kapitalismus von heute werden Wissen und Kommunikation zu den wichtigsten Produktivkräften, und diese entstehen nicht in der Fabrik oder in der Forschungsabteilung eines Konzerns sondern in der gesamten Gesellschaft, im menschlichen Leben als solchen. Die Unternehmen nutzen dieses Wissen und die damit verknüpften Fähigkeiten als Ressource und beuten sie aus. Das funktioniert besonders gut wenn ein Produkt durch seine immateriellen Eigenschaften seinen eigentlichen Wert erhält.

Könnt ihr das an einem Beispiel einmal erläutern?

Der Computerkonzern Apple verkauft mit dem iPad in erster Linie eine mobile Schnittstelle zum Internet. Ohne das Internet und die von Millionen UserInnen generierten Inhalte darin wäre das iPad bedeutungslos. Innovativ und wertvoll ist die Möglichkeit

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Dr. Harald Friedrich und das Trinkwasser an der Ruhr

Trinkwasserbrunnen an der Ruhr: Foto: Simplicius Lizenz: GNU/FDL

Das tägliche Trinkwasser gehört zu den wichtigsten und kostbarsten Lebensmitteln und wird deshalb staatlich überwacht. Trotzdem müssen rund 4 Millionen Einwohner in NRW entlang der mittleren  Ruhr mit vergleichsweise schlechtem Trinkwasser vorlieb nehmen, das zudem eine Unzahl „gefährlicher“ Substanzen enthält: Pharmakareste, Flammschutzmittel der Industrie sowie andere Chemieverbindungen, ausgeschiedene natürliche Estrogene und anderes mehr. Von unserem Gastautor Robert Holzwart 

In fast allen Kommunen Deutschlands stehen die Stadtoberhäupter für die Qualität ‚ihres’ Trinkwassers (z.B. durch die Stadtwerke) gerade und werden bei schlechtem Management schnell vorgeführt oder abgestraft: durch die Opposition im  Rathaus oder die wählenden Einwohner. Anders in NRW: Dort sind es zwei Monopole, die sich auf beiden Seiten durch die jahrzehntelange Dominanz der spezifischen nordrhein-westfälischen Polit-Strukturen bequem eingerichtet haben: zum Nachteil der Umwelt bzw. der Gesundheit der Bürger.

  • Die kommunalen Kläranlagen entlang der Ruhr werden nicht durch eine einzelne Kommune betrieben, sondern durch eine Art Zwangsverband, den sogenannten Ruhrverband, in dem alle links und rechts der Ruhr zusammengeschlossen sind: die gewerblichen industriellen Einleiter, die
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Piraten: Vorstand scheitert – Rechter Pirat Bodo Thiesen darf bleiben

Die Piratenpartei zeigt einmal mehr, wie schwer sie sich mit eindeutiger Positionierung tut – selbst wenn es um Mitglieder geht, die offen rechtsextreme Argumentationsweise verbreiten. Die Piraten schließen Bodo Thiesen nicht aus. Via publikative.org 

Das Bundesschiedsgericht entschied nach Angaben der Partei am 16. April im Parteiausschlussverfahren gegen Bodo Thiesen die Berufung gegen das Urteil des Landesschiedsgerichts Rheinland-Pfalz als unbegründet zurück. Als Grund gab  das Schiedsgericht an, die Äußerungen aus dem Jahr 2008, auf Grund derer ursprünglich das Parteiausschlussverfahren beantragt wurde, seien bereits durch andere Ordnungsmaßnahmen geahndet worden. Eine zweite Ahndung desselben Vergehens widerspräche dem Grundsatz „ne bis in idem“ und sei daher ausgeschlossen. Dies gelte auch dann, wenn, wie vom Bundesschiedsgericht bestätigt, durch die Äußerungen von Bodo Thiesen „erheblicher Schaden“ entstanden ist und dieser letztlich größer war als zum Zeitpunkt der bereits durch den Bundesvorstand verhängten ersten Ordnungsmaßnahme absehbar war.

Dazu Bernd Schlömer, Stellvertretender Vorsitzender und Verfahrensverantwortlicher: »Ich bin sehr enttäuscht. Letztlich haben die Schiedsgerichte innerhalb von Parteien aber die wichtige Funktion, durch ihre Urteilssprüche einen innerparteilichen Frieden herzustellen. Aus diesem Grund werde ich das Urteil akzeptieren.«

Sebastian Nerz, Vorsitzender des Bundesvorstandes: »Wir sehen uns in unserer Auffassung bestätigt, dass Bodo Thiesen der Piratenpartei schweren Schaden zugefügt hat. Zwar hat ein Formfehler aus 2008  hier einen Parteiausschluss

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Mutterglück und anderer Wahnsinn 4: Die Schwangerschaftsfee

Take the Fair Face of Woman, and Gently Suspending, With Butterflies, Flowers, and Jewels Attending, Thus Your Fairy is Made of Most Beautiful Things von Sophie Gengembre Anderson (1823–1903)

Ja, wir werden die Antwort auf alle unsere Fragen im Internet finden. Dachte ich. Und lag total daneben.Versucht man Informationen auf diese Weise zu bekommen, dann steht man letztlich mit einem Informationsoverkill und tausend weiteren Fragen da und ist zudem noch schwer verunsichert. Und fühlt sich gleich doppelt alleine. Fazit: Nicht alle Schwangerschaftsforen sind sinnvoll. Okay, es muss doch irgendein schwangeres Paar in meinem Freundeskreis geben, bei dem ich mal nachfragen kann. Dachte ich. Und lag erneut total daneben. Niemand erwartete ein Kind.  Von unserer Gastautorin  Nina Ryschawy.

Logischerweise mussten ja die Frauen meiner Familie mit der Materie bekannt sein, also fragte ich da. Meistgehörte Antwort: „Das ist alles schon so lange her, ich weiß nicht mehr genau“.

Umpf.

Also munter hinein in die nächste Buchhandlung. Als ich vor dem Regal mit den Schwangerschaftsratgebern stand, blieb mir die

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Schrott der Engel. Gedanken zu LA.

Sascha Bisley
Sascha Bisley

So hatte ich mir das gar nicht vorgestellt. Es ist riesig, heiß und stickig, ja, aber irgendwie auch gar nicht so wie erwartet. Erwartungen hatte ich ja nicht besonders viele, Los Angeles jedoch hatte ich mir anders vorgestellt. Irgendwie dreckiger, lauter und auf den ersten Blick auch gefährlicher.

von unserem Gastautoren: Sascha Bisley

Vor ein paar Stunden war ich noch in Iserlohn, das hat mir mehr Angst gemacht. Nun stehe ich am Ausgang des LAX, ein Flughafen mit eigener Postleitzahl, warte auf mein Taxi und weiß gar nicht wo ich hin will. Ich habe weder ein Hotel noch eine Ahnung wie ich in dem besoffenen Kopp überhaupt eine annehmbare Entscheidung treffen könnte. Delta Airways ist schmuddelig und die Flugbegleiterinnen sind extrem hässlich. Vielleicht nicht immer. Bei meinem Flug schon. Aber diese Fluglinie verfügt über einen schier unerschöpflichen Vorrat an hervorragenden Weinen. Ich bin mir sicher, daß noch Wein da war als er mir verweigert wurde. Ein schroffes „Sie haben genug!“ machte meine Pläne, den Rekord für „die größte von einer Einzelperson getrunkene Menge Wein während eines Fluges“ zunichte.
Als ich auf den Mülleimer mit integriertem Aschenbecher zugehe, muß ich

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Piraten: „Mehr persönliche Freiheit und Demokratie“

Die nächsten Jahre werden für die weitere Entwicklung der Gesellschaft entscheidend sein.  Der Wandel zur Informationsgesellschaft führt zu zahlreichen neuen Perspektiven und Chancen. Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten stellen die Menschen vor große Herausforderungen, bieten jedoch auch die Möglichkeit, den weltweiten Fortschritt regional für mehr persönliche Freiheit und Demokratie einzusetzen. Diesen Prozess möchten wir in NRW aktiv mitgestalten. Die drei folgenden Schwerpunkte habe ich mir für ein mögliches Landtagsmandat gesetzt. Unsere Gastautorin Monika Pieper kandidiert auf Listenplatz 9 bei der Piratenpartei für den Landtag NRW.

Mir ist eine starke Bürgerbeteiligung in der Politik wichtig. Vor der Bürgerbeteiligung steht die Bürgerinformation. Wir möchten die klassische repräsentative Politik durch möglichst viele Elemente der direkten Demokratie ergänzen. Damit das sinnvoll möglich ist, sollten zuerst informelle Hierarchien abgebaut werden. Die Bürger müssen die Chance haben, sich umfassend über Vorgänge und Zusammenhänge in der Politik und Verwaltung zu informieren, um dann mitentscheiden zu können. Während es in anderen Ländern, wie z.B. den USA oder England, seit langer Zeit selbstverständlich ist, Daten der kommunalen und landesweiten Verwaltung zu veröffentlichen, stehen wir in Deutschland, und auch im zukunftsorientierten NRW, erst am Anfang dieses Wandels.

In vielen Kommunen liegen die Daten bisher nur in Papierform vor. Die ersten Kommunen beginnen zwar damit, ihre Haushaltspläne in maschinenlesbarer Form im Internet zu veröffentlichen, diese Daten werden jedoch meistens nur als schlecht aufbereitete Datenknäuel zur Verfügung gestellt. Gerade hier muss ein Umdenken in den Kommunen stattfinden. Es ist wichtig, den Bürgern die Daten endlich flächendeckend übersichtlich und verständlich zur Verfügung zu stellen.

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Mutterglück und anderer Wahnsinn 3: Der Arzt und die große Liebe

Nun war der Schwangerschaftstest also positiv, die Familie eingeweiht. Jetzt fehlte nur noch die Bestätigung des Arztes. Und selbst wenn man sich über ein „Ja, sie sind definitiv schwanger,“ freuen würde, spielt auch die Angst mit hinein. Die Angst, dass man vielleicht doch nicht schwanger ist. Dann die Angst, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.  Von unserer Gastautorin Nina Ryschawy.

Hinzu kommt noch eine große Verwirrung.

Am Tag nach der großen Eröffnung ging es dann also zum Arzt. Partner Hpunkt liess mich zu keiner Sekunde alleine. Ohne ihn hätte ich das auch schlecht geschafft.

Wir warteten lange denn wir hatten keinen Termin. Wurden dann nach Hause geschickt, man würde uns benachrichtigen wenn der Arzt Zeit hätte. Gerade zu Hause angekommen klingelte auch schon das Telefon und wir machten uns auf den Weg zurück in die Praxis.

Da sitzt man dann, wartet auf das Unmögliche und der Arzt bringt nach der Eröffnung, dass wir einen positiven Schwangerschaftstest hatten nicht etwa Jubelstürme hervor, sondern ein ganz nüchternes „Dann schauen wir mal!“ Versteh einer die Welt.

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Piratenpartei NRW: Urheberrecht und Eigentum

Kaum sind die Piraten voll auf der politischen Bühne aufgeschlagen, donnert das Mediengewitter: Erst die 51 Tatort-Autoren, jetzt eine Publikation des Handelsblattes mit dem vorgeblichen Ziel, Kreative und ihren kulturellen Beitrag zu schützen. Von unserem Gastautor Sebastian Kreutz, Piratenpartei NRW.
Leider ist der Text derart von inhaltlichen Fehlern und falschen Grundannahmen durchsetzt, dass er den Stand der Diskussion um das Urheberrecht um Jahre zurückwirft. Bereits die ersten zwei Sätze enthalten drei Fehler; es gelingt dem Autoren noch nicht einmal, den Namen einer Partei richtig zu schreiben, die in Umfragen bei 12% angesiedelt ist. Ist Recherche heutzutage wirklich so schwierig?
Auf die zahlreichen falschen Grundannahmen will ich nachfolgend eingehen, denn hier gibt es einigen Klärungsbedarf, insbesondere in Bezug auf die Urheber. Bei der inhaltlichen Qualität stellt man sich allerdings die Frage, welchen Zweck eine derartige Publikation verfolgt. Wie netzpolitik.org aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben will, sei dies nur der Anfang einer geplanten und gesteuerten Kampagne [1].
Unabhängig von der Qualität solcher Publikationen sollten wir uns mit deren Inhalt beschäftigen. Schließlich hat sich die Piratenpartei 2006 nicht zuletzt auch deswegen gegründet, um dem fortlaufenden Verfall und Missbrauch des Urheberrechts entgegenzutreten.
Ich selbst bin seit acht Jahren in der Kreativbranche tätig, habe Grafik- und Gamedesign studiert und sowohl innerhalb größerer und kleinerer Kreativbetriebe als auch als freier Autor gearbeitet. Ich habe viele Facetten des Umgangs mit kreativen Leistungen erlebt und genau diese Erfahrungen brachten mich letztlich – wie viele andere Musiker, Autoren, Programmierer und Designer – zur Piratenpartei. Folgt man den Ausführungen des Handelsblattes, müsste ich verrückt sein, denn angeblich will die Piratenpartei ja das „Recht auf geistiges Eigentum abschaffen“ [2].
 
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Mutterglück und anderer Wahnsinn 2: Das Elterntribunal

Den restlichen Tag verbrachte ich leicht abwesend. Für mich stand fest, dass Partner Hpunkt und ich nach dem positiven Schwangerschaftstest alles irgendwie schaffen würden. Ich dachte über mich als Mutter nach, ließ die Gedanken in Richtung kleine Strampler, Schlafentzug, Mutterglück schweifen. Und dann krachte es förmlich. Meine Eltern!!! Von unserer Gastautorin Nina Ryschawy.

 

Ich denke, jeder kennt noch das Gefühl: Man ist noch Kind, hat etwas verbrochen und soll es nun den Eltern beichten. Ein Grummeln in der Magengegend, das Herz wird einem schwer.

Ich wußte nicht, das so ein Gefühl im Alter von 34 Jahren noch einmal zurückkehren konnte.

Und der Zeitpunkt war für eine Beichte in meinen Augen denkbarst schlecht. Es war der 22. Dezember, meine Eltern wirbelten durch die Gegend um alles für das Fest herzurichten. Die Familie hatte sich schließlich angesagt. Sollte ich also meinen Verdacht in Worte gekleidet wie „Ähm, Mama…Papa…wir haben da…also…da gab es…Test…wahrscheinlich schwanger…“ noch vor dem Fest kundtun? Oder wäre es sinniger, bis nach den Feiertagen zu warten?

Nun muss man wissen, dass ich meinen Eltern gegenüber noch nie Geheimnisse wahren konnte. Ich sah mich schon selbst an der Festtagstafel sitzen, unruhig, mit hektischem Blick. Und meine Mutter hat einen siebten Sinn. Sie sieht es mir

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Piraten und Bildung: Vom Menschenbild zum Bildungsziel

 

Birgit Rydlewski Foto. Privat

Unser Leben individuell zu gestalten war noch nie so leicht wie heute. Von unserer Gastautorin Birgit Rydlewski. Birgit Rydlewski kandidiert auf Listenplatz 9 bei der Piratenpartei für den Landtag.

Ob wir uns Pasta zu Abend kochen, Basmati-Reis oder Kartoffeln, hängt  nicht mehr davon ab, ob wir in Italien, Indien oder Deutschland leben. Wen wir lieben und mit wem wir zusammenleben wollen, entscheiden wir selbst und nicht mehr unsere Eltern. Und welche Bücher wir lesen, wo wir uns über die Neuigkeiten der Welt informieren, aus welchen Quellen wir unser Wissen suchen, liegt nicht mehr daran, was der Mönch aus dem Nachbarkloster gerade abschreibt.

Doch ausgerechnet unsere Bildung wird vorherbestimmt wie vor hundert

Jahren. Die Art und Weise, jungen Menschen das Wissen der Welt nahezubringen, hat sich nicht geändert. Und das, wo sich die Welt (metaphorisch, nicht tatsächlich)  immer schneller dreht, wo dieses Wissen sich in seiner

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