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Wer braucht noch Industrie? Wir in NRW!

Thomas Eiskirch

Große Teile der Öffentlichkeit haben sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum mehr für die Bedeutung der Industrie und die tiefgreifenden Wandlungsprozesse in der industriellen Produktion interessiert. Lediglich bei der Schließung großer Betriebe, in Reden zum 1. Mai oder bei Wahlanalysen (“Wie wählte die Industriearbeiterschaft“?) tauchte „Industrie“ noch auf; um danach – schwuppdiwupp – wieder aus der Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit zu verschwinden. Unser Gastautor Thomas Eiskirch ist Mitglied im Sprecherkreis der RuhrSPD und war bis zur Auflösung des Landtages von Nordrhein-Westfalen Wirtschafts- und Energiepolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion

Der Mainstream setzte vor allem auf den Dienstleistungsbereich. Die Entwicklung der Aktienkurse war allemal spannender als die Produktions- und Innovationsprozesse in der sogenannten „old economy“. Der Mainstream beschritt damit aber den Holzweg. Denn seitdem 2008 / 2009 die Finanzmarkt-Blasen geplatzt sind, verändert sich die Wahrnehmung von Industrie in Politik und Gesellschaft deutlich.

Es zeigt sich, dass der „rheinische Kapitalismus“ mit seiner sozialen Marktwirtschaft sich im internationalen Vergleich wirklich gut behauptet: mit leistungsfähiger Industrie, qualitativ hochwertigen Produkten, werthaltigen Dienstleistungen und mit qualifizierter Arbeit, die auf Fachkräfte, soziale Partnerschaft und Mitbestimmung setzt. Während Wirtschaftssysteme, die systematisch auf billige Arbeit, entrechtete Arbeitnehmerschaften und schnelle Gewinne an den Finanzmärkten gesetzt haben, heute auf der Verliererseite stehen. Zu Recht.

Bei der Analyse der Entwicklung in Nordrhein-Westfalen bestätigt sich der Trend zur „neuen Wertschätzung“ für Industrie. Die wachstumsstarken Regionen im Rheinland und in Westfalen zeichnen dabei zwei Dinge aus: Sie haben einen erheblich höheren Anteil an industrieller Produktion an der Wertschöpfung, und sie haben einen erheblich höheren Anteil der Beschäftigte in Unternehmen der Industrie. Das Ruhrgebiet hinkt hier leider als wachstumsschwächere Region hinterher.

Bei uns im Ruhrgebiet konzentrieren sich die Herausforderungen für die Industriepolitik daher in besonderer Weise: Die montanindustrielle Vergangenheit prägt hier bis heute den wirtschaftlichen Entwicklungspfad. Daraus entstehen besondere Schwierigkeiten unserer Region beim Übergang von der großbetrieblich geprägten Industrie- hin zur wissensbasierten, mittelständisch geprägten Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft. Deshalb ist gerade das Ruhrgebiet angewiesen auf eine vorsorgende, eine integrierte Industrie- und Strukturpolitik aus einem Guss. Dafür steht die SPD! Wir wollen die kommenden Jahre nutzen, um die „Re-Industrialisierung“ der Region zu unterstützen. Deshalb setzen wir uns beispielsweise für eine EXPO „Fortschrittsmotor Klimaschutz“ ein, um neue Entwicklungslinien greifbar werden zu lassen. Und: Industrie braucht Infrastruktur – deren Förderung darf sich jedoch nicht mehr an der Himmelsrichtung ausrichten, sondern an der Bedürftigkeit. Infrastruktur-Nachholbedarf gibt es im Osten wie im Westen – aber eben weder im gesamten Osten, noch im gesamten Westen. Ohne jeden Zweifel aber bei uns: im Revier.

Die SPD bekennt sich eindeutig zur Industrie im Ruhrgebiet, zur Industrie in ganz Nordrhein-Westfalen: „Industrielle Produktion war und ist die Grundlage unseres Wohlstandes in Deutschland und insbesondere in Nordrhein–Westfalen“, stellte der Landesparteitag der NRWSPD im Herbst 2011 fest.

Bekenntnisse zur Industrie sind sicher notwendig – aber eben nicht hinreichend. Es muss weit mehr geschehen als das bloße „Wollen“.

Dies hätten auch schon frühere Regierungen und Regierungschefs spätestens nach den Kraftwerks-Entscheidungen des Oberverwaltungsgerichts Münster lernen können – eigentlich müssen. Das Gericht hat den Kraftwerksbau in Datteln wegen eklatanten Planungsfehlern kassiert. Dies ist allein durch das Postulieren von „wollen“ nicht zu heilen. Nein, in mühsamer Kleinarbeit müssen nun Kommune und Regionalverband Ruhr ein komplett neues – und rechtlich einwandfreies – Verfahren beginnen. So sieht verantwortungsvoller Umgang mit Industrieprojekten aus. Die NRWSPD will das Kraftwerk in Datteln – so es rechtlich möglich ist.

Natürlich braucht moderne Industrie große Infrastrukturprojekte. Sie bilden aber nur die sichtbare Spitze eines viel größeren Eisberges. Moderne Industriepolitik versteht sich als Querschnittsaufgabe: Standort- und Wettbewerbspolitik, Arbeitsmarktpolitik, Bildungspolitik, Umwelt- und Energiepolitik, Technologiepolitik, Mittelstandspolitik und Europa- und Außenwirtschaftspolitik schaffen, wenn gut miteinander verschränkt, industriefreundliche Rahmenbedingungen.

Nur wenn wir diese Politikfelder gemeinsam im Sinne einer integrierten Industriepolitik konzipieren, können wir die Herausforderungen des Strukturwandels erfolgreich bewältigen und unsere Industrie zukunftsfest machen. Für die SPD in Nordrhein-Westfalen heißt das: Wir machen eine vorsorgende Politik auch im Bereich der Wirtschafts- und Industriepolitik, die sich an den Chancen und Herausforderungen der Wirtschaft und der Industrie orientiert.

Vorsorgende Wirtschafts- und Industriepolitik fördert einen stabilen Mittelstand, der als Innovationstreiber in der Industrie immer wichtiger wird. Sie weiß auch um den Globalisierungsdruck, unter dem nicht nur große, sondern auch mittelständische Unternehmen stehen; und zwar tagtäglich bei jeder Entscheidung über Zukunftsinvestitionen in Produkte und Standorte. Sie weiß aber auch um die Chancen, die sich aus der Globalisierung ergeben. Um sie zu nutzen braucht es keinen Nachtwächter- sondern einen aktiven, handlungsfähigen Staat: Gerade die Leitmärkte der Zukunft, die im Zuge der Globalisierung, der Urbanisierung, dem Klima- und dem demografischen Wandel entstehen, sind durch Privat und Staat geprägt: Energie-, Rohstoff-, Abfall- und Recyclingwirtschaft, Verkehrs- und Mobilitätswirtschaft, auch Gesundheitswirtschaft sind hierfür gute Beispiele.

Eine vorsorgende Politik sorgt für eine leistungsfähige Infrastruktur mit funktionsfähigen Verkehrswegen und den Zugang zu den modernsten Technologien. Sie kümmert sich um eine sichere Versorgung der Industrie mit Energie und Rohstoffen zu wettbewerbsfähigen Preisen. Ein Baustein: das Erneuerbare Energien Gesetz muss von einem erfolgreichen Markteinführungsprogramm für erneuerbare Energien zu einem Marktintegrationsprogramm für die Energieversorgung der Zukunft transformiert werden.

Eine vorsorgende Politik schafft klare, transparente Regularien und Planungssicherheit in den Genehmigungsverfahren. Sie fördert eine lebendige Industriekultur und eine intakte Natur auch in industriellen Ballungsräumen. Sie fördert gesellschaftliche Akzeptanz für Industrie und industrielle Infrastruktur. Das schließt in Nordrhein-Westfalen auch die Förderung der Akzeptanz für umstrittene industrielle Großprojekte ein. Voraussetzung ist: beim Bau von Kraftwerken und Pipelines müssen die planungs- und ordnungsrechtlichen Anforderungen erfüllt werden. Zudem dürfen sie notwendige Effizienzverbesserungen und den Ausbau erneuerbarer Energien nicht blockieren, sondern müssen diese unterstützen.

Vorsorgende Wirtschafts- und Industriepolitik sorgt für qualifizierte Fachkräfte. Denn das Geheimnis der Wettbewerbsstärke der deutschen Industrie liegt in der kooperativen und innovativen Zusammenarbeit von gut ausgebildeten Facharbeiterinnen und Facharbeitern mit Ingenieurinnen und Ingenieuren.

Vorsorgende Industriepolitik zielt nicht zuletzt auf „gute Arbeit“ als Produktionsfaktor und auf die Stärkung der Innovationsfähigkeit der Unternehmen. Mitbestimmung ist Produktivkraft. „Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital“ wissen inzwischen viele Unternehmen. Es gibt jedoch ein deutliches Gefälle: Prekäre Arbeitsverhältnisse – Leiharbeit, Werkverträge, kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse – untergraben die hohe Qualifikationsbasis, schwächen die Innovationsfähigkeit der Industrie und verhindern die gerechte Verteilung des wirtschaftlichen Wohlstandes.

Wir in NRW – brauchen Industrie.

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teekay
teekay
11 Jahre zuvor

Dem Beitrag haftet ein interssantes Element der ‚Zeitlosigkeit‘ an. So oder aehnlich kann man seit sagen wir mal 20 Jahren ueber NRW schreiben. Das heisst nicht, dass das ‚falsch‘ ist oder parteipolitischer Quatsch, aber mehr als ein wahlkampfmaessiges Schulterzucken ist bei mir nicht drin. Denn die Realitaet sieht doch einfach anders aus. Die Sockelarbeitslosigkeit die in vielen Ruhrgebietskommunen irgendwo bei 15% liegt wird sich nicht reduzieren. Und unter dem Schlagwort ‚Infrastruktur‘ auf Kraftwerke abzielen reicht doch auch nicht. Wer durch seine Heimatstadt faehrt der sieht doch, wie es um die taegliche Infrastruktur bestellt ist-Strassen, Schienen, Radwege. Ja, ja, ist kein Geld da wir muessen sparen-die alte Leier. Ich bin ja auch gar nicht gegen Industrie-aber ich kenne global keine Beispiele, wo Industrie und urbane Raeume wirklich zusammen gehen. Es wird sich in Duisburg, Essen oder Bochum keine ‚Industrie‘ mehr ansiedeln. Und selbst wenn irgendwo ‚auf dem Land‘ was passiert ist es fragwuerdig wie sich das auf die Pleite-Staedte auswirken wuerde. Wie verhindert man den Wegzug der Menschen aus den Staedten? Doch nicht indem man wartet, dass sich mittelstaendische Unternehmen zu hohen kommunalen Steuern dort niederlassen und ganz viele, tolle Arbeitsplaetze schaffen. Ich finde die Ideen hinter dem ‚rheinischen Kapitalismus‘ auch echt nett-aber die (jungen) Leute stimmen anders ab: Raus (bzw. nicht rein) ins Ruhrgebiet und grosse Teile NRWs.

senso
senso
11 Jahre zuvor

Verehrter Herr Eiskirch,
das Erneuerbare Energien Gesetz ist schon lange kein Markteinführungsprogramm für erneuerbare Energien mehr.
Niemand muss die Integration mehr fördern, diese Diskussion ist Energiepolitisch völlig überholt und nur „Wahl-Geschwurbel“… momentan redet man über einen anderen Mark, wir brauchen einen anderen Energiemarkt, denn so wie er jetzt ist kann er nicht weiterlaufen. Das EEG wird sich totlaufen, allein durch die explodierenden Redispatchkosten durch das Zwangsabschalten von Anlagen.
Grüße Senso

Dr. Volker Steude
11 Jahre zuvor

Alle Schlagworte sind in dem Artikel drin, aber nichts Konkretes, nur heiße gequirlte Luft.

Denn jetzt hätten wir noch gerne gewusst, welche konkreten Maßnahmen der Autor vorschlägt. Fehlt es da vielleicht an Ideen? Oder ist dies eine Rechtfertigung für Subventionen für Nirosta und Opel, damit die in Bochum bleiben?

Wie wäre es denn, wenn sich der Autor massiv für eine Stärkung der Bildung im Ruhrgebiet stark macht, denn da hinkt es auch hinterher. Mit dem Ziel, dass in 20 Jahren fast alle Kinder die Schule mind. auf Realschulabschlussniveau verlassen (wie etwa heute schon in Finnland).

Dann könnte die Region mit bestens qualifizierten und ausgebildeten Menschen werben. Da werden Arbeitgeber, gerne kommen. Aber ob die Arbeitgeber aus der Industrie kommen oder dem Dienstleistungsbereich kann uns dann – ehrlich gesagt – völlig egal sein.

Dann wäre noch darauf zu achten, dass es attraktiv ist im Ruhrgebiet zu wohnen. Denn der rapide Bevölkerungsschwund im Ruhrgebiet ist ja insbes. darauf zurück zu führen, dass hier zwar viele gerne arbeiten aber nicht wohnen können bzw. wollen.

Hoch qualifizierte und ausgebildete Menschen wollen nicht neben Autobahnen und Industriegebieten wohnen. Wenn keine attraktiven Wohnräume geschaffen werden, ziehen diese Menschen ins Umland. Hier ist z.B. Raumordnung und ein deutlicher Ausbau des ÖPNV erforderlich.

Da kaum Industrie auf der Matte steht, um sich im Ruhrgebiet anzusiedeln, geht dieser Artikel an der Lösung der wesentlichen Probleme schlicht vorbei.

Klar, die SPD steht zur Industrie und den dort Beschäftigten, weil die sollen sie ja auch diesmal wieder wählen. Das hätte man aber auch einfacher sagen können, oder?

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

Kann es aber nicht auch möglich sein, dass das Ruhrgebiet deshalb so extrem den Bach runtergeangen ist, weil man über Generationen einseitig nur auf Industrie gesetzt hat? Vor der Industrialisierung gab es beispielsweise in Gelsenkirchen nix, ausser ein paar Bauern, die versucht haben, dem sumpfigen Emscherboden ein paar Erträge abzuringen. Dann kam die Industrie, aus dem Nichts wuchsen zwei Großstädte, die später zu Gelsenkirchen-Buer zusammen gelegt wurden. Ein Großteil der Industrie ist wieder verschwunden und zurück blieb eine ständig schrumpfende Stadt mit 15% Arbeitslosigkeit. Mit Oberhausen bildet Gelsenkirchen das absolute Schlusslicht und steht noch wesentlich schlechter da, als Beispielsweise Dortmund, Essen oder Bochum, wo – Gott sei Dank – nicht nur auf Industrie gesetzt wurde, weil vor der Industriealisierung schon etwas da war.

Wenn sich die SPD auf eine Re-Industriealisierung besinnt, dann sollte sie zumindest zeigen, wie sie diese denn bewerkstelligen will. Im Text wird als ein möglicher Ansatz nur das wiedergekäut, was die Ruhrbürgermeister um Sierau, Pass und Gelsenfrank bereits zu Beginn des Wahlkampfes zum besten gaben, nämlich die Verteilung des Solis nicht mehr nur nach Himmelsrichtungen. Dadurch alleine siedelt sich aber noch kein Unternehmen im Ruhrgebiet an.

Und wenn das Thema Infrastruktur schon zur Sprache kommt, dann sollte sich Herr Euskirch nicht nur über Autobahnen, auf denen Rohstoffe an und fertige Güter abtransportiert werden, sondern auch über den öffentlichen Personennahverkehr, der die Arbeiter zur Arbeit bringt. Infrastruktur lässt sich nicht verbessern, wenn der Status Quo von gefühlten zwei dutzend Verkehrsbetrieben aufrecht erhalten werden muss, weil man dort vor allem als Sozialdemokrat mit wenig Aufwand sein Schäflein ins Trockene holen kann.

Mich überzeugt der Text oben gar nicht und dass sich im Ruhrgebiet keine Unternehmen, geschweige denn neue Industrie ansiedeln, liegt bestimmt nicht nur an Vorgänger Rüttgers und Frau Merkel in Berlin.

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor

@Volker Steude: Die Menschen ziehen da hin, wo sie gutbezahlte Jobs finden – Frankfurt, München und Hamburg sind keine Kurorte. Alles andere – schöne Wohnungen, Kulturangebote etc. kommt von alleine, wenn es genug Leute gibt, die dafür bezahlen können. Und der Kern der Wirtschaft in Deutschland ist die Industrie und die mit ihr verbundenen Dienstleistungen.

der Harry
der Harry
11 Jahre zuvor

Gaaaaaanz toll – so machenwass!

Ich frage mich, ob es eine zur Wahl anstehende Partei gibt, die den Text nicht unterschreiben könnte bzw. würde?

senso
senso
11 Jahre zuvor

@Stefan Laurin: … Über 70% der Arbeitsplätze in Deutschland entfallen auf Dienstleistungsbereiche.
also nix Industrie und dann Dienstleistung …dazwischen liegt auch noch das produzierende Gewerbe…

Volker Steude
11 Jahre zuvor

@Stefan Laurin: Erst brauchen wir hoch qualifizierte und ausgebildeten Menschen im Ruhrgebiet, dann kommen die Arbeitgeber.

Das hilft aber alles nichts, wenn es attraktiv ist ins Umland zu ziehen, statt im Ruhrgebiet selbst zu wohnen.

Frankfurt erwirtschaftet 90% seiner Bruttowertschöpfung im Dienstleistungssektor, Hamburg 80%, München 75%, das Ruhrgebiet 72% (1970 nur 42 %).

Man sieht, Industrie und damit verbundene Dienstleistungen ist in Deutschland nach wie vor wichtig. Kern der Wirtschaft ist aber längst nicht mehr die Industrie allein, die Dienstleistungswirtschaft hat auch in Deutschland der Industrie den Rang abgelaufen.

Wo zukünftige Unternehmen herkommen, ob aus dem 2. oder 3. Sektor ist für das Ruhrgebiet völlig unwichtig. Die Unternehmen kommen nur, wenn hier die geeigneten Arbeitskräfte verfügbar sind. Und insbesondere daran mangelt es im Ruhrgebiet. Hoch qualifizierte und ausgebildete Menschen fehlen. Hier liegt das eigentliche Problem.

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor

@Senseo Die meisten Dienstleistungen leben von dem Geld, das die Industrie durch den Export erwirtschaftet. Deutschland exportiert ja sehr wenige Dienstleistungen und exportiert, im Gegensatz zu den USA (Film!), auch nur wenige Kulturgüter. Die Industrie ist der Kern der Wirtschaft in Deutschland, vom dem die anderen Branchen weitgehend abhängen.

Björn Wilmsmann
11 Jahre zuvor

Dieser Text zeigt leider nur zu deutlich, was man unter Wirtschaft in NRW und im Ruhrgebiet versteht: Alles was Krach macht und stinkt (oder maximal noch das, wo’s Pils und Korn gibt). Der Horizont von NRW Politikern hört bei Kohle und Schwerindustrie auf. Da werden immer schön die Großunternehmen hofiert und mit viel Aufwand und Subventionen in die eigene Stadt gelockt. Ich sag nur: Nokia geht, RIM kommt. Mal schauen, wie lange es der angeschlagene Blackberry Hersteller noch in Bochum macht. Aber wenn die auch wieder gehen, findet sich bestimmt der nächste große Name. Und echte Ideen und eigene Innovationen haben mal wieder das Nachsehen.

Innovation wird staatlich verordnet (siehe die Bullshit Veranstaltung Innovation City in Bottrop), echte Innovation und neue Unternehmen finden im Ruhrgebiet überhaupt nicht statt. Die echte Aktivität in dem Bereich spielt sich in Deutschland fast ausschließlich in Hamburg, München und natürlich vor allem Berlin ab. Im Ruhrgebiet gibt es aktuell überhaupt kein Potential in der Hinsicht mehr.

Bei Ruhr 2010 war noch die so genannte Kreativwirtschaft in aller Munde, zu sehen ist davon aber leider nix. Und das was im Ruhrpott unter Gründerförderung läuft, ist im Wesentlichen auch eine Alibiveranstaltung für Politiker und andere Selbstdarsteller, die sich bei irgendwelchen glamourösen Businessplanwettbewerben im Blitzlichtgewitter sonnen wollen.

Wo es keine innovativen Unternehmen mehr gibt, gibt es sehr schnell auch überhaupt keine gesellschaftlichen Innovationen mehr. Die öffentliche Wahrnehmung ist größtenteils auch nur noch rückwärtsgewandt und schaut nostalgisch verklärt auf die gute alte Zeit schaut, als die Förderräder noch liefen. Ich denke, wenn die Entwicklung so weiter und einfach am Ruhrgebiet vorbei geht, leben hier in ein paar Jahren nur noch alte Leute und vielleicht noch ein paar Unverdrossene, die hier partout nicht weg wollen.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

1.Ruhrgebiet gleich Industriegebiet gleich wenig Arbeitslose? Die Fakten besagen derzeit das Gegenteil.
2.Thomas Eiskirch denkt und argumentiert in der Tradition klassischer Ruhrgebietsfunktionäre in der SPD und den Gewerkschaften;Perspektiven 2040-2050 ?Fehlanzeige.Aber darum geht es ja auch nicht, es geht nicht um 2o4o-2050, sondern um den 13.5.2012.
3. „Vorsorgend……“ -fünfmal (?)verwendeter Begriff. Ist Politik nicht stets darauf angelegt „vor“zu sorgen -über welchen Zeitraum auch immer? Insofern kann ich nicht recht nachvollziehen, was Th.Eiskirch -sh.aber auf die MP H.Kraft- mir mit der „Vorsorge“ hier an Neuem vermitteln will.
4.
Im übrigen kann es mich als Sozialdemokraten freuen, daß bei den Ruhrbaronen diese SPD-Wahlwerbung in vollem Umfange plaziert wird, auch wenn ich mit ihr inhaltlich nicht viel anfangen kann, aber möglicherweise viele andere ,die u.a.deshalb am 13.5. SPD wählen und sich die große Koalition wünschen.

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor

@Walter: Mülheim ist im Ruhrgebiet die Stadt mit dem höchsten Industrieanteil – und hat mit die geringste Arbeitslosigkeit. In Nordwestfalen ist der Industrieanteil ebenfalls höher als im Ruhrgebiet – und die Arbeitslosigkeit ebenfalls geringer.
Wir haben zudem Gastbeiträge von Autoren verschiedener Parteien – das ist keine „Werbung“, sondern unser Beitrag zu einer inhaltlichen Debatte im Vorfeld der Wahl. Und wir freuen uns über die Bereitschaft der Gastautoren sich an dieser Debatte zu beteiligen.

Volker Steude
11 Jahre zuvor

Herrn Wilmsmann stimme ich vollständig zu. Außer hohlen Phrasen haben die meisten nicht viel zu bieten. Dafür ist dieser Artikel ein Paradebeispiel.

Hier passt man sich dem demografischen Wandel an, anstatt dieser Entwicklung was entgegen zu setzen.

In Bochum haben wir eine der größten Universitäten und was fängt man damit an? Man baut einen BioMedizinPark, wo jahrelang kein Unternehmen hin will. Die Studenten kommen in die Stadt, man kassiert die Zweitwohnungssteuer und lässt sie wieder ziehen. Sichtbare Initiativen diese innovativen und hochgebildeten Bürger zu halten – Fehlanzeige.

KuKu
KuKu
11 Jahre zuvor

Sorry das ich widerspreche. Der Kern der Wirtschaft in Deutschland ist, außer einigen, wenigen Ausnahmen (Autoherstellern, Chemie etc.), schon lange nicht mehr die Großindustrie. Der Kern besteht aus mittelständischen Betrieben z. B. im spezialisierten Maschinenbau, spezialisierte Hard- und Softwarehersteller, Anlagenbauer usw. Die hochqualifizierten und gut bezahlten Mitarbeiter dieser Betriebe wollen eben nicht mehr z. B. unter Kraftwerkstürmen im Ruhrgebiet leben. Diese Firmen gehen daher woanders hin. Ich bin auch der Meinung, dass auch im Ruhrgebiet Platz für Kraftwerke sein muss, aber nicht im Zentrum einer Stadt, die damit nicht mehr die geringste Chance besitzt, Betriebe mit gut bezahltem, qualifiziertem Personal zu bekommen. Ebenso ist für mich nicht einzusehen, warum z. B. im nördlichen Ruhrgebiet auf einer Fläche von noch nicht mal 600 qkm 5 bis 6 neue Kohlekraftwerke in Planung sind. So wurde vor 50 Jahren geplant und über diese Art Planung ärgern sich die Anwohner zu Recht.

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@13 Volker Steude

Gelsenkirchen hat die Chance erhalten, auch ein wissenschaftliches Standbein zu bekommen. Es brauchte nur wenige Jahre, da hat man diese Chance in den Sand gesetzt und den Ruf der Region nördliches Ruhrgebiet als Wissenschaftsstandort ruiniert. Stichwort Inkunbatorskandal. Die damalige Wissenschaftsministerin, die im Aufsichtsrat mit für die Kontrolle dieser FH und dem seltsamen Rattenschwanz, der da hinten dran hing, verntwortlich war, ist heute MP von NRW.
Wir brauchen Facharbeiter, studierte Ingenieure, Betriebswirte, egal was wir erwirtschaften wollen. Aber selbst mit Bildungseinrichtungen für solche Menschen geht man im Ruhrgebiet um wie Sau. Und auch solche Geschichten schrecken Unternehmer, egal welcher Branche ab.

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor
Reply to  KuKu

@Kuku: Klar – Miitelständler. Und die fehlen im Ruhrgebiet. Aber Industrie sind sie auch.

Volker Steude
11 Jahre zuvor

@ Laurin: In NRW ist da die Arbeitslosigkeit insbesondere da gering, wo die Bevölkerungs- und Industriedichte gering ist:

https://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/000000/html/start/karten/aloq_aa.html

Coesfeld 3,9%
Rheine 4,5%
Düsseldorf 8,2% (80% Dienstleistungen)

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor
Reply to  Volker Steude

@Volker Steuder: Dummerweise ist die Region mit der wenigstebn Industrie die mit den meisten Arbeitslosen:
„Der Anteil der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe im Ruhrgebiet lag im Jahr 2003 mit nur noch 22,9 % unter dem Durchschnitt von NRW (27,2 %). Sogar das Münsterland hatte mit 28,4 % einen höheren Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe. „Das Sauer- und Siegerland mit einem Anteil von 44,2 % und das Bergische Land mit einem Anteil von 38,2 % sind die heimlichen Industrieregionen NRWs geworden“, stellt der IAT-Wissenschaftler Jürgen Nordhause-Janz fest.“
https://www.innovations-report.de/html/berichte/wirtschaft_finanzen/bericht-46749.html

Volker Steude
11 Jahre zuvor

@Laurin: Auch in Coesfeld und Rheine liegt der 3. Sektor bei über 70%.

Wie der von Ihnen zitierte Artikel ausführt, hängt die Arbeitslosigkeit weniger von dem Sektor der Arbeitsplätze ab, als von der Bildung der Arbeitssuchenden:

„In NRW insgesamt sind die Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Bildung, vor allem auch die Weiterbildung Älterer, zu gering entwickelt, stellt die Studie fest. „Die Bildungschancen sind sehr ungleich verteilt, gerade für das Ruhrgebiet besteht erheblicher Handlungsbedarf“, so IAT-Vizepräsident Prof. Dr. Gerhard Bosch. So liegt etwa im Norden des Ruhrgebiets der Anteil der Schulabsolventen ohne Abschluss weit über dem von NRW und des Bundes. In einzelnen Stadtquartieren verlassen mehr als 30 % aller Schulabgänger die Schule ohne Abschluss. Zudem ist in NRW die Weiterbildungsteilnahme vor allem in den Regionen gering, in denen besonders stark Personal abgebaut wurde.“

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
11 Jahre zuvor

Politik kann gar nicht steuern, in welchen Branchen sich Unternehmen ansiedeln.
Man kanns höchstens verhindern.
„Transparente“ (Buzzword) Rahmenbedingungen etc. tut generell gut.
Infrastruktur ist größtenteils gegeben und nur langfristig veränderbar.
Nur selten gelingt es ein „Silicon Valley“ etc zu etablieren, was auch erfolgreich angenommen wird.

habe mal zur Mobilität von menschen gelesen, dass Ruhrgebietler eher weniger mobil sind und eher in ihrer Region wohnen bleiben als sonst wo in Deutschland. Man müsste noch dafür sorgen, dass auch zugewanderte (Studenten) bleiben, indem man Unis mehr im Stadtleben vielleicht integriert oder stadtnahe Wohnplatz anbietet… wer weiß…
die Möglichkeiten von Politik halte ich kurzfristig für sehr beschränkt, man kann nur langfristig was verändern

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor
Reply to  Volker Steude

@Volker Steude: Natüerlich ist Bildung zentral – aber klar ist auch, das viele Dienstleistungsjobs industrienah sind. Und das in der Industrie das Geld erwirtschaftet wird, von der andere Branchen leben. Wie gesagt: Dieses Land lebt vom Export und es exportiert Industriegüter.

Spider
Spider
11 Jahre zuvor

Naja, ich hoffe mal nicht, dass diese vorsorgliche Industriepolitik alle zwei bis drei Jahre Neuwahlen beinhaltet.

Ich glaube nicht, dass die Unternehmer die Neuwahlen als besonders hilfreich wahrnehmen, außer man hat eine Druckerei oder Werbefirma.

Das Geld, das man jetzt für die Wahlen rausschmeißt, hätte man auch direkt in die Industrie pumpen können. Ich hab da was von 10-37 Millionen Euro gelesen.

Wenn die (vorsogende Industriepolitik-) Gesetze, die die SPD beschließt auch so verschwurbelt geschrieben sind, dann wird das mit der Industrie wohl nichts werden.

Arnold Voss
11 Jahre zuvor

„Es zeigt sich, dass der „rheinische Kapitalismus“ mit seiner sozialen Marktwirtschaft sich im internationalen Vergleich wirklich gut behauptet: mit leistungsfähiger Industrie, qualitativ hochwertigen Produkten, werthaltigen Dienstleistungen und mit qualifizierter Arbeit, die auf Fachkräfte, soziale Partnerschaft und Mitbestimmung setzt. Während Wirtschaftssysteme, die systematisch auf billige Arbeit, entrechtete Arbeitnehmerschaften und schnelle Gewinne an den Finanzmärkten gesetzt haben, heute auf der Verliererseite stehen. Zu Recht.“

Was uns der Autor dieser Zeilen geflissentlich verschweigt, ist, dass die SPD selbst es war, die durch ihre Deregulierungspolitik 1. die schnellen Gewinne an den Aktienmärkten ermöglichte 2. einen riesigen Billiglohnsektor geschaffen und 3. Bildungsaugaben so vernachlässigt hat, dass jetzt besonders im Ruhrgebiet die Arbeitskräfte für qualitativ hochwertige Produktion und werthaltige Dienstleistungen fehlen. Dass sie dabei nicht die einzige Partei war, ändert nichts an dieser Tatsache.

Was wären aber nun die produktiven Sektoren bzw. die innovativen Produkte die uns im Ruhrgebiet aus der Patsche helfen könnten? Welche Standorvorteile bietet das Kern-Ruhrgebiet, dass es entsprechende Unternehmen anlocken könnte? Welche schon vorhandenen industriellen und/oder gewerblichen Strukturen wären hier unbedingt festzuhalten? Dazu keine konkretes Wort. Erst recht nicht zu der Frage, welche man im Interesse einer neuen Innovationsbasis vernachlässigen bzw. deren Subventionierung man stoppen könnte/sollte/müsste?

Letzteres ist z.B. bei der Kohle viel zu spät geschehen, und auch das haben wir vorrangig der SPD zu verdanken. Es sind vor allem die durch diese und noch viele andere großindustriellen Fehlförderungen verplemperten Milliarden, die jetzt für die dringend notwendigen Infrastrukturreperaturen und -verbesserungen und für eine Bildungsoffensive fehlen.

Es sind bei näherer Betrachtung sogar so irre viele Milliarden gewesen, dass die Ruhrkommunen mit ihnen auch noch locker den Ost-Soli hätten verkraften können, anstatt jetzt wieder mal als die Jammerlappen der Nation dazustehen. Das Ruhrgebiet hatte nämlich Chancen genug. Es ist nicht an zu wenig sondern an zu viel Geld gescheitert. Und an einer Mentalität der politischen Eliten, die über das, was man landläufig als kollektive Verdrängung bezeichnet, weit hinausgeht.

Selbst einen Teil der kommunalen Schulden der Ruhrstädte hätte die SPD verhindern können, wenn sie bei ihren HartzIV-Gesetzen dafür gesorgt hätte, dass die Wohnkosten der Betroffenen nicht von den Kommunen sondern vom Bund bezahlt worden wären. Bei der jetzigen Regelung war dagegen ganz klar, dass damit die Kommunen mit hoher Arbeitslosigkeit, also die sowieso schon ökonomisch schwachen, noch zusätzlich in die finanzielle Enge getrieben werden würden.

Es ist zu zu Wahlkampfzeiten verständlich, dass die eigenen Fehlleistungen von den Verantwortlichen gerne verschwiegen werden. Aber genau an dieser fehlenden Selbstkritik ist bislang so gut wie jede durchgreifende Innovation im Ruhrgebiet gescheitert. Und das leider nicht nur zu Wahlkampfzeiten.

Thomas Eiskirch
Thomas Eiskirch
11 Jahre zuvor

Dafür, dass das Papier zeitlos ist, von jeder Partei sein könnte, sich nicht vollumfänglich mit alle Thema, die Auswirkungen auf die Industriepolitik haben beschäftigt und darüber hinaus auch nicht die metropole Entwicklung des Ruhrgebiets in all seinen Facetten beleuchtet, ist das hier aber doch eine ganz muntere Diskussion. Mich freut es.

Für die Entwicklung des Industriestandortes ist es gut, dass es -bei aller Unterscheidlichkeit in einzelnen Punkten- eine breite gemeinsame Grundlage zur Bedeutung der Industrie für die Zukunftsfähigkeit unseres Standortes über die Parteigrenzen hinweg gibt. Leider gibt es eine solche Grundlage gesamtgesellschaftlich in dieser Form nicht. Geschweige denn, je näher die -auch belastenden- Ausprägungen der Industrie sich dem Einzelnen nähern. Deshalb muss diese Diskussion wieder in der Gesellschaft ankommen. Neben allem berechtigten Diskus über einzelne (Schwer)punkte, gilt es ersteinmal den Blick für die Wahrnehmung der Bedeutung der Industrie zu schärfen. Dies ist die Grundlage um über eine Erhöhung der Industrieakzeptanz im Konkreten überhaupt wieder nachdenken zu können. Wir haben uns daher -wie einige andere auch- auf den Weg gemacht.

Keine Frage, es gibt eine Menge Themen, die von großer Bedeutung für die Erfolgschancen einer neuen, gesellschaftlich akzeptierten, Industriepolitik sind, die im Beitrag nur benannt, maximal angerissen wurden. Keine Frage, es gibt eine Reihe von Themen, die gemeinsam mit der Industriepolitik zu diskutieren sind, um das Ruhrgebiet weiter zu entwickeln. Zumindest mir war es nicht möglich dies alles in einem, auch noch thematisch eingegrezten, Gastbeitrag zu erfüllen. Wer beispielsweise Interesse an den infrastrukturellen Fragestellungen hat (@Der, der auszog hat ja völlig recht, dass u.a. das Thema Metropolen-ÖPNV eine echte Baustelle im Revier ist) lege ich das Papier „UmbauRuhr“ der RuhrSPD sehr ans Herz.

Aber auch da direkt die Meckererwarnung: es wurde anlässig des Besuchs von Sigmar Gabriel auf der RuhrKonferenz vorgelegt und richtet sich daher in erster Linie an die Bundesebene…und ich merke ja in den Kommentaren, wie groß der Wunsch nach einer Antwort auf alle miteinander zusammenhängenden Fragen ist…und alle Douglas-Adams-Freunde wissen, dass die Antwort darauf nur 42 sein kann.

@ u.a. Björn Wilmsmann: …und dann gibt es etwas, was mich wirklich ärgert. Das Mantra, die SPD verstehe unter Industrie nur Groß- und Schwerindustrie, alt und dreckig. Dies mag vielleicht sogar bis in den Beginn diesen Jahrtausends eine nicht völlig unrichtige Wahrnehmung gewesen sein. Heute ist es einfach falsch. Industrie ist vielfältig, ist eng verknüpft, mittelständisch geprägt, inhaltlich raumgreifender, Motor für Fortschritt, nicht für Bewahrung, Zentralisationspunkt für industrie-/gewerbenahe Dienstleistungen. Der von uns verwandte Industriebegriff umfasst die Produktion nicht in Abgrenzung zum produzierenden Gewerbe.

Eine Diskussion, die die verfestigten Vorurteile der Vergangenheit nicht loslassen kann, hilft nicht, die industriepolitische Debatte in den gesamtgesellschaftlichen Fokus zu rücken.

Björn Wilmsmann
11 Jahre zuvor

Und was ich ärgerlich finde, ist dass Mitglieder der Allparteienkoalition im Ruhrgebiet eingeschnappt sind, wenn man sie auf die Fehler hinweist, die sie jahrzehntelang gemacht haben. Mag auch durchaus sein, dass bei der SPD mittlerweile ein Umdenken einsetzt, praktisch bemerkbar macht sich das aber bisher nicht. Politiker der SPD waren jahrzehntelang immer an vorderster Front mit dabei, wenn es darum ging, in irgendein Bergwerk einzufahren, um sich dann nachher publikumswirksam mit schmutzigen Bäckchen ablichten lassen und einen auf Kumpelromantik machen zu können. Dieser Unsinn hat uns im Ruhrgebiet nicht nur etliche Milliarden Euro, sondern auch ein paar verlorene Jahrzehnte gekostet. Da dürfen Sie sich beim besten Willen nicht darüber ärgern, wenn man die SPD auch so wahrnimmt wie sie immer wahrgenommen werden wollte.

Wenn Sie wirklich das Wohl Nordrhein-Westfalens und des Ruhrgebiets im Sinn haben, dann kümmern Sie sich endlich darum, dass aus dem Ruhrgebiet endlich eine gemeinsame Stadt wird. Nichts hindert den Fortschritt hier so sehr wie der groteske Zustand, dass wir von den Einwohnern her zwar eine Weltstadt auf Augenhöhe mit Berlin und London sind, aber verwaltet werden wie eine provinzielle Kleinstadt. Das Ruhrgebiet ist Spielball kleingeistiger Stadtfürsten, die vor allem ihre eigenen Posten und ihr eigenes Auskommen im Sinn haben. Es gibt keinen rationalen Grund, warum das Ruhrgebiet nicht eine gemeinsame Stadt sein sollte. Dagegen spricht allein, die Sorge der Politiker, dass es dann nicht mehr genug Verwaltungspositionen für die ihren zu besetzen gibt.

anne
anne
11 Jahre zuvor

Hallo aus Jena, habe Eure Seite bei uns jenapolis.de gefunden. Finde Eure Seite richtig Klasse. Was die Probleme der Politik angeht, scheint überall das selbe. Verfehlte Subventionspolitik. Bei uns diverse Müllverbrennungsanlagen und pleite gehende Solarindustrie. Jena glänzt durch ein Cleverle, Lothar Späth. Hier hatten wir echt Glück. Das Geheimnis liegt in kleinen und mittleren innovativen Firmen. Ich war bei Zeiss. Späth hat auf einen Schlag 25000 Leute entlassen, aber für Umschulung und Ausgründung von Abteilungen, z.B. Medizin- Lasertechnik aus Zeiss zu unabhängigen Klein- und Mittelständischen Unternehmen gesorgt. Jetzt boomt Jena. Wir haben erst geschimpft wie die Rohrspatzen, Zeiss zu zerschlagen. Aber es war richtig. Zeiss hat in Jena noch ca. 1500 Arbeitsplätze, der Rest, natürlich das Beste, ist in Oberkochen. Aber das frühere Beste ist schon wieder veraltet, wir dafür haben Medizintechnik, Laser, Optik, Biotechnologie, Die Betriebe sind sehr eng mit der Uni verzahnt, hier gibt es auch Existenzgründerhilfen u.v.m. Es gibt mittlerweile mehrere börsennotierte unabhängige Unternehmen, die schneller wie so große Konzerne auf den Markt reagieren. Wir erschließen gerade neue Gewerbegebiete, da kein Platz für neue Firmen da ist.
Nur traurig Späth hat uns verlassen und mit korrupten ECE-hörigen Politikern allein gelassen und die Grünen sind bei uns wirklich grau. Politiker und Großindustrie schaffen keine Arbeitsplätze. Und jetzt wieder zur Politik, Jena läuft alleine und unsere Stadtoberhäupter haben, um noch weniger Arbeit zu haben Stadtverwaltungen in Eigenbetriebe ausgegründet. Kommunale Immobilien GmbH, Kommunaler Service, Jenakultur. Da fragt man sich, wozu gehen wir noch zur Wahl. Ihr könnt Euch nur selbst helfen. Macht Ausgründungen und gründet zB. auch Produktionsgenossenschaften. Es gibt hier z.B. in Chemnitz ein Maschinenbauunternehmen hat sich aus Insolvenz gegründet oder Jena hat eine Genossenschaft ein Zusammenschluß von IT-Firmen. Verlaßt Euch nicht auf Politiker, Ihr braucht Unternehmer, so wie L.Späth es für Jena war.

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@ Thomas Eiskirch:
„… lege ich das Papier “UmbauRuhr” der RuhrSPD sehr ans Herz. “ Die Sozialdemokratie sollte aufpassen, dass sie nicht irgendwann ein Herzproblem bekommt. Erst trägt man NRW im Herzen, dann legt man noch diverse Papiere dazu. Irgendwann wird so ein Herz völlig überlastet sein. Beipässe müssen gelegt und Herzschrittmacher eingebaut werden… 😉

Um im Bild des menschlichen Körpers zu bleiben: Was völlig außer acht bleibt – und das war früher anders – sind die Hände. Fühlen alleine reicht nicht. Man muss auch bereit sein, die Dinge anpacken zu wollen. Die Probleme, gerade was die Infrastruktur angeht, sind seit Ewigkeiten hinlänglich bekannt, aber es tut sich nix. Und gehen Sie mir weg mit dem Wort „Metropole“. Metropole in Bezug auf das Ruhrgebiet ist minderwertigkeitskomplexbedingtes Wunschdenken. Es gibt diese Weltstadt Ruhr nicht. Bei 53 Kirchtürmen gibt es keine Mitte und auch kein Zentrum, da ist alles nur Peripherie.

Die SPD stellte, bis auf eine einzige Legislaturperiode regelmäßig die Regierung in NRW, die meisten Bürgermeister der Ruhrgebietsstädte sind SPD regiert. Trotzdem funktioniert das Ruhrgebiet nicht. Da muss doch auch ein Fehler bei der SPD liegen.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Der Gastbeitrag und die bisherigen Kommentare dazu zeigen mir:

1.
Unstrittig ist -und ich meine, das gilt für die große Mehrheit der Menschen in Deutschland-, daß wir in Zukunft weiterhin Betriebe benötigen, die Güter produzieren, eben nicht nur Dienstleistungen. Zunächst ist dabei unwichtig, ob diese Betriebe rechtlich dem Gewerbe oder der Industrie zuzuordnen sind. Insofern gibt es in Deutschland m.E. keine grundsätzliche Ablehnung von Industriebetrieben und folglich auch keine Notwendigkeit, z.B. in Wahlkämpfen, für die industrielle Produktion zu werben.Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung gibt es bezüglich der Gewerbe-, speziell der Industriebetriebe erst dann, wenn diese aufgrund ihrer räumlichen Ausdehnung -sh.z.B.Flächenverbrauch-, ihres Standortes -Nähe zur Wohnbebauung- und wegen gravierender Umweltbelastungen zwangsläufig die Frage aufwerfen, ob sie in ihrer Größe, in ihrer Nähe zur Wohnbebauung und aufgrund der Umweltbelastungen in Abwägung zu anderen Interessen und Rechtsgütern der Menschen an dem betrr.Standort und in der geplanten Größe zwingend geboten sind. Wenn darüber in jedem Einzelfall rechtzeitig bei der Planung industrieller (Groß-)standorte nachgedacht wird, wenn darüber rechtzeitig mit den Menschen diskutiert wird, sind einvernehmliche Problemlösungen auch in Konfliktfällen möglich.M.E. bedarf es also keiner möglicherweise wählerwirksamen Initiative „Pro Industrie“, sondern es Bedarf bei jedem einzelnen industriellen Großprojekt einer wesentlich sorgfältigeren Vorbereitung durch den Investor und ein wesentlich sorgfältigeren Planung d.d.Land/die Region/die Kommune, also einer insgesamt wesentlich sorgfältigeren und nachvollziehbaren Interessensabwägung.“Allein ausschlaggebend für die Standortwahl waren wirtschaftliche Interessen des Unternehmens ohne hinlängliche Beachtung der Interessen der Menschen aus der umliegenden Wohnbebauung sowie von Umweltinteressen“: wenn das die Handlungsmaxime von Unternehmen und Behörden ist, dann muß ein industrielles Großprojekt -vorläufig oder endgültig-scheitern. Das Zitat stammt sinngemäß (!)aus dem Urteil des OVG Münster in Sachen E.on-Kohlekraftwerk Datteln IV.

2.
Unstrittig erscheint mir nach allen Kommentaren zudem, daß wir im Ruhrgebiet neben dem Erhalt und dem Ausbau von Gütern produzierenden Gewerbe- und Industriebetrieben zumindest in gleichem Maße -ich meine, sogar prioritär- wesentlich mehr im Bereich der Bildung tun müssen. Dazu gibt es viele gute Ideen, aber……………..?

3.
Unstrittig -und darüber haben wir bei den Ruhrbaronen oft diskutiert;sh.jetzt u.a. -25- B.Wilmsmann-, erscheint mir ebenfalls, daß die derzeitige Organisation der kommunalen/regionalen Strukturen im Ruhrgebiet einer umfassenden Reform bedarf. Dazu gibt es ebenfalls viele gute Ideen, aber………………? (Eine gute Idee war aus meiner Sicht, daß CDU/FDP unter Rüttgers eine Reform der sog.Mittelinstanz in NRW angehen wollten -nur noch drei regionale Organisationen zwischen den Kommunen und dem Land -Rheinland/Westfalen/Ruhrgebiet-einhergehend mit der Auflösung der derzeitigen Regierungsbezirke, des RVR und der zum Ruhrgebiet gehörenden Kreise in der sog.Ballungsrandzone. Gute Idee, aber………….?

4.
Stefan, so nebenbei zum Thema Industriestandort/Arbeitslosigkeit:

Mit Freude nehme ich immer wieder gerne zur Kenntnis, daß die Arbeitslosenquote in der kreisangehörigen Stadt Waltrop -meinem Heimatort-im Kreis Recklinghausen neben Haltern den niedrigsten Stand hat -zuletzt im April 2o12 „nur“ 7.9 % im Vergleich zu Datteln 12,1%, im ges.Kreis R’hs 13,1 %. Nun gilt Waltrop gemeinhin , was unzutreffend ist, als indusriefeindlich -sh. die Kritik aus Waltrop an E.on Datteln IV, sh.Kritik am sog.New-Park-, und im Vergleich zu Waltrop gilt beispielsweise Datteln als „Industriestadt“, jedenfalls als besonders „industrienah/industriefreudlich“.Waltrop kann also auch als Indiz dafür gelten, daß es für die Schaffung und für die Sicherung von Arbeitsplätzen langfristig richtig sein kann, ehe auf kleine und mittlere Gewerbe-/Industriebetriebe zu setzen und nicht auf industrielle Großbetriebe, abgesehen davon, daß ich diesbezüglich kein realistisches(!) Ansiedlungsinteresse im nördlichen Ruhrgebiet in den letzten 2o Jahren registrieren konnte -von Kohlegroßkraftwerken -mit einer minimalen Zahl an Arbeitsplätzen- ‚mal abgesehen. (Unstrittig profiert Waltrop in Sachen Arbeitsmarkt insbesondere von der erfreulichen Entwicklung des Dienstleistungssektors im benachbarten Dortmund, was möglicherweise einhergeht mit der Tatsache, daß hier in Waltrop nicht nur relativ gut ausgebildete Menschen, sondern damit einhergehend auch relativ mobile Menschen wohnen -eine Behauptung von mir, die ich nicht hinreichend mit Fakten untermauern kann. Und damit wären wir wieder beim Thema 3.):Waltrop gehört wie das von hier „weit entfernte“ Gladbeck oder das „weit entfernte“ Dorsten zum Kreis
Recklinghausen und damit zum Reg.Bez.Münster. Waltrop ist aber verbunden, verflochten mit Dortmund -wirtschaftlich, sozial, kulturell-, aber administrativ davon absolut getrennt. Kommunale Neuordnung ? Es gab ‚mal vor sehr vielen Jahren unter Innenmin.W.Weyer -FDP- die Idee, unter Beibehaltung der kommunalverfassungsrechtlichen Selbständigkeit der Städte administrative (verwaltungsmäßige)Großräume zu schaffen -Dortmund und Umgebung -also mit Waltrop-; Bochum und Umgebung;Essen und Umgebung;, Duisburg und Umgebung….“. Gute Idee, aber……………? Spielt diese Problematik im laufenden Wahlkampf gar keine Rolle -oder habe ich ‚was verpaßt?

Volker Steude
11 Jahre zuvor

Gesellschaftliche Akzeptanz: Haben die Bürger im Ruhrgebiet etwas gegen Industrie? Nein. Sie haben etwas gegen bestimmte Industrien.

Probleme gibt es da, wo Industrie Dreck macht und belästigt. z.B. Halde für Nirosta, Kohlekraftwerke.

97% der Industriebetriebe haben weniger als 250 Mitarbeiter und wahrscheinlich ebenso viele sind bei der Gesellschaft voll akzeptiert.

Für die wenigen Betriebe, die Dreck machen und belästigen, bedarf es jetzt gleich einer „neuen Industriepolitik“ im gesamten? Warum? Es bedarf vernünftiger für die Bürger transparenter Regelungsmechanismen für die Genehmigung und den Betrieb von die Dreck machen und belästigen, an denen die Bürger überdies noch frühzeitig und an entscheidender Stelle beteiligt werden, mehr nicht.

Sonst fehlt es im Ruhrgebiet an Bildung, Wohnattraktivität und einem gemeinsamen Stadtraum und gemeinsamer städt. Strukturen.

Sich darum zu kümmern wäre wichtig.

Eva
Eva
11 Jahre zuvor

@ Volker Steude, Beitrag 8: „Hoch qualifizierte und ausgebildete Menschen fehlen. Hier liegt das eigentliche Problem.“
Ich möchte Sie bitten, das Märchen vom Fachkräftemangel nicht weiter zu verbreiten. Vor allem im Ruhrgebiet gibt es keinen Fachkräftemangel, sondern einen Fachkräfteüberschuss. Das zeigt sich daran, dass viele Hochqualifizierte wegziehen (müssen), weil sie hier keinen ihrer Ausbildung entsprechenden Arbeitsplatz finden. Nur in ganz wenigen, speziellen Bereichen werden hier Fachkräfte gesucht und eingestellt. Hochqualifizierten aus den Geistes- und Sozialwissenschaften nutzt es aber wenig, wenn Ingenieure und Krankenschwestern gesucht werden. Wer hier zum Beispiel in der Werbung, in der Marktforschung oder in der Forschung und Lehre arbeiten möchte, hat meist nur die Wahl zwischen Arbeitslosigkeit und Wegziehen. Bitte nehmen Sie dies zur Kenntnis, Herr Steude, und erzählen Sie Leuten mit Uni-Abschluss, die sich bereits unzählige Absagen von Arbeitgebern aus der Region eingefangen haben, nicht, dass sie angeblich begehrte Fachkräfte sind.

Volker Steude
11 Jahre zuvor

@Eva: Über 50% der Arbeitslosen zwischen 30 und 49 Jahren in NRW hat keine Berufsausbildung. 20% der Arbeitnehmer hat in NRW keine Berufsausbildung (nur in Bremen ist dieser Wert noch höher). Damit wird auch schon die wesentliche Ursache für Arbeitslosigkeit klar.

Diejenigen, die in Werbung, in der Marktforschung oder in der Forschung und Lehre arbeiten möchten, haben es in Deutschland allgemein schwer, weil hier die Nachfrage größer ist als das Angebot.

In anderen Bereichen insbesondere bei technischen Berufen und „zahlenlastigen“ Dienstleistungsberufen sieht es aber ganz anders aus.

Auch fehlt es z.B. an Pflegekräften, Existenzgründern und an Fachkräften im Bereich der Kinderbetreuung.

Das Problem in den Bereichen Werbung, in der Marktforschung oder in der Forschung und Lehre besteht ja schon seit Jahrzehnten. Jede/r der ein entsprechendes Studium macht, kennt den Arbeitsmarkt und weiß, was sie/ihn erwartet.

Das Angebot an Arbeitsplätzen in Marketingagenturen wird sich nicht erhöhen lassen. Der Markt ist ausgeschöpft und wächst nur, wenn die Wirtschaft insgesamt wächst.

Eva
Eva
11 Jahre zuvor

@ Volker Steude: Wenn die Berufsaussichten in bestimmten Branchen in ganz Deutschland schlecht wären, dann würden keine Hochqualifizierten aus dem Ruhrgebiet wegziehen. Das würde dann nämlich keinen Sinn machen, weil sie woanders genau so arbeitslos wären wie hier. Dass sie aber in Scharen gehen, beweist, dass sie hier keine Chance bekommen, in anderen Regionen aber schon.
Und zur Vorhersehbarkeit von Berufsaussichten: Als ich anfing zu studieren, gab es ein Überangebot u.a. an Ärzten, Lehrern und Maschinenbauern. Von diesen Studiengängen wurde wegen schlechter Berufsaussichten abgeraten. Wie es mittlerweile aussieht, ist bekannt. Also kann man auf Prognosen wohl wenig geben.

Volker Steude
11 Jahre zuvor

@Eva Die Marketing-Branche hat keinen Schwerpunkt im Ruhrgebiet, eher in Köln, München, Hamburg oder Berlin. Wo auch die großen Marketing-Agenturen sitzen. Das erklärt, warum in diesem Bereich es im Ruhrgebiet noch schwerer ist einen Job zu finden.

Bei technischen Berufen sieht es dagegen anders aus.

Das Überangebot in im Bereich Marketing gibt es mind. seit ich studiert habe (1989). In Bochum gab es schon damals 2 Marketinglehrstühle, alle anderen Fachrichtung nur einmal.

Prognosen auf dem Arbeitsmarkt sind schwierig. Auch verhält sich der Arbeitsmarkt meist zyklisch: einem Überangebot folgt eine Unterversorgung. Der Markt passt sich an.

In Summe fehlen uns aber hoch qualifizierte und ausgebildete Menschen im Ruhrgebiet. Auch wenn das nicht für alle Berufe und Fachbereiche gilt.

trackback
11 Jahre zuvor

Links anne Ruhr – und am Rhein (Landtagswahl #nrw12) 05.05.2012…

Duisburg (Loveparade 2010): 13 Kandidaten treten bei Duisburgs Oberbürgermeisterwahl an (DerWesten) – Die Unglückszahl 13 ist auch die Anzahl derer, die Nachfolger bzw. Nachfolgerin des unglücklich agierenden – und inzwischen…

Spoetter
Spoetter
11 Jahre zuvor

Soso „gute Arbeit“; das Schlagwort für geradezu Wellness gleichende Anwesenheit auf dem Betriebsgelände…

Klein Seveso I : Dioxin in Eiern (nein, es war kein PCB, sondern Dioxin)
Klein Seveso II : PCB im Hafen (ja, das war PCB bei Envio…)
Klein Tschernobyl : Störfall Hamm Uentrop 1986 (lokaler Fallout)
Klein Fukushima : Grundwasserverseuchung Kernforschungszentrum Jülich.
Stillegung Hamm Uentrop : Atommüll als Kinderspielzeug verteilt.
Love Parade : Ein wenig zu wenig Platz (der Rheinländer schwächelt in Mathe)
Stadtarchiv Köln : Auf Sand gebaut, Rheinfall (Sand via Abpumpen in Rhein)
Thyssen Krupp : Brasilien-Desaster (Wikipedia: bis zu 19 Jahre Haft…)
CO-Pipeline : Gerade noch gestoppt..

Na, immerhin das Endlager Asse ist nicht in NRW. Und S21 auch nicht.

Die Qualitätsproblemer gewisser Blechkistenfertiger : „Willst du Deinen XYZ sehen, must du in die Werkstatt gehen“ sind da eher Kleinkram, muttu halt laufen oder die Tram nehmen…

So richtig will es mit High Tech in NRW anscheinend nichts werden, „Kinder statt Inder“ (Rüttgers) klappt nicht, und „jeder Inder schafft 5 Arbeitsplätze (Schröder) ist auch nicht.

Nun hat sich Muddi gefragt, wer in 20 Jahren Ehrensold und Kanzlerente bezahlt, und man beschloss, Schweinefleisch zu exportieren und die Bevölkerung zum sparsamen Umgang mit Lebensmitteln zu erziehen. Spart Leute, die Chinesen bezahlen dann Muddis Rente im Gegenzug für Schweinefleisch ! (leider kein Witz, es gibt eine Exportstrategie für Schweinefleisch….)

Amerika hats gut : Stevie Wonder, Jonny Cash, Bob Hope.
Und wir : No Hope, No Cash, No Wonder

trackback

[…] einem der meistgelesenen regionalen Blogs von ganz Deutschland, gibt es unter der Überschrift “Wer braucht noch Industrie? Wir in NRW!” einen Gastbeitrag von Thomas Eiskirch zur Industriepolitik in […]

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