Evangelische Kirche: Wahlsonntag ohne Wahl

Christuskirchen Foto: Ayla Wessel/Kulturagentür

Am 5. Februar ist Wahlsonntag für alle Mitglieder der evangelischen Kirchen im Ruhrgebiet, wobei vielerorts das Ergebnis schon vor dem Wahlsonntag feststeht und wo gewählt wird, wählt kaum noch jemand. So finden in der westfälischen Landeskirche nur in 27% der Gemeinden überhaupt Wahlen statt – ein Drittel weniger als bei der letzten Wahl 2008. Nicht ganz so dramatisch ist die Lage in der rheinischen Landeskirche. Genaue Zahlen hat die Landeskirche nicht, sie schätzt aber nach einer Umfrage, dass in etwa der Hälfte der 743 Gemeinden gewählt werden kann, so die Pressesprecherin Kornelia Roßkothen gegenüber Ruhrbarone. Von unserem Gastautor Norbert Paul.

Mitten durch das Ruhrgebiet geht die Grenze zweier evangelischer Landeskirchen. Der westliche Teil der Protestanten gehört qua Wohnsitz zur Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), der östliche Teil zur Evangelischen Kirche von Westfalen(EKvW). In beiden Landeskirchen ist am Sonntag wie in der dritten Landeskirche in NRW, der kleinen lippischen Landeskirche, Presbyteriumswahl. Wer bei dieser Gliederung an die politische Landschaft nach dem Wiener Kongress denkt, liegt nicht falsch.

Das gewählte Presbyterium ist das Leitungsgremium einer Kirchengemeinde. Wobei nicht alle Kandidaten nicht die gleiche Chance haben, da in der EKiR z. B. zusätzliche Mitarbeiterpresbyter über eine gesonderte Liste gewählt werden, die bis zu einem Viertel der Presbyter ausmachen dürfen ( Mitarbeitendenwahlgesetz § 3, Absatz 1). Wobei es sicherlich auch gute Gründe für diese Regelung gibt. Mitglieder des Presbyteriums sind nach Kirchenordnung Artikel 17 der EKiR „die Presbyterinnen und Presbyter, die Pfarrerinnen und Pfarrer, die

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Kritik an Heveling aus der CDU: Fair-Use statt Netzsperren!

In einem Gastkommentar im Handelsblatt polemisiert der Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling (CDU) gegen die Vertreter einer Netzpolitik, die sich für eine Anpassung des rechtlichen Rahmens an die Entwicklung digitaler Medien und einen neuen Ausgleich zwischen Urhebern und Werknutzer aussprechen. Das sehen nicht alle in der CDU so. Ein Gastbeitrag von Dirk Schmidt

„Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion steht auch im digitalen Zeitalter für einen starken Schutz des geistigen Eigentums. Das deutsche Urheberrecht ist ein Eckpfeiler des Rechtsstaates und der sozialen Marktwirtschaft. Es stellt sicher, dass kreative Leistung sich auch weiter lohnt. Dieses müssen wir weiter sichern“,

heißt es in einer Pressemitteilung der Bundestagsabgeordneten Angar Heveling (CDU) und Dr. GünterKrings (CDU). Und ich pflichte Ihnen bei. Die Anerkennung und der Schutz geistigen Eigentums ist ein Erfolg und Teil des Erfolgs der bürgerlichen Gesellschaft. Das Urheberrecht gewährleistet, dass der Schöpfer eines Werkes – der Urheber – an den Früchten seiner geistigen Arbeit zumindest teil hat, oftmals finanziell. Die Werke können Musik, Bilder, Texte, Design, Kunst und in einem erweiterten Sinne auch technische

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NHL – Das ‚All Star Game‘ 2012 in Ottawa

Zu den Höhepunkten einer NHL-Saison gehört in den Jahren ohne Olympische Winterspiele auch regelmäßig das sogenannte ‚All Star Game‘. Dieses fand am letzten Wochenende in der Kanadischen Hauptstadt Ottawa statt. Von unserem Gastautor Robin Patzwaldt. 

Bei diesem Event treffen sich, begleitet von einem großen Medienauftrieb, die besten Spieler der Liga an einem wechselnden Ort und messen ihre Kräfte in diversen Geschicklichkeits- und Technikvergleichen, sowie bei einem bunt zusammengesetzten Eishockeyspiel.

Sportlicher Wert Null, Spaß- und Unterhaltungsfaktor aber immer 100%.

So war es nun auch wieder bei diesem im ‚Scotiabank Place‘ zu Ottawa abgehaltenen Kräftemessen, welches das von Boston Bruins Kapitän Zdeno Chara angeführte Team gegen die von Lokalmatador Daniel Alfredsson zusammengestellte Mannschaft am Sonntag mit 12:9 Toren besiegen konnte. Den sogenannten ‚Super Skills‘-

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Die Schönheit des verborgenen Ruhrgebiets

Ich fixiere das Motiv im Sucher der digitalen Spiegelreflexkamera. Blind huschen meine Finger über die Tasten und Regler der Kamera. Meine Sinne sind hellwach. Konzentriert registriere ich jede Regung meiner Umgebung. Es ist still. Nur das Pfeifen von Wind und aufprallende Wassertropfen sind zu hören. In der Luft liegt die leise Spannung des Verbotenen. Das Klicken des Auslösers meiner Kamera tönt durch die Halle. Von unserem Gastautor Daniel D.

Im Hintergrund formen die Hochöfen des Thyssen Werks in Bruckhausen wie Berge die Silhouette des Horizonts und Schlote speien unablässig weißen Dampf in den Himmel. So oder so ähnlich muss das Ruhrgebiet unserer Eltern und Urgroßeltern ausgesehen haben. So sieht es heute aus: Ich stehe inmitten einer hoch aufragenden Fabrikruine. Rot von rostigem Eisen und Backsteinen, grau von Staub und Beton, mit dem durchschimmernden Grün der hereinwuchernden Wildnis. Jeder meiner Schritte laviert mich vorbei an zerbrochenen Glas, Dreck und zehnmetertiefen Abgründen. Die meisten Maschinen im Inneren der Anlage wurden entfernt und mit ihnen auch die sichernden Geländer. Jeder unbedachte Schritt kann jetzt tödlich enden. Die Verbotsschilder, die das

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Rechtsextremismus als soziale Bewegung: Feindbild Stadt

Nazi-Demo in Dortmund

Anti-städtische Einstellungen sind kein Alleinstellungsmerkmal für überzeugte Rechtsextremisten. Heimatfilme gleichen sich zumeist erschreckend: Die ehrlichen und unverdorbenen Dörfler setzen sich tugendhaft und gewitzt, aber stets fair, gegen Eindringlinge aus der Stadt zur Wehr. Die NPD nennt sowas einen ” erd- und bluthaften Widerstand”.  Teil II der Serie “Rechtsextremismus als soziale Bewegung”. Von unserem Gastautor Patrick Gensing/Publikative

Die Stadt dient Rechtsextremen als ein zentrales Feindbild, das Land wird hingegen stets idealisiert – hier findet sich  die Volksgemeinschaft im Kleinen. In NPD-Papieren ist gerne von Kulturlandschaften und familiären Bauernbetriebe die Rede. Und der NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel schrieb über die “multi-ethischen” Metropolen:

Schon im 20. Jahrhundert haben Nationalisten bei Wahlen auf dem Land stets ihre besten Ergebnisse erzielt, weil Menschen, die in intakte Sozial-, Kultur- und Traditionsverhältnisse hineingeboren werden, immer eine Ader für das Natürliche und Gewachsene, also das Nationale, haben. […] Die Globalisten wollen den identitätskastrierten, wurzellosen und

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Der neue Fernseher

Ich habe gestern mit meinem Vater telefoniert. Eigentlich nichts Weltbewegendes und alle Kinder oder zumindest die meisten tun sowas und manche vielleicht sogar regelmäßig und da ist ja auch nichts Schlimmes bei eigentlich, bis vielleicht auf die Tatsache, dass Telefonate mit Eltern immer schwierig sind. Weil so ein Telefonat immer die Tendenz einer Zeitschleife hat, in der wir als inzwischen erwachsene Kinder, also ich bin inzwischen 38, plötzlich wieder 12 Jahre alt sind, oder so ähnlich. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

Eigentlich wollte ich nur kurz nachfragen, ob es für ein anvisiertes Familientreffen  bereits einen Termin gäbe. Weil solche Termine in unserer Familie immer kurzfristig bis gar nicht kommuniziert werden, oder erst, wenn sie dann schon in der Vergangenheit liegen und das ist ja nun wirklich arg knapp. Aber als ich nach einer Stunde auflegte und mir den Schaum vom Mund wischte, hatten wir gerade mal fünf Minuten über diesen Termin gesprochen. Weil ich vorher gar nicht dazu kam, das Thema zur Sprache zu bringen, sondern in die Falle aller Söhne und Töchter dieses Universums tappte, meinem Vater zur Eröffnung des Gesprächs eine einfache Frage zu stellen, die normalerweise in den Bereich gepflegter Konversation gehört, aber in dieser Konstellation die Steilvorlage für die Monologe der abgekauten Ohren ist. Ich fragte meinen Vater, wie es ihnen geht, mehr nicht. Ich meine, dass sie sich gerade einen neuen Fernseher gekauft hatten, hätte ich zumindest erahnen können, weil in unserem letzten dreistündigen Gespräch davon die Rede war, dass ihr alter Nordmende-Farbfernseher aus dem Zeitalter des kalten Krieges, tatsächlich bereits nach läppischen 30 Jahren seinen Geist aufgegeben hatte und kein Hersteller-Garantieversprechen mehr weiter half, weil die Firma Nordmende bereits Jahre vorher ebenfalls ihren Geist aufgegeben hatte. Ich erinnere mich noch, dass ich versuchte, meinen Vater davon zu überzeugen, dass es doch eigentlich schön sei, dass das Produkt die Lebensdauer seiner Produktionsfirma um fast eine Generation überdauert hätte, aber das ließ er nicht gelten, denn das Gerät war damals der

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Terror-Trio? Rechtsextremismus als soziale Bewegung

Nazi-Demo in Dortmund

In den meisten Medien ist im Zusammenhang mit dem NSU von einem Terror-Trio die Rede. Damit wird ausgeblendet, dass ein Unterstützernetzwerk existiert – und die Ideologie der Terroristen gesellschaftlich teilweise anschlussfähig ist. Von unserem Gastautor Patrick Gensing/Publikative.org

“Wir haben eine große Botschaft. Wir haben wieder etwas, was die Jugend zum Kampf animiert. Es ist der große Idealismus. Und fragt euch doch einmal: Welche Kraft ist denn mächtiger? Erinnert euch an die Bilder der jungen Palästinenserinnen, junge Mütter, die sich den Sprengstoffgürtel umschnallen, um für ihr Volk, ihre Nation in den Tod zu gehen. Das ist es.” (Roland Wuttke, bayerischer NPD-Funktionär auf einer Demonstration im Oktober 2004)

DIE UNSTERBLICHEN wollen, dass ihre eigenen Kinder und mit ihnen alle Deutschen in allen künftigen Generationen Anteil an diesem Erbe haben können und es nicht nur verwalten (wie es auch jeder fremde Einwanderer könnte), sondern weiterentwickeln. Nur so haben die Ideen, die Taten, die Opfer und auch die vielen Toten unserer Ahnen einen Sinn für alle Zukunft. Um diese Zukunft geht es uns. Solange sie besteht, sind wir unsterblich. Und weil DIE UNSTERBLICHEN dazu ihr Volk brauchen, wehren sie sich gegen diejenigen, die es abschaffen wollen. (werde-unsterblich.info)

In der Berichterstattung über Rechtsextremismus wird zumeist von der rechten oder rechtsextremen „Szene“ gesprochen beziehungsweise geschrieben. Dies verharmlost die Komplexität und Schlagkraft des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland deutlich. Szene – dieser Begriff impliziert eine

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Radikales Rauchverbot: „Die SPD erwiese sich einen Bärendienst, den Plänen der Grünen zuzustimmen.“

An der SPD-Basis  wächst der Widerstand gegen die Pläne der rot-grünen Landesregierung ein radikales Rauchverbot in der Gastronomie einzuführen. Der Protest organisiert sich auf Facebook.

Der SPD Ortsverein Solingen Mitte hat nun einen Aufruf verfasst, der sich gegen die Pläne der Landesregierung wendet, in NRW ein radikales Rauchverbot in allen Kneipen einzuführen und hat die Facebookgruppe Sozialdemokraten gegen totale Rauchverbote gegründet. Hier der Gastbeitrag der SPD Solingen Mitte:

Der Ortsverein Mitte der SPD Solingen und die Jusos Solingen lehnen die von den GRÜNEN im Landtag NRW geforderte Novellierung des Nichtraucherschutzgesetzes in der vorliegenden Form ab.

 Für sie ist der status quo des Gesetzes vom 1. Januar 2008 ausreichend. Besonders wenden sie sich gegen das Verbot von Raucherräumen in Gaststätten und der Errichtung von Raucherclubs. Weiterhin treten sie für die Möglichkeit, in Einrichtungen der Pflege, der Behindertenhilfe sowie der Wohnungslosen-/Gefährdetenhilfe unter Berücksichtigung des Nichtraucherschutzes rauchen zu können, ein.

Sie fordern die Mitglieder der SPD-Fraktion im Landtag NRW auf, dem Gesetz zur Änderung des Nichtraucherschutzgesetzes von 2012 nicht zuzustimmen und bitten alle Gliederungen der SPD in NRW sich gegen eine solche Verabschiedung auszusprechen.

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Und was machen Sie so?

ICE Foto: Sebastian Terfloth Lizenz: CC 2.5 US

Die schlimmste Frage im Umgang mit Fremden. Von unserer Gastautorin  Anne Winterhager.

Ich treffe Sancho im ICE zwischen Frankfurt und Düsseldorf.

Ein normaler Typ, Anfang 40, in dunkelblauem Hemd. Sein Gesicht südländisch, leicht vernarbt und freundlich. Wie immer bei Fremden im Zug rätsel ich vor mich hin, wo er aussteigen wird (irgendwo im Grünen?) und was er macht (vielleicht Versicherungen?). Ich setze mich zu ihm in den Vierer.

Bald kommen wir ins Gespräch. Wie immer ist es durch den kleinen grauen Hund bedingt, der auf dem Boden neben mir liegt, gestreckt wie ein Türvorleger, vor sich hinpennt und dabei mit dem Schwanz wedelt.

„Niedlicher Hund. Wie heißt der?“ fragt Sancho,

„Karl“ sage ich.

„Karl-Gustav“ lacht Sancho.

„Ich bin Sancho. Und du“?

„Hallo Sancho, ich bin Anne“

Ich klinge wie die erste Lektion einer Fremdsprachen-CD.

Wir unterhalten uns über alles: Das Wetter, Tagespolitik, große und kleine Hunde – und die Tatsache dass ALLE Hunde in Sanchos Heimat Südamerika

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Die Folgen antiautoritärer Erziehung im Supermarkt

Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

Liebe unbekannte Mutter mit dem Peace-Tattoo,

wir haben uns gestern im ALDI nicht wirklich gut kennengelernt. Deswegen möchte ich die Situation gerne noch mal erläutern. Ich sitze hier in meiner Zelle und kann nicht schlafen. Es ist meine erste Nacht in Untersuchungshaft. Weil ich eigentlich Pazifist bin. Zu unserem Kennenlernvorgang:

  1. Wir standen in der Schlange an der Supermarktkasse. Dein Balg hatte nichts Besseres zu tun, als Euren Einkaufswagen andauernd in die Hacken des Herren vor Euch in der Schlange zu rammen.
  2. Der Herr hat Dein Balg ausgeschimpft.
  3. Daraufhin hast du Dein Balg auf den Arm genommen, um es zu trösten. Du sagtest: „Gib Mama ein Küsschen.“ Und Dein Balg sagte daraufhin ziemlich laut: „Du kriegst heute kein Küsschen von mir, du hattest heute morgen schon Papas Puller im Mund.“
  4. Alle Leute in der Schlange haben reagiert und ich kann total gut nachvollziehen, dass Dir das irgendwie vielleicht sogar ein bisschen peinlich war. Immerhin sind sogar die Überwachungskameras rot geworden.
  5. Du hast Dein Blag wieder auf den Boden gestellt. Hätte ich auch gemacht, bevor noch weitere Details meines Intimlebens im Aldi bekannt werden.
  6. Dein Blag hat weitergemacht, den Herrn vor Euch in der Schlange mit dem Einkaufswagen zu malträtieren. Daraufhin hat er Dich gebeten, es ihm zu verbieten.
  7. Daraufhin sagtest Du wörtlich: „Ich verbiete meinem Kind nichts. Denn unser Kind wird von uns  antiautoritär erzogen“.
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