Alles an diesem Tag ist überbewertet

Heute ist der 31.12.2011 und morgen ist der 01.01.2012. Ich habe noch niemanden am 10. Februar einen Aufstand darum machen sehen, dass am nächsten Tag der 11 Februar ist. Aber Februar ist sowieso ein scheiß Monat. Und Januar so viel besser. Von unserer Gastautorin Anne Winterhagen.

Wer Weihnachten nicht mag, ist ne coole Sau: Er kann mit Millionen Atheisten befreundet sein, auf Partys gehen, die das Motto „Scheiß Weihnachten“ haben. Außerdem sich die ganzen drei Tage lang verbrüdern, linke Theorien ausbrüten und  am 26. nach Hause zurückkehren um sich die Bratenreste von Weihnachten aus Mamas Tupperdosen zu holen. Im nächsten Jahr dann in neuem Hass erblüht und verbrüdert weiterfeiern! Es ist ein Riesenspaß.

Ich hasse Weihnachten nicht. Ich hasse Silvester und wer Silvester hasst, ist alleine. Es ist das ewige Klischeebild des Silvesterhassers: Haarig, heulend, wolfsähnlich und  alleine zu sein, durch die Nacht zu streifen, von Böllern getroffen zu werden, die einem den Wolfsschwanz verkokeln und am Ende auf einer Party voller Silvesterhasser zu landen, auf denen sich niemand verbrüdert und es keine linken Spinnereien gibt, sondern jeder für sich alleine verschämt und sorgenvoll in die Zukunft blickt. Man betrinkt sich einsam und alleine, will mit der nächsten einsamen Friseuse um die 40  verschwinden , bekommt aber leider kein Taxi. An Silvester reicht es meist nicht einmal für Sex zuhause, es muss unter einem Baum passieren.

Doch auch bemerkt dieser böse Tag, wenn man ihm vormacht, man möge ihn und wolle Frieden um jeden Preis. Die großen Partys die man zur Besänftigung sogar als eingefleischter Hasser schon mindestens einmal in seinem Leben organisiert hat, enden meist nicht weniger im Schrecken als die einsamen Wolfs-Nächte.

Fakt ist, sich Silvester als ideologischen Feind zu machen ist gar nicht so einfach, denn den Tag hat immerhin nicht die böse Industrie, sondern die böse Zeitrechnung erfunden.
Und die zu bekämpfen ist am Jahresende eindeutig zu anstrengend.

Fakt ist auch, wer Silvester hasst, wird erkannt und gebrandmarkt, es ist fast biblisch. Wahrscheinlich haben wir uns all die Jahre vertan und eigentlich ist Silvester der Tag, an dem Gott runterguckt und von uns verlangt, dass wir uns bekennen – zu irgendwas, an das wir nicht glauben.
Also entweder ihr setzt euch jetzt zu euren Freunden ans Raclette oder ihr werdet noch in dieser Nacht verbrannt.


Ekelhaus mit Hafenblick: Berta, Marita und die begehrten Nordstadtimmobilien

Worum es in der Diskussion um den Trinkraum in der Nordstadt eigentlich geht. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

Süchte bestimmen unsere moderne Gesellschaft und sind so vielfältig ausgeprägt, wie diese. Es gibt Fresssucht, Drogensucht, Nikotinsucht, Sexsucht, facebooksucht und eben auch die nach  ICD-10 zertifizierte Alkoholabhängigkeit, im Volksjargon Trunksucht genannt.

Wenn man sich über das Für und Wider eines Trinkraums in der Nordstadt Gedanken macht, dann muss man sich die Suchtaspekte und die sozialen Folgen genau anschauen.

Die diagnostischen Kriterien der Alkoholabhängigkeit liegen nach ICD-10 vor, wenn mindestens drei der folgenden Kriterien innerhalb von 12 Monaten aufgetreten sind:

  1. Starker Wunsch oder eine Art Zwang nach Konsum
  2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich Beginn, Beendigung und Menge des Alkoholkonsums
  3. Körperliches Entzugssyndrom
  4. Nachweis einer erhöhten Toleranz
  5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen und Vergnügen zugunsten des Alkoholkonsums
  6. Anhaltender Konsum trotz Nachweis schädlicher Folgen

Vergleicht man diese Kriterien, kann man sie ziemlich genau auch auf die Nikotinabhängigkeit übertragen. Der entscheidende Unterschied ist der Rausch, der beim Betrunkenen im fortgeschrittenen Stadium zum temporären Verlust der Muttersprache und dem zeitweisen Rückfall in die Kindheit führt, während der Nikotinsüchtige trotz Drogenkonsums nüchtern bleibt.

Von diesem Rausch lebt eine ganze Industrie; die Sekthersteller machen einen Großteil ihres Umsatzes zwischen Weihnachten bis Karneval und folkloristische Massenevents wie das bajuwarische Oktoberfest oder die Cranger Kirmes legitimieren sich reinweg über den übermäßigen Alkoholkonsum. Und eigentlich kann es auch nicht an Entgleisungen im berauschten Verhalten liegen. So nur wird

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Rohes Fest! – Ein kleines postweihnachtliches Resümée

Brenn, Baum, brenn. Foto: Feuerwehr Radolfszell

Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

Es war mal wieder Heiligabend. Nachdem sich meine Eltern aufgrund von hochgebirgstibetischen Eis und Schneeverhältnissen in den vergangenen Jahren geweigert hatten, am 24. Zur Familie meiner Schwester zu fahren, feierten wir dieses Mal wieder bei meinen Eltern im beschaulichen Mülheim Ruhr, dem Herzen des Ruhrgebietes du der einzigen Stadt mit einer urbanen Skyline. Wir hatten das Essen Gans auf und waren zur Bescherung übergegangen.

Meine zweijährige Nichte hatte mit dem Krallenrupfgriff bereits alle Geschenke von ihrer überflüssig bunten Verpackung befreit und kutschierte Josef, Maria, Ochs, Esel und das Christuskind quer in ihrem neuen Puppenwagen quer durch die Wohnung. Wir ließen sie gewähren, denn im Jahr zuvor hatte sie während der Kindermesse in der Kirche das Jesuskind aus der Krippe entführt und durch die Kirche getragen und so sahen die Krippenfiguren meiner Eltern auch mal was von der Welt.

Ich hatte eine kleine Weihnachtsgeschichte von dem kleinen Engel Rudi vorgelesen, die alle zu Tränen gerührt hatte und dann hatten wir gemeinsam Weihnachtslieder auf dem Klavier gespielt. Ich die rechte Hand, mein Vater die linke,  wir hatten dazu gesungen und niemand hatte sich über den Lärm beschwert, auch nicht, wie im Vorjahr, der Flughafen. Alles war gut. Gut finde ich immer langweilig. Es musste etwas passieren.

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Die Hockey Hall of Fame in Toronto

Einmal zuvor hatte ich schon die Gelegenheit. Fünf Jahre liegt das nun zurück. Doch als ich damals noch im Rahmen einer Eishockey.com-Leserreise die ‚Hockey Hall of Fame‘ in Toronto besuchen konnte, war ich mit der Ligageschichte der ‚National Hockey League‘ (NHL) noch nicht allzu sehr vertraut. Schon einige Male hatte ich mich daher in den letzten Jahren geärgert die Gelegenheit damals nicht ‚besser genutzt‘ zu haben. Von unserem Gastautor Robin Patzwaldt.

Klar, das obligatorische Foto mit dem Stanley Cup hatte ich auch damals schon machen lassen. Auch damals schon hatte ich mit Interesse die dort ausgestellten Trikots, Trophäen und Reliquien aus großen Hockeymomenten bestaunt. Im Laufe der letzten Jahre quälte mich jedoch häufiger das schlechte Gewissen: „Eigentlich hättest Du da mit heutigem Wissen mehr draus machen müssen!“, ärgerte ich mich immer wieder.

Erfreut war ich daher als sich kürzlich ein erneuter Besuch, fast auf den Tag genau 5 Jahre nach meinem letzten Besuch dort, realisieren lassen sollte, und ich somit nun noch einmal die Gelegenheit bekam mit der gewünschten Ruhe und Muße in die Ligageschichte einzutauchen.

Seit 1993 befindet sich die ‚Hockey Hall of Fame‘ (kurz ‚HHOF‘) nun in einem ehemaligen Bankgebäude mitten in der Downtown von Toronto. Für 35 Millionen Can$ wurde die Einrichtung damals dort errichtet. Bereits im ersten Jahr strömten

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Wenn Rechtsterroristen falsch parken

Weihnachten steht vor der Tür. Zeit für versöhnliche Worte? Wohl kaum. Die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate haben viel kaputt gemacht, Vertrauen zerschlagen, Misstrauen vergrößert, Wut und Frustration wachsen lassen. “Kommissar Zufall” deckte im November auf, dass die Opfer der “Döner-Morde” von Neonazis ermordet wurden. Überraschung im deutschen Herbst: Hierzulande werden Menschen von Rassisten ermordet, wer hätte es für möglich gehalten? Das Versagen von Politik und Sicherheitsbehörden setzt sich derweil nahtlos fort – und gipfelt in absurden Forderungen nach noch weit mehr Überwachung, um Rassismus endlich per Strafzettel bekämpfen zu können. Von unserem Gastautor Patrick Gensing

"Anflüge" von Rassismus? Brennende Häuser, jubelnde Bürger - in Rostock wütete der rassistische Mob vor 20 Jahren über mehrere Tage.

„Anflüge“ von Rassismus? Brennende Häuser, jubelnde Bürger – in Rostock wütete der rassistische Mob vor 20 Jahren über mehrere Tage.

Welch Ritterschlag: Die Bundeskanzlerin bedankte sich bei engagierten Bürgern für ihren Einsatz gegen den Rechtsextremismus. “Wir müssen insgesamt aufpassen, dass wir allen Anflügen von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Rechtsradikalismus ganz entschieden begegnen”, sagte Angela Merkel in einer Videobotschaft, die in ein besonders unangenehmes Interview-Format gepresst wurde.

“Anflügen” von Rassismus und Antisemitismus begegnen? Wehret den Anfängen also? Nachdem Rechtsextreme innerhalb von 20 Jahren 180 Menschen getötet und Zehntausende verletzt haben?

Es wird noch schlimmer. Merkel wolle ausdrücklich “allen danken, die sich in diesem Bereich engagieren. Das sind viele, viele Menschen, die mit Courage allen extremistischen Tendenzen entgegentreten.” Und die von der Regierung Merkel bislang mit Misstrauen überschüttet wurden, statt mit warmen Worten. Deren Engagement speziell durch die absurde “Extremismus-Klausel” aus dem Familienministerium behindert wurde. Die gar nicht mehr einen Satz über Rechtsextremismus bilden können, ohne nicht noch versichern zu müssen, sie seien keine RAF-Jünger.

“Da kann ich mir jetzt viel für kaufen”

Dementsprechend verschnupft reagierten die “engagierten Bürgern” auf Merkels Worte. “Da kann ich mir jetzt viel für kaufen, wenn die Frau Merkel sagt, sie bedankt sich bei mir”, sagte Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung. Diese habe gerade drei Leute entlassen müssen, so Kahane weiter. Der Grund: Zu knappe Bundesmittel.

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Roma in Dortmund: Keine Wohnung frei!?

Fassade des Schüchtermannkarrees
Fassade des Schüchtermannkarrees in der Nordstadt

Kriminalität, Ekelhäuser, Matratzenlager. Das sind nur ein paar Stichworte, die im Zusammenhang mit den bulgarischen und rumänischen Zuwanderern in Dortmund stehen. Die Vorurteile gegenüber diesen Menschen, die zum Großteil der Volksgruppe der Roma angehören, sind ebenso zahlreich wie die Probleme, die sie bewältigen müssen. Von unserer Gastautorin Ariane Rogge, report.age

Momentan leben offiziell etwa 1.400 Bulgaren und 1.100 Rumänen in Dortmund. Tatsächlich sind es sehr viel mehr, denn die Dunkelziffer ist hoch. Seit 2007 haben bulgarische und rumänische Staatsbürger, laut EU, das Freizügigkeits-Recht. Sie dürfen sich hier aufhalten, es gibt aber Einschränkungen in Bezug auf ihre Arbeitserlaubnis. Bis 2014 dürfen sie in Deutschland ausschließlich selbstständige Arbeiten verrichten oder müssen eine Arbeitsgenehmigung beantragen. Die bleibt ihnen jedoch meist verwehrt, auch Sozialhilfe steht ihnen nicht zu. Kein Wunder, dass sich viele der Menschen in Schwarzarbeit flüchten. Auch der Straßenstrich weitete sich dermaßen aus, dass die Stadt die komplette Schließung als einzige Lösung sah. Frank Merkel, Integrationsagentur der Caritas, und Tülin Kabis-Staubach vom

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Versteh mich nicht falsch! Gesten weltweit. Das Handbuch.

Jeder, der schon mal unvorsichtigerweise in einer sizilianischen Eisdiele „drei Kugeln“ bestellt hat, kenn das Verständigungsproblem zwischen verschiedenen Kulturen. Das setzt sich im abstrakten Bereich der Gestik fort, weil die noch viel mehr von den regionalen Übereinkünften abhängt. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann

Diese Verschiedenheit des gestischen Ausdrucks erklären die Autorinnen Julia Grosse und Judith Reker in „Versteh mich nicht falsch! – Gesten weltweit. Das Handbuch“ auf hervorragend anschauliche, bebilderte und gut kommentierte Art und Weise. Es ist doch sehr hilfreich zu wissen, dass das erhobene „V“ von Mittel- und Zeigefinger, das bei uns sowohl je nach Situation als „Sieg“ (Ackermann, Deutsche Bank) oder „Peace“ (Friedensbewegung) gedeutet wird, in Australien als doppelter „Stinkefinger“ gewertet wird. Insofern ist das Handbuch für alle Globetrotter und Jet-Setter unbedingt zu empfehlen. Darüber hinaus gibt es außerdem interessante Hinweise auf die gestische Emythologie und globale Verbreitung, wie zum Beispiel, dass das „L“ von Daumen und Zeigefinger gebildet, für „Looser“= Versager steht und durch Jim Carrey 1994 im US-Film „Ace Ventura“ international bekannt gemacht wurde. Ein unterhaltsames Buch, überaus nützlich für die produktive Verständigung zwischen den Kulturen und eine gute Investition in die eigene Gesundheit, damit man vorher weiß, welche Geste man besser wo unterlässt, um nicht anschließend eins in die Fresse zu kriegen. Von ihrem Arzt, Zahnarzt, Apotheker und von mir daher dringend zur Lektüre empfohlen!

Julia Grosse und Judith Reker
Versteh mich nicht falsch! Gesten weltweit. Das Handbuch.
Broschiert: 128 Seiten
Bierke Verlag 2010
14,90 €

 

Eine schrecklich nette Monsterfamilie

In seinem neuen Roman „Happy Family“ schickt David Safier eine desperate  Durchschnittsfamilie nach Transsilvanien. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann

Eine verflucht nette Familie Familie Wünschmann ist nicht wirklich glücklich miteinander. Mama Emmas Buchladen geht den Bach runter, Papa Frank steht kurz vor dem Burnout, die pubertierende Fee dreht in der Schule am Rad und eine Ehrenrunde, und Nesthäkchen Max wird von dem Mädel, das er anhimmelt, ins Schulklo getunkt. Wenn die Familie Zeit miteinander verbringt, hacken sie generell  aufeinander herum. Kurz, die Wünschmanns stehen kurz vor der Auflösung. Um das familiäre Desaster perfekt zu machen, werden sie allesamt nach einem Kostümfest auch noch von einer Hexe verzaubert: Plötzlich sind sie Vampir, Frankensteins Monster, Mumie und Werwolf. Gemeinsam jagen die frischgebackenen Monster um den halben Erdball, der Hexe hinterher, damit diese den Fluch wieder rückgängig macht. Dabei treffen sie auf jede Menge echte Ungeheuer: Vampire, Riesenechsen und schwäbische Pauschaltouristen. Sogar auf Dracula höchstpersönlich, der mit seinem unwiderstehlichen Charme Mama Emma verführen will.

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Nordstadtparadies

Die Dortmunder Nordstadt ist kein Kurort. Doch die Probleme des Quartiers können den Blick auf die vielen guten Seiten des Stadtteils nicht verdecken. Eine davon ist, dass hier durch die Reibung der Bewohner mit ihrem Stadtteil enorme kreative Potentiale und kleine Wunder entstehen. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

Das Theaterprojekt „Paradise City“ ist durch die Schulsozialarbeit am Schulzentrum Nord mit Mitteln der Diakonie realisiert worden. Unter der Projektleitung von Ludwig Karp  und der künstlerischen Leitung von Theaterpädagogin Tanja Hellwig  haben sich SchülerInnen zwischen 14 und 16 Jahren des Helmholtz-Gymnasiums und der Gertrud-Bäumler-Realschule  im vergangenen Jahr auf eine künstlerische Reise begeben. Die Jugendlichen haben sich initiativ bei Ludwig Karp gemeldet,
weil sie Theater ausprobieren wollten, In einer ersten Arbeitsphase standen unter der Anleitung von Tanja Hellwig Übungen zum Kennenlernenn, Theaterspiele und Impro-Aufgaben auf dem Probenplan. Anschließend begann die Suche nach der jeweils eigenen Traumrolle, mit der dann weiter improvisiert wurde. Aus eigenen Geschichten und Begegnungen, die die Jugendlichen gemeinsam sammelten entstand das Textmaterial, das Tanja Hellwig dann zu einem Theatertext umschrieb. Erst dann begann die eigentliche Probenarbeit.

„Bemerkenswert ist, dass die Jugendlichen  sich ihre eigenen Rollen geschaffen haben und da sehr intensiv eingetaucht sind, auch kleine eigene Texte beigesteuert haben und z.B. Passagen in die Sprache ihrer Figur umgetextet haben.“ beschreibt die Theaterpädagogin den besonderen Reiz der Stückentstehung.    

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Nazi sein als Lebensgefühl

Seit der Mordserie des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds geistern sie wieder durch alle Medien, die Klischees von den „dummen Nazis“, den „dumpfen Schlägern“ und den „grölenden Skins“. Doch kaum etwas könnte weiter weg sein von einer adäquaten Beschreibung der Realität als die alte Mär von den verblödeten Verlierern, deren Gewalt vermeintlich nur „ein stummer Schrei nach Liebe“ ist. Von unserem Gastautor Andrej Reisin.

Seit dem Ärzte-Hit „Schrei nach Liebe“ von 1993 scheinen gewisse kulturelle Vorurteile über Nazis wie in Stein gemeißelt:

“Du bist wirklich saudumm, darum geht’s dir gut, Hass ist deine Attitüde, ständig kocht dein Blut. Alles muss man dir erklären, weil du wirklich gar nichts weißt, höchstwahrscheinlich nicht einmal, was Attitüde heißt. Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe, Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit. Du hast nie gelernt dich zu artikulieren und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit.”

So charmant der Song damals als Antwort auf die eskalierende Nazi-Gewalt im wiedervereinigten Deutschland gewesen sein mag, so bequem, unzutreffend und gefährlich sind die bis heute gerne

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