Update II: Hausbesetzung Kölner Südstadt – Moselstr.8 ist geräumt

In Köln ist es am Wochenende zur zweiten Hausbesetzung innerhalb von 18 Monaten gekommen.

Update 10.39: Gerade via Twitter: moselstr. 8 ist geräumt! Personalien wurden festgestellt etc. startet Soli Aktionen! lasst euch nicht unter kriegen!

Auch der Kölner Stadtanzeiger berichtet.

Update 8.15 Uhr: Der Kölner Stadtanzeiger meldet, das die Räumung des am Samstag besetzten Hauses gerade beginnt. Das Haus ist umstellt. Vor drei Stunden hatten die Besetzer via Twitter gemeldet, dass sich die Polizei bereits musikalisch auf die Räumung eingestellt hat: In der Nacht wurden die Nationalhymne und „Spiel mir das Lied vom Tod“ über Lautsprecher gespielt.

Seit Samstag nacht hält eine Gruppe von AktivistInnen im Rahmen der Kampagne „Squat a lot“ in der Moselstraße 8 ein Wohnhaus besetzt. In einem Kommuniqué erklären die BesetzerInnen ihre Ziele.

Wir wollen nicht funktionieren, wir wollen leben!

Mit der Bestzung der Moselstraße wollen wir einen Raum abseits dieser kapitalistischen Verwertungslogik erschaffen. Wir wollen hier selbstverwaltet und emanzipatorisch zusammen leben, möglichst frei von gesellschaftlichen Zwängen und Diskriminierung jeder Art. Es soll ein Raum für kulturelle, soziale und vor allem kollektive Vernetzung entstehen, wo sich jeder Mensch nach seinen Interessen einbringen kann und soll, z.B. durch Workshops, Kunst, Kochen, Infocafés usw. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

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Glückauf, Viktor! – Nachruf auf Viktor Seroneit

Von links nach rechts: Peter Schnell, Viktor Seroneit, Andrea Held, Janina Krüger. Foto: Ehrenamt Agentur Essen e.V.

Pils, Kölsch und Altbier zusammenzuschütten, das muss man sich erst mal trauen. Bei seinem 200. Stammtisch im Juni im PlakatKunstHof in Essen-Rüttenscheid hat Viktor Seroneit spaßeshalber „PiAKö“ serviert, Nordrhein-Westfalen und seiner NRW-Ministerpräsidentin zu Ehren. Es ist Viktors letzter Stammtisch gewesen. Essen und die Ruhrstadt haben eine einzigartige Persönlichkeit verloren. Von unserem Gastautor Uwe Knüpfer

Wenn es jemandem gelang, PiAKö als fast trinkbar zu verkaufen, dann Viktor. Er war, was man heute einen begnadeten Netzwerker nennt. Er brachte zusammen, was zusammengehört – und manchmal auch, was oder wer eigentlich nichts miteinander zu tun haben will.

Es wird wahrlich nicht wenig geredet und „getalkt“ im Ruhrgebiet. Mit Vorliebe aneinander vorbei oder übereinander her. Die Stammtisch-Zusammenkünfte in Viktors Rüttenscheider Hinterhof sind anders gewesen. Allein schon wegen der Enge konnten sich hier Künstler und Banker, Kreative und Verwalter, Schreiber und

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Das sind Geschichten

Die größte Werberdichte, die größten Dichten der Erfolgreichen, die größte Dichtung ihrer Selbst breitet sich in der Werbehauptstadt Düsseldorf aus. Ich war zufällig dabei. Oder auch fern. Von unserem Gastautor Thomas Meiser

Wiewohl mich Werber nicht interessieren, sondern nur Kumpels. Und eine Kumpeline. Mit denen traf ich mich. Wie jedes Jahr. Auf der Oberkassler Kirmes Eine literarisch angelegte Studie. Mit Zitaten von Peter Hein, demGott der Fehlfarben.

Der Text ist sehr nahedran, aber schlicht Prosa.

Karla mal wieder völlig besoffen angekommen. Der berühmten Goldschmiedin mangelt wohl es an Mikrokoodination. Taxi gut, sagt sie.

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Kämpft gegen die Netz-Moloche!

Amazon Kindle Foto: Franz Wegener

Web-Konzerne bestimmen, welche Programme Besitzer auf ihre Smartphones laden und welche Bücher sie auf ihren Lesegeräten behalten dürfen. Richard Stallman, Aktivist für freie Software, ruft zum Widerstand auf: Wer Freiheit und Privatsphäre will, muss gegen den Strom schwimmen.

Tim Berners-Lee hat das World Wide Web ab 1990 für den weltweiten Austausch von Informationen entwickelt, am 6. August 1991 gab er es zur allgemeinen Benutzung frei. Langsam verwandelt es sich aber in ein System der ausgelagerten Datenverarbeitung, ein System des „Remote Computing“. Es speichert Daten von Nutzern und Daten über Nutzer, auf die der Nutzer selbst nicht zugreifen kann – die US-Bundespolizei FBI aber jederzeit. Das Netz übernimmt die Datenverarbeitung, der Nutzer gibt die Kontrolle darüber ab. Dieses neue Web ist voller Verlockungen – doch wir müssen ihnen widerstehen.

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Berlin im Sommer: Unser Eisdielen-Check

Wir haben es gut am Prenzlauer Berg. Zumindest im Sommer. In den letzten Jahren haben viele Eisdielen aufgemacht. Und wenn mein ältester Sohn quengelt, „Mama, Kann ich ein Eis haben?“ Und der kleine sofort „Ich auch“ nachlegt, dann kann ich schnell sagen: „Na gut“ und dabei noch extrem gönnerhaft wirken, indem ich ein „ausnahmsweise“ nachschiebe. von Tatjana Willms

Aber wo gibt es die besten Eiscremes? Fangen wir einfach einen Streifzug an: Wir kommen von der Marie im Winsviertel am „Prenzlkasper“ (Marienburger Straße 39) vorbei. „Mein Eis“, schreit ein Kind  schon von ganz vorn an der Ausgabe. Hinter ihm hüpfen die nachfolgenden Kleinen, die das Eisangebot angucken wollen: „Ich kann nichts seh’n. Ich will auch ein Eis…“ Die Theke ist ein wenig hoch, aber irgendwann kommt jeder an die Reihe. Seit die sommerlichen Temperaturen über Berlin hereinbrechen, boomt das Geschäft mit der kühlen Leckerei. Die Saison ist eröffnet und der „Prenzlkasper“ hat ein Puppentheater im Eisladen. Eisschlecken und das Krokodil verprügeln sehen. SUPER. Das Geschäft boomt.

Puppenspieler und Kikaninchen-Moderator Christian Bahrmann gibt allerdings in der heißen Jahreszeit nur wenige Vorstellungen. Kinder sind dann ja viel lieber draußen. Die Eisdiele ist eine gute Ergänzung in den Sommermonaten. Nachdem die Kinder ihr Eis in der Hand haben, setzen sie sich

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„Tötet die Deutschen“ – Deuten und Deutungshoheit

Graffiti an der Bochumer Christuskirche Foto: Ayla Wessel

„Ist der Satz Tötet die Deutschen, vor kurzem auf die Außenmauer der Christuskirche geschmiert, deutschenfeindlich“, hatten wir gefragt, „ist das Rassismus?“ Von unserem Gastautor Thomas Wessel

Antwort: Offensichtlich ja, aber nicht, weil es so etwas wie eine deutsche Ethnie oder deutsche Rasse gäbe: „Die Deutschen“ sind längst so „multikulturell“, dass man, will man sie erkennen, eben nicht dem Augenschein vertrauen kann, sondern nur dem Pass. Klar, dass es dafür Prügel setzt von rechts. Dass aber, wer immer diese Deutschen in Deutschland töten wolle, genauso multikulturell = deutsch sein muss, dafür setzt es linke Prügel. Weitergedacht wurde hier  –  ein Debattenbericht:

Die Ruhrbarone haben die Diskussion sofort selber geführt, damit, wie Stefan Laurin sagte, „nicht andere sie führen“, nämlich die Rechten. Auch Frank Jansen, Experte beim Tagesspiegel und Wächter-Preisträger, sieht das so:

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Wuppertal: Schuhhaus Klauser feiert die „Arisierung“ jüdischer Geschäfte!

Die Kette Schuhhaus Klauser feiert am 17. Juli 2011 mit einer großen Openair-Party im Wuppertaler Zoo-Stadion ihr 75jähriges Geschäftsjubiläum. Die Schuhkette Klauser, die kürzlich alle Salamander-Geschäfte übernommen hat, verfügt heute über 80 Filialen und 1900 MitarbeiterInnen und ist nach Deichmann, Leiser und Görtz einer der Größten der Branche. Crossposting von Arisierung in Wuppertal

Nach einem Pressebericht  blickt das Schuhhaus Klauser „auf eine beeindruckende Firmengeschichte zurück.“  Diese Geschichte beginnt nach Firmenangaben im Jahre 1936. „Mit dem Kauf des Schuhgeschäftes Kamp legt Klara Klauser im Jahr 1936 den Grundstein.“ (Westdeutsche Zeitung 15. Januar 2009 u. 10. Mai 2011.) Das ist der einzige dürre Hinweis zum 75. Jubiläumsjahr, dass zur Zeit bundesweit mit Aktionswochen und Sonderrabatten „gefeiert“ wird.

“Mit Befremden stellen wir fest, dass das Wuppertaler Schuhhaus Klauser mit einer Großveranstaltung „ihr“ 75 jähriges Geschäftsjubiläum feiert,“ so der Wuppertaler Historiker Stephan Stracke. „Das Schuhhaus Klauser feiert damit die „Arisierung“ jüdischer Geschäfte! Noch erschreckender ist es, das Klauser kein Wort zum Schicksal der jüdischen Vorbesitzer verliert, die aus Deutschland flüchten mussten oder wie Emil und Pauline Rosendahl deportiert wurden und im KZ Theresienstadt den Tod fanden.“

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„Schon gehört?“

Zu Besuch beim Hörbuchfestival Lüdinghausen. Von unserer Gastautorin Marie-Claire Delarber.

Aus einem Ort, der eigentlich zum Sehen einlädt, zum Ansehen, Zusehen und Entdecken, wurde letzten Sonntag nun bereits zum vierten Mal ein Ort, an dem es nur um eins geht: um das Hören, genauer: das Zuhören. Gemeint ist die malerische Burg Vischering in Lüdinghausen, ländlich gelegen zwischen Dortmund und Münster. Beate Barth, die Inhaberin des Hörbuchverlages Pit&Land veranstaltet hier jährlich ein ganz besonderes Event für Liebhaber des Hörgenusses: Den Lüdinghauser Hörbuchtag. Hier treffen Interessierte und Fans auf renommierte Hörbuchsprecher, die Auszüge ihrer Hörbücher in Lesungen präsentieren. Zusätzlich gibt es ein buntes Rahmenprogramm, diesmal bestehend aus dem Auftritt des Saxophonquartetts „Pindakaas“, welches ihr Repertoire von anspruchsvollem Jazz und Klassik, bis hin zu Interpretationen bekannter Pop-Klassiker in ein komödiantisches Theaterstück einbetteten, sowie das Projekt:“Eine Stadt spricht ein Hörbuch!“ bei dem Einwohner und Besucher die Chance hatten, am Entstehungsprozess eines Hörbuches hautnah teilzuhaben, in dem sie selbst in einem Nebenraum der Burg Gedichte von Annette von Droste-Hülshoff für eine Hörbuchproduktion einsprachen.

Auch ich legte gleich los, mit dem Gedicht „Die tote Lerche“ und wurde während des Aufnahmeprozesses tatkräftig vom Aufnahmeleiter und einer Assistentin, die mir als Laie Tipps beim Einsprechen gab, unterstützt.  Überraschenderweise war ich schon nach fünf Minuten fertig (obwohl ich damit gerechnet hatte viel länger zu brauchen), muss auf das Ergebnis aber leider noch einige Wochen warten, denn da offensichtlich ohne Schnitt beim „Hörbuchmachen“ aufgenommen wird, konnte ich mir das Resultat vor Ort noch nicht zu Gemüte führen.

Zudem wurde die Burg Schauplatz eines einzigartigen Projektes, bei dem Fünftklässler eines ortsansässigen Gymnasiums Rittergeschichten schrieben, von denen die besten zehn von namhaften Sprechern wie Johannes Steck eingesprochen und beim Hörbuchtag inklusive eine liebevoll gestalteten Booklets verkauft wurden: der Erlös ging an die Klasse selbst. Voller Stolz hörten die jungen Autoren zu, wenn ihre Geschichte von bekannten Stimmen aus Film und Fernsehen auf der Bühne zum Besten gegeben wurden.

Auch wenn aufgrund des schönen Wetters der große Besucheransturm ausblieb: Das begeisterte Publikum zeigte, dass das Hörbuch immer noch ein ernst zu nehmendes Medium ist.  So unterschätzt Karl Menrad, bekannter Regisseur, Schauspieler und Hörbuchsprecher, auf keinen Fall den Einfluss des Hörbuches. Aus Erfahrung weiß er, dass dieses gerade bei den Jüngsten erstaunlich hohen pädagogischen Wert hat und vor allen Dingen die Lust am Lesen erwecken kann. So wollen viele der Kinder, so Menrad, nachdem sie zunächst begeistert das Hörbuch gehört haben, sich bald darauf mit der Buchvorlage befassen. Dass die Stimme eines Karl Menrad Kinder begeistern kann, ist nicht schwer zu verstehen. Nicht nur die jüngeren Besucher seiner Lesung aus dem „Kleinen Ritter Trenk“ (Kirsten Boie) lauschten gebannt und lachten mitunter laut, wenn Menrad die einzelnen Charaktere mit erstaunlich vielfältigen Dialekten und Sprechweisen in den Köpfen der Zuhörer zum Leben erweckte, nein, auch die erwachsenen Zuhörer konnten das eine oder andere Schmunzeln nicht unterdrücken. „ Die Gestaltung der Stimmen der einzelnen Charaktere wird den meisten Sprechern von den Autoren selbst überlassen. Das ist etwas natürliches, die Ideen, wie der eine oder der andere Charakter klingen muss, kommen einem spontan beim Leseprozess. Man hat da meistens alle Freiheiten.“, erklärte Menrad. Er selbst fand durch Zufall zum Hörbuch, wurde spontan als Sprecher entdeckt und übt diesen Job seitdem mit Leidenschaft aus. „Es macht einfach eine riesen Freude“, so seine Antwort auf die Frage, was denn genau das Reizvolle am Sprechen von Hörbüchern sei.

Ob Düsseldorfer Stadtsagen, Thriller oder Kindergeschichten, die familiäre und dennoch erhabene Atmosphäre der Burg Vischering bot eine angemessene Plattform für sie alle. Denn in alten Rittersälen, romantischen Burginnenhöfen und alten holzvertäfelten Kämmerchen hört es sich gleich doppelt so gut: Für die Veranstalter und auch die Besucher war der vierte Lüdinghauser Hörbuchtag ein voller Erfolg.