Nokia: Auf dem Weg zum Gummistiefel

Auch Ex-Microsoft Manager Stephen Elop wird Nokia als Nachfolger von Olli-Pekka Kallasvuo kaum noch retten können. Das Unternehmen hat nicht mehr die Ingenieurskapazitäten, um bei seiner breiten Produktpalette dauerhaft mithalten zu können.

Traditionsbruch bei Nokia: Mit Stephen Elob wird erstmals ein Manager von aussen an die Spitze des Unternehmens geholt. Er soll den kränkelnden Weltmarktführer retten. Das wird nicht einfach. Was sich vor ein paar Jahren schon bei den Klapphandys zeigte, wurde bei den Smartphones überdeutlich: Nokia besitzt nicht die technische Innovationskraft, um vorne mitspielen zu können. Preiswert in der Masse herstellen – das ist heute Nokias Stärke. Aber in den vergangenen Jahren wurden mehrere Entwicklungszentren eingestellt: Bochum und Vancouver gibt es ganz oder teilweise nicht mehr. Wichtige Entwicklungsaufgaben sind längst an Fremdfirmen wie Sasken abgegeben worden. Vom rauen japanischen Markt hat sich das Unternehmen  zurückgezogen. In den USA spielte Nokia nie eine sonderliche Rolle. Und der Wechsel vom Hardwarehersteller zum Inhaltsanbieter, für den Olli-Pekka Kallasvuo und sein geplatztes Projekt Ovi steht ist auch misslungen – und kostete letzten endes Kallasvuos Kopf. Nokia hat nicht mehr die Kraft zu wachsen. Vielleicht sollte das Unternehmen zu seinen Wurzeln zurückkehren: Holzwirtschaft und Gummistiefelproduktion sind auch was schönes.

Einen Scheiß-Job hat  Elop da angetreten. Aber immerhin wird das Schmerzensgeld ordentlich sein.

Gedenken an den 11. September

Christuskirchen Foto: Ayla Wessel/Kulturagentür

Nur einmal im Jahr läuten alle Glocken der Christuskirche in Bochum: Am 11. September – in Gedenken an die Toten des Terroranschlags von New York.

Die Christuskirche ist ein erstaunliches Gotteshaus. Sie wurde im 19. Jahrhundert gebaut. In einer Nebenraum findet man ein 1931 erstelltes Mosaik mit den Namen angeblicher Feindstaaten. Es sind ziemlich viele.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Christuskirche zerstört und eigentlich wäre sie es nicht wert gewesen, wieder aufgebaut zu werden. Sie wurde es doch, als Torso und Mahnmal gegen  Krieg und Unterdrückung. Heute ist sie eine Kirche der Kulturen. Und hier wird Stellung bezogen: Den unlängst gegen Israel hetzenden Linkspartei-Abgeordneten wurde Hausverbot erteilt. Und wenn am 11. September die Glocken läuten, will die Kirche ein Zeichen setzen und den Opfern gedenken.

„Gibt es eine Kunst, die schöner ist?“ In der Reisetasche von Mohammed Atta fand sich eine Geistliche Anleitung, in der hieß es: „Du wirst bemerken, dass das Flug­zeug anhal ten und dann erneut flie gen wird. Dies ist die Stunde, in der du Gott tref fen wirst.“ Es wurde die Stunde, in der Menschen aus Dutzenden Nationen ermordet wur den, Christen, Juden und Muslime. Zwei Tage später trafen sich Christen, Juden und Muslime in der über vollen Christuskirche und bekannten: „Ein Gott, der Opfer verlangt, ist keiner.“

Ein Grund für das Erinnern ist die Tatsache, das einer der Terrorpiloten aus Bochum kam: Ziad Jarrah. In ihrer Pressemitteilung wendet sich die Christuskirche aber auch gegen Irans Regierungschef Mahmud Ahmadinedschad, der 2005 sagte: „Gibt es eine Kunst, die schöner ist, göttlicher und ewiger als die Kunst des Märtyrertums?“ und gegen den Komponisten Karlheinz Stockhausen, der den islamistischen Terroranschlag zur Kunst erhöhte und die brennenden Türme das größte Kunstwerk nannte, dass er je gesehen hatte. Ihm entgegnet die Christuskirche:

Eine Kunst, die Opfer verklärt, ist sowenig Kunst wie ein Gott, der Opfer verlangt, göttlich ist.

Einfach ein guter Satz.

Der Ruhrpilot

Hannelore Kraft

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Boris Gott: Hab keinen Gott, nur Alkohol…

Boris Gott ist innerhalb weniger Wochen zu einem meiner Lieblingsmusiker geworden. Zeit, ihn mit hemmungslosen Fantum zu preisen.

Klar. Für einen Jungen aus dem Norden kann die Welt ganz schön hart sein. Das schöne, gute und kluge Mädchen aus der Südstadt ist unerreichbar und der Süden fängt in Dortmund ja an der Saarlandstrasse an. Also: Vergiss es. Natürlich nicht.

Boris Gott kommt gar nicht aus der Nordstadt sondern aus dem Sauerland und sein richtiger Name klingt nicht halb so gut wie sein künstlicher, also lassen wir das.

Gott besingt in vielen seiner Lieder die Dortmunder Nordstadt. Hier wohnt er seit zehn Jahren. Ein Viertel, der besonderen Art: Bulgarische Nutten, Subrosa und Sissikingkong, Studenten, Nazis, Autonome, Arbeiter, Arbeitslose, Dönerbunden und frittierte Curryfleischwurst prägen hier ein Bild von nahezu babylonischer Unübersichtlichkeit. Das macht die Nordstadt zu einer der spannendsten Ecken des ganzen Ruhrgebiets. Die Nordstadt ist so bunt, wie das Bochumer Ehrenfeld gerne wäre und so hart, wie sich Marxloh träumt.

Und all das schwingt in seinen Stücken mit. OK, Gott sieht in seinem weißen Anzug ein wenig so aus wie Bernd Begemann nach einer Diät, aber kann man ihm das vorwerfen? Natürlich nicht. Man sieht nach 60 Jahren Pop immer aus wie irgendjemand anderes – oder wie ein kompletter Schwachkopf.

Die Lieder sind lakonisch. Hier scheint kein Selbstmitleid durch, sondern Humor und eine gewaltige Portion Trotz. Und Trotz ist immer gut, zumal wenn man, wie Boris Gott es in RTL und Rohypnol beschreibt, keinen Gott hat, sondern nur den Alkohol. Der ist bei den Sorgen, die diese Welt jeden Tag für einen neu bereit hält, keine Lösung, aber das ist Milch auch nicht. Mit Trotz kommt man durch den Tag, mit Alkohol durch die Nacht. Geht alles.

Gott ist ein Hoffungsträger – nagut, den Satz unterschreibt einem jeder Pfarrer. Boris Gott ist es  für nicht peinliche Musik aus dem Ruhrgebiet. Die hatte immer schon Seltenheitswert. Und deshalb sollte man sich über Boris Gott freuen. Also ab auf Youtube, Gott-Videos gucken. Und dann ab auf die vielen Konzerte, die der Mann überall in der Region spielt. Werft Unterhosen auf die Bühne. Zeigt ihm, dass ihr ihn liebt. Sonst geht der noch nach Berlin oder Hamburg und wird berühmt.

WAZ trauert um Anneliese Brost

WAZ-Mitinhaberin Anneliese Brost ist tot. Sie verstarb 90jährig in Essen.

Anneliese Brost war die Frau des WAZ-Mitgründers Erich Brost und war für viele Mitarbeiter der WAZ-Gruppe eine wichtige Identifikationsfigur. Mit Anneliese Brost ist eine wichtige Verlegerpersönlichkeit gestorben. Wir möchten auf diesem Weg allen Mitarbeitern der WAZ-Gruppe und allen Angehörigen unser Beileid aussprechen. Hier die Pressemitteilung der WAZ zu ihrem Tod:

WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach hat der Essener Zentralredaktion der WAZ Mediengruppe und über Telefonkonferenz allen Chefredakteuren der WAZ-Gruppe soeben die traurige Nachricht überbracht, dass WAZ-Gesellschafterin Anneliese Brost überraschend in der Nacht gestorben ist. Überraschend deshalb, weil Anneliese Brost noch am vergangenen Samstag in einem ausführlichen und engagierten Interview zu ihrem 90. Geburtstag ihre klare Sicht über die Zukunft der Medienbranche dargestellt hat. Die Betroffenheit in der WAZ-Redaktion war umso größer, da Anneliese Brost bis zuletzt regen Anteil an Redaktionsarbeit genommen und sich immer wieder für die Interessen der Journalisten eingesetzt hat.

Bodo Hombach erläuterte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass die Kontinuität in der Führung des 50%-igen Anteils der Brost-Familie an der WAZ-Gruppe durch die testamentarischen Verfügungen des Gründungsherausgebers Erich Brost seit mehr als 20 Jahren gesichert ist. So ist Dr. Peter Heinemann bereits seit dreieinhalb Jahren, nämlich seit dem Tod von Dr. Erich Schumann, als Testamentsvollstrecker für dessen Anteil eingesetzt. Seit dieser Zeit ist er umfassend informiert und als Gesellschaftervertreter tätig. Er übernimmt nun auch die Testamentsvollstreckung für den Anteil von Anneliese Brost. Damit sind Kontinuität und auch die Tradition des Brost-Stammes als WAZ-Gesellschafter gesichert.

Dr. Peter Heinemann und der von der Brost-Seite eingesetzte WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach werden ihre gute Zusammenarbeit fortsetzen.

Diskussion: Kulturhauptstadt2010 – Chance genutzt?

Die Kulturhauptstadt wollte ja das Ruhrgebiet verändern. Natürlich nachhaltig. Morgen wird in Essen darüber diskutiert, ob das geklappt hat oder nicht.

Die Podiumsdiskussion „Kulturhauptstadt 2010 – Chance genutzt“ findet im Rahmen des Unprojekte-Festivals statt. Neben Bernd Fesel (Ruhr2010/ECCE), Paul Laarmann, dem Herausgeber der Literaturzeitschrift „Richtungsding“, Holger Gathmann, Vorsitzender des unprojekte e.V. und Peter Brdenk vom Forum Kunst und Architektur darf ich auch auf dem Podium sitzen. Ich habe mich über die Einladung sehr gefreut. Es ist meine erste Gelegenheit, mit Bernd Fesel zu diskutieren.  Eine Interviewanfrage von mir blieb unbeantwortet und bei einer gemeinsamen Veranstaltung im vergangenen Jahr in Bochum war ich Moderator. Den Job übernimmt Morgen Marcus Kroll.

Das ganze findet um 20.00 Uhr im Forum  Kunst und Architektur, Kopstadtplatz 12 in Essen statt. Hoffen wir auf einen interessanten Abend.

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Der Ruhrpilot

Dortmund: Envio hat ohne Brandschutzkonzept gearbeitet…Ruhr Nachrichten

Loveparade: Staatsanwälte waren in die Planung einbezogen…Zeit

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NRW: Kaum Gegensätze bei Laschet und Röttgen…Der Westen

NRW II: Doch eine Anhörung zum JMStV im Landtag von Nordrhein-Westfalen?…Pottblog

Herdecke: Essener Kunstprojekt pöbelt Passanten an…Der Westen

Dortmund II: Vorwürfe gegen Ulla Burchardt…Ruhr Nachrichten

Dortmund III: Einzelhändler fürchten sich vor ECE…Der Westen

Medien II: Der Wolf kommt…Medienmoral NRW

Medien III: Abstecher zur stARt-Museum…Prospero

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Umland: Der Gotteskrieger von Köln…Stern