Der Ruhrpilot

Landgericht Bochum Foto: Stadt Bochum

Ruhrgebiet: Revier-Fußball in Wettskandal verstrickt…Der Westen

Karstadt: „Die Deutsche Bank spielt mit dem Feuer“…FAZ

RAG: Es rumort im Stiftungsrat…Welt

NRW: Städte sollen armen Kommunen helfen…RP-Online

NRW II: Plasberg macht aus Röttgen einen traurigen Clown…Welt

Film: James Bennings Meditation „Ruhr“…Welt

Dortmund: Envio meldet Millionen-Verlust…Ruhr Nachrichten

Dortmund II: Unternehmer mahnt Hilfe für Envio-Opfer an…Der Westen

Essen: Wildes Posten-Geschacher im Rathaus…Der Westen

Duisburg: Wettbewerb zu Loveparade-Mahnmal…Der Westen

Gelsenkirchen: Von Brandstiftern, Klein[en]Kriminellen und Zechenbaronen…Hometown Glory

Netzneutralität: Konkreter werden…Netzpolitik

Umland: Fettes Brot am Freitag in Arnsberg…Zoom

Wehrdienst: Freiwilliger Zivildienst macht keinen Sinn…Dirk Schmidt

2010lab wird fortgeführt

Auch 2011 wird das Ruhr2010 Online-Projekt  2010lab fortgeführt. Der Grund ist der angebliche Erfolg der Plattform.

Es verursacht Kosten von  fast einer Million Euro und ist notorisch erfolglos: Das Medienprojekt 2010lab gehört zu den Flops der Kulturhauptstadt. In den Rankings kommt die Seite schlecht weg. Die Blog-Beiträge werden kaum kommentiert und Links auf die Site sind selten. Warum auch? In wirren Videos werden ständig Leute gefragt, warum sie kreativ sind, die meisten Texte sind belanglos und lieblos heruntergeschrieben. Positive Ausnahme: Die Arbeiten von Michael Blatt.

Angeblich wachsen die Userzahlen. Die Ruhr2010 Pressestelle spricht von einer Verdoppelung der Besucher im Sommerloch, bleibt den Nachweis allerdings schuldig. Alexa stellt eher ein Dümpeln fest. Und das soll jetzt unter dem Dach des European Centre for Creative Economy (ECCE) weitergehen. Eine Kulturhauptstadtseite, die schon während der Kulturhauptstadt ohne Bedeutung war, geht in die Post-Kulturhauptstadtphase.

Abriss: Bagger nach Duisburg-Bruckhausen?

Duisburg Bruckhausen ist ein sterbender Stadtteil: Hohe Umweltbelastung, viele Leerstände, marode Gebäude und ein kollabierter Immobilienmarkt kennzeichnen das Quartier. Die Stadt Duisburg will Teile des Quartiers abreissen. Das gefällt nicht allen.

Die Geschichtswerkstatt Duisburg Nord ist dagegen Teile Des Stadtteils abzureissen. Sie setzt auf einen neue Zukunft für das Quartier. Duisburgs Stadtentwicklungsdezernent Jürgen Dressler sieht das anders. Wir dokumentieren hier die Positionen beider Seiten. Der Konflikt in Bruckhausen ist aktuell, denn die Frage nach Abriss ganzer Quartiere wird sich künftig im Ruhrgebiet immer häufiger stellen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

fast unbemerkt von der Öffentlichkeit vollzieht sich im Duisburger Norden zur Zeit ein städtebaulicher Skandal. Obwohl Normenkontrollverfahren gegen das Sanierungsverfahren anhängig sind, lässt die Stadt Duisburg in Bruckhausen Häuser abreißen und schlägt damit Schneisen in das Stadtbild.

Bruckhausen als Ensemble ist das herausragende Beispiel einer gelungenen Industriestadt des beginnenden 20. Jahrhunderts mit tatsächlich noch aktivem Hüttenwerk. Wie in der Begründung zum Bebauungsplan 1104 richtig dargestellt, ist die Entwicklung Bruckhausens als typischer Stadt des Ruhrgebiets noch heute im Stadtbild deutlich ablesbar. Das ist selten geworden. Ich zitiere den stellvertrenden Direktor des LWL-Industriemuseums, Thomas Parent:

„Nur noch an diesem Ort ist im Ruhrgebiet das enge Nebeneinander von montanindustrieller Arbeitswelt und unmittelbar anschließendem Wohngebiet erlebbar(…)Duisburg-Bruckhausen ist eine Geschichtslandschaft von hohem Denkmalwert. Die aufwändig gestalteten Stuckfassaden im Neurenaissance- und Jugendstil erinnern an öffentlichen und privaten Reichtum zu Zeiten früherer Hochkonjunktur(…)Bruckhausen ist fraglos ein hochkarätiges Geschichtsdenkmal und dies gilt für verschiedene Aspekte: Architektur-, Wirtschafts-; Sozial- und Kulturgeschichte(…)Im Duisburger Norden ist entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße die spezifische Verstädterungsgeschichte unserer Region anhand von originaler Bebauung noch in einer Dichte ablesbar, wie sie an keinem anderen Ort im Ruhrgebiet mehr erhalten geblieben ist.“

Für die kommende Woche steht der Abriss zweier Gebäude an, die im „Plan Sanierungs- und angestrebtes Rückbaugebiet“ zur Sanierungssatzung außerhalb des „Rückbaugebietes“ liegen, also eigentlich erhalten werden sollten. Damit ist auf die Zusagen der Stadt kein Verlass mehr, es muss befürchtet werden, dass möglichst viel wertvolle Bausubstanz zerstört werden soll, bevor die Öffentlichkeit bemerkt, was vorgeht, oder die Normenkontrollen zu Ungunsten der Stadt ausgehen.

Weil Bruckhausen als vernachlässigter „Problemstadtteil“ gilt und die Pläne bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht menschenfreundlich und positiv („mehr grün!“) wirken, ist eine breite öffentliche Diskussion bisher ausgeblieben.

Mit freundlichen Grüßen aus Du-Nord

Katrin Susanne Gems

Hier das Antwortschreiben von Jürgen Dressler, dem Stadtentwicklungsdezernenten Duisburgs

Sehr geehrte Frau Gems,

für Engagement und sogar Leidenschaftlichkeit für eine Sache, von der man so wie Sie überzeugt scheint, bin ich grundsätzlich in hohem Maße aufgeschlossen. Ich halte es auch gerade im Umgang mit einer Behörde für erlaubt, in der Diktion Formulierungen zu wählen, die ungewöhnlich sind, aber Herzensanliegen vermitteln.

Ich habe auch überlegt, mich in ein Gespräch mit Ihnen zu begeben. Davon nehme ich jedoch Abstand, weil Ihr Ansatz erst einmal eine öffentliche Würdigung durch die Bürgerschaft erfahren soll. Es nützt Ihrem Anspruch nicht, wenn wir uns hier bilateral fachlich austauschen. Wenn Ihr Engagement eine gesellschaftspolitische Bedeutung erfahren soll, ist diese zunächst unbeeinflussbar von der fachlichen Meinung einer Behörde zu entwickeln.

Gleichwohl erlaube ich mir zwei Anmerkungen und nehme dabei Bezug auf Formulierrungen Ihrerseits:

1.     Bruckhausen ist aus dem Nichts entstanden. Diese für das ganze Revier zutreffende Bemerkung bezieht sich auf die Industrialisierung. Sie folgt dem Prinzip aller räumlich-gesellschaftlichen Entwicklungen seit Anbeginn. Siedlungen entstanden und entwickelten sich dort, wo sich Menschen zivilisatorisch trafen, um Produktion, Handel und Dienstleistungen zu tätigen. Diese vielfach geographisch begründeten Entwicklungen erlebten ihre zwangsläufige Umkehrung dann, wenn die ökonomische Basis verloren ging. Die massive Schrumpfung des Reviers ist daher die natürliche Umkehr seiner Industrialisierung.

2.     Sie weisen darauf hin, dass neue Technik neue Städte schafft und neue Gesellschaften entstehen lässt. Dies ist prinzipiell sicherlich richtig, trifft aber allerdings nur dann zu, wenn in den neuen Städten auch die Bedürfnisse der neuen Gesellschaften erfüllt werden können. Eine Reminiszenz – auch wenn sie noch so „geisteswissenschaftlich“ erträumt ist – steht in erlebtem Widerspruch zu denjenigen, die mit „ihren Füßen“ schön längst Zeichen gesetzt und in ihrer schrumpfenden Stadt oder gar im Umland alternative Wohnungsangebote in industrieferneren Quartieren aufgesucht haben.

Auch ein Bruckhausen nach Ihren Vorstellungen bleibt angesichts der Realitäten nur das, was Sie als „musealen Mißstand“ zutreffend charakterisieren. Damit zunächst genug an prinzipieller Meinung über Ihren Anspruch.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dressler

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Der Ruhrpilot

Fritz Pleitgen Foto: WDR

Loveparade: Unfassbar, Herr Pleitgen…Mimi Müller

Loveparade II: Sauerland hat sich „nicht verbarrikadiert“…Der Westen

Kultur: Tanzgruppen kommen zur Messe ins NRW-Forum…Welt

Kultur II: Das Rottstr5-Theater startet am Wochenende seine neue Reihe…Ruhr Nachrichten

NRW: Jugendmedienschutz-Staatsvertrag im September im NRW-Landtag…Pottblog

Wirtschaft: Oh Aufschwung, verweile doch!…Weissgarnix

Gelsenkirchen: Der gefallene Zechenbaron…Hometown Glory

Dortmund: Stadt will Envio aus dem Verkehr ziehen…Der Westen

Hagen: Hagens Kämmerei findet 300 Millionen Euro…Der Westen

Bochum: Malmsheimer über sein Grußwort…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Kulturschaffende wollen gemeinsam kreativer denken…Ruhr Nachrichten

Bochum III: Zweite VfL-Fankonferenz…Pottblog

Blogs: BloggerInnen! Sollen wir unsere Ich-Buden abschalten?…Zoom

Gewerkschaften: Solidarität ist keine Einbahnstraße…Isis

Ein Monat Loveparade-Katastrophe

Vor einem Monat geschah die  Loveparade-Katastrophe. Sauerland ist immer noch im Amt, Fritz Pleitgen stärkt ihm den Rücken und alle Verantwortlichen schieben sich gegenseitig die Schuld zu.

Heute vor einem Monat kam es bei der Loveparade in Duisburg zur Katastrophe. 21 Menschen verloren ihr Leben. Zeit einen Schlussstrich zu ziehen, findet Ruhr2010-Direktor Fritz Pleitgen in der WAZ. Er rät der Stadt Duisburg nun die Augen nach vorn zu richten, kritisiert das “ „in nicht akzeptabler Weise“ nach einem Hauptschuldigen gesucht worden sei““ und stärkt Duisburgs OB Sauerland den Rücken. Der Umgang mit ihm sei nicht angemessen gewesen. Nun soll in Duisburg wieder geführt werden.

Das sieht Sauerland genau so. Er will, in Ruhe aufklären. Einen entlastenden Bericht bezahlt deshalb er bei der Anwaltskanzlei Heuking. Ein PR-Berater sollte ihm helfen die ganze Situation zu überstehen. Im WDR und im Spiegel gab Sauerland  Interviews, die an Schmierigkeit kaum zu überbieten waren. PR statt Offenheit ist Sauerlands Motto. Bis heute blockt die Stadt Duisburg auf Geheiß ihres Chefs alle kritischen Fragen ab. Der Aufklärer Sauerland hat nur ein Interesse: Im Amt zu bleiben. Politischer Verantwortung? Für Sauerland ein Fremdwort. Lieber verklagt er Blogs, die Unterlagen veröffentlichen.

Sicher, er ist nicht der einzige Schuldige. Schaller und seine Loveparade-Veranstaltungsfirma Lopavent, die Stadt Duisburg, der Grundstücksbesitzer Aurelis, Polizei, Feuerwehr, das Land und auch wir als Medien haben unseren Beitrag zur Katastrophe geleistet. Wir hätten im Vorfeld kritischer nachfragen müssen.

Wie sich die Schuld verteilt – das festzustellen wird die Aufgabe der Gerichte sein.  Aber den von Pleitgen nun geforderten Blick nach vorn kann es nicht geben, solange im Duisburger Rathaus Adolf Sauerland sitzt und seine Verwaltung und das Geld der Steuerzahler dazu nutzt, seine Position zu festigen. Sauerland ist von einer Erbärmlichkeit, das man nur noch kotzen mag. Und nach seinen Aussagen in der WAZ steht Fritz Pleitgen ihm in nichts nach.

Was in Duisburg in dem Monat nach der Loveparade geschah war nichts anderes als ein elendes Schauspiel. Unwürdig angesichts des Todes von 21 Menschen.

Weniger Geld für das Klavierfestival Ruhr?

Foto: Klavierfestival Ruhr

Der Initiativkreis Ruhr (IR) will sich künftig  wieder auf die wirtschaftliche Stärkung des Ruhrgebiets konzentrieren. Für Kulturveranstaltungen wie das Klavierfestival Ruhr wird weniger Geld zur Verfügung stehen.  Das Festival soll in eine Stiftung überführt werden.

Für das Klavierfestival Ruhr könnten harte Zeiten anbrechen: Während der Initiativkreis Ruhr künftig verstärkt auf Projekte wie Innovation City geht, bei denen Co2 Reduzierung und Energiesparen im Vordergrund stehen. Schon im vergangenen Winter hatte sich der Strategiewechsel angekündigt. Der Evonik Vorstandsvorsitzender Klaus Engel hatte damals in einem Brief die hohen Ausgaben für das Klavierfestival kritisiert. Mit denen könnte es künftig vorbei sein.

Ein Stiftungsmodells soll dem  Klavierfestival Ruhr eine Zukunft unabhängig vom IR ermöglichen. Zumindest organisatorisch. Denn finanziell wird das Festival auf absehbare Zeit vom IR abhängig bleiben, auch wenn dessen Zuschüsse von heute 1,2 Millionen Euro auf 630.000 Euro im Jahr 2016 um gut die Hälfte schrumpfen sollen. Ein Aderlass, der kaum von der geplanten Stiftung aufgefangen werden kann: Die soll bis 2016 ein Stiftungskapital von 1.000.000 Euro anhäufen – Zinsen in Höhe von gut 25.000 Euro stünden dem Klavierfestival damit zur Verfügung.

Allerdings soll die Stiftung künftig das Sagen haben. Für den amtierenden Moderator des Initiativkreises, Wulf Bernotat, kein Problem: „Für uns ist es wichtig, dass das Klavierfestival erhalten bleibt. Die Frage, wer wo was zu sagen hat, ist für mich nebenrangig.“

Die Stiftung soll nach dem ersten Stiftungsmodell vom Initiativkreis die Markenrechte am Klavierfestival übertragen bekommen. Eine noch zu gründende Sponsoring GmbH soll sich um die weitere Finanzierung des Klavierfestivals durch Fundraising, Sponsoring und Merchandising kümmern. Der Stiftungsrat soll aus Mitgliedern des geschäftsführenden Arbeitskreises des Initiativkreises, dessen Moderator sowie dem Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer des Klavierfestivals Ruhr bestehen. Die Zahl der Konzerte soll von 66 2010 schon im kommenden Jahr auf 50 Veranstaltungen zurückgehen.

Nicht alle im IR sind mit dem vorgeschlagenen Konstrukt einverstanden. Eine Beurteilung des Stiftungskonstruktes durch die Essener Anwaltskanzlei Kümmerlein wirft Fragen auf: Zum Beispiel, wieso Mitglieder des geschäftsführenden Arbeitskreises fünf Jahre im Stiftungsvorstand sein können, wenn sie wesentlich früher aus dem Arbeitskreis hinausrotieren. Oder wie man bis zum Jahresende die Finanzierung des Klavierfestivals, die Gründung der Stiftung und die finanzielle Grundausstattung der Sponsoring GmbH stemmen will.

Der Stiftungsplan hat nicht nur Freunde. „Das ist“, sagt ein Kritiker aus dem Umfeld des Klavierfestivals, „vor allem eine Absicherung für Franz Xaver Ohnesorg. Der ist dann im Vorstand der Stiftung und Geschäftsführer der GmbH und kann machen, was er will.“

Ohnesorg sieht das anders. Für den Intendanten ist die Konzertreihe einer der größten Erfolge des Initiativkreises und das Stiftungsmodell der beste Weg es zu sichern. Er strebt im kommenden Jahr mehr als die veranschlagten Konzerte an: „Der Stiftungsentwurf geht von einem Worst-Case-Szenario aus. Ich bin mir heute schon sicher, dass wir dem Publikum mehr als die dort beschriebenen 50 Konzerte bieten können.“

Die Diskussion um die Stiftung interessiert Franz Xaver Ohnesorg scheinbar nicht: „Das Klavierfestival Ruhr ist erfolgreich. Die Stiftungspläne sind gut ausgearbeitet, und der Initiativkreis ist bereit, dem Festival eine langfristige Perspektive zu bieten.“ Alles wird gut.

Der Artikel erschien bereits in ähnlicher Form in der Welt am Sonntag

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Der Ruhrpilot

Loveparade: Stadt Duisburg ./. xtranews wird verhandelt…Law Blog

Loveparade II: Die Schlussstricher…Xtranews

Loveparade III: Gardinenpredigt…Mimi Müller

Loveparade IV: Brief einer trauernden Mutter…Der Westen

Loveparade V: Kein Zweifel…ComCologne

Netzneutralität: 15 Fakten über Netzneutralität…Netzpolitik

Netzneutralität II: Der Traum vom klassenlosen Internet ist ausgeträumt…Welt

Netzneutralität III: Die Kolonialmächte der Datenwolke…Carta

Ruhr2010: Reif für die Inseln…RP Online

SPD: Der Gelsenkirchener SPD-Politiker Joachim Poß vertritt Steinmeiner…Gelsenkirchen Blog

SPD II: Der Mensch Steinmeier…DL

Bochum: WAZ veröffentlicht komplette  Malmsheimer-Kritik…Der Westen

Dortmund: Envio kritisiert Vorgehen der Behörden…Ruhr Nachrichten

Dortmund II: Bereich vor Steinwache nicht für die Nazis…Der Westen

Bönen: Kik zahlt Mitarbeitern 7,50 Euro pro Stunde…Spiegel

Umland: Längste Museumslandschaft…Welt

Umland II: Was wird aus der Winterberger Kirmes?…Zoom

Aplle Time Maschine: Kleine Backup-Festplatte ohne Datenverlust durch größere Festplatte ersetzen…Pottblog

KiK-Stiftung in der Kritik

Der Textildiscounter KiK hat ein Imageproblem: Lohndumping, der rüde Umgang mit Mitarbeitern und die Arbeitsbedingungen in Zuliefererbetrieben in Bangladesh brachten das Unternehmen in den vergangenen Monaten immer wieder in die Schlagzeilen. Nun engagiert sich KiK über eine Stiftung im Ruhrgebiet für Kinder aus sozial schwachen Familien.

Kai-Uwe Lindloff, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Help and Hope, mag es nicht mehr hören: „Wir sind nicht die KiK-Stiftung. Uns gibt es seit 2005 und wir helfen Kindern in der ganzen Welt mit zahlreichen Projekten. KiK ist nur eines unserer Partnerunternehmen.“ Dafür, dass Help and Hope bis vor wenigen Monaten sein Büro auf dem KiK-Gelände in Bönen hatte, gab es ganz praktische Gründe: Keine Mietzahlungen. Und dass das Stiftungskapital in Höhe von 150.000 Euro 2005 von KiK kam, habe für die tägliche Arbeit der Stiftung längst keine Bedeutung mehr. Lindloff: „Wir haben heute über 30 Partnerunternehmen, die uns unterstützen.“ Dass die Stiftung eine PR-Maßnahme des „Textildiskonters“ ist, bestreitet der Stiftungschef: „Ich kenne die Menschen von KiK und weiß, dass sie ehrlich und sehr engagiert hinter unseren Zielen stehen.“ Das sieht Folkert Küpers, Gewerkschaftssekretär für den Bereich Handel bei Verdi in NRW anders: „Die Stiftung ist eine PR-Maßnahre und soll vergessen machen, dass KiK nach Feststellung des Landesarbeitsgerichts in Hamm sittenwidrige Löhne zahlt.“ Küpers arbeitet daran, dass gegen KiK ein Strafverfahren wegen Lohnwuchers eingeleitet wird.

Help and Hope will jungen Menschen aus sozial schwachen Familien helfen. Durch die Arbeit der Stiftung sollen sie bei schulischen und persönlichen Problemen unterstützt werden. Ziel ist es, ihnen Selbstvertrauen zu geben und sie fit zu machen für die Zeit nach der Schule. Dabei seien die Kontakte zu den Partnerunternehmen sehr hilfreich: „Durch unsere Kontakte zu unseren Partnern können wir bei der Suche nach Lehrstellen behilflich sein. Wir können den Jugendlichen klar machen, was von ihnen erwartet wird und uns für sie bei den Firmen einsetzen.“ Dass KiK ein guter Ausbildungsbetrieb ist, weiß Lindloff aus nächster Nähe: Seine Tochter geht dort in die Kaufmannslehre.

Diese Karriere soll künftig auch Kindern aus sozial schwachen Familien aus Herne und Dortmund offen stehen. „Wir starten im Ruhrgebiet, wo die sozialen Problem am größten sind“, sagt Lindloff.

In Herne eröffnet Help and Hope am 28. August seinen „Kidstreff“ in Herne. In Dortmund soll im Stadtteil Scharnhorst ein ganzes Help and Hope-Haus entstehen. Vorbild dafür ist die Jugendhilfeeinrichtung Arche in Berlin, der Kai-Uwe Lindloff lange vorstand. Ziel beider Eichrichtungen: Die Kids fit für den Arbeitsmarkt machen.

In Dortmund hielt sich die Freude über die Help and Hope Stiftung in Grenzen. Vor allem Sozialdemokraten, Grüne und Kirchenvertreter stießen sich daran, dass eine Stiftung für Kinder aus sozial schwachen Familien von Unternehmen wie KiK getragen wird, deren Angestellte aufgrund der Niedriglöhne nahezu automatisch zur betreuten Zielgruppe gehören.

Stiftungschef Lindloff kennt diese Kritik und nimmt sie ernst: „KiK steht unter Druck, und ich glaube, das Unternehmen hat die Botschaft verstanden. Die können doch gar nicht anders als sich zu ändern.“ Im Übrigen sei er dafür, dass jeder von seiner Arbeit vernünftig leben können muss. Für KiK-Mitarbeiter keine Selbstverständlichkeit.