Guttenberg verleiht Gefechtsmedaillen: Lasset uns stolz sein!

Guttenberg in Afghanistan Foto: Bundeswehr/RC North PAO/Tom McCarthey

Militärisch sei in Afghanistan nichts zu gewinnen, so eine weit verbreitete Redensart. Musste schon bislang der Wahrheitsgehalt dieser Aussage zumindest als zweifelhaft betrachtet werden, lässt sich spätestens seit diesem Wochenende klipp und klar feststellen: Falsch! In Afghanistan ist sehr wohl militärisch etwas zu gewinnen.

Und zwar, wie der „Spiegel“ jetzt in Erfahrung gebracht hat, eine Gefechtsmedaille. Endlich wird ein Kämpfer-Orden für Bundeswehrsoldaten eingeführt. Am 25. November geht es los. Schon in zehn Tagen wird Freiherr von und zu Guttenberg die ersten Exemplare des neuen Ehrenzeichens an auf dem Schlachtfeld gestählte Fighter verleihen. An gestählte wie auch an weniger abgehärtete; denn die Tapferkeitsmedaille soll auch nach dem Tod verliehen werden können.

Entscheidend ist, dass der Soldat sich überhaupt im Kampf erweisen konnte. Mit dieser neuen Regelung reagiert der Bundesverteidigungsminister nunmehr auf den unhaltbaren Zustand, dass jeder Jeti und Pleti die stinknormale Einsatzmedaille der Bundeswehr erhält – allein dafür, dass er oder sie einmal auf Kosten des Steuerzahlers eine Auslandsreise mitmachen durfte. Wirklich wahr: jeder Teilnehmer eines Bundeswehr-Auslandseinsatzes bekommt diese Medaille an die Brust geheftet. Um nicht missverstanden zu werden: kein Wort gegen das Küchenpersonal, nichts gegen die liebenswürdigen Krankenschwestern – ohne ein gut organisiertes Feldlazarett macht auch der schönste Krieg keinen richtigen Spaß. Natürlich: die Ärzte. Es ist wahrlich nichts dagegen einzuwenden, dass so ein Arzt eine Medaille bekommt.

Doch nicht jede deutsche Hand ist zum Wickeln eines Verbands oder zum Führen eines Skalpells geschaffen. Manchmal muss es eben eine G36 sein, das Heckler & Koch – Sturmgewehr für die Infanterie. Gerade im Krieg. Wenn Sie in der Industrie Mitarbeiter besonders hervorheben wollen, denken Sie ja wohl auch zunächst an die Ingenieure und Facharbeiter und nicht an die Putzfrauen und Pförtner. Oder den Betriebsarzt. Na also! Dennoch musste erst ein Mann aus dem Adelsgeschlecht den Ministersessel besteigen, um dem in der Truppe stets verbreiteten gesunden Gefühl für Ehre, Rang und Gerechtigkeit Geltung zu verschaffen. Karl Theodor zu Guttenberg hat jetzt dieser ehrlosen Gleichmacherei ein Ende bereitet und das neue Ehrenzeichen eingeführt.

Der Kämpfer-Orden stellt eine Sonderstufe der Einsatzmedaille der Bundeswehr dar und darf nur an jene Soldaten verliehen werden, die „mindestens einmal aktiv an Gefechtshandlungen teilgenommen oder unter hoher persönlicher Gefährdung terroristische oder militärische Gewalt erlitten“ haben. An echte Kämpfer eben; sagt man an „Helden“, wird man ja gleich wieder schräg angeguckt. Wie dem auch sei: der Bundespräsident hat dieser wahrhaft überfälligen Reform bereits zugestimmt, und die Truppe hat sowieso diesen Schritt sehnsüchtig erwartet. Ja, es stimmt: es gibt bereits das „Ehrenkreuz für Tapferkeit“. Das haben Soldaten erhalten, die unter Lebensgefahr verletzte Kameraden in Afghanistan geborgen hatten. Respekt! Durchaus. Das können Sie aber nicht mit den Kämpfern auf eine Stufe stellen, die höchstpersönlich den Feind – sagen wir mal: geschwächt haben.

In anderen Nationen kennt man ein sog. „Verwundetenabzeichen“. Nun ja. Ich meine: überlegen Sie nur einmal, welchen Eindruck das hinterlassen könnte, wenn Sie mit sowas in der Heimat – ein Jahr später oder zwanzig Jahre später – bei irgendeinem x-beliebigen Schützenfest aufkreuzen. „Besonders begrüßen möchte ich N.N., Träger des deutschen Verwundetenabzeichens in Bronze, der 2011 bei einem Einsatz in Afghanistan ein Bein verloren hatte!“ – Peinlich, so etwas. Das kam auch weder für das Verteidigungsministerium noch für das Bundespräsidialamt ernsthaft in Frage. Die mussten ihre Ablehnung freilich ein wenig schicklicher begründen. Ein Verwundetenabzeichen für die deutschen Soldaten, haben sie dann mitgeteilt, sei deshalb auszuschließen, weil Verwundungen keine „besondere durch den Soldat zu erbringende Leistungen“ seien.

Na eben. In den Krieg ziehen und als Krüppel zurückkommen kann ja schließlich jeder. Da muss man dann nicht auch noch groß stolz drauf sein. Und wenn man es doch ist: viel Spaß auf dem Schützenfest! Stolz sein kann man im Krieg nur dann, wenn man direkt in der Gefechtssituation dem Feind gezeigt hat, was Sache ist. Wenn man ein paar Taliban oder wen auch immer höchstpersönlich ausgeknipst hat. Dann, aber auch nur dann, hat auch kein Mensch etwas dagegen, wenn man im Kampfe verwundet wird. Oder auch den Löffel abgibt. So etwas gehört dazu. Kein Thema. Wie gesagt: die Gefechtsmedaille gibt es bei Bedarf auch posthum. Für die Gattin, soweit vorhanden. Oder für die Mutti. Dieses Ehrenzeichen wird richtig was darstellen. Auf einem schönen Platz im Wohnzimmer platziert, kann dann auch der Papa auf den Filius so richtig stolz sein.

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