Biedenkopfs jüngste Aussagen in Richtung der AfD werden zum klassischen Eigentor

Alexander Gauland von der AfD. Foto: Robin Patzwaldt

Wie mit der AfD umgehen? Diese Frage beschäftigt uns auch hier im Blog ja schon länger. Wir haben im Laufe der Zeit schon verschiedene Taktiken beobachtet und diskutiert.

So entschieden sich die im Stadtrat vertretenen Parteien in Waltrop, um hier jetzt nur ein kleines Beispiel zu bemühen, als die NRW-AfD zur bis dahin größten Hallenveranstaltung der Partei in der örtlichen Stadthalle aufrief, dazu die ungeliebten Gäste durch ein Bürgerfest ‚für Toleranz‘ zu provozieren, vermieden jedoch eine direkte Konfrontation. Sogar der Name AfD fiel damals in diesem Zusammenhang nicht. Die Satirepartei ‚Die PARTEI‘, ansonsten in Waltrop zuvor kein Faktor, erschien auf der politischen Bühne und sprang in die Bresche, stellte sich den Besuchern der AfD-Veranstaltung von Angesicht zu Angesicht. Was war nun klüger? Die Meinungen gingen auseinander.

Fakt ist, dass die unterschiedlichen Aktionen gegen die AfD im ganzen Lande in Summe bisher nicht den von vielen gewünschten Erfolg hatten. Bei den anstehenden Landtagswahlen im Osten der Republik wird die Partei von Alexander Gauland weit vorne erwartet. Bei der Wahl in Sachsen und Brandenburg am Sonntag könnte die AfD sogar zur stärksten politischen Kraft werden.

Die Unruhe bei den Konkurrenten ist groß. Offenbar so groß, dass der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) sich jetzt gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einem Interview zu einem Satz hinreißen ließ, der sich als politisches Eigentor entpuppte.

Die FAZ zitiert Biedenkopf aktuell mit den Worten:

„Lesen Sie das AfD-Programm. Es ist voll von unhaltbaren Versprechen, aber leer von Wegen zum Ziel. Das ist typisch für Populisten. Es ist eine Partei, die den Leuten alles verspricht, aber an keiner Stelle sagt, was das alles kostet. Was für eine tiefe Verlogenheit!“

Da fällt einem als geschichtsinteressiertem Leser doch glatt die Kaffeetasse aus der Hand!

Wie war das noch einmal vor rund 30 Jahren? Welche Partei hat den Leuten im Lande damals leichtfertig ‚blühende Landschaften‘ im Osten versprochen, die auch noch aus der sprichwörtlichen ‚Portokasse‘ bezahlt werden könnten? Welche Partei hat gesagt, dass es nach der Wiedervereinigung niemandem schlechter gehen wird?

Ist das Gedächtnis von Herrn Biedenkopf wirklich so kurz?

Dieses kleine Beispiel alleine zeigt, warum der AfD auf diese Weise garantiert nicht beizukommen sein wird, solche Sätze die Leute eher in ihre Arme treiben dürften.

Wer selber ein dermaßen sperrangelweit offenstehendes Scheunentor hinter seiner Abwehrreihe stehen hat, der sollte mit solchen Attacken lieber vorsichtig sein….

Klassisches Eigentor, Herr Biedenkopf!

 

 

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Arnold Voss
4 Jahre zuvor

Er hat auch gerne in "seinem" Sachsen die braunen Probleme unter den Teppich gekehrt.

https://www.fr.de/politik/folgen-ignoranz-10964201.html

thomas weigle
thomas weigle
4 Jahre zuvor

Schlau war er ja immer, der Herr Professor und Gründungsrektor der RUB, nur leider selten klug. Deswegen kann er ja auch jetzt nicht den Mund halten. Klug wäre es gewesen, stattdessen mit seiner Märklin-Eisenbahn zu spielen.

Oli Dehlick
Oli Dehlick
4 Jahre zuvor

Schöner Artikel. Danke. Der ist gut. Er erinnert kurz und knapp, wie Kapital und Westparteien und ihre Hiwis erst die Grundlage für die heutige Misere eingeführt haben. Kommt noch besser, keine Sorge.
Denn jetzt ist die Büchse der Pandora offen. Ohne drastische Maßnahmen ist sie nicht mehr zu schließen. In keinem Bereich.
Auch wenn sie mich für ein Verschwörungstheoretiker halten;
hinter all dem steht eine Absicht. Anders sind diese 30 Jahre nicht zu erklären.

thomas weigle
thomas weigle
4 Jahre zuvor

Natürlich ist das mit den blühenden Landschaften Unsinn gewesen. Aber vielleicht darf ich daran erinnern, dass mehr Menschen "Kommt die D-Mark bleiben wir, kommt sie nicht, dann gehen wir" riefen als bis zum Mauerfall protestierten. Von daher war schnelles Handeln gefragt, denn im Westen wurden schon vielerorts Turnhallen mit Flüchtlingen belegt.
Wer damals die DDR besuchte, sah ein Land, dessen industrielle und verkehrliche Infrastruktur durch auf Verschleiß produzieren und fahren aber so was von an die Wand gefahren war. Vom Wohnen ganz zu schweigen. Da war wenig zu retten. nur für teuer Geld. Und wenn, dann
Ob also ein sanfterer Weg in dieser Situation möglich gewesen wäre? Die Grundlagen für die Tätigkeit der Treuhand und der Politik der Bundesregierungen waren in 45 Jahren Stalinismus/realer Sozialismus und 12 Jahre Nazidiktatur gelegt worden.
. Die Bundesregierungen und die bundesdeutsche Wirtschaft seit 90 sind für die Fehler bei der Beseitigung der in zwei Diktaturen geschaffenen desaströsen Faktenverantwortlich, nicht aber für das, was sie vorgefunden haben.

trackback

[…] löste bei mir sofort den Reflex aus, mich daran zu erinnern, dass ja auch die CDU in der Vergangenheit schon so manche leere Versprechung abgegeben hat. Im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung dürfte vielem im Osten der Republik sicherlich noch […]

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