Das Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen: Eine Begegnung mit Geschichte, Technik und einem längst vergangenen Stück Ruhrgebiet

Ein Besuch im Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen. Foto(s): Robin Patzwaldt

Es gibt noch immer Orte im Ruhrgebiet, die neu für sich zu entdecken sich lohnt. Am vergangenen Wochenende durfte ich einmal wieder einen solchen kennenlernen. Ein Besuch im Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen, das ich zuvor nur vom Namen her kannte, hat mich positiv überrascht, weshalb ich es heute hier kurz einmal vorstellen möchte. Mein Aufenthalt dort wirkte auf mich wie eine Zeitreise – eine rund zweistündige Rückkehr in längst vergangene Zeiten, interessant nicht nur für eingefleischte Eisenbahnfans.

Schon wenn man das weitläufige Gelände betritt, riecht es nach Öl, Metall und Ruhrgebiets-Geschichte. Wo früher Lokführer ihre Dampfrösser für den nächsten Einsatz rüsteten, kann man heute in aller Ruhe durch die beeindruckende Sammlung schlendern und Eisenbahn-Historie hautnah erleben.

Das Museum befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Bahnbetriebswerks, das zwischen 1916 und 1918 gebaut wurde. Hier wurden einst Lokomotiven mit Wasser, Sand und Kohle versorgt, repariert und für den harten Alltag auf den Schienen fit gemacht. Zu Spitzenzeiten waren mehr als 400 Menschen beschäftigt, bis zu 50 Lokomotiven konnten gleichzeitig betreut werden. Mit dem Ende der Dampflok-Ära geriet das Werk ins Abseits – bis Eisenbahnfreunde 1977 den Grundstein für das Museum legten. Zum Glück, denn sonst wäre ein wichtiges Stück Ruhrgebietsgeschichte verloren gegangen.

Heute wartet auf die Besucher ein Areal von rund 46.000 Quadratmetern – eines der größten Eisenbahnmuseen Deutschlands. Herzstück ist der riesige Lokschuppen mit 14 Ständen und einer Drehscheibe, die auch heute noch in Betrieb gezeigt wird. Über 180 Schienenfahrzeuge stehen auf dem Gelände, von majestätischen Schnellzugdampfloks bis hin zu Dieselloks, Elektrotriebwagen und historischen Waggons. Besonders spannend: Viele der Fahrzeuge sind restauriert und teilweise sogar noch einsatzfähig.

Doch das Museum erzählt nicht nur von der Vergangenheit, sondern auch von Visionen, die nie Realität wurden. So findet sich hier der Transrapid 07, ein Relikt der einst großen Magnetschwebebahn-Träume. Zwischen alten Dampfrössern und modernen Zukunftsplänen entstehen spannende Kontraste – ein perfekter Stoff, um über Mobilität nachzudenken. Zwischen historischen Backsteinbauten, dem neuen Empfangsgebäude von 2019 und den mächtigen Lokomotiven verschmilzt hier Industriekultur mit lebendigem Erlebnis. Ein Ausflug nach Dahlhausen ist deshalb mehr als nur ein Museumsbesuch – es ist eine Begegnung mit Geschichte, Technik und einem Stück Ruhrgebiet, das man so schnell nicht vergisst.

Deshalb kann ich einen Besuch dort jedem unserer Leser nur empfehlen. Es lohnt sich, auch wenn man (wie ich) kein ausgesprochener Eisenbahn-Fan ist.

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ParagrafenPapagei
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2 Monate zuvor

Ein großartiges Museum, in dem ich auch schon mehrfach mit Familie und meiner Partnerin war. Ganz fantastisch und absolut unterstützenswert!

Jedoch geht noch mehr – neben den vielen Objekten, die dort noch auf Sanierung warten, haben auch die AG Muttenthalbahn sowie das Museum Zeche Zollern noch (Eisen-)Bahnschätze, die dringend restauriert werden müssten. Da braucht es mehr Geld und Engagierte – auch zum Erhalt des Erbes unseres Ruhrgebiets.

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