
Als Fan einer ganz anderen Borussia hatte ich quasi einen „neutralen“ Blick, in einer Bonner BVB-Kneipe mit einer sehr schüchternen SO4-Minderheit. Es war fußballerisch eine reine Freude zuzuschauen und das Ergebnis war auch gerecht. Das Spiel hatte alles, was das Fußballherz begehrt. Nicht verschwenderisch viele, aber bezaubernde Spielzüge, rasante Konter, ein durchweg ununterbrochener harter adrenalin- und testosteronhaltiger Kampf, ohne in unsportliche Unfairness oder Kampfsportarten abzugleiten, mit einem guten Schiri. Es war eine Werbung für den Ruhrgebietsfußball, fern der Heimat macht das ein wenig stolz, unbegründet natürlich, denn außer begeistert zugucken trage ich ja nichts dazu bei.
Für einige Teilnehmer des Spiels hat es mich besonders gefreut. Den Namen Kolasinac muss man spätestens ab heute auch außerhalb Gelsenkirchens schreiben lernen. Matip, was ist nur mit dem passiert? Ich habe heute keinen Fehler gesehen. Draxler, noch stärker, als er sowieso schon lange war, Bastos eine echte Verstärkung.
Auch BVB-Fans werden zugeben müssen, dass selbst in der zweiten Halbzeit, als der BVB sich ein spielerisches Übergewicht erarbeitete, die hochkarätigeren Chancen auf der Schalker-Konterseite waren. Darum ist das Ergebnis in meinen Augen gerecht.
Die Dortmunder Probleme: die linke Abwehrseite. Was war da nur los? Während rechts die Gefahren, die von dem starken Bastos ausgingen, durchaus eingedämmt wurden, gab es auf der anderen Seite 5-10 Meter Platz für die Schalker Flankengeber. Es wäre falsch und ungerecht, das nur Schmelzer anzulasten – da stimmte die ganze Mannschaftsorganisation nicht und ich bin sicher, das BVB-Trainerteam wird das auch gesehen haben. Das strategische Übergewicht in der 2. Halbzeit hatte meiner Meinung nach viel mit Nuri Sahin zu tun. Eine Augenweide, diese technische Präzision, das gute Auge für die Spielsituation und die unbedingte Einsatzbereitschaft. Er sollte jetzt mehr Einsatzzeiten bekommen und Reus und Götze sollten ihm die Freistöße überlassen – der eine, den er machte, war schon ein Beinahe-Tor, das kann in der Bundesliga nur Juan Arango besser.






