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„Die nächste Tatort-Leiche bin ich!“

Eine riesige Traube Menschen drängelt sich schon am frühen Morgen vor dem Schauburg-Kino auf der Brückstraße. Eine Agentur hat zum Tatort-Casting eingeladen. Vom Kind über die Hausfrau bis zum Rentner wollen hunderte einmal im Leben in Deutschlands beliebtester Krimi-Serie mitspielen.

„Ich bin ein großer Tatort-Fan und jetzt will ich auch mal mitspielen“, erzählt ein kleiner Junge, der mit seinen Eltern über eine Stunde im Schneetreiben auf der Brückstraße gewartet hat, um endlich zum Casting vorgelassen zu werden. Am liebsten würde er mal sprechen, aber es sei auch spannend einfach nur mal dabei zu sein. Hinter ihm sitzt ein Rentner aus Haltern: „Seit ich in Rente bin, sind Filme mein Hobby, ich habe schon bei RTL in einer Serie mitgespielt und war Komparse beim Kinofilm Vampirschwestern“. Nun also der Tatort.

Die größte Gruppe unter den Bewerbern: Mädchen im Alter zwischen 16 und 21. Sie träumen von einer Filmkarriere. So wie Sina: „Ich habe schon mal Werbung gemacht und hatte auch schon ein Foto-Shooting.“ Der Tatort als nächster Karriereschritt: „Mich hat einfach interessiert wie das ist, wenn man mal so einen richtigen Film dreht.“

Casting 1Vorher muss Sina – so wie alle anderen – einen Fragebogen ausfüllen. Die Casting-Agentur fragt nach persönlichen Angaben wie Name, Adresse, Größe, Alter. Der Fragebogen bekommt eine Nummer und genau die Nummer müssen die Kandidaten dann auf einen weißen DIN-A4-Zettel schreiben, den sie beim anschließenden Foto-Shooting in die Kamera halten. Damit sie später identifiziert werden können. Das war es dann aber auch schon. Kein Vorsprechen, nach dem Fotografieren ist das Casting vorbei.

„Wir sammeln Komparsen für unsere Kartei“, erklärt Gregor Weber von der Casting 5verantwortlichen Castingagentur Eick aus Ennepetal. Ein so großes Casting hat er noch nie durchgeführt: „Manchmal kommen zum Casting fünf Leute, machmal 500, hier dürften es wohl noch ein paar mehr sein.“ Schon in der vergangenen Woche hat das Tlefon durchgehend bei ihm geklingelt, über 50 Mails mit Anfragen kamen am Tag. Weber konnte also schon erahnen, was ihn heute erwarten wird.

Casting 2Sina und die anderen Kandidaten haben keine schlechten Chancen, tatsächlich einmal eine Leiche oder einen Fußgänger zu spielen: „Wir casten für sieben Tatorte in diesem Jahr, für alle NRW-Tatorte. Münster, Köln und Dortmund“, sagt Weber: „Da brauchen wir schon einige hundert Komparsen. Gut 1.000 Bewerber könnten tatsächlich eine Rolle bekommen.“ Dann hat sich das Warten ja für die meisten gelohnt.

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