Drei Buchtipps zum Thema Clan-Kriminalität

Markierungen von Patronenhülsen der Polizei in Duisburg nach einer Clanschießerei Foto: Laurin


Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Clans sind mittlerweile Teil des Alltags. Neben Berlin und Bremen gehört das Ruhrgebiet, und hier vor allem Essen, zu den Zentren der Clans. Am bekanntesten sind arabisch Clans. Ihre Mitglieder stammen aus dem türkisch-syrischen Grenzgebiet, Syrien oder sehen sich als Palästinenser.

Für einen guten Einstieg in das Thema empfehlen sich drei Bücher:

Ralph Ghadban: Arabische Clans. Die unterschätzte Gefahr

Ralph Ghadban wurde im Libanon geboren, studierte Philosophie und zog 1972 nach Berlin. Dort arbeitete er unter anderem als Leiter der Beratungsstelle für Araber beim Diakonischen Werk. Er zeichnet in seinem Buch den Weg der Mhallami-Kurden aus dem türkisch-syrischen Grenzgebiet über den Libanon nach Deutschland auf. Schon in ihren Herkunftsregionen waren sie nie Teil der Mehrheitsgesellschaft und lebten in Stämmen und Clans. Bereits im Libanon gerieten ihre Mitglieder zum Teil in Konflikte mit der Polizei. Die Flucht nach Deutschland war ein praktischer Ausweg, denn die Verfolgung durch den Staat war vergleichsweise lässig. Es gelang, auch durch eine strikte Familienpolitik, innerhalb weniger Generationen Großgruppen zu bilden, die durch enge Familienbande zusammengehalten werden und für die der Islam eine wichtige Rolle spielt. Der deutsche Rechtsstaat wurde nie ernst genommen. Mittlerweile sehen diese Clans Deutschland als ihre Heimat an. Es ist das Zentrum ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten und längst auch der Stammsitz ihrer Familien. Ghadban kritisiert, dass es auch die politische Korrektheit ist, die dafür sorgt, dass das Clan-Problem lange Zeit weder benannt noch entschlossen angegangen wurde. Ghadban wurde von Essener Clans bedroht und stand unter Polizeischutz, nachdem er im libanesischen Fernsehen zum Thema Clans interviewt wurde.

Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer: Die Macht der Clans

Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer haben für Spiegel-TV zahlreiche Reportagen über arabische Clans gedreht. Sie sprachen mit vielen Clan-Mitglieder, begleiteten Prozesse und verfügen auch über gute Kontakte zur Polizei. In ihrem Buch beschreiben sie ein Milieu, das den Rechtsstaat ablehnt, bei seinen Verbrechen brutal vorgeht und sich, wenn es denn mal angegangen wird, perfekt als Opfer zu inszenieren weiß. Ausführlich schildern die beiden Journalisten den Aufstieg einiger der größten Clans von frisch in die Bundesrepublik eingereisten Empfängern üppiger Sozialleistungen, die  sich dank verschwundener Papiere und erlogener Lebensläufe trotz abgelehnter Asylanträge und zahlreicher Vorstrafen nicht abgeschoben wurden, zu Herrschern der kriminellen Szene. Dabei nennen sie Namen, decken Kontakte in die Politik auf. Nicht nur das, wie auch in Essen, Politiker der Grünen und der Linkspartei die von ihnen ausgehende Gefahr herunterspielen, auch ein CDU-Bundestagsabgeordneter bewegte sich im Umfeld der kriminellen Familienbanden.

Für ihre Arbeit wurden Heise und Meyer-Heuer von den Neuen Deutschen Medienmachern im Jahr 2020 mit der „Goldenen Kartoffel“ ausgezeichnet. Der Begriff „Clan“ wird von diesem Verein der Berufsbetroffenen grundsätzlich in Anführungsstriche gesetzt. Die damalige Vorsitzende des Vereins, Ferda Ataman, ist mittlerweile Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung.

Eine ausführliche Besprechung des Buches gab es auf diesem Blog schon 2020.

Olaf Sundermeyer: Bandenland

Olaf Sundermeyer zeichnet in seinem Buch „Bandenland“ das große Bild der Organisierten Kriminalität: Es geht nicht nur um arabische, sondern auch um Roma-Clans und die Mafia. Er beschreibt, wie politische Korrektheit dazu beitrug, dass Problem nicht klar zu erkennen, weil zum Beispiel die Frage nach der Herkunft der Täter als rassistischen gebrandmarkt wurde. Ihm geht es aber auch darum zu zeigen, dass der deutsche Staat zum Teil nicht über die rechtliche Mittel verfügt, gegen die Banden vorzugehen, ihnen keine europaweite Polizeiorganisation, vergleichbar dem amerikanischen FBI, entgegentritt und das Ausmaß der Gefahr schon deshalb nicht erkannt wird, weil nur wenige Delikte angezeigt werden.

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