Duisburg: Stadtfirma kündigt Widerstandsausstellung die Räume

Das berüchtigte Duisburger Immobilien Management macht erneut schlecht von sich reden. Unvermittelt kündigte die stadteigene Firma die Räume einer Gedenkausstellung zu Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus.

Duisburger Dokumentationszentrum der VVN-BdA
Duisburger Dokumentationszentrum der VVN-BdA

Jahrelang schon ist es das Ziel vieler Schulklassen.

Das in Duisburg-Kasslerfeld gelegene Dokumentationszentrum der VVN-BdA ist eine Sammlung zum Duisburger Widerstand und zur Verfolgung in den Jahren 1933 bis 1945. Im Rahmen ihrer Erinnerungsarbeit hat es die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) aufgebaut, das Zentrum existiert seit 1997.

Auf über 120 Tafeln wird die Geschichte des Duisburger Widerstandes und der Verfolgungen während der Nazizeit dokumentiert; dazu Exponate aus Konzentrationslagern und aus dem Widerstand: ein KZ-Anzug, selbst gebasteltes und gemaltes Material aus den KZs, ein einfaches Abzugsgerät aus der damaligen Zeit zur Herstellung von Schriften und Flugblättern, einen Kleiderschrank mit Schreibmaschine, Stuhl und Tisch, genutzt als illegales »Schreibbüro« und anderes mehr. Eine Kopie der Ausstellung kann ganz oder teilweise ausgeliehen werden.

So zeigen wir z.B. die geheime Druckerei, die die Familie Max und Käthe Miklowait im Vorratskämmerchen ihrer Wohnung in Duisburg-Hochfeld betrieben hat, um Flugblätter gegen die Nazis zu schreiben. Unser Kamerad Max ist dafür vier Jahre ins Zuchthaus und dann in ein KZ gegangen.

Ohne Angabe von Gründen hat das Duisburger Immobilien Management vor wenigen Tagen der Ausstellung die Räume gekündigt. Die Kündigung wird am zweiten Mai fällig.

Die nordrhein-westfälische VVN-BdA, die in diesem Jahr ihr siebzigjähriges Bestehen feiert, spricht auf ihrer Website “von einem beispiellosen Vorgang im Umgang mit Gedenkstätten” und bittet um Solidarität der Erinnerungsarbeiter bundesweit.

Schon vor Monaten machte das Duisburger Immobilienmanagement mit einer rücksichtslosen Kündigung von sich reden: Ohne Not wurde einem eingetragenen Verein gekündigt, der auf einem stadteigenen Grundstück in Duisburg Homberg einen Bauwagenplatz betreibt.

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Helmut Junge
8 Jahre zuvor

Was sagen eigentlich die Duisburger Grünen dazu? 1997 haben wir, ich war ja damals noch dabei, genau dieses Projekt unterstützt. Ohne uns wäre es vermutlich gar nicht realisiert worden. Andere im damaligen Rat vertretene (wichtige!) Parteien haben uns damals darauf hingewiesen, daß es im benachbarten Oberhausen ja bereits so etwas gäbe. Deshalb wäre es nach deren Auffassung für Duisburg nicht nötig. Also, was sagen die Grünen in Duisburg dazu? Die sind doch noch im Rat?

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Helmut Junge,
es könnte ja sein, daß die Manager (!!) des Duisburger Immobilien – Managments (!!) sich jetzt wie alle anderen Manager dem Grundprinzip unseres Wirtschaftssystems, hier im Segment des Immobiliengeschäftes , verpflichtet fühlen, nämlich Gewinne machen zu müssen. Und das hat dann eben zur Folge, daß man sich von allem Unrentablen trennt -von Mietern, von Objekten. Und zu vermuten ist, daß die Bürgerschaft, vertreten durch den (Aufsichts-)Rat andernfalls den Manager des Duisburger Immobilien-Managments unternehmerisches Versagen vorhalten könnte, wenn sie sich nicht gewinnorientiert verhalten haben sollten.

Selbst wenn die Bürgerschaft, vertreten durch den Rat, den Manager nicht die Gewinnerzielung zu Pflicht gemacht haben sollte, sondern "nur" eine Führung des städt. Immoblienunternehmens (
als rechtlich und rechnerisch unselbständiger Teil der Verwaltung) nach den Grundsätzen von Effektivität und Effizienz und zumindest der Kostendeckung verpflichtet, ließe sich so das Handeln des Managments als konsequent nachvollziehen.

PS
Helmut Junge,
damit mein Deutungsversuch, dem es hoffentlich nicht an erkennbarer Ironie bzw. an wahrnehmbarem Sarkasmus fehlt- nicht mißverstanden wird:

1.
Ich plädiere mit diesem Versuch nicht dafür, in den Städten prinzipiell und "ohne Weiteres" jedes kommunale Betätigungsfeld primär nach den Zielen (!!) eines privaten Unternehmens auszurichten und immer wenn es "machbar erscheint" für alle kommunalen Handlungsfelder das Prinzip der Gewinnerzielung – zumindest das der Kostendeckung um jeden Preis (wörtlich und bildlich gemeint)-zum primären zu erklären -seitens der Bürgerschaft, vertreten durch den Rat.

2.
Über die Stadt als "Konzern", über die Stadtverwaltung als eine unternehmerische Konzerntochter nachzudenken, folglich u.a. auch über eine an erfolgreichen Unternehmen orientierten Aufbau- und Ablauforganisation und über eine an erfolgreiche Modelle der Unternehmensführung, vornehmlich der Personalführung ausgerichtetes kommunalen "Verwaltungsmanagment" nachzudenken oder darüber nachzudenken, ob und inwieweit sich das Verhältnis der Stadtverwaltung zur Bürgerschaft, besser wohl das Verhalten städt .Mitarbeiter gegenüber den Bürgern "optimieren ließe", wenn die Mitarbeiter den Bürger als "Kunden" verstehen würden, sich ihm gegenüber also "kundenfreundlcih" und nicht als "Bittsteler" zu verhalten hätten, halte ich nach wie vor für geboten -in jeder Stadt-. Ein diesbezügliches Nachdenken und diesbezügliche kommunale Konsequenzen stehen keineswegs in Widersruch zu dem was ich unter 1. angemerkt habe.

Helmut Junge,
ich bitte um Nachsicht, wenn ich mich zum Kommentar und zu Deiner Anmerkung a.) zunächst ein wenig ironisch/sarkastisch geäußert habe und danach b.) viel zu lange und viel zu weit zu Erklärungen "ausgeholt" habe.
Aber….
Letzteres resultiert wohl daraus, daß ich mich mit dieser Thematik/Problematik in den letzten 15 Jahren aktiver beruflicher Tätigkeit als "kommunaler Manager" und als Berater für das kommunalen Managment sehr intensiv und mit einigen Erfolgen als "Überzeuungstäter" befaßt habe. -und dann und wann auch heute noch hier und dort befassen darf.

Helmut Junge
8 Jahre zuvor

Gut Walter Stach, machen wir ein Gedankenexperiment. Du bist der Verwaltungsmensch, der seinen Plan vorträgt und erläutert, und ich sitze für eine Partei im gleichen Gremium, das darüber befinden soll.
Jetzt kommt die Frage. Kannst Du Dir vorstellen, daß ich zu einem, für meine Partei, meinen Wählern, wichtigen Verwaltungsentwurf (Drucksache) nichts sagen würde?
Mindestens das? Ich habe bei meiner ersten Ausschußsitzung keine 10 Minuten gesessen, da hat mich mein Kollege angestubbst und mich aufgefordert, zu dem Tagesordnungspunkt sofort etwas zu sagen. Das kann unangenehm sein, wenn man neu dabei ist. Im Rat war ich Nachrücker. Aber zu TOP 4 bei meiner ersten Ratssitzung habe ich Position bezogen. Da haben sich einige SPD-Ratsherren, die noch nie etwas gesagt haben, ganz irritiert zu mir herumgedreht.
Wie ist das bei Grünes heute? Keine Ahnung, darum frage. Aber wenn da etwas käme, würde ich doch davon irgendwann erfahren. Meine Frau liest immer den Lokalteil der WAZ und berichtet.

Doris Michel
Doris Michel
8 Jahre zuvor

Das Immobilienmanagement hat auf die Anforderung der Schulleitung reagiert. Das ist jetzt – über drei verschiedene Quellen – auch mal bis zur VVN-BdA Duisburg durchgedrungen. (Das Immobilienmanagemant hat offiziell noch keine Begründung für die Kündigung nachgeschoben.) Angeblich um in den Pavillons, in denen sich die Ausstellung und das Archiv der Kreisvereinigung befinden, Kinder im Rollstuhl zu unterrichten. Das ginge unseres Erachtens aber nur nach erheblichen Umbaumaßnahmen. Wir sind in Verhandlungen wegen neuer Räume.

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Helmut Junge,
ich lese Deinen Beitrag -4-erst jetzt.

"Gut so", wenn es für Dich selbstverständlich ist, als Rats-, als Aussschußmitglied Verwaltungsvorlagen kritisch zu hinterfragen.

Wenn ich Deine Frage/Deine Anmerkung über Deine persönliche Antwort darauf richtig verstanden habe, dann berührt sie eine "Problematik" in vielen kommunalen Räten, besser wohl ein mir nachdenkenswert erscheinendes Verständnis von den Rechten/Pflichten eines Ratsmitgliedes.

Ich habe in meinen Leben als Dozent , besser wohl als "sachkundiger"Gesprächsteilnehmer an zahlreichen Seminaren "für neugewählten Ratsmitglieder" teilgenommen. Und zu den Standards in meinen Gesprächen mit den Neuen gehört (e) -auch nach der letzten Komm.wahl hier in meiner Heimatstadt Waltrop:
"Fragen Sie in der Fraktion, im Ausschuß, im Rat solange die Vertreter der Verwaltung, auch wenn das diese und ihre Kollegen augenscheinlich nervt, bis sie sich sicher sind, den Sachverhalt verstanden zu haben. Und wenn das der Verwaltung trotz ihrer Hartnäckigkeit nicht gelingt, dann erklären sie, dem Verwaltungsvorschlag nicht zustimmen zu können."
Helmut Junge,
ich weiß, daß das so nicht immer und daß das so nicht bei jedem Ratsmitglieder erwartet werden kann, wie es Dir selbstverständlich erscheint, aber es erscheint mir wichtig, daß das zumindest als "Handlungsanleitung" von jedem Ratsmitglied bedacht werden sollte.
Aber…….
die alltägliche Praxis spricht dagegen, daß "man" grundsätzlich bereit ist, daß "man" grundsätzlich fähig und willens wäre, sich als Ratsmitglied "an Sinn" und Ziel" meines Ratschlages zu orientieren.
Insofern war und ist Dein Verhalten eben nicht und leider nicht der Regelfall.

Und dem muß Rechnung getragen werden, wenn über das Zustandekommen von Ratsbeschlüssen nachgedacht wird, wenn Ratsmitglieder im nachhinein erklären, die Folgen ihres Beschlusses nicht hinreichend erkannt haben zu können, wenn der Verwaltung nachträglich vorgehalten wird, nicht hinreichend informiert zu haben und wenn die Öffentlichkeit darüber diskutiert.
Die Realität ist eben das eine und meine Vorstellungen sind das andere, und trotzdem versuche ich immer wieder, die "Neuen in den komm.Räten" anzuregen, über meine Vorstellungen von einem verantwortungs-und selbstbewußten Ratsmitglied nachzudenken.

Helmut Junge,
und das Alles sage ich, weil ich -nicht obwohl ich – auf beiden Seiten -hier die komm. Poltik, dort die komm. Adminstration- "Führungsaufgaben" wahrnehmen durfte.

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