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„Duisburg steht auf“ – Querdenker schwurbelten durch Duisburg

Wenn man Heiko Schrang bei Wish bestellt: Ein Rebell in Duisburg; Foto: Peter Ansmann
Wenn man Heiko Schrang bei Wish bestellt: Ein Rebell in Duisburg; Foto: Peter Ansmann

Letzten Donnerstag veranstalte die Gruppe „Wir stehen auf“ eine Demo gegen die Corona-Maßnahmen in Duisburg. Gestern gab es, nur einem Tag nachdem PEgIdA in Duisburg marschierte, wieder eine Veranstaltung der Querdenker – die nach eigenem Bekunden nichts mit Querdenkern zu tun haben.

Mit Extremisten und Verschwörungstheoretikern möchte die Gruppierung, laut einem ihrer Redner, ebenfalls nichts zu tun haben. Eine glatte Lüge, die zu erkennen ist wenn man nur kurz die Telegram-Gruppe der tapferen Widerstandskämpfer überfliegt. Die Demonstration am Montagabend war – selbst für Duisburger Verhältnisse – ein bizarres Ereignis.

„Wir stehen auf“ – Querdenker, die keine sein wollen

387 Mitglieder hat der Telegram-Kanal von „Wir-stehen-auf/DU“ aktuell. Darunter auch Menschen wie „Busfahrer Thomas Brauner“. Geteilt werden dort, neben Videos von Eva „PayPal“ Rosen und anderen Akteuren der Querdenkerszene, auch antisemitische und revisionistische Inhalte: Die NS-Zeit wird mit den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie verglichen. Dazu gibt es eine Fotomontage, auf der die Kontrolle von Bewohnern des Warschauer Ghettos neben einer Impfausweiskontrolle zu sehen ist. Der „Judenstern“ ist im Telegram-Kanal von „Wir-stehen-auf/DU“ im Kontext mit dem QR-Code der Impfpass-App zu finden. Geteilt werden zudem Inhalte des Kanals „Frag uns doch“ zum Thema QAnon und Videos die beweisen sollen, dass Trump noch immer US-Präsident ist und alle Fäden in der Hand hält.

Weshalb sich die Gruppe im Vorfeld anderen Querdenkern distanziert hat, bleibt daher ein Geheimnis: Wir stehen auf/DU ist genauso unappetitlich wie die anderen Gruppen von Coronaleugnern und Impfgegnern.

Relativierung der Schoa: "Wir-stehen-auf/DU"; Screenshot Telegram
Relativierung der Schoa: „Wir-stehen-auf/DU“; Screenshot Telegram

Der Kanal besteht hauptsächlich aus Fake-News, wie z.B. einer glatten Lüge über Heiko von der Leyen, die am 07.12.2021 in der Gruppe geteilt wurde:

Fake-News: Was sonst? Natürlich bei" Wir-stehen-auf/DU"; Screenshot Telegram
Fake-News: Was sonst? Natürlich bei“ Wir-stehen-auf/DU“; Screenshot Telegram

Für den 13. Dezember 2021 hatte die Gruppe zu einer Demonstration in Duisburg geladen.

Demonstration in Duisburg

Etwa 120 Teilnehmer kamen.  Das kann man als Erfolg für die Gruppe sehen, wobei sich dieser relativiert wenn man die Zahlen aus anderen Städten betrachtet: In Ravensburg, das mit nur 50000 Einwohnern wesentlich kleiner als Duisburg ist, gingen in der letzten Woche doppelt so viele Querdenker auf die Straße. Ein interessantes Detail in Duisburg waren die fehlenden Schutzmasken bei den Demonstranten/Widerstandskämpfern/Rebellen. Die Stadt hat, aus welchem Grunde auch immer, auf eine Maskenpflicht bei dem Event verzichtet. Omnikron gefällt dieses Seuchen-Management.

Besonders sinnvoll ist dieses Signal nicht: Einige Meter weiter, auf dem Weihnachtsmarkt, muss man auch als Geimpfter und Genesener den wichtigen Schutz tragen. Warum ausgerechnet in der Kontrollgruppe der Ungeimpften auf Die Maskenpflicht verzichtet wurde, wissen nur die Verantwortlichen der Stadt Duisburg.

Geschützt von der Polizei gegen die Diktatur demonstrieren: Da ist man gerne "Widerstandskämpfer"; Foto: Peter Ansmann
Geschützt von der Polizei gegen die Diktatur demonstrieren: Da ist man gerne „Widerstandskämpfer“; Foto: Peter Ansmann

Ein Einpeitscher, der wie eine Wish-Version von Heiko Schrang wirkte, beschränkte sich darauf Worte wie „Freiheit“, „Frieden“ und „Selbstbestimmung“ zu rufen und erzählte – geschützt von der Staatsmacht, die den Demonstrationszug absicherte – etwas von der aktuellen schlimmen Diktatur in der wir leben. Der Slogan „Merkel muss weg“ fiel, die Überraschung des Abends, zu keinem Zeitpunkt der Kundgebung.

Dass die Gruppe es allerdings nicht ganz so ernst meinst mit der Distanzierung von „besonderen“ Inhalten, wurde bereits beim Start am Rathaus in Duisburg klar, als einer der mutigen Widerstandskämpfer zum Mikrofon griff:

Ich denke, wenn wir das größte noch verhindern wollen – dass die unsere Kinder und Enkelkinder mit ihren komischen Menschenversuchen, die Nachfolger von Mengele und Konsortien und die Gerichtsbarkeit auszurichten wie im dritten Reich – dann ist es richtig und wichtig, dass wir uns hier regelmäßig treffen.

Der Vergleich der Impfkampagne, um COVID-19 einzudämmen, mit den Menschenexperimenten des Massenmörders Josef Mengele wurde vom Orga-Team der Demo nicht kommentiert. Eine Distanzierung fand nicht statt. Ein weiterer Vergleich der heutigen Situation mit der der Zeit des Nationalsozialismus (durch einen mutmaßlichen – wegen des Inhalts der Ansprache – Lehrer) dann am Zwischenstopp der Veranstaltung, vor dem Stadttheater.

Die Organisatoren der Demonstration; Foto: Peter Ansmann
Die Organisatoren der Demonstration; Foto: Peter Ansmann

Den Rückweg zum Rathaus habe ich mir gespart. Am kommenden Montag möchte die Gruppe erneut marschieren: Es wäre schön, wenn dann auf diesem Superspreader-Event der Mund-Nasen-Schutz getragen werden muss. Und dass die Polizei diese Regelung dann nächste Woche auch durchsetzt.

Mein Fazit zu „Wir stehen auf“ ist: Hier handelt es sich um eine extrem unappetitliche Gruppierung – und ist das letzte, was Duisburg in der aktuellen Lauge gebrauchen kann.

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Stefan Brackmann
Stefan Brackmann
2 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Ansmann,

als Gruppeninhaber von Wir-stehen-auf/DU nehme ich gerne Stellung zu Ihrem Artikel. Leider gibt es noch einige Angriffspunkte, die sie sehr gut herausgearbeitet haben. Wir arbeiten intensiv daran, diese abzustellen. Dem Redner mit dem Mengele-Vergleich habe ich sofort angesprochen und gebeten, solche Vergleiche in Zukunft zu unterlassen. Wir werden demnächst auch sofort eingreifen, wenn Inhalte nicht unseren Richtlinien entsprechen.
Dazu gehört jeder Vergleich mit der Vergangenheit sowie Aufrufe zu Gewalt oder ähnlichem.
Inhalte aus Q-Anon-Kanälen sind überwiegend in der letzten Woche bereits gelöscht worden.
Wir sind bemüht, Fake-News zu vermeiden oder sofort zu löschen, das gelingt jedoch nicht immer und zu jeder Zeit. Solche Dinge zu erkennen wird auch in Ihrem Umfeld nicht immer sofort gelingen.
Ich würde mich über eine Kontaktaufnahme freuen, wir möchten gerne einen Konsens auf Augenhöhe erzielen, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sein werden.
Einen freiheitlichen Gruß
Stefan Brackmann

PS: Ich habe mich bereits seit längerem aus der Querdenker-Gruppierung zurückgezogen und bitte das auch in Ihren Aussagen zu berücksichtigen.

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[…] meinen Beitrag “Duisburg steht auf” – Querdenker schwurbelten durch Duisburg war das Thema für mich eigentlich […]

Randolf Thorbjörn
Randolf Thorbjörn
2 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Brackmann,

schön, dass Sie sich hier vom "Querdenkertum" und auch von rechtspopulistischen Gedankengut distanzieren wollen. Beides halte ich nicht für glaubhaft.

Können Sie mir in dem Zusammenhang vielleicht erklären, warum die in Ihrem Telegram-Kanal verlinkte Facebook Community "Gemeinsam für die Freiheit" https://www.facebook.com/GFDF.Westen, erst seit dem 4. Dezember 2021 so heißt und vorher unter dem Begriff DUIGIDA zu finden war? Ist so übrigens für jeden einsehbar in der Seitentransparenz nachzulesen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Gruß
Randolf Thorbjörn

Yasir Koc
Yasir Koc
2 Jahre zuvor

Hallo,

Argumentum ad hominem nennt man das was Sie hier machen. Diese Beleidigungen und Diffamierungen muss ich nicht dulden. Ich erwidere Ihre Worte zu gleichen Maßen. Ihre bodenlosen Argumente als auch bemerkenswert beschränkte Weltsicht verpacken Sie in schön gekleideten Worten und täuschen Ihren Leser. Ich kann mir gut vorstellen wer Sie sind, mit welchen Ängsten Sie leben müssen und wie schwer es Ihnen fällt, zu lieben. Anstatt wegen Ihrer eigenen Probleme Hilfe zu suchen, greifen Sie uns an. Eine kleine aber immer besser vereinigte Gruppe, die nicht mehr nur zusehen will.

Hochachtungsvoll

Yasir Koc

Yasir Koc
Yasir Koc
2 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Ansmann,

möchte genau da weitermachen, wo Sie so liebevoll aufgehört haben. Ich hoffe zwar, dass ich mich irre und Sie das unbeabsichtigt machen. Aber, wenn dem nicht so ist, erkenne ich, dass Sie ein als Kritiker getarnter Spalter der Gesellschaft und verunglimpfter Andersdenkender selbstverständlich keine Hemmungen haben, Ihre Abscheu vor dem Menschen öffentlich für den Zwecke der Selbstbefriedigung vorzutragen. Ich muss mich da in ganz neuem Terrain bewegen und versuche ruhig zu bleiben, da eine falsche Bewegung durch arglistige Menschen dazu ausgenutzt werden würde, mir alles Menschliche abzusprechen, um im selben Augenblick mich den Rechtsverdrehern zum Fraß vorzuwerfen. Aber bleiben wir bei Ihnen, hören Sie entweder zum Schutze aller auf unbeabsichtigt alles in Schutt und Asche zu legen oder wenden Sie sich umgehend an einen geeigneten Facharzt. Ihre Denke vergiftet diese Gesellschaft und führt nicht ansatzweise zur Beruhigung der Lage. Die Konsequenzen werden Sie nicht verantworten wollen, werden Sie aber mit Sicherheit müssen. Ich denke nicht, dass wir Menschen aus reinem Zufall hier sind, sie sind dabei die Ordnung dieser Welt zu zerstören. Kommen wir zu meinen Mitstreitern. Sie mögen sich in der Vergangenheit falsch verhalten haben, sie mögen mich als muslimischen Einwanderer verachtet haben, aber das tun sie nicht mehr und stehen jetzt für das Richtige. Besser wäre es, Sie würden sich nach Ihrer Therapie uns anschließen, so können Sie vielleicht verhindern, dass dieser Staat ihre wichtigsten Kontrollinstanzen weiter außer Gefecht setzt und dass das Grundgesetz nicht mehr das Papier Wert ist auf dem es steht.

Argumentum ad hominem bedeutet übrigens nicht, dass Sie Falschaussagen machen, sondern die inhaltliche Diskussion meiden, weil Sie dieser nicht gewachsen sind und stattdessen den Menschen angreifen. Erstaunlich, wie gut Sie dies können, ohne zu wissen, was es ist. Die Täuschung der Leser findet also über diesen Weg statt, nicht über inhaltliche Verdrehung. Ihre Leser verachten Menschen, die in Not sind und denen Ungerechtigkeit widerfahren ist. Denken Sie da drüber nach und wenn das nicht hilft, tun Sie das bitte nach Ihrer Therapie erneut.

Trotz Ihrer Verachtung und Verletzung meiner Gefühle werde ich Ihnen zukünftig mit absolutem Respekt begegnen, Ihnen als Menschen aus jeder ungerechten Situationen helfen und Sie als Vorzeigemensch meinen eigenen Kindern vorstellen. Dazu müssen Sie nur Ihren Fehler einsehen und sich mit einem entsprechenden Artikel öffentlich entschuldigen. Setzen Sie dieses positive Zeichen in die Welt, ein Zeichen, dass sich herumsprechen und Nachahmer finden wird.

Hochachtungsvoll

Yasir Koc

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[…] einem Kommentar zum Beitrag über die Demonstration vom letzten Montag wurde ich nun aufgefordert “meinen Fehler einzusehen” und mich öffentlich in einem […]

Anti.afd
Anti.afd
2 Jahre zuvor

Lieber Seiteninhaber, ich habe mir mehrmals sorgfältig Ihren Text-Beitrag durchgelesen und bin sprachlos. Ich stelle mir einzig die Frage, haben Sie denn Anzeige gegen etwaige Nutzer gestellt, oder soll ich die Sache übernehmen. Dahingehend darf man nicht schweigen. Erst recht nicht, wenn Antisemitismus und NS Material verbreitet wird. Die Seite ist von staatswegen massiv zu bekämpfen und gehört nicht allein wegen der Störung des öffentlichen Frieden umgehend strafrechtlich verfolgt.

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[…] der Querdenker keine Berührungsängste mit Neonazis und Antisemiten gibt, verwundert nicht: “Dennis, der Entsorger“, früherer Aktivist des PEgIdA-Ablegers in Duisburg marschierte beim Spaziergang am 10. […]

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Peter Ansmann,
mich machen die sog. Querdenker nebst Gleichgesinnten in derem Umfeld -Nazis, Faschisten, Querulanten usw.- nicht nachdenklich, geschweige denn besorgt.
Nachdenklich -nicht besorgt- macht mich jedoch, wie schon oftmals von mir angemerkt, die mediale Aufmerksamkeit, die ihnen gewidmet wird. Ich neige sogar dazu, hier von medialem Getöse zu sprechen und denke über die . Gründe dafür nach.

Meine Anregung, auch an die Kommentatoren hier bei den Ruhrbaronen:

Laßt sie. die Querdenker und ihresgleichen- machen. Laßt sie spazieren gehen. Laßt sie herum pöbeln. Wenn Menschen darin ihre Befriedigung finden, dann steht ihnen diese m.E. zu.

Anmerkung zur Arbeit der Polizei- und Ordnungsbörden -und indirekt gegenüber der Gerichtsbarkeit:

Wenn Querdenker und ihresgleichen, wann, wo , wie und mit welcher Begründung auch immer, gegen geltendes Recht verstoßen. erwarte ich von den Organen des Rechtstaates und von den len in ihnen tätigen "Staatsdienern". dass sie von allen ihren präventiven und repressiven Möglichkeiten konsequent gegenüber diesen Rechtsbrechern Gebrauch machen.
Das rechtsstaatliche Prinzip von der Verhältnismäßigkeit der Mittel verbietet dieses meinerseits von Polizei/Ordnungs- und Justizbehörden erwartete Handeln keineswegs; im Gegenteil. Dann und wann habe ich leider den Eindruck, daß Polizei-/Ordnungsbehörden ihr Tun/Nichtstun gegenüber Rechtsverstößen seitens der Querdenkern pp. allzu zu schnell , unbegründet, für mich nicht nachvollziebar mit der Beachtung des Verhältnismäßigkeitsprinzip zu rechtfertigen versuchen; warum auch immer.

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[…] hier im Blog, antisemitische Inhalte und Mordfantasien toleriert. Von einem Redner, der Vergleiche zwischen der NS-Justiz und den heutigen Gerichten in Deutschland  zog, fand keine Distanzierung durch die Veranstalter […]

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