Von Duisburg nach Münster: Pater Tobias beendet Marathon Nr. 100

Pater Tobias unterwegs im strömenden Regen in Lünen, kurz vor der Ankunft in Werne a.d. Lippe am frühen Nachmittag; Foto: Daniel Elke / Projekt LebensWert
Pater Tobias unterwegs im strömenden Regen in Lünen, kurz vor der Ankunft in Werne a.d. Lippe am frühen Nachmittag; Foto: Tobias Appelt (Team Ruhr)

Pater Tobias läuft für den guten Zweck. Der „Marathon-Pater“ ist ständig in Bewegung, um Spenden für Kinder aus armen Familien zu sammeln. Am Freitag, 5. Juni, hat er einen besonders harten Lauf absolviert:

100 Kilometer, allein – von Duisburg nach Münster. Mehr als 13 Stunden war der Pater unterwegs. 15.000 Euro Spendengeld kamen bei dem Lauf bislang zusammen.

Petrus hatte kein richtiges Erbarmen mit dem guten Hirten aus Duisburg-Neumühl:

Es regnete nur einmal.

„Extrem aktiv“ – anders kann man die Aktivitäten von Pater Tobias wohl nicht bewerten: Die von ihm gegründete LebensWert gGmbH ist verantwortlich für eine Vielzahl von sozialen Projekten im Stadtteil.

Der Marathon-Pater aus Duisburg-Neumühl

Angefangen mit einem Café, einem syrischen Restaurant, Beratungen und Projekte um Kinder in Neumühl, nicht gerade ein Vorzeigestadtteil (Sollte es sowas überhaupt in dieser Stadt geben.) von Duisburg.

Seitdem die Corona-Krise herkömmliche Marathonläufe – mit vielen Menschen – unmöglich gemacht hat, gibt es außerdem das Projekt KiPa-Run – Social Distancing bedeutet nicht wegzusehen. Bei virtuellen Läufen ist man alleine unterwegs – und unterstützt damit benachteilige Kinder in Duisburg.

Am 5. Juni 2020: Ultramarathon von Duisburg nach Münster

Der Marathon-Pater hat schon viele Laufveranstaltungen mitgemacht. Doch der letzte Lauf war selbst für Pater Tobias eine besondere Herausforderung: Am Freitag, 5. Juni, ist Pater Tobias einen Ultramarathon von Duisburg über Werne an der Lippe bis nach Münster gelaufen – ganz alleine, für den guten Zweck. Sein Endziel: Den Dom in Münster zu erreichen, hat der Pater nicht ganz geschafft. Die Steigungen in Kombination mit dem Wetter machten ihn stärker zu schaffen als zuvor gedacht.

100,06 Kilometer hat Pater Tobias bei diesem Solo-Lauf zurückgelegt. 13:30:03 Stunden war der 57-Jährige unterwegs – und konnte rund 15.000 Euro an Spenden einsammeln.

Das Geld wird dringend für soziale Projekte von Pater Tobias benötigt. Wegen der Corona-Pandemie war das Spendenaufkommen zuletzt dramatisch zurückgegangen.

Ich bin froh und stolz, dass ich diesen extremen Lauf geschafft habe.
Gott hat mir die nötige Kraft gegeben. Denn es war gewiss nicht einfach.

sagt Pater Tobias.

Sicherheit geht vor in Zeiten von COVID-19. Fans warten auf die Ankunft des Marathon-Paters - mit Mund-Nasen-Schutzmaske und Fähnchen; Foto: Tobias Appelt (Team Ruhr)
Sicherheit geht vor in Zeiten von COVID-19. Fans warten auf die Ankunft des Marathon-Paters – mit Mund-Nasen-Schutzmaske und Fähnchen; Foto: Tobias Appelt (Team Ruhr)

Um sieben Uhr morgens gab Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link das Startsignal am Gemeindebüro Herz-Jesu in Duisburg-Neumühl.

Dass der Oberbürgermeister persönlich erschienen ist, um mir viel Erfolg zu wünschen, war für mich eine starke Motivation

kommentiert der Marahton-Pater.

Bei zunächst gutem Läufer-Wetter führte sein Weg nun durchs Ruhrgebiet: Duisburg, Oberhausen, Bottrop, Gelsenkirchen, Herne, Castrop-Rauxel, Dortmund, Lünen – und schließlich Werne, die Geburtsstadt von Pater Tobias.

Ich bin gut gestartet, die Bedingungen haben gepasst. Einzig, dass ich allein auf der Strecke unterwegs war, war in gewisser Weise eine Belastung. Andererseits war ich ungeheuer fokussiert, ganz in mir und im Gebet versunken. Das war eine intensive Erfahrung.

Am späten Vormittag schlug das Wetter um. Graue Wolken türmten sich am Himmel. Bald folgte der Regen. Zunächst war es leichter Nieselregen, später heftige Schauer und Gewitter, hinzu kamen kalter Wind und zeitweise heftige Böen.

Ich war nass bis auf die Knochen. Das war kein Vergnügen. Mein einziger Schutz vor der Witterung war ein dünnes Regencape aus Plastikfolie – doch durchgehalten habe ich, weil ich immer daran gedacht habe, warum ich mir das gerade antue: Um Kindern, denen es nicht so gut geht, zu helfen.

Dann, endlich: Werne an der Lippe! Das wichtige Etappenziel erreichte Pater Tobias gegen 16 Uhr.

Später als geplant, aber dieser Lauf war für mich eine Premiere. Da lassen sich die Zeiten nicht exakt vorhersagen. Und die Ankunft war für mich eine wichtige Motivation.

Vor der Kirche St. Christophorus warteten Wernes Bürgermeister Lothar Christ und einige Familienangehörige des Paters.

Diese Begrüßung war phänomenal. Ich war unendlich dankbar.

Lothar Christ (li.), Bürgermeister der Stadt Werne, begrüßt Pater Tobias (re.) bei der Ankunft in seiner Geburtsstadt; Foto: Daniel Elke / Projekt LebensWert
Lothar Christ (li.), Bürgermeister der Stadt Werne, begrüßt Pater Tobias (re.) bei der Ankunft in seiner Geburtsstadt; Foto: Tobias Appelt (Team Ruhr)

Nach kurzem Aufenthalt in Werne setzte Pater Tobias seinen Lauf fort. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits rund 70 Kilometer in den Knochen.

Ich wusste schon vorab, dass die letzte Etappe von Werne nach Münster der härteste Teil der Strecke wird und genau so war es auch.

Pater Tobias bei der Ankunft in Werne an der Lippe. Das Cape ist ein Andenken an seine Teilnahme beim Chicago-Marathon im Oktober 2017; Foto Tobias Appelt (Team Ruhr)
Pater Tobias bei der Ankunft in Werne an der Lippe. Das Cape ist ein Andenken an seine Teilnahme beim Chicago-Marathon im Oktober 2017; Foto Tobias Appelt (Team Ruhr)

Für den Extremlauf hat Pater Tobias in den vergangenen Monaten viel trainiert.

Bewegung macht den Kopf frei. Ich bin dann ganz nah bei Gott und bete ein ‚Vater unser‘ und ein ‚Gegrüßet seist du Maria‘ während des Laufens.

sagt der Geistliche. Doch das Wetter zeigte sich am Freitag unerbittlich. Nach Wochen der Trockenheit goss es ausgerechnet am Tag des Laufs wie aus Eimern. Die Temperatur lag zeitweise im einstelligen Bereich. Und das Münsterland überraschte dann doch mit mehr Steigungen, als man gemeinhin erwarten dürfte.

Besonders die Passagen, die ich entlang der Landstraßen gelaufen bin, waren kräftezehrend. Ich kam zwar voran, doch langsam schwand meine Energie. Mein Ziel lautete nun: 100 Kilometer! Es war mein 100. Marathon – daher war die 100-Kilometer-Marke für mich von besonderer symbolischer Bedeutung.

Als diese magische Grenze überschritten war, an einer Straßenkreuzung an der B54 in Münster, traf Pater Tobias eine Entscheidung:

Nur 11 Kilometer trennten mich noch vom Dom, den ich ursprünglich als Ziel gewählt hatte. Doch mir fehlte die Kraft, die letzten Kilometer zu gehen. Ich wandte mich im Gebet an Gott, der mich immer auf meinen Wegen leitet, und da wurde mir bewusst: Hier kann ich anhalten, ich habe heute viel erreicht, es ist genug.

So endete für Pater Tobias gegen 21.30 Uhr ein außergewöhnlicher Lauf-Tag, der mehr als 13 Stunden zuvor begonnen hatte. Sein einziger Wunsch in diesem Moment: eine heiße Dusche, trockene Klamotten und ein warmes Bett.

Werne: Abgekämpft, aber glücklich. Das Wetter war suboptimal. Die erlaufene Spendensumme ist dafür eindrucksvoll; Foto: Tobias Appelt (Team Ruhr)
Werne: Abgekämpft, aber glücklich. Das Wetter war suboptimal. Die erlaufene Spendensumme ist dafür eindrucksvoll; Foto: Tobias Appelt (Team Ruhr)

Erfreulich auch der Blick aufs Spendenkonto. Es gab viele Sponsoren, die Pater Tobias‘ Lauf unterstützt haben.

Bisher haben wir rund 15.000 Euro an Spenden von Privatleuten und Unternehmen erhalten. Das ist ein wunderbares Ergebnis. Jeder Euro zählt. Mit jeder Spende, egal, ob groß oder klein, können wir den Kindern helfen und viel erreichen

berichtet Pater Tobias.

Mit diesen Spenden werden unter anderem Schwimmkurse für Kinder über Pater Tobias‘ gemeinnütziges Projekt LebensWert finanziert.

Hier kann man für das Projekt spenden!

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