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Entscheidet am Ende die Stimmungslage bei den Fans des VfL Bochum und des FC Schalke 04 über das Wohl und Wehe der Klubs?

Das Ruhrstadion in Bochum. Foto: Roland W. Waniek

Die Ruhrgebietsvertreter VfL Bochum und Schalke 04 gehörten am vergangenen Wochenende beide zu den großen Verlieren des 26. Spieltags der Saison 2022/23 in der Fußball-Bundesliga. Die Bochumer unterlagen im heimischen Ruhrstadion dem VfB Stuttgart mit 2:3, während die Schalker beim 0:2 in Hoffenheim den Kürzeren zogen. Nach Abschluss des Spieltages rangiert der VfL in der Tabelle nun auf Platz 15, also noch immer knapp über dem Strich, der die Abstiegsränge markiert, während die Gelsenkirchener wieder die Rote Laterne des Tabellenletzten mit sich herumschleppen müssen.

Eigentlich müsste die Stimmung im Umfeld der Klubs in Gelsenkirchen dementsprechend schlecht sein, während man an der Castroper Straße in Bochum, nur wenige Kilometer weiter, noch vergleichsweise entspannt in Richtung Zukunft blicken könnte. Eigentlich wohlgemerkt, denn in der Realität ist es erstaunlicher Weise genau umgekehrt!

Der schwache Auftritt der Königsblauen in Hoffenheim stellte niemanden im Lager der Gäste zufrieden. Obwohl der Klub über 10.000 Fans mit in den Kraichgau brachte, spielte die Mannschaft über weite Phasen der Begegnung uninspiriert, wirkte nicht 100%ig bei der Sache. Und das, trotz der mahnenden Worte der Verantwortlichen, die die Partie im Vorfeld zu einem Endspiel ausgerufen hatten.

In früheren Zeiten wäre ein solcher Auftritt wohl Grund genug gewesen, heftige Unmutsäußerungen der Fans zu provozieren und für Aufregung und Unsicherheit im Verein zu sorgen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an die Situation vor zwei Jahren, als die Mannschaft nach der Rückkehr von einer Auswärtsniederlage in Bielefeld zurückkehrte, und von eigenen Anhängern körperlich attackiert wurde, sprichwörtlich um die Arena in Gelsenkirchen gejagt wurde.

In diesem Jahr scheint bei den Knappen alles anders zu sein. Obwohl wieder ganz am Ende der Tabelle platziert, herrscht zwischen Team und großen Teilen der Fans ein beachtlicher Zusammenhalt. Zumindest bisher. Auch nach dem bitteren Rückschlag in Sinsheim blieb das so. Die Anhänger der Schalker scheinen realisiert zu haben, dass der Kader aktuell nicht viel mehr hergibt, dass mit Abstiegskampf bis zum Saisonende zu rechnen war und ist.

Ganz anders die Lage wenige Kilometer weiter, in Bochum. Auch hier war allen Beteiligten eigentlich schon vor Saisonbeginn klar, dass es nach der fast optimal verlaufenen Vorsaison in diesem Jahr schwer werden würde, noch einmal die Klasse zu halten.

Und noch liegt der VfL über dem Strich, hätte sich also einmal mehr gerettet. Dennoch ist die Stimmung deutlich gereizter als beim Ruhrgebietskontrahenten. Die noch vor wenigen Monaten so sehr gelobte Einheit zwischen Anhängerschaft und Team ist offenkundig massiv gestört, die Stimmung im Umfeld extrem schlecht. Negativer Höhepunkt dieser Entwicklung war eine direkte Konfrontation von Torhüter Manuel Riemann mit einem Anhänger nach Schlusspfiff der Heimpleite gegen Stuttgart.

Riemann, der von Teilen der eigenen Fans während des Spiels offenbar verbal heftig attackiert wurde, nachdem er zuvor durch mehrere Unsicherheiten sportlich unangenehm aufgefallen war, das Gegentor zum 1:3 in der 63. Minute sogar direkt verschuldete, indem er am Ball vorbeigriff, verlor hinterher komplett die Nerven, stürmte auf die Tribüne um einen offenbar pöbelnden Fan direkt zu konfrontieren. Ordnungskräfte konnten zwar schlimmeres verhindern, doch der Imageschaden war da bereits in der Welt.

Der VfL sah sich hinterher sogar zu einer Stellungnahme gezwungen, in der er an die eigenen Fans appellierte die gemeinsame Basis nicht aufzukündigen (siehe unten), da nur so der angestrebte Klassenerhalt realisiert werden könne. Bemerkenswert, zumal die Bochumer in der Tabelle ja noch immer fünf Zähler vor den Schalkern liegen und grundsätzlich recht gute Karten haben, sich auch diesmal in der Liga zu halten.

Das wahrnehmbare Stimmungsbild in beiden Vereinen deutet hingegen auf eine umgekehrte Ausgangslage hin. Doch während sie sich in Gelsenkirchen nach der Pleite vom Wochenende in diesen Stunden schon direkt wieder voll auf die kommenden Aufgaben konzentrieren können, hängt die Heimniederlage gegen die Schwaben dem VfL offensichtlich noch immer nach, kostet die Befriedung der eigenen Anhängerschaft unnötig Kraft und Konzentration.

Sowas habe ich in meinen gut 40 Jahren als begeisterter Fußballanhänger in dieser Form bisher nur sehr selten beobachten können bzw. müssen. Wir alle dürfen gespannt sein, wo die Teams am Ende der Saison in der Tabelle landen werden. Und vielleicht wird dann noch einmal sehr intensiv darüber diskutiert, welchen Einfluss die eigenen Fans auf die Leistung der Mannschaften in den finalen Duellen dieser Spielzeit gehabt haben…

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