Werbung

Kommunalwahlwerbung: In Duisburg ausnahmsweise mal spannend

"Lebenswert" - Oberbürgermeister Sören Link auf einer Plakatwerbung der SPD; Foto: Peter Ansmann
„Lebenswert“ – Oberbürgermeister Sören Link auf einer Plakatwerbung der SPD; Foto: Peter Ansmann

Plakatwerbung ist für mich – irgendwie – so 1914: Ich beachte sie eigentlich nicht mehr. Einen Nutzen sehe ich in der altbackenen Werbeform auch nicht mehr. Botschaften und Inhalte lassen sich besser über soziale Medien, die Zeitung, Radio und TV transportieren.

In Duisburg ist diese Form der Werbung aktuell trotzdem spannend: Auf zahlreichen Plakaten – die Botschaften wie „Lebenswert“, „Sicherheit“, „Wohnen“ transportieren – lächelt der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link dem potenziellen Wähler entgegen.

SPD wirbt mit Sören Link: Der steht aber nicht zur Wahl

Die Plakatwerbung sorgt für viel Diskussion im Netz. Grund: Kritiker sehen das Neutralitätsgebot, das für Bürgermeister gilt, verletzt. Die geplante Doppelspitze für die Duisburger Sozen, bestehend aus MdL Sarah Phillip und Oberbürgermeister Sören Link, wird kritisch gesehen und sorgt für zusätzliche Diskussionen. (FDP kritisiert OB: „Link verstößt gegen das Neutralitätsgebot“)

Besonderes Geschmäckle bei der aktuellen Plakatwerbung in Duisburg: In Stolberg wurde, durch die Regierungspräsidentin im Regierungsbezirk Köln, eine Wahlkampfkampagne der SPD bemängelt – da diese gegen das Neutralitätsgebot verstieß. Spannendes Detail dabei: Die verantwortliche Regierungspräsidentin heißt Gisela Walsken – und ist derzeit stellvertretende Vorsitzende der SPD Duisburg.

Stolberg pfui, Duisburg hui! Screenshot
Stolberg pfui, Duisburg hui! Screenshot

Die Plakate, mit dem Konterfei des aktuellen Schulzes, dürfte also weiterhin ein Thema sein. Bis zur Kommunalwahl ist es ja schließlich noch Zeit. Dass der Oberbürgermeister in diesem Jahr überhaupt nicht zur Wahl steht, sorgt aktuell in diversen Facebook-Gruppen für Belustigung.

Satirisch aufs Korn genommen werden die inhaltsleeren Aussagen der SPD-Werbung durch DIE PARTEI Duisburg. Sabine Hampe und Heiko Schubert, Kandidaten der PARTEI, können so aus der unglücklichen SPD-Kampagne zumindest noch etwas Sinnvolles weiterentwickeln.

"WOHNEN - Hier? Nicht ihr Ernst, oder?" Screenshot Facebook
„WOHNEN – Hier? Nicht ihr Ernst, oder?“ Screenshot

Chapeau, Junges Duisburg!

Ebenfalls für Diskussionen in Duisburg dürfte die aktuelle Kampagne von Junges Duisburg sorgen: Im positiven Sinne. Die kommunale Wählergemeinschaft bringt aktuell mit ihrer Plakatkampagne lokale Themen auf den Punkt – und hat heute Morgen spontan ein diabolisches Grinsen auf mein Gesicht gezaubert. Ich fahre nicht sehr oft Bahn, wegen Corona sowieso nicht mehr. Pünktlich war die U79, seit Januar 2019 (Umzug nach Duisburg!) kein einziges Mal. Die LED-Anzeigen und Lautsprecherdurchsagen, die eine 20-minütige Verspätung aus welchem Grund auch immer ankündigen: Sie verbessern die Laune auch nicht, besonders wenn es pressiert und man auf die Bahn angewiesen ist.  JUDU bringt dieses Probleme humorvoll auf den Punkt.

Junges Duisburg: Kommunalwerbung kann auch lustig sein; Foto: Peter Ansmann
Junges Duisburg: Kommunalwerbung kann auch lustig sein; Foto: Peter Ansmann

Die Wahlwerbung von Junges Duisburg: Inhalte werden hier humorvoll transportiert – und dieses Plakat wird jeden leidgeprüften Nutzer der Duisburger Verkehrsbetriebe (DVG) ein Grinsen ins Gesicht zaubern – während man auf die verdammte Straßenbahn wartet.

Plakatwerbung: Diese veraltete Form der Werbung – hier in Duisburg hat sie das Potenzial für Diskussionen. Gewollt und ungewollt.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
7 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Harry
Harry
3 Jahre zuvor

Natürlich reicht es nicht, Plakatwerbung zu betreiben, um aufzufallen, um inhaltliche Aussagen zu verbreiten oder u m zu überzeugen. Aber dass diese altmodische Reklame nicht ganz überflüssig ist, zeigt der Artikel von Peter Ansmann doch auch. Denn immerhin das JUDU-Plakat ist dem Autor aufgefallen und hat einige Gedankengänge ausgelöst. In der Öffentlichkeitsarbeit muss man sich auf alle möglichen Medien beziehen, altmodische und moderne. Wenn von einem Kandidaten oder von einer Partei kein einziges Plakat in der Stadt hängt, ist er oder sie eben auch weniger bis gar nicht präsent in der Öffentlichkeit.

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

Der OB steht selber nicht zur Wahl an und sollte auch "über" den Parteien stehen, also "neutral" sein.
Aber er ist vielen Wählern bekannt. Immerhin! Das kann man nicht von den Kandidaten seiner Patrtei sagen. Einige Kandidaten anderer Parteien sind einfach in der Wählerschaft bekannter.
Ehrlich gesagt kenne ich selber den SPD-Kandidaten in meinem Wahlkreis nicht. Das wird sich ändern, wenn ich die Briefwahlunterlagen habe. Dann kenne ich zumindest den Namen. Ob der mir dann was sagt? Mal sehen. Ähnlich scheint es auch in Oberhausen zu laufen. Ich wohne ja an der Stadtgrenze und heute haben ich ein Wahlplakat mit Bild von OB Daniel Schranz gesehen.

Michael Andreas
Michael Andreas
3 Jahre zuvor

"…Botschaften lassen sich besser über soziale Medien, die Zeitung, Radio und TV transportieren." Mag sein, aber es gibt ja auch viele Leute wie mich, die das Gekeife der asozialen Medien meiden und überregionale Zeitungen lesen, selte nur lokale. Und welche Wahlwerbung (zumal bei Kommunalwahlen) soll denn in Radio und TV laufen? Im allgemeinen Werbegeknatter geht das sowieso überwiegend unter. Die Plakate machen wenigstens deutlich: bald ist Wahl. Zumindest ein nostalgisches Moment hatdas. Und man wird auf Listen aufmerksam, die man in den asoziaen Medien gar nicht erst gesucht hätte.

trackback

[…] Kommunalwahlkampf in Duisburg setzt die SPD auch auf den positiven Effekt des Oberbürgermeisters. Auf Plakaten im ganzen Stadtgebiet sieht man den Schulzes von Duisburg mit den zentralen Wahlkampfaussagen der […]

trackback

[…] Neutralitätsgebot ist in Wahlkampfzeiten eine heikle Sache. In Duisburg wirbt die SPD mit Plakaten, auf denen Sören Link – Oberbürgermeister der Stadt Duisburg […]

Werbung