Kovač liefert, Şahin kostet – BVB kämpft gegen das eigene Versäumnis

BVB-Trainer Niko Kovač (Zweiter von rechts) hat derzeit gut lachen. Foto: Robin Patzwaldt

Neu-Trainer Niko Kovač scheint die Mannschaft von Borussia Dortmund inzwischen einigermaßen in den Griff bekommen zu haben. Das gestrige 4:0 im heimischen Westfalenstadion gegen den VfL Wolfsburg beförderte den BVB zumindest über Nacht auf Tabellenplatz vier der Fußball-Bundesliga. Damit ist die Qualifikation für die kommende Champions-League-Saison für den Revierklub zwei Spieltage vor Saisonende wieder möglich. In den vergangenen sechs Ligaspielen holten die Schwarzgelben beachtliche 16 von 18 möglichen Punkten.

Die über weite Phasen der Saison 2024/25 so bitter enttäuschende Mannschaft zeigt nun unter dem erfahrenen Coach wieder deutlich häufiger, was in ihr steckt. Das ist schön. Und dennoch fragt man sich als langjähriger Fan, warum sie dazu nicht schon früher in der Lage war. Denn: Die Qualität dazu hatte der Kader ja auch schon in den verflucht nervigen Monaten zuvor. Und diese Frage trübt auch in diesen besseren Tagen den Gedanken an diese Mannschaft. „Mannschaft“ darf man sie ja erst seit Kurzem wieder nennen.

Ob sich die Borussia in zwei Wochen tatsächlich wieder für die Königsklasse qualifiziert haben wird, ist derzeit trotz der aktuellen Erfolgswelle eher fraglich. Ausstehende Begegnungen bei Bayer 04 Leverkusen und in Dortmund gegen den FSV Kiel müssen erst einmal gewonnen werden, wenn man in der Endtabelle tatsächlich vor dem SC Freiburg landen will. Insbesondere das Auswärtsspiel gegen den amtierenden Deutschen Meister am kommenden Wochenende dürfte zur Herausforderung werden. Und selbst wenn der BVB beide verbleibenden Aufgaben meistert, ist er von den Ergebnissen der Breisgauer abhängig. Diese spielen noch gegen Leverkusen, in Kiel und daheim gegen Eintracht Frankfurt. Beide Teams haben aktuell 51 Punkte. Freiburg hat noch drei Chancen zu punkten, Dortmund nur zwei. Holt Freiburg mehr als zwei Siege, hat der BVB das Nachsehen – egal, wie er selbst abschneidet. Die Situation ist also schwierig, aber nicht hoffnungslos.

Dass die Westfalen zwei Spieltage vor Saisonende überhaupt noch diese Möglichkeit haben, ist mehr, als man als BVB-Fan vor wenigen Wochen noch zu hoffen gewagt hätte. Das ist einerseits natürlich ein Grund zur Freude – selbst wenn es für den Vorjahresfinalisten am Ende nicht für die Qualifikation zur Champions League reichen sollte. Fest steht schon jetzt: Dortmund hat zurück auf die Erfolgsspur gefunden. Das bestätigt nicht nur die Arbeit von Trainer Kovač, das macht auch Hoffnung auf eine weniger nervenaufreibende Spielzeit 2025/26 im Fußball-Oberhaus.

Zugleich lässt es einen als Anhänger aber auch nachdenklich zurück. Denn es zeigt, was mit diesem Kader möglich gewesen wäre, hätte sich der BVB nicht den sportlichen Absturz unter Coach Nuri Şahin geleistet. Der unerfahrene Trainer war offenbar nicht in der Lage, den komplizierten Kader zu führen – mit dem Ergebnis, dass die Mannschaft ihm vollständig entglitt. Der Schaden war zum Zeitpunkt der Trennung zu Jahresbeginn offenbar bereits so groß, dass es selbst dem erfahrenen Kovač in den ersten Wochen seiner Amtszeit nicht gelang, das Team zu stabilisieren und zurück in erfolgreichere Fahrwasser zu führen.

Nun könnte es in der Endabrechnung knapp nicht gereicht haben – was die Borussia einen Millionenbetrag an entgangenen Einnahmen kosten könnte. Das Sahin-Experiment, das vor allem durch Wohlfühlfaktor und BVB-Familie zu überzeugen versuchte, könnte sich im Rückblick als teures Wagnis erweisen. Sollte es am Ende tatsächlich an wenigen Punkten scheitern, dass der BVB den Sprung unter die ersten Vier schafft, wäre das überaus ärgerlich – gerade in diesen Tagen und Stunden, auch wenn die aktuelle Erfolgswelle natürlich allen Dortmundern gut tut.

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