Medien im Gaza-Konflikt: Blind vor lauter Haltung

Die Wahrheit ist nicht immer einfach zu erkennen. Aber der Einsatz dafür lohnt sich. Grafik generiert mit Sora
Die Wahrheit ist nicht immer einfach zu erkennen. Aber der Einsatz dafür lohnt sich. Grafik generiert mit Sora


Guter Journalismus hat eine einfache, aber anspruchsvolle Aufgabe: Er soll der Meinungsbildung der Menschen mittels wahrhaftiger, nachprüfbarer Informationen dienen. Doch gerade im anhaltenden Gaza-Konflikt zeigt sich, wie schwer sich viele Medien damit tun, dieser Aufgabe gerecht zu werden.

Gaza liegt bei der Pressefreiheit am unteren Ende

Die Washington Post musste kürzlich einen Artikel über einen angeblichen israelischen Angriff mit mehr als 30 Toten zurückziehen. Die ursprüngliche Berichterstattung stützte sich auf unbestätigte Angaben aus dem Hamas-kontrollierten Gazastreifen und ließ die israelische Gegendarstellung ungenügend zur Geltung kommen. Erst nach Veröffentlichung von Videomaterial, das die Vorwürfe widerlegte, folgte die Korrektur. Es war nicht das erste Mal, dass westliche Medien voreilige Schlüsse zogen und dabei bereitwillig Propaganda aus einem Gebiet übernahmen, das laut Reporter ohne Grenzen auf Rang 163 von 180 Ländern und Regionen bei der Pressefreiheit liegt.

Trotz dieser schlechten Voraussetzungen übernehmen Redaktionen regelmäßig Meldungen aus Gaza, ohne sie ausreichend zu verifizieren. Dabei ist bekannt, wie massiv die Hamas gegen kritische Journalisten vorgeht. Der Reporter Omar Abd Rabou etwa wurde nach eigenen Angaben von vermummten Männern mit Eisenstangen zusammengeschlagen (taz), weil er kritisch über die Hamas berichtet hatte. In sozialen Netzwerken bat er verzweifelt um Hilfe und darum, Gaza verlassen zu dürfen. Auch andere Journalisten wurden laut palästinensischer Journalistenunion von Hamas-Kräften, unter anderem in Krankenhäusern, attackiert. Diese Übergriffe, die sich eindeutig gegen die Pressefreiheit richten, finden in der hiesigen Berichterstattung kaum Beachtung, ebenso wenig wie die ideologische Indoktrination im Gazastreifen oder die systematische Unterdrückung von Frauen, Homosexuellen und Andersdenkenden.

Die Mär von der blockierten Versorgung

Ein Pfeiler und gern genommene Grundlage unredlicher Berichterstattung: Das angebliche Blocken von Versorgungsgütern für Gaza durch Israel. Dabei wurden allein nach Angaben der UN seit dem 19. Mai 2025 mehr als 2000 LKW mit Hilfsgütern auf der israelischen Seite abgefertigt. Davon erreichten jedoch nur 260 Fahrzeuge tatsächlich die vorgesehenen Verteilzentren. Über 1700 Lastwagen wurden entweder direkt geplündert oder durch bewaffnete Gruppen, darunter auch Hamas-Kämpfer, abgefangen und beschlagnahmt. Die Vereinten Nationen bestätigen damit selbst, dass rund 87 Prozent der Hilfslieferungen ihr Ziel nicht erreichen. Und dennoch hält sich hartnäckig die Behauptung, Israel blockiere die humanitäre Versorgung – obwohl das Land seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 über 25000 Hilfstransporte ermöglicht hat. Allein über den Übergang Kerem Shalom gelangen täglich Hunderte Tonnen Lebensmittel, Medikamente und Wasser in den Gazastreifen – koordiniert, bewacht und unter hohem Risiko.

Kaum Erwähnung findet sich in der aktuellen Berichterstattung auch für die „Gaza Humanitarian Foundation (GHF)“. Mit politischer Rückendeckung aus den USA und Israel verfolgt die erst in diesem Jahr gegründete Organisation das Ziel, die umstrittene UNRWA als bislang führende Instanz in der humanitären Versorgung abzulösen – und erste Erfolge sind bereits sichtbar: Seit Mai betreibt die GHF vier eigene Verteilzentren im Gazastreifen und konnte nach eigenen Angaben bereits zwischen 11 und 17 Millionen Mahlzeiten an Bedürftige ausgeben. Der Ansatz: transparente Logistik, direkte Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und konsequente Abgrenzung gegenüber bewaffneten Gruppen. Die GHF gilt damit als neues, wirksames Modell humanitärer Hilfe in einer Region, in der Vertrauen, Versorgungssicherheit und Neutralität überlebenswichtig sind. Davon aber bekommt man in Deutschland kaum etwas mit, hier überwiegt die Kritik daran, dass die USA und Israel die Versorgung der Bevölkerung in Gaza in die eigene Hände nehmen – die eine oder andere intellektuelle Bratwurst spricht hier sogar von einem PR-Stunt.

Entlarvende Umfragen: Gaza bleibt eine Gefahr für das Leben israelischer Bürger

Aber warum eigentlich sollte Israel seine Feinde ernähren? In Gaza existiert ein gesellschaftliches Klima, das in seiner Radikalität erschreckt. In einer Umfrage des Palestinian Center for Policy and Survey Research gaben 87 Prozent der Palästinenser an, am 7. Oktober 2023, dem Tag des Hamas-Massakers in Israel, seien keine Verbrechen gegenüber Juden begangen worden. Etwa die Hälfte hält den Angriff für gerechtfertigt. Nur 40 Prozent der Palästinenser befürworten eine Zwei-Staaten-Lösung, während 46 Prozent einen bewaffneten Kampf zur Durchsetzung politischer Ziele unterstützen. Die Mehrheit der Bewohner des Gazastreifens ist gegen eine Entwaffnung der Hamas. Und dennoch wird in weiten Teilen Europas die palästinensische Seite nahezu reflexartig unterstützt – selbst wenn sie sich nicht von einer Terrororganisation abgrenzt, die ihre eigene Bevölkerung als Schutzschild benutzt.

Diese bedingungslose Parteinahme hat mit humanitärer Solidarität wenig zu tun. Wer heute „Free Palestine“ ruft, ohne sich mit den Fakten zu beschäftigen, ignoriert nicht nur die geopolitische Realität, sondern auch das Leid der Geiseln, die bis heute von der Hamas festgehalten werden. Ebenso werden die Millionen Menschen in anderen Diktaturen der Welt vergessen, denen keine vergleichbare öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird. Es ist ein alarmierendes Zeichen, wenn sich vermeintlich weltoffene Kreise einseitig mit einem unterdrückerischen Regime solidarisieren – und dabei nicht erkennen, wie sehr sie damit der Wahrheit, dem Frieden und letztlich auch der Gerechtigkeit einen Bärendienst erweisen.

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hase12
hase12
4 Monate zuvor

Mein Eindruck ist, dass die selbsternannten weltoffenen Kreise, gar nicht weltoffen sind, sondern mit unserer freiheitlich-westlichen Kultur und Zivilisation ein grundsätzliches Problem haben. Die Selbstbezeichnung weltoffen kann man bei diesen Leuten daher nur als Fassade verstehen und auffassen.

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