Naturwunder mit Hufen – Die Wildpferde von Dülmen

Bei den Wildpferden in Dülmen. Foto(s): Robin Patzwaldt

Mitten im westlichen Münsterland, eingebettet in die Moor- und Heidelandschaft des Merfelder Bruchs, leben sie – die letzten Wildpferde Europas: die Dülmener Wildpferde. Seit Jahrhunderten ziehen diese robusten, kleinen Pferde durch das rund 400 Hektar große Reservat westlich der Stadt Dülmen.

Ihre Existenz ist ein lebendiges Zeugnis für die ursprüngliche Tierwelt Mitteleuropas – und kaut Expertenmeinung zugleich ein gelungenes Beispiel für gelebten Artenschutz. Viel hatte ich schon darüber gelesen und gehört, Jetzt bin ich endlich auch mal hingefahren und habe für die Ruhrbarone ein paar Eindrücke aus Dülmen mitgebracht.

Erstmals urkundlich erwähnt wurden die „wilden Pferde“ im Jahr 1316. Über Jahrhunderte streiften sie weitgehend unbehelligt durch die sumpfigen Landschaften, bis im 19. Jahrhundert durch zunehmende Kultivierung ihre Lebensräume bedroht wurden. Der damalige Herzog von Croÿ ergriff die Initiative und stellte ein eingezäuntes Gelände zur Verfügung – die sogenannte Wildpferdebahn.

Hier leben heute rund 300 bis 400 Tiere fast ohne menschlichen Einfluss. Sie erhalten keine Namen, tragen keine Hufeisen und führen ein Leben in natürlicher Herdenstruktur, angeführt von erfahrenen Stuten. Nur in besonders strengen Wintern bekommen sie Heu als zusätzliche Futterquelle.

Die wohl bekannteste Tradition rund um die Dülmener Wildpferde ist der jährliche Wildpferdefang, der jeweils am letzten Samstag im Mai stattfindet. Dabei werden die einjährigen Hengste von erfahrenen Reitern – mittlerweile auch Reiterinnen – von Hand eingefangen. Ziel ist es, die natürliche Balance der Herde zu wahren: Überzählige männliche Tiere könnten sonst Rangordnungskämpfe provozieren oder Inzucht begünstigen.

Die eingefangenen Jungtiere werden, so die Veranstalter, in gute Hände abgegeben, viele finden später als Reit- oder Therapiepferde ein neues Zuhause. Erst kürzlich war das Ereignis auch wieder im WDR-Fernsehen zu sehen, was mich anregte, nun endlich einmal selber nach Dülmen zu fahren, um mich dort umzusehen.

Neben ihrer biologischen Bedeutung – das Erbgut der Wildpferde gilt als besonders ursprünglich – ist das Reservat auch ein beliebtes Ausflugsziel. Zwischen Frühling und Herbst kann die Wildpferdebahn an Wochenenden und Feiertagen besichtigt werden. Der Eintritt beträgt für Erwachsene moderate 5 Euro.

Fazit: Durch die Umzäunung wirkte das Erlebnis auf mich weniger ‚wild‘ und ursprünglich als erwartet. Einen Besuch ist die Wildpferdebahn aber (auch für mich, der ich nicht unbedingt als ‚Pferdenarr‘ bekannt bin ;-)) auf jeden Fall wert gewesen.

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