Polen offenbart ungeahnte Schwächen beim Team der Weltmeister

Polens Stürmer Robert Lewandowski, hier noch im BVB-Trikot. Foto: (c) Christopher Neundorf
Polens Stürmer Robert Lewandowski, hier noch im BVB-Trikot. Foto: (c) Christopher Neundorf

DFB-Auswahlspieler Thomas Müller hatte sich im Vorfeld der gestrigen Begegnung der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Polen, nach eigenen Angaben, mit seinem Münchener Vereinsfußballkollegen Robert Lewandowski auf ein ‚Unentschieden mit einem Sieg für Deutschland‘ geeinigt.
Doch die Realität wollte den scherzhaft auf der Pressekonferenz vor der Begegnung gemachten Anmerkung Müllers im Warschauer Nationalstadion gestern nicht so recht entsprechen. Mit 2:0 siegten die Polen im EM-Qualifikationsspiel und schafften damit Fußballhistorisches. Noch nie zuvor hatte eine polnische Auswahl eine Bundesdeutsche besiegen können. Für die Löw-Elf bekommt die nächste Begegnung auf dem Weg zur Europameisterschaft 2016, am Dienstag in Gelsenkirchen gegen Irland, plötzlich nun eine ganz andere sportliche Bedeutung.

Nein, das hatte im Vorfeld wohl nicht nur Thomas Müller ganz anders erwartet. Zwar wurde allgemein das Auswärtsspiel in Polen als das vermeintlich Schwerste auf dem Weg zur EM für die Auswahl der DFB-Els betrachtet, doch das der Weltmeister in Warschau tatsächlich verlieren würde, damit hatte wohl kaum jemand, auch Vertreter der Löw-Elf nicht, gerechnet. In Interviews vor dem Spiel ging es stets darum die Begegnung möglichst zu gewinnen. Es sollte dann doch anders kommen…
Im ersten Spiel in Anwesenheit des neuen Assistenztrainers, Thomas Schneider, dominierte die Deutsche Mannschaft das Spiel in nahezu allen relevanten Statistiken, nur nicht in der entscheidenden, den erzielten Treffern. Mehr Torschüsse, mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe.
Und trotzdem gelang es ihr erstmals seit inzwischen vier Jahren nicht einen eigenen Treffer in einem Pflichtspiel zu erzielen. Doch statt in einem solchen Spiel zumindest ein torloses Unentschieden zu erreichen, brachte ein Kontergegentreffer von Arek Milik (51.) die DFB-Auswahl sogar auf die selten erlebte Verliererstraße. Für den in der Bundesliga bereits für Augsburg und Leverkusen aktiv gewesenen Milik war es der dritte Treffer im elften Auftritt für sein Heimatland.
Nachdem auch die Schlussoffensive der Gäste, bis auf einen Lattentreffer des eingewechselten Lukas Podolski, nicht viel zustande brachte, besiegelte Sebastian Mila (88.) dann in den Schlussminuten mit dem vorentscheidenden 2:0, nach schöner Vorarbeit des in Dortmund aktiven Łukasz Piszczek, die erste Pflichtspielniederlage des Weltmeisters seit der Niederlage gegen Italien bei der EM 2012, bemerkenswerter Weise an selber Stelle, im Nationalstadion der Polnischen Hauptstadt, in Warschau.
Im Vorfeld des Spiels war hierzulande, wenn es um die Polnische Auswahl ging, viel, um nicht zu sagen fast ausschließlich, über Ex-BVB-Stürmer Robert Lewandowski gesprochen worden, der der angeblich einzige Topstar im Team der Gastgeber sei. Doch Lewandowski blieb an diesem Abend relativ blass, sogar ganz ohne eigenen Torschuss. Die Tore erzielten gestern andere. Beim abschließenden 2:0 leistete Lewandowski allerdings die entscheidende Vorarbeit.
Durch diese etwas unerwartete Niederlage, es war erst die zweite in der Ära Jogi Löw in einem Qualifikationsspiel für ein großes Turnier, fiel Deutschland vor dem nächsten Spiel am kommenden Dienstag in Gelsenkirchen gegen Irland auf Platz 4 in der Gruppe zurück.
Plötzlich erscheint auch der enttäuschende Auftritt im ersten Qualifikationsspiel vor ein paar Wochen in Dortmund, als man Schottland nur mühsam mit 2:1 besiegen konnte, in einem ganz anderen Licht. Es befindet sich offenkundig noch immer ordentlich Sand im Getriebe des im Sommer allseits so hochgelobten Weltmeisterteams.
Eine ungewohnt defensive Rolle für den großen Favoriten auf die Qualifikation für die Endrunde des Turniers in Frankreich in dieser Qualifikationsgruppe.
Man darf gespannt sein, wie die DFB-Elf auf den ungewohnten Druck vor dem Spiel in der Arena in Gelsenkirchen reagieren wird. Leistungssteigerung oder Verkrampfung? Noch ist es nicht wirklich abzusehen.
Jedenfalls wird das Spiel in der kommenden Woche nun wesentlich mehr Aufmerksamkeit erhalten, als es wohl nicht nur Thomas Müller vor der gestrigen Begegnung noch gedacht hätte…

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WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Robin,
gut so, daß die DFB-Auswahl ‚mal wieder nach langer Zeit ein wichtiges Spiel verloren hat; jeder weiß also spätestens jetzt, daß die DFB-Auswahl nicht unschlagbar ist – die Spieler, der Trainer, die Fans, zukünftige Gegner. Ich hatte den Eindruck, daß das zumindest Einigen von ihnen nach dem Gewinn der WM nicht mehr hinreichend bewußt war.

Gut so, daß dieser „Warnschuß“ jetzt gekommen ist. Ich bin sicher, daß eine solche Niederlage „zur rechten Zeit“ uns nicht an der Qualifikation zur EM hindern wird.

Im übrigen fand ich die spielerische Leistung in den 9o Minuten insgesamt durchaus „in Ordnung“, auch angesichts einiger Veränderungern im Kader. Unstrittig, daß es gestern an „Treffsicherheit“ gefehlt hat, eben auch hier und da an dem notwenigen Glück -sh.Lattentreffer Podolski u.a.mehr-. Und unstrittig, daß dem Neuer ein dicker Fehler unterlaufen ist.
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Nach dem gesamten Spielverlauf hat die polnische Auswahl -taktisch gut eingestellt, verbissen gekämpf-letztendlich glücklich gewonnen;die DFB-Auswsahl hat unglücklich verloren.

Jetzt können wir umso gespannter auf das nächste Spiel am Dienstag gegen Irland blicken. Auch die Iren wissen spätestens jetzt, daß man -mit etwas Glück- auch die DFB-Auswahl schlagen kann und die weiß, daß allein eine deutliche spielerische Überlegenheit nicht, nicht immer,reicht, um zu gewinnen.

Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Noch ist Polen, ääh, Deutschland nicht verloren.

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