Serie: Wie esoterisch ist mein Gesundheitsministerium? Teil 6: Bayern

Ab nach Bayern. In den Freistaat. Für unsere Serie „Wie esoterisch ist mein Gesundheitsministerium?„. Allen Unkenrufen zum Trotz gehört der stolze Staat im Süden zur Bundesrepublik. Mit all seinen Eigenheiten. Denn da, wo andere „Senatoren“ oder „Landesminister“ haben, ernennen die Bayern einen „Staatsminister“. Mal sehen, wie der es mit der Esoterik hält…

 

Der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Gesundheit Marcel Huber (Quelle: Wikipedia)
Der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Gesundheit Marcel Huber (Quelle: Wikipedia)

 

 

Heutiges Bundesland: Bayern

Staatsminister für Umwelt und Gesundheit:
Dr. Marcel Huber (55)

Parteibuch: CSU

Die Bewertung: Für jede Antwort werden 0 bis 5 Globuli vergeben. Je mehr Globuli, desto esoterischer das Gesundheitsministerium. Insgesamt können also 15 Globuli erreicht werden, wobei dies wohl nur der DHU erstrebenswert erscheinen dürfte.

 

 

 

 

1. Wie steht Minister Huber zur Alternativmedizin? Sieht er darin „zu überwachende Quacksalberei“ oder eine „gleichzuberechtigende Alternative zur Schulmedizin und Naturheilverfahren“?

Alternativmedizinische Verfahren basieren meist nicht auf den anerkannten Grundlagen der Medizin und sind oft in ihrer Wirksamkeit nicht wissenschaftlich belegt. Insofern können sie grundsätzlich nicht als gleichberechtigt bewertet werden. Die medizinische Fachwelt erkennt jedoch zunehmend an, dass in bestimmten Fällen eine Behandlung nach den wissenschaftlich basierten Kriterien der Schulmedizin durch naturheilkundliche und alternative Methoden unterstützt werden kann. So haben Naturheilverfahren und manche alternativmedzinische Behandlungsmethoden, soweit sie medizinisch notwendigen Qualitätskriterien genügen, Eingang in die medizinische Praxis gefunden.

Bewertung: 0 Globuli.

 

 

2. Wie steht Staatsminister Huber zur evidenzbasierten Medizin? Welche Rolle schreibt er allgemein empirischen Wirkbefunden zu?

Das Ursache-Wirkungsgefüge von diagnostischen und therapeutischen Methoden mit wissenschaftlichen Methoden objektiv zu beurteilen, ist Anliegen der evidenzbasierten Medizin. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Köln wurde eigens zu dem Zweck errichtet, Nutzen und Schaden von medizinischen Maßnahmen für Patienten zu bewerten und über Vorteile und Nachteile von Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zu informieren. Nicht für alle medizinischen Verfahren liegen evidenzbasierte Daten vor. In diesen Fällen muss sich der Arzt oder Heilpraktiker auf Erfahrungswerte von wissenschaftlichen Untersuchungen, also empirische Wirkbefunde, verlassen.

Bewertung: 0 Globuli.

 

 

3. Was empfiehlt Staatsminister Huber in Fällen, in denen alternativmedizinische Vorstellungen diametral zu denen der Schulmedizin sind, bspw. im Bereich des Impfschutzes?

Impfungen gehören zu den wirksamsten und effektivsten Präventionsmaßnahmen in der Medizin. Sie ermöglichen einen individuellen Schutz vor zum Teil tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten. Es gibt hierfür derzeit keine alternativen Präventionsmaßnahmen, die eine vergleichbare Wirkung und damit einen vergleichbaren Schutz erzielen könnten. Daher wird allen Menschen geraten, sich sachlich und objektiv über das Thema Impfen zu informieren und sich entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut impfen zu lassen.

Bewertung: 0 Globuli.

Soweit die Antworten aus dem Freistaat Bayern.
Wir kommen auf eine Esoterikwertung von 0 Globuli.

 

Erläuterungen

Das bestmögliche Ergebnis. Respekt in den Süden. So unsympathisch uns die Bayern oft beim Fußball sind, so sehr müssen wir die Haltung des Staatsministers für Gesundheit positiv bewerten.

Es fängt schon bei der ersten Antwort an. Da wird nicht nur zwischen Alternativmedizin und Naturheilverfahren unterschieden, sondern auch unmißverständlich klargestellt, dass Alternativmedizin „nicht als gleichberechtigt bewertet“ werden könne, da die verwandten Verfahren oft weder  „auf den anerkannten Grundlagen der Medizin“ basieren nocht „in ihrer Wirksamkeit nicht wissenschaftlich belegt“ sind. Punktum richtig und unesoterisch. Dass Verfahren aber stützend verwendet werden, und Eingang finden können, sofern sie medizinische Standards erfüllen, hat einen Hauch von Esoterik – aber eben nur einen Hauch – und es gehört schon eine voreingenomme Lesart dazu, um hierfür einen Globulus zu vergeben. Und die haben wir hier nicht.

Bei der zweiten Antwort springt geradezu ins Auge, dass erstmals ein Minister einen Bezug zum Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) herstellt. Das IQWIG und sein Leiter Prof. Jürgen Windeler treten dabei an vorderster Front für die evidenzbasierte Medizin ein. Minister Huber läßt hier auch erkennen, dass er weiss, was zu tun ist, wenn bisher keine Evidenz vorliegt, nämlich nicht einfach alles machen, was irgendwer vorschlägt, sondern dann zumindest prüfen, ob es „Erfahrungswerte von wissenschaftlichen Untersuchungen, also empirische Wirkbefunde“ gibt.

Auch das Bekenntnis zum Impfschutz könnte kaum deutlich ausfallen. Neben dem erfreulichen Verweis auf die Ständige Impfkomission beeindruckt eine Feststellung: „Es gibt hierfür (das Impfen) derzeit keine alternativen Präventionsmaßnahmen, die eine vergleichbare Wirkung und damit einen vergleichbaren Schutz erzielen könnten.

Auch wenn es schwer fällt: vielleicht kann man doch etwas von den Bayern lernen….

Update: Bundestag diskutiert über Antisemitismus in der Linkspartei

Die Studie von Samuel Salzborn und Sebastian Voigt über den Antisemitismus in der Linkspartei ist heute Thema im Bundestag.

Im Rahmen einer Aktuellen Stunde wird sich heute der Bundestag ab 15.35 Uhr mit der Studie von Samuel Salzborn und Sebastian Voigt „Antisemiten als Koalitionspartner?“ beschäftigen. Beantragt haben das Thema die Fraktionen von CDU/CSU und FDP:

Antisemitische Positionen werden in der Linkspartei zunehmend salonfähig. Zu dieser Erkenntnis gelangen zwei Wissenschaftler der Universitäten Gießen

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Gänsefüßchen-Affäre: Scheiß auf den Doktor!

Nein, es kommt nicht auf einen Doktortitel mehr oder weniger an. Selbstverständlich nicht. Auf wen die magischen zwei Buchstaben so ähnlich wirken wie ein Adelstitel, der macht sich auch etwas aus Adelstiteln. Der wird nicht imstande sein zu erkennen, wie wenig edel so mancher Blaublüter agiert geschweige denn, wie viele mit akademischen Graden ausgestattete Flachköpfe mit Wort und Tat die Gegend verunsichern. Da jedoch unverkennbar auch noch das 21. Jahrhundert übervölkert ist mit Leuten, denen ein Herr Doktor allein durch seine Präsenz Minderwertigkeitsgefühle bereiten kann, und die vor einem Herrn Baron beinah vor Ehrfurcht erstarren, gleichzeitig aber dieselben Leute mit dem in modernen Demokratien üblichen Wahlrecht ausgestattet sind, sind diese Kindereien ganz so belanglos dann eben doch nicht. 

Davon abgesehen ist die politische Relevanz des Umstands, dass Guttenberg bei seiner Dissertation gepfuscht hatte, gleich Null. Afghanistankrieg, Bundeswehrreform, Skandale um zweifelhafte Männlichkeitsrituale in der Truppe – das wären eigentlich die Themen, die eine demokratische Öffentlichkeit zu beschäftigen hätten. Fairerweise muss erwähnt werden, dass diese politischen Fragen ja auch tatsächlich medial erörtert wurden und werden. Offensichtlich nicht annähernd mit der Leidenschaft, mit der Guttenbergs Schummelei gegenwärtig durchgekaut wird. Politisch an und für sich  vollkommen irrelevant; doch es lässt sich einfach nicht davon absehen, dass auch heute (noch?) die angeführte „demokratische Öffentlichkeit“ gegen die dominierenden Elemente vordemokratischen Bewusstseins wenig ausrichten kann. 

Wäre es anders, wie viele Leute würden sich einer solch strapaziösen Prozedur eines Promotionsverfahrens ohne Not unterziehen? Wie hoch wäre im Falle einer „demokratische Öffentlichkeit“, die sich auf politisch relevante Vorgänge konzentriert, die Auflage der Bildzeitung, wie viele Visits hätten dann – nur mal so als ein Beispiel – die Ruhrbarone? Warum interessieren selbst wir uns für die Glaubwürdigkeit eines Politikers, gerade so, als wenn es in einer Demokratie darauf ankäme, einem Politiker irgendetwas zu glauben? Ein offenkundig vordemokratisches Bewusstseinselement. In einer Demokratie – so sollte man meinen – tritt ein Politiker / eine Politikerin / eine Partei vor der Wahl mit einem Programm an, um dann nach der Wahl regelmäßig Rechenschaft abzulegen, sprich: sich demokratisch kontrollieren zu lassen. 

Wir glauben gar nichts; wir kontrollieren. Glaubwürdigkeit unterstellt – aus nachvollziehbaren Gründen -, dass Politiker bescheißen. Der nachvollziehbare Grund: es sind hinreichend Leute vorhanden, die sich bescheißen lassen. Ich bin darüber hinaus fest davon überzeugt, dass eine überaus große Zahl der Wähler sich bescheißen lassen will. Dies ist jedoch in der aktuellen Gänsefüßchen-Affäre nicht der springende Punkt. Und selbst wenn: der Beschiss sollte nicht so offensichtlich zutage treten, dass es selbst den romantischsten Zeitgenossen schwer fällt, sich weiterhin selbst zu bescheißen. Man will es lieber nicht so genau wissen. Und wer versteht schon etwas von den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens – in einem Land, in dem es kein Privileg der Boulevardpresse ist, den Lesern erklären zu müssen, was eine Dissertation ist? 

Insofern wohnt, wie die Frankfurter Rundschau (FR) kommentiert, dem jetzigen Schlamassel für Guttenberg eine „tiefere Gerechtigkeit“ inne. Oder sagen wir besser, weil Gerechtigkeit ein ebenso abgründiger Begriff ist wie Glaubwürdigkeit, so dass man gar nicht wissen möchte, was wohl eine tiefere Gerechtigkeit sein könnte: der ganze Schlamassel kommt nicht von ungefähr. „Es war Guttenberg, der diesen Weg der apolitischen Selbstvermarktung – man könnte auch sagen: der Trivialisierung von Politik – betrat. Genau das fällt jetzt auf ihn zurück.“ (FR – nichts mehr ohne Quellenangabe!). 

Und weil das so ist, hilft auch der Hinweis, seine Doktorarbeit sei doch völlig schnurze, kein Stück weiter. Da kann dieser Franz Josef Wagner in der Bildzeitung flehen, so laut er will: „Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor“. Es nützt nichts. Natürlich kann man auf den Doktor scheißen; das denkt sich auch der beknackteste Bildzeitungsleser. Aber man darf nicht bescheißen. Das machen zwar alle anderen Politiker ohne Unterlass, denkt sich der Bildzeitungsleser. Alle anderen Politiker außer Guttenberg. Der Guttenberg, der eben nicht. Genau der, das war einer mit Glaubwürdigkeit – plus Adelstitel, plus Doktortitel, hübsche Frau, süße Kinder. Und ausgerechnet der hat „seine“ Universität beschissen, alle diese hohen Herren, Damen und Herren – nur Professoren!

Die Verteidigungslinie „Scheiß auf den Doktor“ ist also völlig daneben gebaut. Thema verfehlt, setzen, sechs. Auch das Gequater von einem „politisch motivierten Angriff von ganz Linksaußen“ (CSU-Friedrich) wird nicht viel helfen – jetzt, wo die Frankfurter Allgemeine und die Neue Zürcher an der Spitze der Bewegung stehen. Auch die Mahnung um Besonnenheit, man möge doch erst einmal die Untersuchungsergebnisse abwarten, sind nichts als Tinnef: die Belege sind eindeutig, mannigfaltig, und … sie stehen im Internet. Obwohl: genau das ist es! Untersuchungsergebnisse abwarten. Na klar! Für Guttenberg wird alles davon abhängen, ob er sich „nur“ eine Rüge einfängt oder ob ihm der Doktortitel aberkannt wird. Das ist die Frage aller Fragen. 

Bleibt es bei einer Rüge, hat Merkel immerhin 2013 Ruhe vor ihm. Ist der Doktortitel futsch, haben wir alle Ruhe vor ihm. Für immer.

CDU: Wir haben die Kraft

Große Verwirrung in Berlin: Gerade stellt Bundeskanzlerin Angela Merkel das Regierungsprogramm (pdf) der Unionsparteien vor. Mit einem höchst seltsamen Motto: "Wir haben die Kraft". Wir fragen uns: Was will die CDU ausgerechnet mit der SPD-Landesvorsitzenden? Haben sie sie entführt, ist Kraft übergetreten? Was wird jetzt aus Angela Merkel? Und, natürlich: Was werden Hannelore Krafts Anwälte nun wieder dagegen unternehmen?

Bild: phoenix/ ruhrbarone

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Europawahl: Bajuwarischer Denksport

Laut ARD-Hochrechnung von 20:02 Uhr hat die CSU 7,2 Prozent der Wählerstimmen erreicht. Vorausgegangen war eine Zitterpartie – auch wegen einer Bauernschaft, die in Bayern teils neue Wege ging. Die CSU hatte in Sachen Gen-Technik nicht erkannt, wo die Glocken hängen.

Nun muß sie fleissig nachdenken, was ihr das Wahlergebnis sagen soll und wie repräsentativ es für andere Wahlen sein könnte. Sie hat laut aktueller Hochrechnung des ZDF von 21:30 Uhr 49,5% der bayrischen Wählerstimmen bekommen und will nun wieder von der absoluten Mehrheit auch irgendwann im Landtag träumen.

Die bisherige Hochrechnung geht von einer bundesweiten Wahlbeteiligung von 42,5 Prozent aus, 2004 waren es 43 Prozent. Diese insgesamt geringe Wahlbeteiligung sowie das dazu relativ gute Wahlergebnis für die CSU in Bayern hat es ihr ermöglicht, die 5%-Hürde deutlich zu überspringen.