Alles außer Pop – RIP McCoy Tyner

Es ist einer der faszinierenden Aspekte des Jazz, dass sich wie in keiner anderen Musik die Persönlichkeit des Künstlers in seiner Musik wiederfindet. Je näher man sich mit einem Musiker beschäftigt, desto mehr scheint man seinen Charakter in seinen Stücken zu erkennen und je mehr von seiner Musik man hört, desto besser scheint man den Menschen dahinter kennenzulernen.

Natürlich ist vieles davon Spekulation. Doch ich glaube nicht, dass ich mich irre, wenn ich sage, dass McCoy Tyner ein bescheidener und liebenswerter Mensch war, ein loyaler, ruhiger und doch von tiefer Leidenschaft und gewaltiger Liebe erfüllter Mensch. Liebe zur Musik, vermutlich auch Liebe zu den Menschen.

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Bochum kann Jazz!

Cool-Jazz im "Oval Office": Max Wehner an der Posaune (Foto: Roland W. Waniek, 16. Oktober 2019)
Cool-Jazz im "Oval Office": Max Wehner an der Posaune (Foto: Roland W. Waniek, 16. Oktober 2019)
Cool-Jazz im Bochumer „Oval Office“: Max Wehner an der Posaune (Foto: Roland W. Waniek, 16. Oktober 2019)

 

Bochums Nachtleben ist das beste im ganzen Ruhrgebiet – wenn es um Kneipen und Biergärten geht. Was bislang fehlte, ist ein Jazzkeller. Nun nicht mehr: Seit kurzem gibt es Live Jazz im Schauspielhaus-Keller, mit Nachtbar-Atmosphäre und Niveau.

JAZZ AT THE OFFICE heißen die Abende in der „Oval Office Bar“.

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Alles außer Pop – Sun Ra Arkestra live in Mainz

Es gibt nur wenige Bands, deren Leader so charismatisch sind, dass die Band nach dessen Tod einfach weiter existiert. Die Big Bands von Duke Ellington oder Charles Mingus sind Beispiele. Und natürlich das Sun Ra Arkestra. Die Legende, fast schon so etwas wie eine Religionsgemeinschaft zu sein, ist sicher auch ein Image-Trick gewesen. Aber angeblich haben die Mitglieder des Arkestras zeitweise wirklich wie in einer Kommune gelebt. Nach Sun Ras Tod führte zunächst John Gilmore die Band weiter. 1995 ging der Fackelstab weiter an Marshall Allen.

Dieser Vorreiter des Avantgarde-Saxofons und langjährige Mitreisende auf dem interstellaren Raumschiff wird in wenigen Tagen 95.

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LARIZA in Dortmund

LARIZA, Foto: Christian Apwisch

Als Opener der Jazz-Session am kommenden Montag um 20 Uhr im Domicil in Dortmund tritt die aufstrebende Kölner Jazzformation LARIZA auf:
Tänzelnd. treibend. ruhend. knisternd.
Die Kölner Band LARIZA, bestehend aus sechs jungen Musiker*innen, präsentiert eine Musik, die Erwartungen erfüllt und wieder bricht, die Geschichten erzählt, in denen die Grenze zwischen Traum und Realität zerfließt. Sie vertont Illusionen im Weltall, Fragen über die Ursprünge des Lebens, den Zauber der Natur und Wagnisse menschlichen Zusammenseins.
Frontsängerin und Komponistin Lena-Larissa Senge greift in ihren Texten Themen des alltäglichen Lebens auf, die sie in ihrer Einfachheit wirken lässt und ins Absurde entführt. Was daraus musikalisch entsteht, ist eine Form des progressiven Jazz, der durch verschiedene Elemente aus Neo-Soul, Folklore und Popmusik beeinflusst ist. In den schrägen und zarten Klangwogen schmunzelt ein Geist, der zwischen den Extremen balanciert und gleichzeitig nach Einheit strebt. Mit einer intuitiven Neugier, die alles bis auf den Grund durchdringen möchte, führt die Musik das Publikum an unbekannte Orte und lässt auf jeder Reise Raum für Fantasie.
Auf der Sakura Tour wagt sich die Band erneut in unbefahrene Gewässer vor. Neben den Songs ihrer zuletzt online erschienen EP Native Tribes, präsentiert LARIZA neue Songs, darunter Sakura – ein Song über das Erwachen und die schöpfende Kraft des Neubeginns.

Mehr zu den Jam-Sessions im Domicil.

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Alles außer Pop – Coltrane kocht mit Wasser (aber lecker)

Es ist zwar erfreulich, aber keine umwerfende Überraschung, wenn ein neues Coltrane-Album herauskommt. Selbst bei Musikern, die eine kürzere Schaffensphase hatten, erscheinen postum immer wieder neue Platten und Coltrane hat wahrscheinlich mehr musiziert als jeder andere Mensch. Er soll ja sogar in den Pausen zwischen zwei Auftritten in der Garderobe weiter geprobt haben.

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Alles außer Pop – Sind Schallplatten Lebewesen?

Na klar. Platten sind Individuen, mit einer Geschichte, einem Charakter, Stärken und Schwächen. Das gilt ganz besonders für gebrauchte Platten. Ich habe zwei große Strömungen in meiner Sammlung: Neues Vinyl mit Gitarrenmusik und gebrauchte Jazz-Platten. Natürlich gibt es auch Ausreißer. Aber zumeist kaufe ich Musik aus dem Metal-, Hardcore- und Etcetera-Bereich frisch beim Mailorder. Ich bin sowieso kein systematischer Sammler, der unbedingt alte Lücken füllen muss und dafür bei Discogs und Ebay Archäologe spielt. Aber neben den neuen Gitarrenalben kaufe ich Jazzplatten und da am liebsten Second-Hand.

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Premiere in Dortmund: Die Blume von Hawaii

„Die Blume von Hawaii“ am Theater Dortmund (Foto: Björn Hickmann / Stage Picture)

Ein Geständnis: So sehr ich mich stets redliche mühe, unvoreingenommen an jeden Theaterabend heranzugehen und persönliche Vorlieben zunächst auszublenden, gibt es doch im Positiven wie im Negativen Schlüsselreize gegen die ich kaum ankomme. Ich denke, dass ich mit diesem Problem unter meinen Kollegen allerdings auch nicht alleine bin. Einer dieser Schlüsselreize ist für mich Glitter. Wenn es auf der Bühne ordentlich funkelt und glitzert, bin ich zumindest schon einmal milde gestimmt. Bei der Premiere von Paul Abrahams Jazz-Operette „Die Blume von Hawaii“ am Theater Dortmund am 21.1. glitzerte es schon bevor der Vorhang überhaupt aufging. Mark Weigel steht

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