Es war am Ende ein klarer Sieg auf dem Papier: 3:0 gewann der FC Bayern München am Samstagnachmittag bei Borussia Mönchengladbach, spielte abgeklärt, effektiv, fast schon routiniert. Doch so souverän das Ergebnis aussieht – auf den Rängen, in den sozialen Medien und in den Talkrunden danach ging es nicht um die Tore, sondern um das alte, leidige Thema: Wird der Rekordmeister in der Bundesliga bevorzugt? Gibt es bei den Schiedsrichtern einen Bayern-Bonus?
Videobeweis auf Schalke. Archiv-Foto: Michael Kamps
Im Regelfall hat der sogenannte Videobeweis im Profifußball nur wenige Freunde. Seit Jahren schon wird mehrheitlich und wiederholt über ihn gemeckert. Er nehme den Fans im Stadion die Emotionen, wenn nach einem vermeintlichen Treffer erst minutenlang über die Gültigkeit eines Tores diskutiert werden würde. Zudem schaffe er am ende auch nicht wirklich mehr Gerechtigkeit. Aufwand und Nutzen stünden hier in keinem sinnvollen Verhältnis, heißt es immer wieder.
Und teilweise ist die Kritik an ihm ja auch zweifelsohne durchaus berechtigt. Wenn ein Schiedsrichter sich erst minutenlang mit dem berüchtigten ‚Keller‘ in Köln unterhält, um dann womöglich anschließend selber noch eine gefühlte Ewigkeit auf den Monitor zu starren, bis eine endgültige Entscheidung fällt, dann nervt einen das als Fan extrem. Ganz klar!
Andererseits wird einem als Zuschauer aber auch immer wieder vor Augen bzw. Ohren geführt, wie viel Gutes der Videobeweis im Fußball mit sich bringt. Und die eindrücklichste Gelegenheit dieser Art, die wurde uns am vergangenen Wochenende gerade erst wieder einmal ins Haus geliefert.
DFB-Pokal und Meisterschale. Foto: Robin Patzwaldt
Noch immer steht die Leistung von Schiedsrichter Sascha Stegemann beim kleinen Revierderby zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund (1:1) am vergangenen Freitag im Mittelpunkt der Diskussionen von Experten und Fußballfans im Lande.
Der Videobeweis kann Fußballfans nerven. Archiv-Foto: Michael Kamps
Neben der Tatsache, dass der FC Bayern München die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga durch seine 1:2-Niederlage bei Bayer 04 Leverkusen am 25. Spieltag des Fußballoberhauses an Borussia Dortmund verloren hat, beschäftigt heute insbesondere das kuriose Zustandekommen der Pleite des Rekordmeisters die Fußballfans im Lande.
Schiedsrichter Tobias Stieler verhängte gleich zwei Elfmeter gegen die Bayern, nachdem er den Videobeweis zur Hilfe genommen hatte. Ursprünglich hatte er in beiden Szenen gegen die Leverkusener entschieden und zwei Mal die Gelbe Karte wegen Schwalbe gezeigt. Beide Strafstöße wurden verwertet und sorgten für die zwei Treffer der Gastgeber.
Das Ruhrstadion in Bochum. Archiv-Foto: Roland W. Waniek
Gemessen an den Erwartungen spielt der VfL Bochum in der Fußball-Bundesliga eine herausragende Saison. Der Aufsteiger kommt nach 26 Saisonspielen 2021/22 auf beachtliche 32 Punkte und dürfte nach menschlichem Ermessen mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben.
Trainer Thomas Reis und seine Schützlinge sorgten im Fußballoberhaus wiederholt für positive Überraschungen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an das 4:2 im heimischen Ruhrstadion gegen den FC Bayern München vom Februar.
Doch seit Freitag steht der VfL jetzt leider auch für eine der schändlichsten Stunden dieser Spielzeit. Und das, obwohl der Klub da eigentlich gar nichts für kann.
TV-Kamera im Dortmunder Stadion. Foto: Robin Patzwaldt
Seit Jahren wurde und wird er bekanntlich schon diskutiert. Unzählige Fehlentscheidungen im Fußball haben die Rufe nach dem Videobeweis im Profifußball zuletzt immer lauter werden lassen. Besonders auch der Abosender ‚Sky‘ forcierte jüngst mit seinen Schiedsrichterexperten rund um den Ex-Unparteiischen Dr. Markus Merk hierzulande die immer lauter werdenden Forderungen in Richtung einer schnellstmöglichen Einführung.
Nun hat man sich auf internationaler Ebene tatsächlich zu einer ausführlicheren Testphase des Ganzen durchringen können. Etwas überraschend vielleicht sogar, wenn man die Trägheit der internationalen Organisationen in diesem Bereich so bedenkt.
Am Ende des sportlich doch eher unbedeutenden ‚Confed Cup 2017‘, der in den vergangenen drei Wochen bekanntlich zwischen acht teilnehmenden Fußballnationen in Russland ausgespielt wurde, und den eine Deutsche B- oder sogar C-Elf am Sonntagabend sogar mit 1:0 gegen Chile im Finale gewinnen konnte, steht jedoch als größte Erkenntnis des Turniers fest: Der Videobeweis ist eindeutig durchgefallen bei seinem ersten Test!
Bayer 04-Trainer Roger Schmidt. Quelle: Wikipedia, Foto: Fuguito, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Bayern dominieren Borussia Mönchengladbach im Spitzenspiel des Samstags deutlicher als es das Ergebnis von 2:0 aussagt, der BVB lässt beim 3:3 in Ingolstadt weitere Zähler unnötig liegen, doch das beherrschende Thema des Bundesliga-Wochenendes in Fußballdeutschland ist mal wieder Roger Schmidt, der Coach von Bayer 04 Leverkusen.
Der Cheftrainer der Werkself hatte seine Emotionen an der Seitenlinie nämlich beim bitteren 0:3 im Heimspiel der Rheinländer gegen 1899 Hoffenheim erneut nicht wirklich ausreichend unter Kontrolle und wurde nach einer heftigen Schimpftirade gegen Gäste-Trainer Julian Nagelsmann von Schiedsrichter Bastian Dankert und seinem Team vorzeitig auf die Tribüne geschickt.
Das alleine wäre ja schon ‚unschön‘ genug, doch ist Schmidt nicht nur Wiederholungstäter, er zeigt sich nach dem Vorfall auch abermals ziemlich uneinsichtig. Nun dürfte ihn somit wohl eine empfindliche Sperre erwarten, wenn es auch für dieses Verhalten so noch keinen wirklichen Präzedenzfall gibt. Doch alles andere als eine mehrwöchige Innenraumsperre für den Übungsleiter wäre wohl eine große Überraschung.
Größere Popularität erlangte der Schweizer Fußball-Schiedsrichter Urs Meier hierzulande wohl spätestens im Jahre 2006, als er zusammen u.a. mit Kult-Trainer Jürgen Klopp für das ZDF die Geschehnisse beim ‚Sommermärchen‘ auf lockere, eloquente Art analysierte. Seine Schiedsrichterkarriere hatte, der inzwischen auch schon 57-Jährige, damals aber auch schon hinter sich. Und diese hatte es wahrlich in sich.
Eine Fehlentscheidung bei der Qualifikation zur EM 2004 brachte Urs Meier beispielsweise die Ungnade rumänischer Fans. Ein nicht anerkanntes Tor der Engländer im EM-Viertelfinale 2004 zog Polizeischutz nach sich und Michael Ballack zeigte er eine folgenschwere, vieldiskutierte Gelbe Karte, welche diesen die Finalteilnahme bei einer WM kostete.
Von diesen und anderen ‚Karrierehighlights‘ berichtet der sympathische Ex-Schiri in seiner aktuellen Biographie „Mein Leben auf Ballhöhe“, welche seit wenigen Tagen im Buchhandel erhältlich ist. Der ehemalige FIFA-Referee von Weltrang, der im Jahr 2005 seine Karriere nach insgesamt 883 Profispielen beendete hatte, gewährt dabei so einige spannende Einblicke in die Welt des Fußballs und in die Seele des manchmal einsamsten Mannes auf dem Platz, dem Schiedsrichter.
Das legendäre ‚Phantom-Tor‘ von Thomas Helmer 1994. Copyright: imago/Sven Simon
Ein Fußball-Buch kann derzeit wahrscheinlich gar nicht aktueller sein als „Die 100 spektakulärsten Fehlentscheidungen im Fußball“, welches Anfang des Monats in den Buchhandel kam.
War der Ball gerade wirklich über der Linie? Stand der Stürmer nicht klar im Abseits? War es eine Schwalbe, war es ein Foul? Zumindest gefühlt wurden diese Fragen gerade in den letzten Monaten so häufig gestellt wie vielleicht noch nie zuvor. Auch die daraus mündende Diskussion um die nun geplante Einführung des Videobeweises im Profi-Fußball belegt die große Brisanz und Aktualität dieses Themas.
Sind unsere Schiedsrichter aber wirklich schlechter geworden? Oder ist das Spiel nicht einfach wesentlich schneller geworden? Die Meinungen gehen auseinander.
Was kann man tun um Fehlentscheidungen möglichst aus dem Tagesgeschäft zu verbannen? Will man das überhaupt? Wird der Fußball dann nicht ‚langweilig‘? Denn andererseits sind es ja eben genau diese Fehlentscheidungen an die man sich noch über Jahre hinweg erinnert, diskutiert und streitet. Unbestritten ist allgemein der Druck der auf den Unparteiischen lastet. All dies wird hier thematisiert.
Dieses Buch ruft uns die spektakulärsten Fehlentscheidungen noch einmal frisch in Erinnerung und befeuert damit eine aktuelle Debatte, welche es, wenn man hier durch die gesammelten Geschichten blättert, eben doch kein Phänomen sind, welches es erst seit kurzer Zeit zu bestaunen gibt. Fehlentscheidungen begleiten den Fußball schon seit jeher. Und was für welche!
Es ist ja erst ein paar Wochen her, dass Fußballdeutschland (und auch wir hier im Blog) über die fünf Gelbsperren diskutiert haben, welche Spieler von Darmstadt 98 ausgerechnet beim Auswärtsspiel ihres Clubs bei Bayern München vom grünen Rasen fernhielten, ihnen einen Einsatz beim anschließenden Spiel gegen einen Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt aber wieder ermöglichten. Wurde hier absichtlich gehandelt? Ist so etwas ahndungswürdig, da unsportlich?
Nun hat den Fußball diese Diskussion bereits wieder eingeholt. Diesmal sind es zwei Spieler von Abstiegskandidat Werder Bremen, die beim nächsten Ligaspiel in München gesperrt sein werden, im darauffolgenden Kick gegen Mainz dann aber wieder dabei sein dürften. Nun ja, soweit zumindest die Theorie. Denn im aktuellen Fall ermittelt nun der DFB. Einer von beiden war so ehrlich (s)einen Plan einzuräumen. Wird ausgerechnet ehrlich nun bestraft? Sieht ganz so aus!
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