
Es war am Ende ein klarer Sieg auf dem Papier: 3:0 gewann der FC Bayern München am Samstagnachmittag bei Borussia Mönchengladbach, spielte abgeklärt, effektiv, fast schon routiniert. Doch so souverän das Ergebnis aussieht – auf den Rängen, in den sozialen Medien und in den Talkrunden danach ging es nicht um die Tore, sondern um das alte, leidige Thema: Wird der Rekordmeister in der Bundesliga bevorzugt? Gibt es bei den Schiedsrichtern einen Bayern-Bonus?
Frühe Wende durch VAR-Eingriff
In der 19. Minute traf Gladbachs junger Mittelfeldmann Castrop Münchens Luis Díaz mit offener Sohle. Schiedsrichter Sascha Stegemann zeigte zunächst Gelb, dann – nach VAR-Eingriff und Studium der Bilder – Rot. Eine nachvollziehbare Entscheidung, die man zweifelsohne vertreten kann.
Doch kaum hatte sich der Borussia-Park von dem Schock erholt, sorgte ein Zwischenfall auf der anderen Seite für neuen Ärger: Bayern-Torhüter Urbig klärte außerhalb seines Strafraums, der Ball sprang ihm erst an den Oberschenkel, dann klar an den Arm. Stegemann ließ weiterspielen, der VAR blieb stumm.
Zwei Szenen, zwei Maßstäbe
Damit war sie wieder da, die uralte Diskussion: Warum greift der Videobeweis bei Bayern anders ein als bei anderen Vereinen? Warum wird im Zweifel zugunsten des Rekordmeisters entschieden? Für viele der 50.000 Zuschauer im Stadion war das Muster zu vertraut. Pfiffe begleiteten fortan jede Ballberührung der Gäste, und auf den Tribünen machte sich das Gefühl breit, dass Fairness und Konsequenz vor großen Vereinsnamen haltmachen.
Natürlich, Schiedsrichter sind Menschen, Fehler gehören dazu. Doch es ist die Häufung solcher „Zufälle“, die die Glaubwürdigkeit des Systems untergräbt. Wenn ein Gladbacher für ein Foul – korrekt oder nicht – vom Platz fliegt, während ein Bayern-Spieler oder -Torwart in einer heiklen Szene unbehelligt bleibt, entsteht ein Ungleichgewicht, das sich nicht in unschöner Regelmäßigkeit überzeugend mit „fehlender Wahrnehmung“ erklären lässt.
Ein Problem der Wahrnehmung – oder der Macht?
Bayern dominierte das Spiel, keine Frage. Aber die Szene um Urbig passte zu einem Bild, das viele Fans seit Jahren irritiert: Entscheider, die im Zweifel lieber gegen als für den Gegner des Rekordmeisters pfeifen. Ob Absicht oder unterbewusste Autoritätswirkung – das Ergebnis ist dasselbe: Der FC Bayern scheint in kritischen Momenten immer ein Stück mehr Schutz zu genießen als der Rest der Liga.
So bleibt nach dem 3:0 weniger der sportliche Eindruck haften als der alte Verdacht, dass im deutschen Fußball eben nicht alle gleich behandelt werden – und dass die Schere zwischen Anspruch und Realität in Sachen Fairness weiter auseinandergeht. Leider!
