‚Tuchel-Rebellen‘ Schmelzer und Sahin beim BVB wohl endgültig auf dem Abstellgleis

BVB-Spieler Nuri Sahin. Foto: Robin Patzwaldt

Bei Borussia Dortmund kursieren am Ende einer wohl höchstens als durchschnittlich zu bezeichnenden Spielzeit aktuell bekanntlich diverse Personalspekulationen. Am Samstag lief es für den Bundesligisten auf dem Rasen eine Woche nach der für viel Frust und Ärger bei den Fans sorgenden 0:2-Pleite im Revierderby in Gelsenkirchen gegen den FC Schalke 04 jetzt urplötzlich wieder deutlich besser.

Mit 4:0 bezwang der BVB daheim in Dortmund den direkten Tabellennachbarn Bayer 04 Leverkusen, wodurch der Klub jetzt eine ganz ordentlich Ausgangsposition beim Kampf um einen UEFA Champions League-Platz hat. Das ausgegebene Saisonziel ist also nach dieser deutlichen Leistungssteigerung noch machbar.

Umso ungünstiger ist die derzeitige Lage damit wohl für den gestern nicht einmal in den 18er-Kader berufenen Mannschaftskapitän Marcel Schmelzer, der von Peter Stöger für nicht ausreichende sportliche Leistungen am Samstag aus dem Kader verbannt wurde.

Und auch wenn Stöger sich rund um das Spiel gegen die Werkself eifrig darum bemühte die Sache nicht größer erscheinen zu lassen als unbedingt nötig, da er den Mannschaftsfrieden natürlich in diesen wichtigen Wochen nicht unnötig gefährden möchte, ist das selbstverständlich schon eine Nachricht, die die Fußballszene im Revier und darüber hinaus deutlich aufhorchen ließ.

Wenn man dazu noch bedenkt, dass auch Nuri Sahin am Samstag, trotz diverser verletzungsbedingter Ausfälle im Kader, über 90 Minuten einmal mehr auf der harten Ersatzbank Platz nehmen musste, dann deuten sich hier in beiden Fällen tatsächlich schon sehr eindeutig einschneidende Veränderungen im Kader der Borussen an.

Zur Erinnerung: Mit Sahin und Schmelzer spielen damit im Endspurt der laufenden Saison jetzt ausgerechnet jene beiden Spieler offenbar keine nennenswerte Rolle im plötzlich erfolgreichen Team der Schwarzgelben mehr, die im vergangenen Frühjahr an exponierter Stelle an der durchgeführten Entmachtung von Ex-Coach Thomas Tuchel in Dortmund beteiligt waren.

Damals hatte Schmelzer den Coach in zuvor so noch nie erlebter Heftigkeit öffentlich (und von der Klubführung völlig ungestraft) dafür kritisiert, dass er den zumindest aus seiner Sicht angeblich sportlich quasi völlig unantastbaren Sahin im DFB-Pokal-Finale 2017 in Berlin gegen Eintracht Frankfurt, nicht einmal in den Kader berief. Dass Sahin und Schmelzer privat offenbar eng befreundet sind, das sei hier nur am Rande mit erwähnt.

Trotz des 2:1-Erfolges in Berlin im Mai 2017, immerhin verbunden mit dem ersten Titel des BVB seit 2012, musste Erfolgscoach Tuchel sich während der laufenden Feierlichkeiten live im öffentlich rechtlichen TV die Wehklagen seiner vermeintlichen Führungsspieler anhören, wurde wenige Tage später von seinem Amt entbunden.

Die Konsequenzen sind bekannt. Der BVB geriet nach herausragendem Saisonstart unter Nachfolger Peter Bosz plötzlich mächtig ins Trudeln, konnte sich bisher auch unter dessen Nachfolger Stöger sportlich nur bedingt erholen.

Gestern dann urplötzlich die wohl beste Leistung seit Monaten. Und das ausgerechnet ohne die damaligen ‚Rebellen‘ Sahin und Schmelzer. Ein reiner Zufall? Wohl kaum!

Sahin reagierte schon beim letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, in dem er plötzlich einmal wieder von Anfang an zum Einsatz kam, sehr gereizt auf Reporterfragen, sah sich genötigt den Journalisen seine Meinung zu kursierenden ‚Streichlisten‘ kund zu tun, auf denen angeblich auch sein Name zu finden ist.

Gestern dann für den Türken, der zuletzt zudem mit zumindest unglücklichen Äußerungen im Social Media Bereich unangenehm aufgefallen war, wieder ein 90-minütiger Aufenthalt auf der Bank. Offenbar setzt mit dem Österreicher Stöger auch der nächste Coach nicht allzu intensiv auf die Dienste Sahins, wenn es für das Team einmal kritisch wird.

Und auch Teamkapitän Schmelzer machte zuletzt in erster Linie mit Interviews von sich reden, in denen er eine vollmundig Reaktion der Mannschaft auf die schwächelnden Leistungen einforderte, weniger jedoch mit eigenen guten sportlichen Leistungen.

Nicht wirklich überraschend also, dass auch er den Kredit beim derzeitigen Übungsleiter inzwischen vollkommen verspielt zu haben scheint.

Zudem ist nach dem klaren Erfolg über Leverkusen auch nicht damit zu rechnen, dass die beiden nächste Woche in Bremen eine tragende Rolle im Team haben werden. Eher im Gegenteil.

Vieles deutet daher wohl darauf hin, dass ausgerechnet die beiden ‚Tuchel-Rebellen‘ den anstehenden Umbau des BVB-Kaders im kommenden Sommer sportlich nicht überleben werden.

Thomas Tuchel dürfte sich dadurch, mit einem Jahr Verspätung sozusagen, vermutlich mit seinen damaligen Einschätzungen nur zusätzlich bestätigt sehen.

Wie sehr der Kredit auch von Schmelzer bei den BVB-Fans inzwischen aufgebraucht zu sein scheint, das zeigt übrigens auch eine kleine Twitter-Umfrage, die ich am Samstag gestartet habe. Mag diese natürlich bei knapp über 100 Teilnehmern auch längst nicht repräsentativ sein, so ist die Tatsache, dass mehr als doppelt so viele Teilnehmer sich darin für ein Ende der Ära Schmelzer in Dortmund aussprechen wie für einen Verbleib über den Sommer hinaus, schon ein weiteres eindeutiges Zeichen.

Sahin und Schmelzer sind in Dortmund in jedem Falle zum für sie denkbar ungünstigsten Zeitpunkt (und womöglich beide auch final) ins sportliche Abseits geraten. Trotz ihrer unbestrittenen Verdienste für den BVB in der fernen Vergangenheit. Doch die Zukunft des BVB dürfte höchstwahrscheinlich ohne sie gestaltet werden.

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ke
ke
6 Jahre zuvor

Die Leistungen beider Spieler in den letzten passten nicht zu den Ansprüchen von Borussia. Dennoch sehe ich die im Artikel beschriebenen Ereignisse nicht unbedingt im Zusammenhang.

Tuchels Aufstellungen waren auch immer sehr "kreativ" und oft nicht nachvollziehbar. Irgendwie verbinde ich die Handball-Spielweise um den Strafraum ohne Zug zum Tor auch mit ihm.
Dortmund ist in der Rückrundentabelle auf Platz 2 mit 2 Niederlagen. So schlecht ist das nicht, auch wenn der Fußball nicht zur Unterhaltung beiträgt.

Schmelzer war schon so oft kritisiert worden. Die Alternativen waren meistens verletzt oder schlechter. Nach seiner Verletzung hatte er durchaus auch kämpferische Momente gezeigt, während viele andere Mannschaftskameraden dem Gegner zuschauten.
Wir werden sehen, wie lange er sich noch halten kann. Ich gehe davon aus, dass er noch ein wenig auf der linken Seite spielen wird.

Sahin hatte in den ersten Spielen ein paar Highlights. Das war es dann auch.

Das Problem sehe ich eher darin, dass viele neue und alte Talente in dieser Saison kaum Glanzlichter setzen konnten und meistens auch deutlich unter dem Niveau spielen, dass sie bspw. in der Vorsaison zeigten.
Ebenso war die Paßsicherheit in vielen Spielen erschreckend.

Beim Sport geht es oft um viele Kleinigkeiten und final auch um Glück.
Es ist aber nicht nachvollziehbar, wenn "Spitzenfußballer" nur zuschauen. Das wird nicht reichen. Die großen Mannschaften zeigen auch, dass sie einfach wacher und mental stärker sind.

BTW: Hier kann man sich auch mal fragen, was die ganzen Trainer/Betreuer für "Irgendwas" so den ganzen Tag machen und was ihre Leistung final bringt.
Heynckes war da mal sehr pragmatisch:
https://www.focus.de/sport/videos/neuer-trainer-in-muenchen-fc-bayern-heynckes-denkwuerdige-antwort-zum-thema-ernaehrung_id_7712981.html

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Endlich!!!!!
Endlich hat Stöger, das ,was ihm in den letzten Wochen "mit Sicherheit" so bewußt geworden wie vielen, vielen Fans, in die Tat umgesetzt:

Schmelzer und Sahin (und Castro) sind -bestenfalls- nur noch 2.Wahl, wenn es um die Besten für einen 18 Mann – Kade geht.
Was mich gegenüber Schmelzer und Sahin vor allem kritisch stimmt, ist nicht ihre "Schlechtleistung", sondern ihre dazu in eklatantem Widerspruch stehen Selbsteinschätzung einhergehend mit ihrem wortreichen, aber inhaltlich sinnlosen Geschwafel gegenüber den Medien.

Ich habe den Eindruck, daß Wazke/Zorc/die Ruhrnachrichten das nach wie vor ganz anders sehen als ich oder anders sehen wollen; bei Watzke und Zorc wohl auch noch in Solidarität zu den Beiden wegen ihres Beitrages zum Tuchel-Rausschmiß und Beide infolgedessen mit der Nichtnomierung von Schmelzer/Sahin für den Kader (!) ganz und gar nicht einverstanden werden -sh. dazu die "verdruckste" Antwrort von Zorc auf entsprechende Fragen an ihn.

Also:
Kompliment an Stöger für die Aufstellung gestern gegen Leverkusen und kompliment an die Mannschaft, für das insgesamt seher, sehr gute Spiel gestern gegen Leverkusen.
Selbst Götze konnte mit einer für mich befriedigende Leistung aufwarten.

Ich frage mich:
1.
Warum diese Leistungsexplosion und warum erst jetzt?
Lag es nur daran, daß Schmelzer, Sahin, Castro. Schürle nicht dabei waren?
2.
Eine Eintagsfliege oder ……???
3.
Wenn die Leistungen in den letzten drei Spielen ähnlich gut/sehr gut sein werden, kann das zu Stögers Verbleib führen?
Sein Durchsetzungsvrmögen -sh.Schmelzer pp- und seine Fähigkeit, die neu formierten Mannschaft auch taktisch bestens einzustellen -Beides war gestern festzustellen-, haben zumindest bei mir dazu geführt, über die "richtige" Antwort auf diese Frage erneut nachzudenken.
Wahrscheinlich haben Watzke/Zorc jedoch längst ihre Entscheidung gefällt -pro oder contra? Ich weiß es nicht. Ich vermute contra Stöger.

Ich habe mich jedenfalls gestern nach langer, langer Zeit 'mal wieder so richtig über ein tolles Spiel des BVB gefreut; schön so und hoffentlich weiter so.

schüssler
schüssler
6 Jahre zuvor

Der Kurzzeit-Stöger wollte eine Machtdemonstration um sich !!! zu retten.
SCHMELLE ist seit 13 JAHREN im VEREIN und immer ein KÄMPFER . In der Krise mit
BOZS war er einer der BESTEN. Auch andere sind unter STÖGER IMMER SCHLECHTER geworden,
Castro, Weigl etc und sassen auf der Bank. Dieses hätte er mit Schmelle auch machen können.
Aber eine Suspendierung gegen jemanden , der so viel gegeben hat UND SICH IMMER KORREKT
benimmt. Er ist doch kein Auba!!!!

Zagga
Zagga
6 Jahre zuvor

So ein Mist was ich lese Schmelzer und Sahin schlecht. Der einzige wo in dem Verein schlecht ist der 2 Klassige Trainer. Gestern hat Weigl gegen Leverkusen gespielt. Frage mich wer bei der 6-0 klatsche gegen Bayern gespielt hat. Weigl!!!! Und Dahoud hat nicht mal die Qualität. Stöger soll endlich gehen. Kann diesen Mann der 0 Ahnung vom BVB hat raten zu gehen. So ne Dumpfbacke. Hat gegen eine Leverkusener Manschaft gespielt die fertig war vom DFB Pokal Spiel. Nun denken alle der ist Super. Bevor Schmelzer oder Sahin gehen. Geht erst mal dieser Depp Stöger der dem Verein nix gegeben hat wobei die beiden Sahin und Schmelzer schon einige Pokale. Was hat Tuchel der Bayern Arschlecker gebracht nichts. Der wird sich anschauen wie der Wind bei PSG weht. Und so eine Hetze wie hier gegen 2 Spieler die dem BVB genug gegeben haben. Schämt euch.

Aquii
6 Jahre zuvor

Die Frage zur neuen Saison wird wohl eher sein, wie der kaufmännische Watzke das sieht, Einen Trainer ohne Abfindung zu tauschen und dafür die zwei "Mobber vom Dienst" als Aktiva in der Bilanz zu halten?

Daran ist für mich erkennbar, ob ihm wirklich etwas an der Erneuerung des Kaders liegt, oder ob es nur Versprechungen wie bei einer mittleren deutschen Partei der Fall ist.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

@Aquii: Vielleicht hat Stöger, der als bodenständiger Realist schon seit längerem mit einer konsequenten Vertragserfüllung – also mit seinem Abgang im Juni – rechnet, einfach nur den "Geist des Augenblicks" genutzt, um mal ohne Angst um seinen Trainersessel zu demonstrieren, was in der Truppe so alles gut läuft, wenn Stinker wie Schmelle und Sahin nicht in Reichweite sind.

Ich fand es übrigens recht erbaulich, wie Sky Schmelles Tribünengaudi in Bildern einfing – am Anfang sah man noch einen feixenden Kapitän und mit der Anzahl der Tore wich das Schmunzeln einer eher versteinerten, dumm guckenden Miene;))

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Wenn Stöger in den letzten 3 Bundesliga-Spielen Schmelzer anstelle von…, Sahin anstelle von.., Castro anstelle von…. nominieren sollte -unterstellt, daß es dazu verletzungsbedingt keine Notwendigkeit gibt-, dann hätte ich erstmals während der Trainerzeit von Stöger in DO Anlass, seine Trainer-Qualitäten kritisch zu hinterfragen.
Ich bin mir sicher, daß er mir diese Gelegenheit nicht bieten wird.

Im übrigen machen mir die Solidaritätsbekundungen pro Schmelzer, pro Sahin ein bisher in der öffentlichen Diskussion kaum erwähntes BVB-Problem erneut und sehr nnachdrücklich bewußt, nämlich das Festhalten vieler Fans an Spieler, die für jeden Fußballer -mit und ohne Brille- erkennbar nicht die Leistungen bringen -nicht mehr bringen können-, die für jeden "Durschnitts-spieler" (!!) in der Bundesliga selbstverständlich sein müssen.
D a s ist ein BVB-Problem, zumal ich den Eindruck habe, daß Watzke und Zorc dazu neigen, diesen Fans zuliebe "mannschaftsbeeinflussend" tätig zu werden, ggfls. auch gegen den Willen der verantwortlichen Trainer. Das galt für Klopp und Tuchel. Das gilt für Stöger. Letzterer hat zumindest bei der Nominierung des Kaders gegen Leverkusen gezeigt, daß er eigenständig und ausschließlich nach der momentanen Leistungsstärke der Spieler entscheidet, wer zum Kader gehört und wer nicht. Gut so -für den BVB-.

Zu hoffen bleibt, egal wer den BVB in der Spielzeit 2o17/2o18 trainieren wird, daß Sammer und Kehl ihre spielerbezogen Ratschläge dem Trainer immer nur unter einem Aspekt erteilen werden:
"Wer ist nach seiner Leistung -nicht nach seinen BVB-Verdiensten, nicht nach seiner Beliebtheit bei den Fans, nicht aufgrund seiner Vasallentreue gegenüber Watzke und Zorc – prädestiniert, für den Kader zum bevorstehende Spiel nominiert zu werden. Alles Andere wäre für mich "vereinsschädigend".
Watzke und Zorc können und sollen sich um alles Andere im Verein kümmern, aber nicht versuchen, auf Trainer und Mannschaft Einfluss zu nehmen.
Dass bei An- und Verkäufen auch zukünftig nicht der Trainer -beraten von Sammer und Kehl-allein entscheiden kann, ist leider so.

Allerdngs müssen Watzke und Zorc , wenn sie , wie in der Vergangenheit mehrfach geschehen, gegen das Votum des jeweiligen Trainers -und zukünftig auch gegen das von Sammer und Kehl?- über An- und Verkäufe entscheiden – evtl. sogar als Verantwortliche in einer AG so zu entscheiden haben-,dann müssen sie sich deshalb auch in die Verantwortung nehmen lassen, wenn es spielerisch zu Problemen kommt und sich nicht "abducken" nebst Verweisung der Verantwortung für spielerische Defizite ausschließlich auf den jeweiligen Trainer.

trackback

[…] gegen Eintracht Frankfurt, das der BVB seinerzeit mit 2:1 Toren für sich entscheiden konnte, die Nichtnominierung Nuri Sahins in den Final-Kader öffentlich unwidersprochen kritisieren durfte. Damals galt sein Wort noch etwas im Klub, war er […]

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